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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Die Maschinen für die Verdichtung und Formgebung.
einer Eisenbahnschiene, welche naturgemäss in liegender Stellung ge-
walzt werden muss, bildet der Fuss der Schiene eine solche ein-
geschnittene Stelle; in noch stärkerem Maasse ist dieses bei vielen
Sorten T- und Doppelt-T eisen der Fall, dessen Steg in dem Kaliber
wagerecht liegt, während die Schenkel als senkrechte Einschnitte
erscheinen. Offenbar ist hier die Umfangsgeschwindigkeit der Walze
und somit auch das Maass der Streckung an den tief eingeschnittenen
Stellen des Kalibers geringer als an den höher liegenden; es tritt eine
[Abbildung] Fig. 208.
Zerrung ein, welche eine
Beschädigung des Walz-
stückes oder Spannung in
dem fertigen Stabe erzeu-
gen kann. Es kommt bei
derartigen Formen der Um-
stand hinzu, dass die Aus-
bildung der im Kaliber
senkrecht stehenden Flä-
chen (des Fusses der Schie-
nen, der Schenkel des Tei-
sens) nur durch Seiten-
druck erfolgen kann; und
es wächst aus diesen Grün-
den die Schwierigkeit der
Herstellung mit der Breite
jener Theile, welche in dem
Kaliber als schmale und
tiefe Einschnitte erscheinen.

Bei Triowalzen wird
die Aufgabe, fortschreitend
abnehmende Kaliberquer-
schnitte anzuordnen, durch
den Umstand erschwert,
dass hier die in der Mittel-
walze enthaltene Kaliber-
hälfte ebensowohl mit dem
Kaliber der Unterwalze als
dem der Oberwalze zusam-
menpassen muss. Am ein-
fachsten gestaltet sich noch
die Lösung dieser Aufgabe, wenn in offenen Kalibern einfache Quer-
schnitte gewalzt werden, bei denen es auf genaue Symmetrie nicht
ankommt.

Fig. 208 zeigt z. B., wie man bei der Construction von Spitz-
bogenkalibern für Triowalzen verfahren kann. Der Abnahmecoefficient
sei hier wieder 7/8; A B die Diagonale des durch das erste Kaliber
hindurchgehenden Walzstückes. Man nimmt also C D = 7/8 A B, ver-
theilt jedoch die gesammte Abnahme derartig, dass nur ein Drittel
derselben in die Unterwalze, zwei Drittel in die Mittelwalze fallen; es
wird also C E = A E -- 1/3 . 1/8 A B = 11/24 A B; D E = A E --

Die Maschinen für die Verdichtung und Formgebung.
einer Eisenbahnschiene, welche naturgemäss in liegender Stellung ge-
walzt werden muss, bildet der Fuss der Schiene eine solche ein-
geschnittene Stelle; in noch stärkerem Maasse ist dieses bei vielen
Sorten T- und Doppelt-T eisen der Fall, dessen Steg in dem Kaliber
wagerecht liegt, während die Schenkel als senkrechte Einschnitte
erscheinen. Offenbar ist hier die Umfangsgeschwindigkeit der Walze
und somit auch das Maass der Streckung an den tief eingeschnittenen
Stellen des Kalibers geringer als an den höher liegenden; es tritt eine
[Abbildung] Fig. 208.
Zerrung ein, welche eine
Beschädigung des Walz-
stückes oder Spannung in
dem fertigen Stabe erzeu-
gen kann. Es kommt bei
derartigen Formen der Um-
stand hinzu, dass die Aus-
bildung der im Kaliber
senkrecht stehenden Flä-
chen (des Fusses der Schie-
nen, der Schenkel des Tei-
sens) nur durch Seiten-
druck erfolgen kann; und
es wächst aus diesen Grün-
den die Schwierigkeit der
Herstellung mit der Breite
jener Theile, welche in dem
Kaliber als schmale und
tiefe Einschnitte erscheinen.

Bei Triowalzen wird
die Aufgabe, fortschreitend
abnehmende Kaliberquer-
schnitte anzuordnen, durch
den Umstand erschwert,
dass hier die in der Mittel-
walze enthaltene Kaliber-
hälfte ebensowohl mit dem
Kaliber der Unterwalze als
dem der Oberwalze zusam-
menpassen muss. Am ein-
fachsten gestaltet sich noch
die Lösung dieser Aufgabe, wenn in offenen Kalibern einfache Quer-
schnitte gewalzt werden, bei denen es auf genaue Symmetrie nicht
ankommt.

Fig. 208 zeigt z. B., wie man bei der Construction von Spitz-
bogenkalibern für Triowalzen verfahren kann. Der Abnahmecoëfficient
sei hier wieder 7/8; A B die Diagonale des durch das erste Kaliber
hindurchgehenden Walzstückes. Man nimmt also C D = 7/8 A B, ver-
theilt jedoch die gesammte Abnahme derartig, dass nur ein Drittel
derselben in die Unterwalze, zwei Drittel in die Mittelwalze fallen; es
wird also C E = A E — ⅓ . 1/8 A B = 11/24 A B; D E = A E

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[730/0802] Die Maschinen für die Verdichtung und Formgebung. einer Eisenbahnschiene, welche naturgemäss in liegender Stellung ge- walzt werden muss, bildet der Fuss der Schiene eine solche ein- geschnittene Stelle; in noch stärkerem Maasse ist dieses bei vielen Sorten T- und Doppelt-T eisen der Fall, dessen Steg in dem Kaliber wagerecht liegt, während die Schenkel als senkrechte Einschnitte erscheinen. Offenbar ist hier die Umfangsgeschwindigkeit der Walze und somit auch das Maass der Streckung an den tief eingeschnittenen Stellen des Kalibers geringer als an den höher liegenden; es tritt eine [Abbildung Fig. 208.] Zerrung ein, welche eine Beschädigung des Walz- stückes oder Spannung in dem fertigen Stabe erzeu- gen kann. Es kommt bei derartigen Formen der Um- stand hinzu, dass die Aus- bildung der im Kaliber senkrecht stehenden Flä- chen (des Fusses der Schie- nen, der Schenkel des Tei- sens) nur durch Seiten- druck erfolgen kann; und es wächst aus diesen Grün- den die Schwierigkeit der Herstellung mit der Breite jener Theile, welche in dem Kaliber als schmale und tiefe Einschnitte erscheinen. Bei Triowalzen wird die Aufgabe, fortschreitend abnehmende Kaliberquer- schnitte anzuordnen, durch den Umstand erschwert, dass hier die in der Mittel- walze enthaltene Kaliber- hälfte ebensowohl mit dem Kaliber der Unterwalze als dem der Oberwalze zusam- menpassen muss. Am ein- fachsten gestaltet sich noch die Lösung dieser Aufgabe, wenn in offenen Kalibern einfache Quer- schnitte gewalzt werden, bei denen es auf genaue Symmetrie nicht ankommt. Fig. 208 zeigt z. B., wie man bei der Construction von Spitz- bogenkalibern für Triowalzen verfahren kann. Der Abnahmecoëfficient sei hier wieder 7/8; A B die Diagonale des durch das erste Kaliber hindurchgehenden Walzstückes. Man nimmt also C D = 7/8 A B, ver- theilt jedoch die gesammte Abnahme derartig, dass nur ein Drittel derselben in die Unterwalze, zwei Drittel in die Mittelwalze fallen; es wird also C E = A E — ⅓ . 1/8 A B = 11/24 A B; D E = A E —

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 730. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/802>, abgerufen am 25.11.2024.