Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Maschinen für die Verdichtung und Formgebung.
wo der Angriff erfolgen soll, und der Hammerhelm wird da, wo er
von den Daumen erfasst wird, durch ein umgelegtes eisernes Band vor
rascher Abnutzung geschützt. Die gusseisernen Daumen aber versieht
man an derjenigen Seite, mit welcher sie den Hammerhelm berühren,
zum ferneren Schutze des letzteren mit einem angelegten Holzstücke
F in Fig. 168 (Frosch genannt), welches durch ein übergeschobenes
Schmiedeeisenband mit dem Daumen verbunden wird.

Nun wird offenbar in jedem derartigen Hammer, sobald er von
dem Daumen angehoben wird, eine gewisse lebendige Kraft erzeugt,
vermöge deren er noch um ein bestimmtes Maass emporsteigt, nach-
dem der Angriff des Daumens bereits aufgehört hat; die lebendige
Kraft und somit auch die Höhe, zu welcher der Hammer emporgeworfen
wird, wächst mit der Anfangsgeschwindigkeit, d. h. mit der Geschwindig-
keit der angreifenden Daumen. Zur Hervorbringung starker
Schläge bei gegebenem Gewichte ist mithin eine grosse
Umlaufsgeschwindigkeit der Daumentrommel erforderlich
;
je schwächer die Schläge werden sollen, desto langsamer müssen die
Daumen sich bewegen. Natürlicherweise wird nun aber mit zunehmen-
der Geschwindigkeit der Daumen die Zeitdauer sich verkürzen, während
welcher ein neuer Daumen in die Angriffsstellung einrückt; geschieht
dieses früher als der Hammer wieder niedergefallen ist, so wird der-
selbe von dem nachfolgenden Daumen gefangen, und der Schlag findet
überhaupt nicht statt. Durch Verringerung der Daumenzahl würde
zwar dieser Uebelstand sich beseitigen lassen; aber die Zahl der in
gegebener Zeit erfolgenden Schläge würde dadurch in demselben Ver-
hältnisse sich verringern.

Lässt man nun aber den Hammer nicht bis zu seiner vollen, der
Anfangsgeschwindigkeit entsprechenden Hubhöhe aufsteigen, sondern,
bald nachdem er den Daumen verlassen hat, gegen einen elastischen
Körper schlagen, welcher ihn in die Anfangsstellung zurückwirft, so
wird er mit annähernd der gleichen Endgeschwindigkeit niederfallen
und die Wirkung des Schlages wird annähernd ebenso gross sein, als
wenn er frei aufgestiegen wäre; aber die Zeitdauer des Hubes ist ent-
sprechend abgekürzt und man erhält auf diese Weise die Möglichkeit,
auch bei grosser Endgeschwindigkeit zahlreiche Schläge auszuführen.
Eine derartige Vorrichtung zur Unterbrechung des Hubes bei raschem
Gange des Hammers nennt man die Prellung. Aus je elastischerem
Materiale sie gefertigt wurde, desto vollständiger wird sie ihren Zweck
erfüllen.

Bei dem Aufwerfhammer dient ein aus elastischem Holze gefer-
tigter Balken H, den man Reitel nennt, als Prellung. Er ist in der
Mitte in der Reitelsäule K, am Ende in der Hintersäule L befestigt
und ragt mit dem vorderen Ende, gegen welches der Hammerhelm
schlägt, frei aus der Reitelsäule heraus.

Nun wird aber offenbar ein und derselbe Daumen um so länger
innerhalb der Bewegungsebene des Hammerhelmes verweilen, je
schwächer die Krümmung, d. h. je grösser der Durchmesser des Kreises
ist, in welchem der Daumen sich bewegt. Mit dem Durchmesser des
Daumenkreises wächst also auch die erforderliche wirkliche Hubhöhe
des Hammers bis zum Reitel; je grösser diese Höhe ist, desto weniger

Die Maschinen für die Verdichtung und Formgebung.
wo der Angriff erfolgen soll, und der Hammerhelm wird da, wo er
von den Daumen erfasst wird, durch ein umgelegtes eisernes Band vor
rascher Abnutzung geschützt. Die gusseisernen Daumen aber versieht
man an derjenigen Seite, mit welcher sie den Hammerhelm berühren,
zum ferneren Schutze des letzteren mit einem angelegten Holzstücke
F in Fig. 168 (Frosch genannt), welches durch ein übergeschobenes
Schmiedeeisenband mit dem Daumen verbunden wird.

Nun wird offenbar in jedem derartigen Hammer, sobald er von
dem Daumen angehoben wird, eine gewisse lebendige Kraft erzeugt,
vermöge deren er noch um ein bestimmtes Maass emporsteigt, nach-
dem der Angriff des Daumens bereits aufgehört hat; die lebendige
Kraft und somit auch die Höhe, zu welcher der Hammer emporgeworfen
wird, wächst mit der Anfangsgeschwindigkeit, d. h. mit der Geschwindig-
keit der angreifenden Daumen. Zur Hervorbringung starker
Schläge bei gegebenem Gewichte ist mithin eine grosse
Umlaufsgeschwindigkeit der Daumentrommel erforderlich
;
je schwächer die Schläge werden sollen, desto langsamer müssen die
Daumen sich bewegen. Natürlicherweise wird nun aber mit zunehmen-
der Geschwindigkeit der Daumen die Zeitdauer sich verkürzen, während
welcher ein neuer Daumen in die Angriffsstellung einrückt; geschieht
dieses früher als der Hammer wieder niedergefallen ist, so wird der-
selbe von dem nachfolgenden Daumen gefangen, und der Schlag findet
überhaupt nicht statt. Durch Verringerung der Daumenzahl würde
zwar dieser Uebelstand sich beseitigen lassen; aber die Zahl der in
gegebener Zeit erfolgenden Schläge würde dadurch in demselben Ver-
hältnisse sich verringern.

Lässt man nun aber den Hammer nicht bis zu seiner vollen, der
Anfangsgeschwindigkeit entsprechenden Hubhöhe aufsteigen, sondern,
bald nachdem er den Daumen verlassen hat, gegen einen elastischen
Körper schlagen, welcher ihn in die Anfangsstellung zurückwirft, so
wird er mit annähernd der gleichen Endgeschwindigkeit niederfallen
und die Wirkung des Schlages wird annähernd ebenso gross sein, als
wenn er frei aufgestiegen wäre; aber die Zeitdauer des Hubes ist ent-
sprechend abgekürzt und man erhält auf diese Weise die Möglichkeit,
auch bei grosser Endgeschwindigkeit zahlreiche Schläge auszuführen.
Eine derartige Vorrichtung zur Unterbrechung des Hubes bei raschem
Gange des Hammers nennt man die Prellung. Aus je elastischerem
Materiale sie gefertigt wurde, desto vollständiger wird sie ihren Zweck
erfüllen.

Bei dem Aufwerfhammer dient ein aus elastischem Holze gefer-
tigter Balken H, den man Reitel nennt, als Prellung. Er ist in der
Mitte in der Reitelsäule K, am Ende in der Hintersäule L befestigt
und ragt mit dem vorderen Ende, gegen welches der Hammerhelm
schlägt, frei aus der Reitelsäule heraus.

Nun wird aber offenbar ein und derselbe Daumen um so länger
innerhalb der Bewegungsebene des Hammerhelmes verweilen, je
schwächer die Krümmung, d. h. je grösser der Durchmesser des Kreises
ist, in welchem der Daumen sich bewegt. Mit dem Durchmesser des
Daumenkreises wächst also auch die erforderliche wirkliche Hubhöhe
des Hammers bis zum Reitel; je grösser diese Höhe ist, desto weniger

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0748" n="680"/><fw place="top" type="header">Die Maschinen für die Verdichtung und Formgebung.</fw><lb/>
wo der Angriff erfolgen soll, und der Hammerhelm wird da, wo er<lb/>
von den Daumen erfasst wird, durch ein umgelegtes eisernes Band vor<lb/>
rascher Abnutzung geschützt. Die gusseisernen Daumen aber versieht<lb/>
man an derjenigen Seite, mit welcher sie den Hammerhelm berühren,<lb/>
zum ferneren Schutze des letzteren mit einem angelegten Holzstücke<lb/><hi rendition="#i">F</hi> in Fig. 168 (Frosch genannt), welches durch ein übergeschobenes<lb/>
Schmiedeeisenband mit dem Daumen verbunden wird.</p><lb/>
              <p>Nun wird offenbar in jedem derartigen Hammer, sobald er von<lb/>
dem Daumen angehoben wird, eine gewisse lebendige Kraft erzeugt,<lb/>
vermöge deren er noch um ein bestimmtes Maass emporsteigt, nach-<lb/>
dem der Angriff des Daumens bereits aufgehört hat; die lebendige<lb/>
Kraft und somit auch die Höhe, zu welcher der Hammer emporgeworfen<lb/>
wird, wächst mit der Anfangsgeschwindigkeit, d. h. mit der Geschwindig-<lb/>
keit der angreifenden Daumen. <hi rendition="#g">Zur Hervorbringung starker<lb/>
Schläge bei gegebenem Gewichte ist mithin eine grosse<lb/>
Umlaufsgeschwindigkeit der Daumentrommel erforderlich</hi>;<lb/>
je schwächer die Schläge werden sollen, desto langsamer müssen die<lb/>
Daumen sich bewegen. Natürlicherweise wird nun aber mit zunehmen-<lb/>
der Geschwindigkeit der Daumen die Zeitdauer sich verkürzen, während<lb/>
welcher ein neuer Daumen in die Angriffsstellung einrückt; geschieht<lb/>
dieses früher als der Hammer wieder niedergefallen ist, so wird der-<lb/>
selbe von dem nachfolgenden Daumen gefangen, und der Schlag findet<lb/>
überhaupt nicht statt. Durch Verringerung der Daumenzahl würde<lb/>
zwar dieser Uebelstand sich beseitigen lassen; aber die Zahl der in<lb/>
gegebener Zeit erfolgenden Schläge würde dadurch in demselben Ver-<lb/>
hältnisse sich verringern.</p><lb/>
              <p>Lässt man nun aber den Hammer nicht bis zu seiner vollen, der<lb/>
Anfangsgeschwindigkeit entsprechenden Hubhöhe aufsteigen, sondern,<lb/>
bald nachdem er den Daumen verlassen hat, gegen einen elastischen<lb/>
Körper schlagen, welcher ihn in die Anfangsstellung zurückwirft, so<lb/>
wird er mit annähernd der gleichen Endgeschwindigkeit niederfallen<lb/>
und die Wirkung des Schlages wird annähernd ebenso gross sein, als<lb/>
wenn er frei aufgestiegen wäre; aber die Zeitdauer des Hubes ist ent-<lb/>
sprechend abgekürzt und man erhält auf diese Weise die Möglichkeit,<lb/>
auch bei grosser Endgeschwindigkeit zahlreiche Schläge auszuführen.<lb/>
Eine derartige Vorrichtung zur Unterbrechung des Hubes bei raschem<lb/>
Gange des Hammers nennt man die <hi rendition="#g">Prellung</hi>. Aus je elastischerem<lb/>
Materiale sie gefertigt wurde, desto vollständiger wird sie ihren Zweck<lb/>
erfüllen.</p><lb/>
              <p>Bei dem Aufwerfhammer dient ein aus elastischem Holze gefer-<lb/>
tigter Balken <hi rendition="#i">H</hi>, den man <hi rendition="#g">Reitel</hi> nennt, als Prellung. Er ist in der<lb/>
Mitte in der Reitelsäule <hi rendition="#i">K</hi>, am Ende in der Hintersäule <hi rendition="#i">L</hi> befestigt<lb/>
und ragt mit dem vorderen Ende, gegen welches der Hammerhelm<lb/>
schlägt, frei aus der Reitelsäule heraus.</p><lb/>
              <p>Nun wird aber offenbar ein und derselbe Daumen um so länger<lb/>
innerhalb der Bewegungsebene des Hammerhelmes verweilen, je<lb/>
schwächer die Krümmung, d. h. je grösser der Durchmesser des Kreises<lb/>
ist, in welchem der Daumen sich bewegt. Mit dem Durchmesser des<lb/>
Daumenkreises wächst also auch die erforderliche wirkliche Hubhöhe<lb/>
des Hammers bis zum Reitel; je grösser diese Höhe ist, desto weniger<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[680/0748] Die Maschinen für die Verdichtung und Formgebung. wo der Angriff erfolgen soll, und der Hammerhelm wird da, wo er von den Daumen erfasst wird, durch ein umgelegtes eisernes Band vor rascher Abnutzung geschützt. Die gusseisernen Daumen aber versieht man an derjenigen Seite, mit welcher sie den Hammerhelm berühren, zum ferneren Schutze des letzteren mit einem angelegten Holzstücke F in Fig. 168 (Frosch genannt), welches durch ein übergeschobenes Schmiedeeisenband mit dem Daumen verbunden wird. Nun wird offenbar in jedem derartigen Hammer, sobald er von dem Daumen angehoben wird, eine gewisse lebendige Kraft erzeugt, vermöge deren er noch um ein bestimmtes Maass emporsteigt, nach- dem der Angriff des Daumens bereits aufgehört hat; die lebendige Kraft und somit auch die Höhe, zu welcher der Hammer emporgeworfen wird, wächst mit der Anfangsgeschwindigkeit, d. h. mit der Geschwindig- keit der angreifenden Daumen. Zur Hervorbringung starker Schläge bei gegebenem Gewichte ist mithin eine grosse Umlaufsgeschwindigkeit der Daumentrommel erforderlich; je schwächer die Schläge werden sollen, desto langsamer müssen die Daumen sich bewegen. Natürlicherweise wird nun aber mit zunehmen- der Geschwindigkeit der Daumen die Zeitdauer sich verkürzen, während welcher ein neuer Daumen in die Angriffsstellung einrückt; geschieht dieses früher als der Hammer wieder niedergefallen ist, so wird der- selbe von dem nachfolgenden Daumen gefangen, und der Schlag findet überhaupt nicht statt. Durch Verringerung der Daumenzahl würde zwar dieser Uebelstand sich beseitigen lassen; aber die Zahl der in gegebener Zeit erfolgenden Schläge würde dadurch in demselben Ver- hältnisse sich verringern. Lässt man nun aber den Hammer nicht bis zu seiner vollen, der Anfangsgeschwindigkeit entsprechenden Hubhöhe aufsteigen, sondern, bald nachdem er den Daumen verlassen hat, gegen einen elastischen Körper schlagen, welcher ihn in die Anfangsstellung zurückwirft, so wird er mit annähernd der gleichen Endgeschwindigkeit niederfallen und die Wirkung des Schlages wird annähernd ebenso gross sein, als wenn er frei aufgestiegen wäre; aber die Zeitdauer des Hubes ist ent- sprechend abgekürzt und man erhält auf diese Weise die Möglichkeit, auch bei grosser Endgeschwindigkeit zahlreiche Schläge auszuführen. Eine derartige Vorrichtung zur Unterbrechung des Hubes bei raschem Gange des Hammers nennt man die Prellung. Aus je elastischerem Materiale sie gefertigt wurde, desto vollständiger wird sie ihren Zweck erfüllen. Bei dem Aufwerfhammer dient ein aus elastischem Holze gefer- tigter Balken H, den man Reitel nennt, als Prellung. Er ist in der Mitte in der Reitelsäule K, am Ende in der Hintersäule L befestigt und ragt mit dem vorderen Ende, gegen welches der Hammerhelm schlägt, frei aus der Reitelsäule heraus. Nun wird aber offenbar ein und derselbe Daumen um so länger innerhalb der Bewegungsebene des Hammerhelmes verweilen, je schwächer die Krümmung, d. h. je grösser der Durchmesser des Kreises ist, in welchem der Daumen sich bewegt. Mit dem Durchmesser des Daumenkreises wächst also auch die erforderliche wirkliche Hubhöhe des Hammers bis zum Reitel; je grösser diese Höhe ist, desto weniger

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/748
Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 680. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/748>, abgerufen am 23.07.2024.