Die Nebenerzeugnisse des Hochofenbetriebes und ihre Verwendung.
Apparate, welcher dem zur Wassergaserzeugung benutzten (S. 97) ähn- lich sein könnte -- man hierdurch ein Gasgemenge erhalten würde, welches einen geringeren Stickstoffgehalt als sämmtliche Generatorgase enthielte und deshalb diesen hinsichtlich des Brennwerthes und pyro- metrischen Wärmeeffects (S. 24) überlegen wäre. Der Grund hierfür liegt in dem Umstande, dass bei allen Generatorgasen jedes Gewichts- theil Sauerstoff, welches zur Vergasung des Brennstoffs erforderlich ist, eine bestimmte Menge Stickstoff mit in das Gasgemenge führt; im Hochofen dagegen entstammt nur ein Theil des gesammten Sauerstoff- gehaltes dem zugeführten Winde, ein anderer nicht unbeträchtlicher Theil ist bei den Reductionsprocessen aus den Erzen und deshalb ohne den begleitenden Stickstoff in das Gasgemenge geführt.
Eine praktische Nutzanwendung dieses Umstandes ist bislang nicht gemacht worden, hauptsächlich wohl deshalb nicht, weil die Gichtgase auch in ihrer ursprünglichen Zusammensetzung schon für die Heizung der Winderhitzer und Dampfkessel auszureichen pflegen, und ein Mehr- bedarf von Brennstoff beim Hochofenbetriebe selten vorliegt.
Ausser jenen eigentlich gasförmigen Bestandtheilen enthalten aber die Gichtgase regelmässig Wasserdampf, dessen Menge bei wasser- reichen Beschickungen ganz ansehnlich sein kann; und den schon mehrfach erwähnten Gichtstaub, welcher, wenn er in grossen Mengen auftritt, die Entzündbarkeit und Brennbarkeit der Gichtgase benach- theiligen kann. Dass derselbe bei heissem Gange und basischer Be- schickung reichlicher aufzutreten pflegt als umgekehrt, wurde schon früher erwähnt. Von der chemischen Zusammensetzung desselben wird unten die Rede sein. In 1 cbm Gas fand Stöckmann1) 1.7--2.1 g Staub, während der Hochofen mit Koks auf weissstrahliges Qualitäts- roheisen betrieben wurde; bei Graueisendarstellung oder Darstellung hochmanganhaltiger Legirungen wird die Menge mitunter erheblich be- trächtlicher sein.
Von der Ableitung, Reinigung und Verbrennung der Gichtgase ist schon auf S. 367--387 ausführlich die Rede gewesen, und es kann deshalb hier auf das dort Gesagte verwiesen werden.
2. Schlacken.
Die chemische Zusammensetzung der Hochofenschlacken und die Einflüsse, welche diese chemische Zusammensetzung auf die Beschaffen- heit des miterfolgenden Roheisens ausübt, wurden schon früher, theils beim Hochofenprocesse, theils auf S. 536 ff. besprochen und durch Bei- spiele erläutert.
Vergegenwärtigt man sich, dass die grössere Zahl Hochöfen an- nähernd gleiche Gewichtsmengen Roheisen und Schlacke liefern, zahl- reiche Hochöfen sogar noch mehr Schlacke als Roheisen, während das specifische Gewicht der Schlacke nur ungefähr ein Drittel so gross ist als das des Roheisens, so wird man sich sagen, dass, wenn die Schlacke nur eines einzigen grösseren Hochofens auf die Halde gestürzt werden sollte, dazu im Laufe der Zeit eine beträchtliche Grundfläche erforder-
1) Die Gase des Hochofens u. s. w., S. 32.
Die Nebenerzeugnisse des Hochofenbetriebes und ihre Verwendung.
Apparate, welcher dem zur Wassergaserzeugung benutzten (S. 97) ähn- lich sein könnte — man hierdurch ein Gasgemenge erhalten würde, welches einen geringeren Stickstoffgehalt als sämmtliche Generatorgase enthielte und deshalb diesen hinsichtlich des Brennwerthes und pyro- metrischen Wärmeeffects (S. 24) überlegen wäre. Der Grund hierfür liegt in dem Umstande, dass bei allen Generatorgasen jedes Gewichts- theil Sauerstoff, welches zur Vergasung des Brennstoffs erforderlich ist, eine bestimmte Menge Stickstoff mit in das Gasgemenge führt; im Hochofen dagegen entstammt nur ein Theil des gesammten Sauerstoff- gehaltes dem zugeführten Winde, ein anderer nicht unbeträchtlicher Theil ist bei den Reductionsprocessen aus den Erzen und deshalb ohne den begleitenden Stickstoff in das Gasgemenge geführt.
Eine praktische Nutzanwendung dieses Umstandes ist bislang nicht gemacht worden, hauptsächlich wohl deshalb nicht, weil die Gichtgase auch in ihrer ursprünglichen Zusammensetzung schon für die Heizung der Winderhitzer und Dampfkessel auszureichen pflegen, und ein Mehr- bedarf von Brennstoff beim Hochofenbetriebe selten vorliegt.
Ausser jenen eigentlich gasförmigen Bestandtheilen enthalten aber die Gichtgase regelmässig Wasserdampf, dessen Menge bei wasser- reichen Beschickungen ganz ansehnlich sein kann; und den schon mehrfach erwähnten Gichtstaub, welcher, wenn er in grossen Mengen auftritt, die Entzündbarkeit und Brennbarkeit der Gichtgase benach- theiligen kann. Dass derselbe bei heissem Gange und basischer Be- schickung reichlicher aufzutreten pflegt als umgekehrt, wurde schon früher erwähnt. Von der chemischen Zusammensetzung desselben wird unten die Rede sein. In 1 cbm Gas fand Stöckmann1) 1.7—2.1 g Staub, während der Hochofen mit Koks auf weissstrahliges Qualitäts- roheisen betrieben wurde; bei Graueisendarstellung oder Darstellung hochmanganhaltiger Legirungen wird die Menge mitunter erheblich be- trächtlicher sein.
Von der Ableitung, Reinigung und Verbrennung der Gichtgase ist schon auf S. 367—387 ausführlich die Rede gewesen, und es kann deshalb hier auf das dort Gesagte verwiesen werden.
2. Schlacken.
Die chemische Zusammensetzung der Hochofenschlacken und die Einflüsse, welche diese chemische Zusammensetzung auf die Beschaffen- heit des miterfolgenden Roheisens ausübt, wurden schon früher, theils beim Hochofenprocesse, theils auf S. 536 ff. besprochen und durch Bei- spiele erläutert.
Vergegenwärtigt man sich, dass die grössere Zahl Hochöfen an- nähernd gleiche Gewichtsmengen Roheisen und Schlacke liefern, zahl- reiche Hochöfen sogar noch mehr Schlacke als Roheisen, während das specifische Gewicht der Schlacke nur ungefähr ein Drittel so gross ist als das des Roheisens, so wird man sich sagen, dass, wenn die Schlacke nur eines einzigen grösseren Hochofens auf die Halde gestürzt werden sollte, dazu im Laufe der Zeit eine beträchtliche Grundfläche erforder-
1) Die Gase des Hochofens u. s. w., S. 32.
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Die Nebenerzeugnisse des Hochofenbetriebes und ihre Verwendung.
Apparate, welcher dem zur Wassergaserzeugung benutzten (S. 97) ähn-
lich sein könnte — man hierdurch ein Gasgemenge erhalten würde,
welches einen geringeren Stickstoffgehalt als sämmtliche Generatorgase
enthielte und deshalb diesen hinsichtlich des Brennwerthes und pyro-
metrischen Wärmeeffects (S. 24) überlegen wäre. Der Grund hierfür
liegt in dem Umstande, dass bei allen Generatorgasen jedes Gewichts-
theil Sauerstoff, welches zur Vergasung des Brennstoffs erforderlich ist,
eine bestimmte Menge Stickstoff mit in das Gasgemenge führt; im
Hochofen dagegen entstammt nur ein Theil des gesammten Sauerstoff-
gehaltes dem zugeführten Winde, ein anderer nicht unbeträchtlicher
Theil ist bei den Reductionsprocessen aus den Erzen und deshalb ohne
den begleitenden Stickstoff in das Gasgemenge geführt.
Eine praktische Nutzanwendung dieses Umstandes ist bislang nicht
gemacht worden, hauptsächlich wohl deshalb nicht, weil die Gichtgase
auch in ihrer ursprünglichen Zusammensetzung schon für die Heizung
der Winderhitzer und Dampfkessel auszureichen pflegen, und ein Mehr-
bedarf von Brennstoff beim Hochofenbetriebe selten vorliegt.
Ausser jenen eigentlich gasförmigen Bestandtheilen enthalten aber
die Gichtgase regelmässig Wasserdampf, dessen Menge bei wasser-
reichen Beschickungen ganz ansehnlich sein kann; und den schon
mehrfach erwähnten Gichtstaub, welcher, wenn er in grossen Mengen
auftritt, die Entzündbarkeit und Brennbarkeit der Gichtgase benach-
theiligen kann. Dass derselbe bei heissem Gange und basischer Be-
schickung reichlicher aufzutreten pflegt als umgekehrt, wurde schon
früher erwähnt. Von der chemischen Zusammensetzung desselben wird
unten die Rede sein. In 1 cbm Gas fand Stöckmann 1) 1.7—2.1 g
Staub, während der Hochofen mit Koks auf weissstrahliges Qualitäts-
roheisen betrieben wurde; bei Graueisendarstellung oder Darstellung
hochmanganhaltiger Legirungen wird die Menge mitunter erheblich be-
trächtlicher sein.
Von der Ableitung, Reinigung und Verbrennung der Gichtgase
ist schon auf S. 367—387 ausführlich die Rede gewesen, und es kann
deshalb hier auf das dort Gesagte verwiesen werden.
2. Schlacken.
Die chemische Zusammensetzung der Hochofenschlacken und die
Einflüsse, welche diese chemische Zusammensetzung auf die Beschaffen-
heit des miterfolgenden Roheisens ausübt, wurden schon früher, theils
beim Hochofenprocesse, theils auf S. 536 ff. besprochen und durch Bei-
spiele erläutert.
Vergegenwärtigt man sich, dass die grössere Zahl Hochöfen an-
nähernd gleiche Gewichtsmengen Roheisen und Schlacke liefern, zahl-
reiche Hochöfen sogar noch mehr Schlacke als Roheisen, während das
specifische Gewicht der Schlacke nur ungefähr ein Drittel so gross ist
als das des Roheisens, so wird man sich sagen, dass, wenn die Schlacke
nur eines einzigen grösseren Hochofens auf die Halde gestürzt werden
sollte, dazu im Laufe der Zeit eine beträchtliche Grundfläche erforder-
1) Die Gase des Hochofens u. s. w., S. 32.
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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 584. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/644>, abgerufen am 22.12.2024.
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