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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Das Umschmelzen und die Reinigung des Roheisens.
ständlich wasserdicht mit den Wänden desselben verbunden waren.
Der Wasserbedarf betrug bei einem inneren Durchmesser des Ofens
von 700 mm 65 l per Minute und die Temperatur des Kühlwassers stieg
dabei um 20--25 Grad. Der Ofen war mehrere Jahre hindurch mit
befriedigendem Erfolge in Anwendung, bis er wegen Abbruchs des
betreffenden Giessereigebäudes ebenfalls ausser Anwendung kam.

Eine im Wesentlichen ganz gleiche Einrichtung eines wasser-
gekühlten Cupolofens, wie sie soeben beschrieben wurde und seit 1878
schon in Gröditz in Anwendung war, ist neuerdings in Oesterreich
und Deutschland patentirt worden. 1).

Beispiele verschiedener Cupolofenformen.

Einen Cupolofen der einfachsten Art stellen die Abbildungen
Fig. 149--152 dar (Cupolofen zu Königin-Marienhütte bei Zwickau).
Der Wind strömt durch vier in der Schachtmauerung ausgesparte Oeff-
nungen in den Ofen. Bei a ist die Einfüllöffnung für die Schmelz-
materialien; dieselbe liegt höher über den Windeinströmungen als sonst
üblich, eine Einrichtung, welche in dem vorliegenden Falle allerdings
eine günstigere Ausnutzung des Brennstoffes herbeigeführt haben soll.
Das geschmolzene Roheisen sammelt sich in einem Krigar'schen Vor-
herde, dessen Einrichtung ohne Weiteres verständlich sein wird. b b b
sind Oeffnungen in der Seitenwand des Vorherdes, zum Ablassen der
Schlacke beim allmählichen Ansteigen des Roheisens bestimmt. c ist die
Stichöffnung, d eine Oeffnung, durch welche nöthigenfalls eine Stange
in den Vorherd geschoben werden kann, um den Kanal zwischen Ofen-
schacht und Vorherd frei zu halten. Durch einen eingesetzten Stein
wird dieselbe verschlossen gehalten. An der Rückseite des Ofens be-
findet sich die zum Einsteigen in den Ofenschacht dienende Oeffnung e,
welche während des Betriebes vermauert ist und erst nach dem Kalt-
legen des Ofens geöffnet wird.

Beachtenswerth ist die Einrichtung der Düsenvorrichtungen dieses
Cupolofens (in Fig. 151 und 152 in grösserem Maassstabe gezeichnet).
Von dem rings um den Ofen herum geführten Vertheilungsrohre f aus
sind die vier Düsenständer abgezweigt, welche von Consolen, an dem
Blechmantel des Ofens befestigt, getragen werden. Durch eine kreis-
runde Oeffnung in jedem Düsenständer gelangt der Wind in das kurze
Düsenstück g, welches jedoch nicht an den ersteren angegossen ist,
sondern mit einem aus zwei Hälften verschraubten Ringe denselben
umschliesst. Will man zur Form gelangen, um eine Reinigung der-
selben vorzunehmen oder zu einem andern Zwecke, so dreht man das
Düsenstück zur Seite; hierdurch aber wird selbstthätig der Wind ab-
gesperrt, da der Ring, an welchem das Düsenstück sitzt, nunmehr die
Auslassöffnung aus dem senkrechten Düsenständer schliesst. Umgekehrt
erhält der Wind sofort wieder Zulass, sobald das Düsenstück in seine
richtige Stellung zurückgedreht ist.

Statt der einzelnen Düsenständer für jede Windeinströmungsöffnung
benutzt man häufig einen rings um den Ofen herumlaufenden und mit

1) Oestr. Zeitschr. für Berg- und Hüttenwesen 1882, S. 526.

Das Umschmelzen und die Reinigung des Roheisens.
ständlich wasserdicht mit den Wänden desselben verbunden waren.
Der Wasserbedarf betrug bei einem inneren Durchmesser des Ofens
von 700 mm 65 l per Minute und die Temperatur des Kühlwassers stieg
dabei um 20—25 Grad. Der Ofen war mehrere Jahre hindurch mit
befriedigendem Erfolge in Anwendung, bis er wegen Abbruchs des
betreffenden Giessereigebäudes ebenfalls ausser Anwendung kam.

Eine im Wesentlichen ganz gleiche Einrichtung eines wasser-
gekühlten Cupolofens, wie sie soeben beschrieben wurde und seit 1878
schon in Gröditz in Anwendung war, ist neuerdings in Oesterreich
und Deutschland patentirt worden. 1).

Beispiele verschiedener Cupolofenformen.

Einen Cupolofen der einfachsten Art stellen die Abbildungen
Fig. 149—152 dar (Cupolofen zu Königin-Marienhütte bei Zwickau).
Der Wind strömt durch vier in der Schachtmauerung ausgesparte Oeff-
nungen in den Ofen. Bei a ist die Einfüllöffnung für die Schmelz-
materialien; dieselbe liegt höher über den Windeinströmungen als sonst
üblich, eine Einrichtung, welche in dem vorliegenden Falle allerdings
eine günstigere Ausnutzung des Brennstoffes herbeigeführt haben soll.
Das geschmolzene Roheisen sammelt sich in einem Krigar’schen Vor-
herde, dessen Einrichtung ohne Weiteres verständlich sein wird. b b b
sind Oeffnungen in der Seitenwand des Vorherdes, zum Ablassen der
Schlacke beim allmählichen Ansteigen des Roheisens bestimmt. c ist die
Stichöffnung, d eine Oeffnung, durch welche nöthigenfalls eine Stange
in den Vorherd geschoben werden kann, um den Kanal zwischen Ofen-
schacht und Vorherd frei zu halten. Durch einen eingesetzten Stein
wird dieselbe verschlossen gehalten. An der Rückseite des Ofens be-
findet sich die zum Einsteigen in den Ofenschacht dienende Oeffnung e,
welche während des Betriebes vermauert ist und erst nach dem Kalt-
legen des Ofens geöffnet wird.

Beachtenswerth ist die Einrichtung der Düsenvorrichtungen dieses
Cupolofens (in Fig. 151 und 152 in grösserem Maassstabe gezeichnet).
Von dem rings um den Ofen herum geführten Vertheilungsrohre f aus
sind die vier Düsenständer abgezweigt, welche von Consolen, an dem
Blechmantel des Ofens befestigt, getragen werden. Durch eine kreis-
runde Oeffnung in jedem Düsenständer gelangt der Wind in das kurze
Düsenstück g, welches jedoch nicht an den ersteren angegossen ist,
sondern mit einem aus zwei Hälften verschraubten Ringe denselben
umschliesst. Will man zur Form gelangen, um eine Reinigung der-
selben vorzunehmen oder zu einem andern Zwecke, so dreht man das
Düsenstück zur Seite; hierdurch aber wird selbstthätig der Wind ab-
gesperrt, da der Ring, an welchem das Düsenstück sitzt, nunmehr die
Auslassöffnung aus dem senkrechten Düsenständer schliesst. Umgekehrt
erhält der Wind sofort wieder Zulass, sobald das Düsenstück in seine
richtige Stellung zurückgedreht ist.

Statt der einzelnen Düsenständer für jede Windeinströmungsöffnung
benutzt man häufig einen rings um den Ofen herumlaufenden und mit

1) Oestr. Zeitschr. für Berg- und Hüttenwesen 1882, S. 526.
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[608/0668] Das Umschmelzen und die Reinigung des Roheisens. ständlich wasserdicht mit den Wänden desselben verbunden waren. Der Wasserbedarf betrug bei einem inneren Durchmesser des Ofens von 700 mm 65 l per Minute und die Temperatur des Kühlwassers stieg dabei um 20—25 Grad. Der Ofen war mehrere Jahre hindurch mit befriedigendem Erfolge in Anwendung, bis er wegen Abbruchs des betreffenden Giessereigebäudes ebenfalls ausser Anwendung kam. Eine im Wesentlichen ganz gleiche Einrichtung eines wasser- gekühlten Cupolofens, wie sie soeben beschrieben wurde und seit 1878 schon in Gröditz in Anwendung war, ist neuerdings in Oesterreich und Deutschland patentirt worden. 1). Beispiele verschiedener Cupolofenformen. Einen Cupolofen der einfachsten Art stellen die Abbildungen Fig. 149—152 dar (Cupolofen zu Königin-Marienhütte bei Zwickau). Der Wind strömt durch vier in der Schachtmauerung ausgesparte Oeff- nungen in den Ofen. Bei a ist die Einfüllöffnung für die Schmelz- materialien; dieselbe liegt höher über den Windeinströmungen als sonst üblich, eine Einrichtung, welche in dem vorliegenden Falle allerdings eine günstigere Ausnutzung des Brennstoffes herbeigeführt haben soll. Das geschmolzene Roheisen sammelt sich in einem Krigar’schen Vor- herde, dessen Einrichtung ohne Weiteres verständlich sein wird. b b b sind Oeffnungen in der Seitenwand des Vorherdes, zum Ablassen der Schlacke beim allmählichen Ansteigen des Roheisens bestimmt. c ist die Stichöffnung, d eine Oeffnung, durch welche nöthigenfalls eine Stange in den Vorherd geschoben werden kann, um den Kanal zwischen Ofen- schacht und Vorherd frei zu halten. Durch einen eingesetzten Stein wird dieselbe verschlossen gehalten. An der Rückseite des Ofens be- findet sich die zum Einsteigen in den Ofenschacht dienende Oeffnung e, welche während des Betriebes vermauert ist und erst nach dem Kalt- legen des Ofens geöffnet wird. Beachtenswerth ist die Einrichtung der Düsenvorrichtungen dieses Cupolofens (in Fig. 151 und 152 in grösserem Maassstabe gezeichnet). Von dem rings um den Ofen herum geführten Vertheilungsrohre f aus sind die vier Düsenständer abgezweigt, welche von Consolen, an dem Blechmantel des Ofens befestigt, getragen werden. Durch eine kreis- runde Oeffnung in jedem Düsenständer gelangt der Wind in das kurze Düsenstück g, welches jedoch nicht an den ersteren angegossen ist, sondern mit einem aus zwei Hälften verschraubten Ringe denselben umschliesst. Will man zur Form gelangen, um eine Reinigung der- selben vorzunehmen oder zu einem andern Zwecke, so dreht man das Düsenstück zur Seite; hierdurch aber wird selbstthätig der Wind ab- gesperrt, da der Ring, an welchem das Düsenstück sitzt, nunmehr die Auslassöffnung aus dem senkrechten Düsenständer schliesst. Umgekehrt erhält der Wind sofort wieder Zulass, sobald das Düsenstück in seine richtige Stellung zurückgedreht ist. Statt der einzelnen Düsenständer für jede Windeinströmungsöffnung benutzt man häufig einen rings um den Ofen herumlaufenden und mit 1) Oestr. Zeitschr. für Berg- und Hüttenwesen 1882, S. 526.

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 608. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/668>, abgerufen am 28.11.2024.