Eintheilung, Eigenschaften und Prüfung des schmiedbaren Eisens.
Den auf einen geringen Querschnitt ausgeschmiedeten Streifen kann man in Rothgluth bandartig mehrmals zusammenlegen (Fig. 163), wobei
[Abbildung]
Fig. 163.
derselbe, wenn er ganz frei ist von Roth- bruch, keine Risse bekommen darf. Je kleiner der Durchmesser des zusammen- gebogenen Eisenstückes (der Schleife) inner- halb der Biegung ist, ohne dass Risse ent- stehen, desto besser schmiedbar ist das Eisen; ein nicht rothbrüchiges Eisen wird sich, falls sein Querschnitt gering ist, vollständig glatt zu- sammenlegen lassen. Schwach rothbrüchiges, aber übrigens gut schmied- bares Eisen wird zwar in gewöhnlicher Rothgluth Risse bekommen, in Gelbgluth oder beginnender Weissgluth dagegen die Behandlung er- tragen, ohne zu reissen.
Ein Rundstab oder Quadratstab von etwa 30 mm Durchmesser wird erwärmt und in Rothgluth, ohne zuvor ausgeschmiedet zu werden, über einem Dorne zu einer einfachen Schleife (Fig. 164) zusammen-
[Abbildung]
Fig. 164.
gebogen. Es ist klar, dass hierbei um so leichter Risse entstehen, je dicker der Stab ist; und umgekehrt, dass der letztere um so vorzüglicher schmiedbar ist, auf einen je kleineren Schleifen- durchmesser er das Biegen erträgt, ohne Risse zu bekommen. Verwendet man zu dieser Probe Quadratstäbe (beziehentlich Flachstäbe), so kann man die Kanten derselben, welche am leichtesten Risse bekommen, zuvor mit der Feile etwas abrunden. Ein gut schmiedbares Eisen lässt sich auch bei 30 mm Stärke voll- ständig zusammenhämmern, ohne zu reissen.
Bei Flach- und Quadratstäben kann der Versuch auch in der Weise angestellt werden, dass man sie um die scharfe Amboskante statt über einen runden Dorn biegt und dann allmählich zusammen- hämmert.
Dieselben Versuche können, wenn das stärkere Eisen sie nicht besteht, mit schwächeren Stäben (25, 20, 15 mm stark) wiederholt werden. Steht eine Presse zur Verfügung, so können Knickproben, bei denen das Eisen in der Mitte seiner Länge um einen bestimmten Winkel (90°, 120° u. s. f.) gebogen wird, an Stelle der Schmiedeproben treten oder neben denselben ausgeführt werden.
Ein Rund- oder Quadratstab, dessen Länge gleich dem doppelten Durchmesser ist, wird zur Hellrothgluth erwärmt, aufrecht auf den Ambos gestellt und durch Hammerschläge auf die obere Stirnfläche gestaucht, d. h. in seiner Längenabmessung verkürzt (Stauchprobe). Die Probe ist mehr für die besseren Sorten weichen Schweisseisens als für Flusseisen oder Stahl geeignet. Von gutem Schweisseisen verlangt man, dass es sich in dieser Weise auf ein Drittel seiner Länge zusam- menstauchen lasse, ohne Risse zu zeigen.
Eine empfindlichere Probe auf Rothbruch als durch einfaches Um- biegen, wie oben beschrieben wurde, lässt sich in folgender Weise
Eintheilung, Eigenschaften und Prüfung des schmiedbaren Eisens.
Den auf einen geringen Querschnitt ausgeschmiedeten Streifen kann man in Rothgluth bandartig mehrmals zusammenlegen (Fig. 163), wobei
[Abbildung]
Fig. 163.
derselbe, wenn er ganz frei ist von Roth- bruch, keine Risse bekommen darf. Je kleiner der Durchmesser des zusammen- gebogenen Eisenstückes (der Schleife) inner- halb der Biegung ist, ohne dass Risse ent- stehen, desto besser schmiedbar ist das Eisen; ein nicht rothbrüchiges Eisen wird sich, falls sein Querschnitt gering ist, vollständig glatt zu- sammenlegen lassen. Schwach rothbrüchiges, aber übrigens gut schmied- bares Eisen wird zwar in gewöhnlicher Rothgluth Risse bekommen, in Gelbgluth oder beginnender Weissgluth dagegen die Behandlung er- tragen, ohne zu reissen.
Ein Rundstab oder Quadratstab von etwa 30 mm Durchmesser wird erwärmt und in Rothgluth, ohne zuvor ausgeschmiedet zu werden, über einem Dorne zu einer einfachen Schleife (Fig. 164) zusammen-
[Abbildung]
Fig. 164.
gebogen. Es ist klar, dass hierbei um so leichter Risse entstehen, je dicker der Stab ist; und umgekehrt, dass der letztere um so vorzüglicher schmiedbar ist, auf einen je kleineren Schleifen- durchmesser er das Biegen erträgt, ohne Risse zu bekommen. Verwendet man zu dieser Probe Quadratstäbe (beziehentlich Flachstäbe), so kann man die Kanten derselben, welche am leichtesten Risse bekommen, zuvor mit der Feile etwas abrunden. Ein gut schmiedbares Eisen lässt sich auch bei 30 mm Stärke voll- ständig zusammenhämmern, ohne zu reissen.
Bei Flach- und Quadratstäben kann der Versuch auch in der Weise angestellt werden, dass man sie um die scharfe Amboskante statt über einen runden Dorn biegt und dann allmählich zusammen- hämmert.
Dieselben Versuche können, wenn das stärkere Eisen sie nicht besteht, mit schwächeren Stäben (25, 20, 15 mm stark) wiederholt werden. Steht eine Presse zur Verfügung, so können Knickproben, bei denen das Eisen in der Mitte seiner Länge um einen bestimmten Winkel (90°, 120° u. s. f.) gebogen wird, an Stelle der Schmiedeproben treten oder neben denselben ausgeführt werden.
Ein Rund- oder Quadratstab, dessen Länge gleich dem doppelten Durchmesser ist, wird zur Hellrothgluth erwärmt, aufrecht auf den Ambos gestellt und durch Hammerschläge auf die obere Stirnfläche gestaucht, d. h. in seiner Längenabmessung verkürzt (Stauchprobe). Die Probe ist mehr für die besseren Sorten weichen Schweisseisens als für Flusseisen oder Stahl geeignet. Von gutem Schweisseisen verlangt man, dass es sich in dieser Weise auf ein Drittel seiner Länge zusam- menstauchen lasse, ohne Risse zu zeigen.
Eine empfindlichere Probe auf Rothbruch als durch einfaches Um- biegen, wie oben beschrieben wurde, lässt sich in folgender Weise
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0732"n="664"/><fwplace="top"type="header">Eintheilung, Eigenschaften und Prüfung des schmiedbaren Eisens.</fw><lb/><p>Den auf einen geringen Querschnitt ausgeschmiedeten Streifen kann<lb/>
man in Rothgluth bandartig mehrmals zusammenlegen (Fig. 163), wobei<lb/><figure><head>Fig. 163.</head></figure><lb/>
derselbe, wenn er ganz frei ist von Roth-<lb/>
bruch, keine Risse bekommen darf. Je<lb/>
kleiner der Durchmesser des zusammen-<lb/>
gebogenen Eisenstückes (der Schleife) inner-<lb/>
halb der Biegung ist, ohne dass Risse ent-<lb/>
stehen, desto besser schmiedbar ist das Eisen; ein nicht rothbrüchiges<lb/>
Eisen wird sich, falls sein Querschnitt gering ist, vollständig glatt zu-<lb/>
sammenlegen lassen. Schwach rothbrüchiges, aber übrigens gut schmied-<lb/>
bares Eisen wird zwar in gewöhnlicher Rothgluth Risse bekommen, in<lb/>
Gelbgluth oder beginnender Weissgluth dagegen die Behandlung er-<lb/>
tragen, ohne zu reissen.</p><lb/><p>Ein Rundstab oder Quadratstab von etwa 30 mm Durchmesser<lb/>
wird erwärmt und in Rothgluth, ohne zuvor ausgeschmiedet zu werden,<lb/>
über einem Dorne zu einer einfachen Schleife (Fig. 164) zusammen-<lb/><figure><head>Fig. 164.</head></figure><lb/>
gebogen. Es ist klar, dass hierbei um<lb/>
so leichter Risse entstehen, je dicker<lb/>
der Stab ist; und umgekehrt, dass der<lb/>
letztere um so vorzüglicher schmiedbar<lb/>
ist, auf einen je kleineren Schleifen-<lb/>
durchmesser er das Biegen erträgt, ohne<lb/>
Risse zu bekommen. Verwendet man zu dieser Probe Quadratstäbe<lb/>
(beziehentlich Flachstäbe), so kann man die Kanten derselben, welche<lb/>
am leichtesten Risse bekommen, zuvor mit der Feile etwas abrunden.<lb/>
Ein gut schmiedbares Eisen lässt sich auch bei 30 mm Stärke voll-<lb/>
ständig zusammenhämmern, ohne zu reissen.</p><lb/><p>Bei Flach- und Quadratstäben kann der Versuch auch in der<lb/>
Weise angestellt werden, dass man sie um die scharfe Amboskante<lb/>
statt über einen runden Dorn biegt und dann allmählich zusammen-<lb/>
hämmert.</p><lb/><p>Dieselben Versuche können, wenn das stärkere Eisen sie nicht<lb/>
besteht, mit schwächeren Stäben (25, 20, 15 mm stark) wiederholt werden.<lb/>
Steht eine Presse zur Verfügung, so können Knickproben, bei denen<lb/>
das Eisen in der Mitte seiner Länge um einen bestimmten Winkel<lb/>
(90°, 120° u. s. f.) gebogen wird, an Stelle der Schmiedeproben treten<lb/>
oder neben denselben ausgeführt werden.</p><lb/><p>Ein Rund- oder Quadratstab, dessen Länge gleich dem doppelten<lb/>
Durchmesser ist, wird zur Hellrothgluth erwärmt, aufrecht auf den<lb/>
Ambos gestellt und durch Hammerschläge auf die obere Stirnfläche<lb/>
gestaucht, d. h. in seiner Längenabmessung verkürzt (Stauchprobe).<lb/>
Die Probe ist mehr für die besseren Sorten weichen Schweisseisens als<lb/>
für Flusseisen oder Stahl geeignet. Von gutem Schweisseisen verlangt<lb/>
man, dass es sich in dieser Weise auf ein Drittel seiner Länge zusam-<lb/>
menstauchen lasse, ohne Risse zu zeigen.</p><lb/><p>Eine empfindlichere Probe auf Rothbruch als durch einfaches Um-<lb/>
biegen, wie oben beschrieben wurde, lässt sich in folgender Weise<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[664/0732]
Eintheilung, Eigenschaften und Prüfung des schmiedbaren Eisens.
Den auf einen geringen Querschnitt ausgeschmiedeten Streifen kann
man in Rothgluth bandartig mehrmals zusammenlegen (Fig. 163), wobei
[Abbildung Fig. 163.]
derselbe, wenn er ganz frei ist von Roth-
bruch, keine Risse bekommen darf. Je
kleiner der Durchmesser des zusammen-
gebogenen Eisenstückes (der Schleife) inner-
halb der Biegung ist, ohne dass Risse ent-
stehen, desto besser schmiedbar ist das Eisen; ein nicht rothbrüchiges
Eisen wird sich, falls sein Querschnitt gering ist, vollständig glatt zu-
sammenlegen lassen. Schwach rothbrüchiges, aber übrigens gut schmied-
bares Eisen wird zwar in gewöhnlicher Rothgluth Risse bekommen, in
Gelbgluth oder beginnender Weissgluth dagegen die Behandlung er-
tragen, ohne zu reissen.
Ein Rundstab oder Quadratstab von etwa 30 mm Durchmesser
wird erwärmt und in Rothgluth, ohne zuvor ausgeschmiedet zu werden,
über einem Dorne zu einer einfachen Schleife (Fig. 164) zusammen-
[Abbildung Fig. 164.]
gebogen. Es ist klar, dass hierbei um
so leichter Risse entstehen, je dicker
der Stab ist; und umgekehrt, dass der
letztere um so vorzüglicher schmiedbar
ist, auf einen je kleineren Schleifen-
durchmesser er das Biegen erträgt, ohne
Risse zu bekommen. Verwendet man zu dieser Probe Quadratstäbe
(beziehentlich Flachstäbe), so kann man die Kanten derselben, welche
am leichtesten Risse bekommen, zuvor mit der Feile etwas abrunden.
Ein gut schmiedbares Eisen lässt sich auch bei 30 mm Stärke voll-
ständig zusammenhämmern, ohne zu reissen.
Bei Flach- und Quadratstäben kann der Versuch auch in der
Weise angestellt werden, dass man sie um die scharfe Amboskante
statt über einen runden Dorn biegt und dann allmählich zusammen-
hämmert.
Dieselben Versuche können, wenn das stärkere Eisen sie nicht
besteht, mit schwächeren Stäben (25, 20, 15 mm stark) wiederholt werden.
Steht eine Presse zur Verfügung, so können Knickproben, bei denen
das Eisen in der Mitte seiner Länge um einen bestimmten Winkel
(90°, 120° u. s. f.) gebogen wird, an Stelle der Schmiedeproben treten
oder neben denselben ausgeführt werden.
Ein Rund- oder Quadratstab, dessen Länge gleich dem doppelten
Durchmesser ist, wird zur Hellrothgluth erwärmt, aufrecht auf den
Ambos gestellt und durch Hammerschläge auf die obere Stirnfläche
gestaucht, d. h. in seiner Längenabmessung verkürzt (Stauchprobe).
Die Probe ist mehr für die besseren Sorten weichen Schweisseisens als
für Flusseisen oder Stahl geeignet. Von gutem Schweisseisen verlangt
man, dass es sich in dieser Weise auf ein Drittel seiner Länge zusam-
menstauchen lasse, ohne Risse zu zeigen.
Eine empfindlichere Probe auf Rothbruch als durch einfaches Um-
biegen, wie oben beschrieben wurde, lässt sich in folgender Weise
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 664. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/732>, abgerufen am 10.01.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.