einer ausgedehnten Gewerbthätigkeit bildet, und die höheren Fracht- kosten für die Erze bei der Verhüttung am Fundorte der Brennstoffe werden durch den Umstand ausgeglichen, dass im anderen Falle das Roheisen, dessen Selbstkosten am Erzeugungsorte vielleicht etwas niedriger sein würden, entsprechend weiter verfrachtet werden muss, um Absatz zu finden. Es kommt noch hinzu, dass viele Hochofen- werke gezwungen sind, aus verschiedenen, von einander getrennt liegen- den Fundstätten ihre Erze zu beziehen; und nur wo dieses nicht der Fall ist, die benutzten Erze vielmehr in einem und demselben Bezirke nahe bei einander liegen, findet man auch Hochofenwerke in der Nähe der Erzlagerstätten, welche ihre Brennstoffe von fern her beziehen (die oben genannten Hochöfen zu Blankenburg und Harzburg am Harz, die Ilseder Hütte, die Maximilianshütte in Thüringen u. a. m.).
Abgesehen von diesen zuletzt genannten, für die Ausbeutung ein- zelner Erzlagerstätten bestimmten, vereinzelt liegenden Hochofenanlagen lassen sich im Wesentlichen drei grosse Gruppen von Hochofenwerken unterscheiden.
Im Osten Deutschlands gegen Galiziens und Russlands Grenze zu entwickelte sich, Dank dem Auftreten ausgedehnter Steinkohlenlager Schlesiens, insbesondere Oberschlesiens Hochofenbetrieb zu nicht geringer Bedeutung. Etwa ein Neuntel des gesammten deut- schen Roheisens entstammt Oberschlesiens Hochöfen; und der Umstand, dass die oberschlesischen Erze nicht fern von der Fundstätte der Kohlen, in der an das Kohlengebirge anschliessenden Triasformation, aufzutreten pflegen, wies schon frühzeitig auf die Verhüttung derselben mit Stein- kohlen, beziehentlich Koks, hin. Auf dem Continente wurde der Hoch- ofenbetrieb mit Koks zuerst in Oberschlesien eingeführt.
Wie aber die früher schon mehrfach erwähnten Eigenthümlich- keiten der Oberschlesischen Steinkohlen die Veranlassung sind, dass dort noch -- wie in England -- Verkokungsmethoden angetroffen werden, welche im Westen Deutschlands vollständig verschwunden sind, so ist anderntheils die Beschaffenheit der zur Verwendung stehenden Erze die Ursache, dass auch beim Hochofenbetriebe manche Einrich- tungen einer früheren Zeit noch nicht durch neuere ersetzt wurden. Die Hochöfen, auch die neu erbauten, sind in Rücksicht auf die mul- mige Beschaffenheit der Erze, welche den Gasen nur schwierig Durch- gang gestatten, fast durchweg kleiner als die neueren Oefen anderer Gegenden; der Zinkgehalt der Erze, welcher zum grossen Theil von den Gichtgasen davongeführt wird, schreckte die oberschlesischen Eisen- hüttenleute bislang vor der Einführung steinerner, schwierig zu reini- gender Winderhitzer zurück, und noch bis heute sind sämmtliche oberschlesischen Hochofenwerke nur mit eisernen Apparaten ver- sehen.1)
Der häufig ziemlich beträchtliche Phosphor- und Mangangehalt der oberschlesischen Brauneisenerze weist vornehmlich auf die Darstellung weissstrahligen Roheisens für den Puddelbetrieb hin. Vielfach werden
1) Einer kürzlich in "Stahl und Eisen" 1883, S. 211 gemachten Mittheilung zufolge ist die versuchsweise Anwendung von Whitwellapparaten auf einem der ober- schlesischen Werke für die nächste Zeit in Aussicht genommen.
Der Hochofenbetrieb in verschiedenen Ländern.
einer ausgedehnten Gewerbthätigkeit bildet, und die höheren Fracht- kosten für die Erze bei der Verhüttung am Fundorte der Brennstoffe werden durch den Umstand ausgeglichen, dass im anderen Falle das Roheisen, dessen Selbstkosten am Erzeugungsorte vielleicht etwas niedriger sein würden, entsprechend weiter verfrachtet werden muss, um Absatz zu finden. Es kommt noch hinzu, dass viele Hochofen- werke gezwungen sind, aus verschiedenen, von einander getrennt liegen- den Fundstätten ihre Erze zu beziehen; und nur wo dieses nicht der Fall ist, die benutzten Erze vielmehr in einem und demselben Bezirke nahe bei einander liegen, findet man auch Hochofenwerke in der Nähe der Erzlagerstätten, welche ihre Brennstoffe von fern her beziehen (die oben genannten Hochöfen zu Blankenburg und Harzburg am Harz, die Ilseder Hütte, die Maximilianshütte in Thüringen u. a. m.).
Abgesehen von diesen zuletzt genannten, für die Ausbeutung ein- zelner Erzlagerstätten bestimmten, vereinzelt liegenden Hochofenanlagen lassen sich im Wesentlichen drei grosse Gruppen von Hochofenwerken unterscheiden.
Im Osten Deutschlands gegen Galiziens und Russlands Grenze zu entwickelte sich, Dank dem Auftreten ausgedehnter Steinkohlenlager Schlesiens, insbesondere Oberschlesiens Hochofenbetrieb zu nicht geringer Bedeutung. Etwa ein Neuntel des gesammten deut- schen Roheisens entstammt Oberschlesiens Hochöfen; und der Umstand, dass die oberschlesischen Erze nicht fern von der Fundstätte der Kohlen, in der an das Kohlengebirge anschliessenden Triasformation, aufzutreten pflegen, wies schon frühzeitig auf die Verhüttung derselben mit Stein- kohlen, beziehentlich Koks, hin. Auf dem Continente wurde der Hoch- ofenbetrieb mit Koks zuerst in Oberschlesien eingeführt.
Wie aber die früher schon mehrfach erwähnten Eigenthümlich- keiten der Oberschlesischen Steinkohlen die Veranlassung sind, dass dort noch — wie in England — Verkokungsmethoden angetroffen werden, welche im Westen Deutschlands vollständig verschwunden sind, so ist anderntheils die Beschaffenheit der zur Verwendung stehenden Erze die Ursache, dass auch beim Hochofenbetriebe manche Einrich- tungen einer früheren Zeit noch nicht durch neuere ersetzt wurden. Die Hochöfen, auch die neu erbauten, sind in Rücksicht auf die mul- mige Beschaffenheit der Erze, welche den Gasen nur schwierig Durch- gang gestatten, fast durchweg kleiner als die neueren Oefen anderer Gegenden; der Zinkgehalt der Erze, welcher zum grossen Theil von den Gichtgasen davongeführt wird, schreckte die oberschlesischen Eisen- hüttenleute bislang vor der Einführung steinerner, schwierig zu reini- gender Winderhitzer zurück, und noch bis heute sind sämmtliche oberschlesischen Hochofenwerke nur mit eisernen Apparaten ver- sehen.1)
Der häufig ziemlich beträchtliche Phosphor- und Mangangehalt der oberschlesischen Brauneisenerze weist vornehmlich auf die Darstellung weissstrahligen Roheisens für den Puddelbetrieb hin. Vielfach werden
1) Einer kürzlich in „Stahl und Eisen“ 1883, S. 211 gemachten Mittheilung zufolge ist die versuchsweise Anwendung von Whitwellapparaten auf einem der ober- schlesischen Werke für die nächste Zeit in Aussicht genommen.
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[573/0633]
Der Hochofenbetrieb in verschiedenen Ländern.
einer ausgedehnten Gewerbthätigkeit bildet, und die höheren Fracht-
kosten für die Erze bei der Verhüttung am Fundorte der Brennstoffe
werden durch den Umstand ausgeglichen, dass im anderen Falle das
Roheisen, dessen Selbstkosten am Erzeugungsorte vielleicht etwas
niedriger sein würden, entsprechend weiter verfrachtet werden muss,
um Absatz zu finden. Es kommt noch hinzu, dass viele Hochofen-
werke gezwungen sind, aus verschiedenen, von einander getrennt liegen-
den Fundstätten ihre Erze zu beziehen; und nur wo dieses nicht der
Fall ist, die benutzten Erze vielmehr in einem und demselben Bezirke
nahe bei einander liegen, findet man auch Hochofenwerke in der Nähe
der Erzlagerstätten, welche ihre Brennstoffe von fern her beziehen (die
oben genannten Hochöfen zu Blankenburg und Harzburg am Harz,
die Ilseder Hütte, die Maximilianshütte in Thüringen u. a. m.).
Abgesehen von diesen zuletzt genannten, für die Ausbeutung ein-
zelner Erzlagerstätten bestimmten, vereinzelt liegenden Hochofenanlagen
lassen sich im Wesentlichen drei grosse Gruppen von Hochofenwerken
unterscheiden.
Im Osten Deutschlands gegen Galiziens und Russlands Grenze zu
entwickelte sich, Dank dem Auftreten ausgedehnter Steinkohlenlager
Schlesiens, insbesondere Oberschlesiens Hochofenbetrieb
zu nicht geringer Bedeutung. Etwa ein Neuntel des gesammten deut-
schen Roheisens entstammt Oberschlesiens Hochöfen; und der Umstand,
dass die oberschlesischen Erze nicht fern von der Fundstätte der Kohlen,
in der an das Kohlengebirge anschliessenden Triasformation, aufzutreten
pflegen, wies schon frühzeitig auf die Verhüttung derselben mit Stein-
kohlen, beziehentlich Koks, hin. Auf dem Continente wurde der Hoch-
ofenbetrieb mit Koks zuerst in Oberschlesien eingeführt.
Wie aber die früher schon mehrfach erwähnten Eigenthümlich-
keiten der Oberschlesischen Steinkohlen die Veranlassung sind, dass
dort noch — wie in England — Verkokungsmethoden angetroffen
werden, welche im Westen Deutschlands vollständig verschwunden sind,
so ist anderntheils die Beschaffenheit der zur Verwendung stehenden
Erze die Ursache, dass auch beim Hochofenbetriebe manche Einrich-
tungen einer früheren Zeit noch nicht durch neuere ersetzt wurden.
Die Hochöfen, auch die neu erbauten, sind in Rücksicht auf die mul-
mige Beschaffenheit der Erze, welche den Gasen nur schwierig Durch-
gang gestatten, fast durchweg kleiner als die neueren Oefen anderer
Gegenden; der Zinkgehalt der Erze, welcher zum grossen Theil von
den Gichtgasen davongeführt wird, schreckte die oberschlesischen Eisen-
hüttenleute bislang vor der Einführung steinerner, schwierig zu reini-
gender Winderhitzer zurück, und noch bis heute sind sämmtliche
oberschlesischen Hochofenwerke nur mit eisernen Apparaten ver-
sehen. 1)
Der häufig ziemlich beträchtliche Phosphor- und Mangangehalt der
oberschlesischen Brauneisenerze weist vornehmlich auf die Darstellung
weissstrahligen Roheisens für den Puddelbetrieb hin. Vielfach werden
1) Einer kürzlich in „Stahl und Eisen“ 1883, S. 211 gemachten Mittheilung
zufolge ist die versuchsweise Anwendung von Whitwellapparaten auf einem der ober-
schlesischen Werke für die nächste Zeit in Aussicht genommen.
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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 573. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/633>, abgerufen am 22.11.2024.
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