die Erze in den auf S. 201 beschriebenen Röstöfen, deren Abmessungen zu denen der colossalen Hochöfen zwar im passenden Verhältnisse stehen, jedoch theilweise, ebenso wie letztere, jedenfalls die Grenze des Zweckmässigen überschreiten.
Die Zusammensetzung der Erze, insbesondere ihr beträchtlicher Thonerdegehalt, erleichtert wesentlich die Darstellung von grauem Roh- eisen. Der nie fehlende Phosphorgehalt, welcher in sämmtlichen besseren Roheisensorten ziemlich regelmässig 1.4 Proc. zu betragen pflegt und demnach nicht unerheblich höher ist als im schottischen Roheisen, mindert zwar den Werth des Clevelandroheisens ab; diesem Nachtheile stehen aber die ausserordentlich billigen Herstellungskosten des Roh- eisens gegenüber, und diese erklären es, dass das graue Cleveland- Roheisen in noch grösserem Umfange als das schottische exportirt und in continentalen Eisengiessereien mit Vorliebe als Material für Dar- stellung von Gusswaaren niederer Gattung verwendet wird. Durch Ver- mischen des phosphorreichen, aber billigen Roheisens mit einer ent- sprechenden Menge eines phosphorärmeren ist man beim Umschmelzen in den Giessereien leicht im Stande, die unleugbar nachtheiligen Ein- flüsse des hohen Phosphorgehaltes abzumindern.
Ein ungefähres Bild über den Umfang des Hochofenbetriebes in den einzelnen Bezirken Grossbritanniens erhält man durch folgende Zusammenstellung. Im Jahre 1882 betrug die Roheisenerzeugung:
in Schottland 1126000 Tonnen
" Cumberland 1001000 "
" Lancashire 783000 "
" Wales 932000 "
" Staffordshire, Derbyshire und Notts 1161000 "
" Cleveland 2689000 "
" dem übrigen England 801000 "
Insgesammt 8493000 Tonnen.
Die Vereinigten Staaten von Nordamerika.
Der ungeheure Eisenbedarf des gewerbthätigen und sich mehr und mehr ausdehnenden Landes, das Vorkommen verschiedener reicher Eisenerz- und Kohlenlager, der bekannte praktische Sinn und die gegen Schwierigkeiten zähe Ausdauer der Nordamerikaner, sowie endlich ein nicht unbeträchtlicher Schutzzoll gegen die Einfuhr fremden Eisens vereinigten sich, die Eisenindustrie der Vereinigten Staaten binnen einigen Jahrzehnten in einer Weise zu entwickeln, dass die letzteren in der Jetztzeit unter allen eisenerzeugenden Ländern den zweiten Rang einnehmen.
Erschwerend für die Roheisenindustrie der Vereinigten Staaten wirkt der Umstand, dass Erze und Kohlen häufig weit auseinander liegen, und dass daher mindestens eins dieser Materialien oft hohe Frachtkosten zu tragen hat, ehe es an den Ort der Verhüttung gelangt. Der im Westen der Vereinigten Staaten noch vorhandene grosse Holz- reichthum dagegen erklärt es zur Genüge, dass noch ziemlich viele Hochöfen mit Holzkohlen betrieben werden; aber freilich wird sich ihre Zahl voraussichtlich mehr und mehr mindern, je weiter die Verkehrs-
Der Hochofenbetrieb.
die Erze in den auf S. 201 beschriebenen Röstöfen, deren Abmessungen zu denen der colossalen Hochöfen zwar im passenden Verhältnisse stehen, jedoch theilweise, ebenso wie letztere, jedenfalls die Grenze des Zweckmässigen überschreiten.
Die Zusammensetzung der Erze, insbesondere ihr beträchtlicher Thonerdegehalt, erleichtert wesentlich die Darstellung von grauem Roh- eisen. Der nie fehlende Phosphorgehalt, welcher in sämmtlichen besseren Roheisensorten ziemlich regelmässig 1.4 Proc. zu betragen pflegt und demnach nicht unerheblich höher ist als im schottischen Roheisen, mindert zwar den Werth des Clevelandroheisens ab; diesem Nachtheile stehen aber die ausserordentlich billigen Herstellungskosten des Roh- eisens gegenüber, und diese erklären es, dass das graue Cleveland- Roheisen in noch grösserem Umfange als das schottische exportirt und in continentalen Eisengiessereien mit Vorliebe als Material für Dar- stellung von Gusswaaren niederer Gattung verwendet wird. Durch Ver- mischen des phosphorreichen, aber billigen Roheisens mit einer ent- sprechenden Menge eines phosphorärmeren ist man beim Umschmelzen in den Giessereien leicht im Stande, die unleugbar nachtheiligen Ein- flüsse des hohen Phosphorgehaltes abzumindern.
Ein ungefähres Bild über den Umfang des Hochofenbetriebes in den einzelnen Bezirken Grossbritanniens erhält man durch folgende Zusammenstellung. Im Jahre 1882 betrug die Roheisenerzeugung:
in Schottland 1126000 Tonnen
„ Cumberland 1001000 „
„ Lancashire 783000 „
„ Wales 932000 „
„ Staffordshire, Derbyshire und Notts 1161000 „
„ Cleveland 2689000 „
„ dem übrigen England 801000 „
Insgesammt 8493000 Tonnen.
Die Vereinigten Staaten von Nordamerika.
Der ungeheure Eisenbedarf des gewerbthätigen und sich mehr und mehr ausdehnenden Landes, das Vorkommen verschiedener reicher Eisenerz- und Kohlenlager, der bekannte praktische Sinn und die gegen Schwierigkeiten zähe Ausdauer der Nordamerikaner, sowie endlich ein nicht unbeträchtlicher Schutzzoll gegen die Einfuhr fremden Eisens vereinigten sich, die Eisenindustrie der Vereinigten Staaten binnen einigen Jahrzehnten in einer Weise zu entwickeln, dass die letzteren in der Jetztzeit unter allen eisenerzeugenden Ländern den zweiten Rang einnehmen.
Erschwerend für die Roheisenindustrie der Vereinigten Staaten wirkt der Umstand, dass Erze und Kohlen häufig weit auseinander liegen, und dass daher mindestens eins dieser Materialien oft hohe Frachtkosten zu tragen hat, ehe es an den Ort der Verhüttung gelangt. Der im Westen der Vereinigten Staaten noch vorhandene grosse Holz- reichthum dagegen erklärt es zur Genüge, dass noch ziemlich viele Hochöfen mit Holzkohlen betrieben werden; aber freilich wird sich ihre Zahl voraussichtlich mehr und mehr mindern, je weiter die Verkehrs-
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[568/0628]
Der Hochofenbetrieb.
die Erze in den auf S. 201 beschriebenen Röstöfen, deren Abmessungen
zu denen der colossalen Hochöfen zwar im passenden Verhältnisse
stehen, jedoch theilweise, ebenso wie letztere, jedenfalls die Grenze des
Zweckmässigen überschreiten.
Die Zusammensetzung der Erze, insbesondere ihr beträchtlicher
Thonerdegehalt, erleichtert wesentlich die Darstellung von grauem Roh-
eisen. Der nie fehlende Phosphorgehalt, welcher in sämmtlichen besseren
Roheisensorten ziemlich regelmässig 1.4 Proc. zu betragen pflegt und
demnach nicht unerheblich höher ist als im schottischen Roheisen,
mindert zwar den Werth des Clevelandroheisens ab; diesem Nachtheile
stehen aber die ausserordentlich billigen Herstellungskosten des Roh-
eisens gegenüber, und diese erklären es, dass das graue Cleveland-
Roheisen in noch grösserem Umfange als das schottische exportirt und
in continentalen Eisengiessereien mit Vorliebe als Material für Dar-
stellung von Gusswaaren niederer Gattung verwendet wird. Durch Ver-
mischen des phosphorreichen, aber billigen Roheisens mit einer ent-
sprechenden Menge eines phosphorärmeren ist man beim Umschmelzen
in den Giessereien leicht im Stande, die unleugbar nachtheiligen Ein-
flüsse des hohen Phosphorgehaltes abzumindern.
Ein ungefähres Bild über den Umfang des Hochofenbetriebes in
den einzelnen Bezirken Grossbritanniens erhält man durch folgende
Zusammenstellung. Im Jahre 1882 betrug die Roheisenerzeugung:
in Schottland 1126000 Tonnen
„ Cumberland 1001000 „
„ Lancashire 783000 „
„ Wales 932000 „
„ Staffordshire, Derbyshire und Notts 1161000 „
„ Cleveland 2689000 „
„ dem übrigen England 801000 „
Insgesammt 8493000 Tonnen.
Die Vereinigten Staaten von Nordamerika.
Der ungeheure Eisenbedarf des gewerbthätigen und sich mehr und
mehr ausdehnenden Landes, das Vorkommen verschiedener reicher
Eisenerz- und Kohlenlager, der bekannte praktische Sinn und die gegen
Schwierigkeiten zähe Ausdauer der Nordamerikaner, sowie endlich ein
nicht unbeträchtlicher Schutzzoll gegen die Einfuhr fremden Eisens
vereinigten sich, die Eisenindustrie der Vereinigten Staaten binnen
einigen Jahrzehnten in einer Weise zu entwickeln, dass die letzteren
in der Jetztzeit unter allen eisenerzeugenden Ländern den zweiten Rang
einnehmen.
Erschwerend für die Roheisenindustrie der Vereinigten Staaten
wirkt der Umstand, dass Erze und Kohlen häufig weit auseinander
liegen, und dass daher mindestens eins dieser Materialien oft hohe
Frachtkosten zu tragen hat, ehe es an den Ort der Verhüttung gelangt.
Der im Westen der Vereinigten Staaten noch vorhandene grosse Holz-
reichthum dagegen erklärt es zur Genüge, dass noch ziemlich viele
Hochöfen mit Holzkohlen betrieben werden; aber freilich wird sich ihre
Zahl voraussichtlich mehr und mehr mindern, je weiter die Verkehrs-
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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 568. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/628>, abgerufen am 22.12.2024.
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