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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Walzwerke. Die Kalibrirung der Walzen.
Schwungrad besitzt. Die Betriebsmaschine hat bei einem solchen Walz-
werke nunmehr die volle Arbeit beim Durchgange des Walzstückes zu
liefern und muss dementsprechend bedeutend kräftiger als bei einem
Walzwerke mit Schwungrad gebaut sein, ihre Anlagekosten sind höher,
der Verbrauch an Elementarkraft (Dampf, Wasser) ist beträchtlicher.

Aus diesen Gründen pflegt man die Anwendung der Kehrwalz-
werke auf diejenigen Fälle zu beschränken, wo schwere Arbeitsstücke,
insbesondere Bleche, gewalzt werden, deren Anheben und Zurück-
geben nicht ohne umfangreiche maschinelle Vorrichtungen und ohne
grossen Zeitverlust zu ermöglichen sein würde.

Benutzt man, wie gewöhnlich, Dampfkraft für den Betrieb eines
solchen Kehrwalzwerkes ohne Schwungrad, so ist eine Zwillingsmaschine
erforderlich, deren Kurbeln unter rechtem Winkel gegen einander ge-
stellt sind. Expansion ist nur in beschränktem Maasse anwendbar,
damit nicht die Umsteuerung an bestimmte Kurbelstellungen gebunden
sei; auch hierdurch wird der Dampfverbrauch verhältnissmässig hoch.

d) Die Kalibrirung der Walzen.

Von der zweckmässig gewählten Form der Kaliber (S. 697) hängt
zum grossen Theile die Leistung des Walzwerkes sowohl in qualitativer
als quantitativer Beziehung ab; und die Kalibrirung der Eisenwalzen
ist daher eine Aufgabe von nicht zu unterschätzender Wichtigkeit.

Kaliber, welche gleichmässig auf Ober- und Unterwalze vertheilt
sind, so dass jede der letzteren eine Hälfte des Kalibers als furchen-
artigen Einschnitt enthält (wie bei den rechts befindlichen Walzen in
Fig. 183, S. 701) nennt man offene; tritt dagegen die Oberwalze mit
einem vorspringenden Rande in die Furche der Unterwalze, wie bei
den linksseitigen Walzen der genannten Abbildung, so heisst das Kaliber
geschlossen. Geschlossene Kaliber, bei denen die Furche in der
Oberwalze, der Rand in der Unterwalze liegt, kommen nur ausnahms-
weise vor, da es aus schon früher erörterten Gründen in allen Fällen
wünschenswerth ist, dass der Durchmesser der Oberwalze innerhalb
des Kalibers grösser sei als der der Unterwalze.

Je zwei benachbarte Kaliber sind durch einen dazwischen liegen-
den Rand oder Ring getrennt. Man pflegt demselben 10--25 mm Breite
zu geben. Je breiter die Ringe sind, desto mehr Walzenlänge geht
für die Benutzung zu Kalibern verloren; sehr schmale Ringe dagegen
brechen leichter aus.

In allen Fällen muss das Arbeitsstück, um verdichtet zu werden
und eine bestimmte Endform zu erhalten, nach einander verschiedene
Kaliber durcheilen, deren Querschnitt für jeden neuen Durchgang
kleiner ist. Der Querschnitt des letzten oder Endkalibers entspricht
dem Querschnitte des fertigen Stabes; von hier bis zum ersten Kaliber
aufwärts bilden sämmtliche Kaliber eine zusammenhängende Reihe mit
allmählichen Uebergängen sowohl der Querschnittsgrösse als Quer-
schnittsform.

Je allmählicher diese Uebergänge stattfinden, desto mehr Kaliber
sind für eine und dieselbe Endform erforderlich, desto länger ist die
Zeitdauer des Auswalzens, desto mehr kühlt das Walzstück während

Walzwerke. Die Kalibrirung der Walzen.
Schwungrad besitzt. Die Betriebsmaschine hat bei einem solchen Walz-
werke nunmehr die volle Arbeit beim Durchgange des Walzstückes zu
liefern und muss dementsprechend bedeutend kräftiger als bei einem
Walzwerke mit Schwungrad gebaut sein, ihre Anlagekosten sind höher,
der Verbrauch an Elementarkraft (Dampf, Wasser) ist beträchtlicher.

Aus diesen Gründen pflegt man die Anwendung der Kehrwalz-
werke auf diejenigen Fälle zu beschränken, wo schwere Arbeitsstücke,
insbesondere Bleche, gewalzt werden, deren Anheben und Zurück-
geben nicht ohne umfangreiche maschinelle Vorrichtungen und ohne
grossen Zeitverlust zu ermöglichen sein würde.

Benutzt man, wie gewöhnlich, Dampfkraft für den Betrieb eines
solchen Kehrwalzwerkes ohne Schwungrad, so ist eine Zwillingsmaschine
erforderlich, deren Kurbeln unter rechtem Winkel gegen einander ge-
stellt sind. Expansion ist nur in beschränktem Maasse anwendbar,
damit nicht die Umsteuerung an bestimmte Kurbelstellungen gebunden
sei; auch hierdurch wird der Dampfverbrauch verhältnissmässig hoch.

d) Die Kalibrirung der Walzen.

Von der zweckmässig gewählten Form der Kaliber (S. 697) hängt
zum grossen Theile die Leistung des Walzwerkes sowohl in qualitativer
als quantitativer Beziehung ab; und die Kalibrirung der Eisenwalzen
ist daher eine Aufgabe von nicht zu unterschätzender Wichtigkeit.

Kaliber, welche gleichmässig auf Ober- und Unterwalze vertheilt
sind, so dass jede der letzteren eine Hälfte des Kalibers als furchen-
artigen Einschnitt enthält (wie bei den rechts befindlichen Walzen in
Fig. 183, S. 701) nennt man offene; tritt dagegen die Oberwalze mit
einem vorspringenden Rande in die Furche der Unterwalze, wie bei
den linksseitigen Walzen der genannten Abbildung, so heisst das Kaliber
geschlossen. Geschlossene Kaliber, bei denen die Furche in der
Oberwalze, der Rand in der Unterwalze liegt, kommen nur ausnahms-
weise vor, da es aus schon früher erörterten Gründen in allen Fällen
wünschenswerth ist, dass der Durchmesser der Oberwalze innerhalb
des Kalibers grösser sei als der der Unterwalze.

Je zwei benachbarte Kaliber sind durch einen dazwischen liegen-
den Rand oder Ring getrennt. Man pflegt demselben 10—25 mm Breite
zu geben. Je breiter die Ringe sind, desto mehr Walzenlänge geht
für die Benutzung zu Kalibern verloren; sehr schmale Ringe dagegen
brechen leichter aus.

In allen Fällen muss das Arbeitsstück, um verdichtet zu werden
und eine bestimmte Endform zu erhalten, nach einander verschiedene
Kaliber durcheilen, deren Querschnitt für jeden neuen Durchgang
kleiner ist. Der Querschnitt des letzten oder Endkalibers entspricht
dem Querschnitte des fertigen Stabes; von hier bis zum ersten Kaliber
aufwärts bilden sämmtliche Kaliber eine zusammenhängende Reihe mit
allmählichen Uebergängen sowohl der Querschnittsgrösse als Quer-
schnittsform.

Je allmählicher diese Uebergänge stattfinden, desto mehr Kaliber
sind für eine und dieselbe Endform erforderlich, desto länger ist die
Zeitdauer des Auswalzens, desto mehr kühlt das Walzstück während

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[723/0793] Walzwerke. Die Kalibrirung der Walzen. Schwungrad besitzt. Die Betriebsmaschine hat bei einem solchen Walz- werke nunmehr die volle Arbeit beim Durchgange des Walzstückes zu liefern und muss dementsprechend bedeutend kräftiger als bei einem Walzwerke mit Schwungrad gebaut sein, ihre Anlagekosten sind höher, der Verbrauch an Elementarkraft (Dampf, Wasser) ist beträchtlicher. Aus diesen Gründen pflegt man die Anwendung der Kehrwalz- werke auf diejenigen Fälle zu beschränken, wo schwere Arbeitsstücke, insbesondere Bleche, gewalzt werden, deren Anheben und Zurück- geben nicht ohne umfangreiche maschinelle Vorrichtungen und ohne grossen Zeitverlust zu ermöglichen sein würde. Benutzt man, wie gewöhnlich, Dampfkraft für den Betrieb eines solchen Kehrwalzwerkes ohne Schwungrad, so ist eine Zwillingsmaschine erforderlich, deren Kurbeln unter rechtem Winkel gegen einander ge- stellt sind. Expansion ist nur in beschränktem Maasse anwendbar, damit nicht die Umsteuerung an bestimmte Kurbelstellungen gebunden sei; auch hierdurch wird der Dampfverbrauch verhältnissmässig hoch. d) Die Kalibrirung der Walzen. Von der zweckmässig gewählten Form der Kaliber (S. 697) hängt zum grossen Theile die Leistung des Walzwerkes sowohl in qualitativer als quantitativer Beziehung ab; und die Kalibrirung der Eisenwalzen ist daher eine Aufgabe von nicht zu unterschätzender Wichtigkeit. Kaliber, welche gleichmässig auf Ober- und Unterwalze vertheilt sind, so dass jede der letzteren eine Hälfte des Kalibers als furchen- artigen Einschnitt enthält (wie bei den rechts befindlichen Walzen in Fig. 183, S. 701) nennt man offene; tritt dagegen die Oberwalze mit einem vorspringenden Rande in die Furche der Unterwalze, wie bei den linksseitigen Walzen der genannten Abbildung, so heisst das Kaliber geschlossen. Geschlossene Kaliber, bei denen die Furche in der Oberwalze, der Rand in der Unterwalze liegt, kommen nur ausnahms- weise vor, da es aus schon früher erörterten Gründen in allen Fällen wünschenswerth ist, dass der Durchmesser der Oberwalze innerhalb des Kalibers grösser sei als der der Unterwalze. Je zwei benachbarte Kaliber sind durch einen dazwischen liegen- den Rand oder Ring getrennt. Man pflegt demselben 10—25 mm Breite zu geben. Je breiter die Ringe sind, desto mehr Walzenlänge geht für die Benutzung zu Kalibern verloren; sehr schmale Ringe dagegen brechen leichter aus. In allen Fällen muss das Arbeitsstück, um verdichtet zu werden und eine bestimmte Endform zu erhalten, nach einander verschiedene Kaliber durcheilen, deren Querschnitt für jeden neuen Durchgang kleiner ist. Der Querschnitt des letzten oder Endkalibers entspricht dem Querschnitte des fertigen Stabes; von hier bis zum ersten Kaliber aufwärts bilden sämmtliche Kaliber eine zusammenhängende Reihe mit allmählichen Uebergängen sowohl der Querschnittsgrösse als Quer- schnittsform. Je allmählicher diese Uebergänge stattfinden, desto mehr Kaliber sind für eine und dieselbe Endform erforderlich, desto länger ist die Zeitdauer des Auswalzens, desto mehr kühlt das Walzstück während

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 723. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/793>, abgerufen am 25.11.2024.