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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Das Umschmelzen und die Reinigung des Roheisens.
Einrichtung, welche zuerst von dem Engländer Ireland eingeführt
und dann später bei zahlreichen Cupolöfen zur Anwendung gebracht
worden ist. Sie ermöglicht die Anbringung zahlreicherer Oeffnungen
als eine einzelne Reihe und befördert unmittelbar die Ausbreitung des
Windes auf einen grösseren Raum. Bei dem abgebildeten Ofen ent-
hält die untere Reihe drei grössere, die obere sechs kleinere Oeff-
nungen. Das Verhältniss des Querschnittes der unteren und oberen
Oeffnungen findet man mitunter derartig bemessen, dass sämmtliche
Oeffnungen der oberen Reihe zusammen den halben Querschnitt sämmt-
licher unterer Oeffnungen besitzen; ein etwas geringerer Querschnitt
der oberen Reihe im Vergleiche zu derjenigen der unteren dürfte jeden-
falls zweckmässig sein. Dass bei dem abgebildeten Ofen die oberen
Oeffnungen quadratischen, die unteren kreisrunden Querschnitt besitzen,
ist nebensächlich.

Ausserdem empfiehlt sich eine Theilung des Vertheilungskanales
durch eine Scheidewand in eine obere und untere Hälfte, damit man
im Stande sei, beim Anblasen des Ofens zunächst allein durch die
unteren Oeffnungen zu blasen. Indem man hierbei die Verbrennung
auf den unteren Theil des Ofens beschränkt, wärmt man denselben
stärker an und verhütet leichter eine Abkühlung des später ankom-
menden flüssigen Roheisens. Die Abbildung lässt diese Einrichtung
erkennen. Der Wind gelangt durch das Rohr a von aussen in die
untere Abtheilung des Vertheilungskanales, durch das mit Drossel-
klappe versehene Rohr b in die obere Abtheilung.

Damit man die Vorgänge im Innern beobachten und nöthigenfalls
Reinigungen der Windöffnungen vornehmen könne, ist hinter jeder der
letzteren in der Aussenwand des Vertheilungskanales ein durch eine
Glimmerplatte verschlossenes Visir angebracht, welches sich öffnen lässt,
wenn eine Eisenstange eingeschoben werden soll. Fig. 154 lässt ver-
schiedene dieser Visire erkennen.

Die Oeffnung zum Einsteigen in den Ofen befindet sich in diesem
Falle an der Vorderseite. Sie wird während des Schmelzens wie ge-
wöhnlich vermauert, wobei unten eine entsprechend weite Stichöffnung
gelassen wird. Damit nicht der Druck des sich sammelnden Roheisens
die eingesetzten Steine aus ihrer Lage bringe, wird vor der Oeffnung
eine Eisenblechthür befestigt, an welcher hier eine Gussrinne aus Eisen-
blech angenietet ist. Die Thür wird von einem Stück Winkeleisen ge-
tragen, welches unterhalb derselben an den Blechmantel des Ofens
angenietet ist.

Eine eigenthümliche Art der Windvertheilung findet sich bei den
von H. Krigar in Hannover gebauten und nach demselben benannten
Cupolöfen, deren Einrichtung durch die Abbildung Fig. 155 ver-
anschaulicht ist (1/50 der wirklichen Grösse). Auch hier ist ein rings
um den Mantel des Ofens herum laufender Vertheilungskanal d ange-
ordnet; aus demselben aber gelangt der Wind nicht, wie bei dem
früher besprochenen Ofen, durch zahlreiche horizontal gerichtete Oeff-
nungen in den Ofen, sondern derselbe tritt zunächst durch zwei abwärts
führende Kanäle oder Schlitze f f, welche einander gegenüber angebracht

Das Umschmelzen und die Reinigung des Roheisens.
Einrichtung, welche zuerst von dem Engländer Ireland eingeführt
und dann später bei zahlreichen Cupolöfen zur Anwendung gebracht
worden ist. Sie ermöglicht die Anbringung zahlreicherer Oeffnungen
als eine einzelne Reihe und befördert unmittelbar die Ausbreitung des
Windes auf einen grösseren Raum. Bei dem abgebildeten Ofen ent-
hält die untere Reihe drei grössere, die obere sechs kleinere Oeff-
nungen. Das Verhältniss des Querschnittes der unteren und oberen
Oeffnungen findet man mitunter derartig bemessen, dass sämmtliche
Oeffnungen der oberen Reihe zusammen den halben Querschnitt sämmt-
licher unterer Oeffnungen besitzen; ein etwas geringerer Querschnitt
der oberen Reihe im Vergleiche zu derjenigen der unteren dürfte jeden-
falls zweckmässig sein. Dass bei dem abgebildeten Ofen die oberen
Oeffnungen quadratischen, die unteren kreisrunden Querschnitt besitzen,
ist nebensächlich.

Ausserdem empfiehlt sich eine Theilung des Vertheilungskanales
durch eine Scheidewand in eine obere und untere Hälfte, damit man
im Stande sei, beim Anblasen des Ofens zunächst allein durch die
unteren Oeffnungen zu blasen. Indem man hierbei die Verbrennung
auf den unteren Theil des Ofens beschränkt, wärmt man denselben
stärker an und verhütet leichter eine Abkühlung des später ankom-
menden flüssigen Roheisens. Die Abbildung lässt diese Einrichtung
erkennen. Der Wind gelangt durch das Rohr a von aussen in die
untere Abtheilung des Vertheilungskanales, durch das mit Drossel-
klappe versehene Rohr b in die obere Abtheilung.

Damit man die Vorgänge im Innern beobachten und nöthigenfalls
Reinigungen der Windöffnungen vornehmen könne, ist hinter jeder der
letzteren in der Aussenwand des Vertheilungskanales ein durch eine
Glimmerplatte verschlossenes Visir angebracht, welches sich öffnen lässt,
wenn eine Eisenstange eingeschoben werden soll. Fig. 154 lässt ver-
schiedene dieser Visire erkennen.

Die Oeffnung zum Einsteigen in den Ofen befindet sich in diesem
Falle an der Vorderseite. Sie wird während des Schmelzens wie ge-
wöhnlich vermauert, wobei unten eine entsprechend weite Stichöffnung
gelassen wird. Damit nicht der Druck des sich sammelnden Roheisens
die eingesetzten Steine aus ihrer Lage bringe, wird vor der Oeffnung
eine Eisenblechthür befestigt, an welcher hier eine Gussrinne aus Eisen-
blech angenietet ist. Die Thür wird von einem Stück Winkeleisen ge-
tragen, welches unterhalb derselben an den Blechmantel des Ofens
angenietet ist.

Eine eigenthümliche Art der Windvertheilung findet sich bei den
von H. Krigar in Hannover gebauten und nach demselben benannten
Cupolöfen, deren Einrichtung durch die Abbildung Fig. 155 ver-
anschaulicht ist (1/50 der wirklichen Grösse). Auch hier ist ein rings
um den Mantel des Ofens herum laufender Vertheilungskanal d ange-
ordnet; aus demselben aber gelangt der Wind nicht, wie bei dem
früher besprochenen Ofen, durch zahlreiche horizontal gerichtete Oeff-
nungen in den Ofen, sondern derselbe tritt zunächst durch zwei abwärts
führende Kanäle oder Schlitze f f, welche einander gegenüber angebracht

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[610/0674] Das Umschmelzen und die Reinigung des Roheisens. Einrichtung, welche zuerst von dem Engländer Ireland eingeführt und dann später bei zahlreichen Cupolöfen zur Anwendung gebracht worden ist. Sie ermöglicht die Anbringung zahlreicherer Oeffnungen als eine einzelne Reihe und befördert unmittelbar die Ausbreitung des Windes auf einen grösseren Raum. Bei dem abgebildeten Ofen ent- hält die untere Reihe drei grössere, die obere sechs kleinere Oeff- nungen. Das Verhältniss des Querschnittes der unteren und oberen Oeffnungen findet man mitunter derartig bemessen, dass sämmtliche Oeffnungen der oberen Reihe zusammen den halben Querschnitt sämmt- licher unterer Oeffnungen besitzen; ein etwas geringerer Querschnitt der oberen Reihe im Vergleiche zu derjenigen der unteren dürfte jeden- falls zweckmässig sein. Dass bei dem abgebildeten Ofen die oberen Oeffnungen quadratischen, die unteren kreisrunden Querschnitt besitzen, ist nebensächlich. Ausserdem empfiehlt sich eine Theilung des Vertheilungskanales durch eine Scheidewand in eine obere und untere Hälfte, damit man im Stande sei, beim Anblasen des Ofens zunächst allein durch die unteren Oeffnungen zu blasen. Indem man hierbei die Verbrennung auf den unteren Theil des Ofens beschränkt, wärmt man denselben stärker an und verhütet leichter eine Abkühlung des später ankom- menden flüssigen Roheisens. Die Abbildung lässt diese Einrichtung erkennen. Der Wind gelangt durch das Rohr a von aussen in die untere Abtheilung des Vertheilungskanales, durch das mit Drossel- klappe versehene Rohr b in die obere Abtheilung. Damit man die Vorgänge im Innern beobachten und nöthigenfalls Reinigungen der Windöffnungen vornehmen könne, ist hinter jeder der letzteren in der Aussenwand des Vertheilungskanales ein durch eine Glimmerplatte verschlossenes Visir angebracht, welches sich öffnen lässt, wenn eine Eisenstange eingeschoben werden soll. Fig. 154 lässt ver- schiedene dieser Visire erkennen. Die Oeffnung zum Einsteigen in den Ofen befindet sich in diesem Falle an der Vorderseite. Sie wird während des Schmelzens wie ge- wöhnlich vermauert, wobei unten eine entsprechend weite Stichöffnung gelassen wird. Damit nicht der Druck des sich sammelnden Roheisens die eingesetzten Steine aus ihrer Lage bringe, wird vor der Oeffnung eine Eisenblechthür befestigt, an welcher hier eine Gussrinne aus Eisen- blech angenietet ist. Die Thür wird von einem Stück Winkeleisen ge- tragen, welches unterhalb derselben an den Blechmantel des Ofens angenietet ist. Eine eigenthümliche Art der Windvertheilung findet sich bei den von H. Krigar in Hannover gebauten und nach demselben benannten Cupolöfen, deren Einrichtung durch die Abbildung Fig. 155 ver- anschaulicht ist (1/50 der wirklichen Grösse). Auch hier ist ein rings um den Mantel des Ofens herum laufender Vertheilungskanal d ange- ordnet; aus demselben aber gelangt der Wind nicht, wie bei dem früher besprochenen Ofen, durch zahlreiche horizontal gerichtete Oeff- nungen in den Ofen, sondern derselbe tritt zunächst durch zwei abwärts führende Kanäle oder Schlitze f f, welche einander gegenüber angebracht

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 610. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/674>, abgerufen am 27.11.2024.