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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Der Hochofenbetrieb.
Iron Works in Pennsylvanien 1600 kg, Lucy Furnace ebenda 1400 kg u. s. f.).
Bei Verarbeitung sehr armer Erze kann der Koksverbrauch bis auf
2000 kg steigen.

Spiegeleisendarstellung mit Koks erfordert, sofern der Mangangehalt
nicht erheblich mehr als 12 Proc. beträgt, zwar einen höheren Brenn-
stoffverbrauch als gewöhnliches Weisseisen, ohne dass derselbe jedoch
die Höhe wie bei Darstellung tiefgrauen Roheisens erreichte. In Rhein-
land und Westfalen gebraucht man gewöhnlich 1100--1250 kg Koks
für 1000 kg Grobspiegel. Bei hochhaltigem Spiegeleisen (20 Proc.
Mangan) steigt der Koksverbrauch auf 1500--1800 kg Koks, bei Dar-
stellung von Eisenmangan mit hohem Mangangehalt bis auf 3000 kg
und darüber.

Der Brennstoffverbrauch beim Betriebe von Anthracithochöfen stellt
sich dem der Kokshochöfen annähernd gleich, sofern den Eigenthüm-
lichkeiten des Brennstoffes bei der Anlage und Betriebsführung gebüh-
rend Rechnung getragen ist.

e) Selbstkosten des erzeugten Roheisens. Insofern von den
Selbstkosten und dem Verhältnisse derselben zu dem Verkaufspreise
des Roheisens in erster Reihe das Gedeihen eines Hochofenwerkes ab-
hängt, bilden dieselben das wichtigste aller Betriebsergebnisse, zugleich
aber auch dasjenige, dessen genaue Ermittelung am wenigsten einfach
ist. Diese Selbstkosten setzen sich aus folgenden Einzelwerthen zu-
sammen.

1. Ausgabe für die Erze zur Darstellung einer be-
stimmten Menge
(1000 kg) Roheisen. Die Menge der verbrauchten
Erze für die verschiedenen Roheisensorten ergiebt das Schmelzbuch,
den Preis der einzelnen Erzsorten incl. der Ausgaben für Frachten,
Abladen u. s. w. das Contobuch. Falls die Erze geröstet werden, müssen
natürlicherweise auch die Kosten hierfür in Betracht gezogen werden.
Im Allgemeinen wird sich der Preis nach dem Eisengehalte und dem
Gehalte an nachtheiligen Bestandtheilen richten; und je eisenreicher
das Erz ist, desto weiter lässt sich dasselbe verfrachten, ohne wegen
übermässiger Vertheuerung für den Hochofenprocess unbrauchbar zu
werden.

2. Ausgabe für Zuschläge (Kalkstein)
3. Ausgabe für Brennstoffe
ergeben sich aus den-
selben Büchern wie 1.

4. Löhne. Der Gesammtbetrag der gezahlten Löhne lässt sich
unschwer aus den Lohntabellen oder dem Contobuche entnehmen; der
auf die Gewichtseinheit des dargestellten Roheisens entfallende Betrag
ergiebt sich dann leicht durch Rechnung. Letzterer hängt zwar zum
Theil von örtlichen Verhältnissen, d. h. von den üblichen Lohnsätzen
am Orte des Hochofenwerkes, weit mehr aber von der Leistung des
Hochofens ab. Je grösser die letztere ist, desto niedriger fallen die
Löhne per Gewichtseinheit des dargestellten Roheisens aus. Aus diesem
Grunde sind trotz der in England üblichen hohen Lohnsätze die dort
per Tonne Roheisen gezahlten Löhne durchschnittlich nicht höher als
bei deutschen Hochofenwerken; der Betrieb von Holzkohlenhochöfen
erfordert durchschnittlich höhere Löhne per Tonne Roheisen als der
Betrieb von Kokshochöfen, die Darstellung des grauen Roheisens oder

Der Hochofenbetrieb.
Iron Works in Pennsylvanien 1600 kg, Lucy Furnace ebenda 1400 kg u. s. f.).
Bei Verarbeitung sehr armer Erze kann der Koksverbrauch bis auf
2000 kg steigen.

Spiegeleisendarstellung mit Koks erfordert, sofern der Mangangehalt
nicht erheblich mehr als 12 Proc. beträgt, zwar einen höheren Brenn-
stoffverbrauch als gewöhnliches Weisseisen, ohne dass derselbe jedoch
die Höhe wie bei Darstellung tiefgrauen Roheisens erreichte. In Rhein-
land und Westfalen gebraucht man gewöhnlich 1100—1250 kg Koks
für 1000 kg Grobspiegel. Bei hochhaltigem Spiegeleisen (20 Proc.
Mangan) steigt der Koksverbrauch auf 1500—1800 kg Koks, bei Dar-
stellung von Eisenmangan mit hohem Mangangehalt bis auf 3000 kg
und darüber.

Der Brennstoffverbrauch beim Betriebe von Anthracithochöfen stellt
sich dem der Kokshochöfen annähernd gleich, sofern den Eigenthüm-
lichkeiten des Brennstoffes bei der Anlage und Betriebsführung gebüh-
rend Rechnung getragen ist.

e) Selbstkosten des erzeugten Roheisens. Insofern von den
Selbstkosten und dem Verhältnisse derselben zu dem Verkaufspreise
des Roheisens in erster Reihe das Gedeihen eines Hochofenwerkes ab-
hängt, bilden dieselben das wichtigste aller Betriebsergebnisse, zugleich
aber auch dasjenige, dessen genaue Ermittelung am wenigsten einfach
ist. Diese Selbstkosten setzen sich aus folgenden Einzelwerthen zu-
sammen.

1. Ausgabe für die Erze zur Darstellung einer be-
stimmten Menge
(1000 kg) Roheisen. Die Menge der verbrauchten
Erze für die verschiedenen Roheisensorten ergiebt das Schmelzbuch,
den Preis der einzelnen Erzsorten incl. der Ausgaben für Frachten,
Abladen u. s. w. das Contobuch. Falls die Erze geröstet werden, müssen
natürlicherweise auch die Kosten hierfür in Betracht gezogen werden.
Im Allgemeinen wird sich der Preis nach dem Eisengehalte und dem
Gehalte an nachtheiligen Bestandtheilen richten; und je eisenreicher
das Erz ist, desto weiter lässt sich dasselbe verfrachten, ohne wegen
übermässiger Vertheuerung für den Hochofenprocess unbrauchbar zu
werden.

2. Ausgabe für Zuschläge (Kalkstein)
3. Ausgabe für Brennstoffe
ergeben sich aus den-
selben Büchern wie 1.

4. Löhne. Der Gesammtbetrag der gezahlten Löhne lässt sich
unschwer aus den Lohntabellen oder dem Contobuche entnehmen; der
auf die Gewichtseinheit des dargestellten Roheisens entfallende Betrag
ergiebt sich dann leicht durch Rechnung. Letzterer hängt zwar zum
Theil von örtlichen Verhältnissen, d. h. von den üblichen Lohnsätzen
am Orte des Hochofenwerkes, weit mehr aber von der Leistung des
Hochofens ab. Je grösser die letztere ist, desto niedriger fallen die
Löhne per Gewichtseinheit des dargestellten Roheisens aus. Aus diesem
Grunde sind trotz der in England üblichen hohen Lohnsätze die dort
per Tonne Roheisen gezahlten Löhne durchschnittlich nicht höher als
bei deutschen Hochofenwerken; der Betrieb von Holzkohlenhochöfen
erfordert durchschnittlich höhere Löhne per Tonne Roheisen als der
Betrieb von Kokshochöfen, die Darstellung des grauen Roheisens oder

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[560/0620] Der Hochofenbetrieb. Iron Works in Pennsylvanien 1600 kg, Lucy Furnace ebenda 1400 kg u. s. f.). Bei Verarbeitung sehr armer Erze kann der Koksverbrauch bis auf 2000 kg steigen. Spiegeleisendarstellung mit Koks erfordert, sofern der Mangangehalt nicht erheblich mehr als 12 Proc. beträgt, zwar einen höheren Brenn- stoffverbrauch als gewöhnliches Weisseisen, ohne dass derselbe jedoch die Höhe wie bei Darstellung tiefgrauen Roheisens erreichte. In Rhein- land und Westfalen gebraucht man gewöhnlich 1100—1250 kg Koks für 1000 kg Grobspiegel. Bei hochhaltigem Spiegeleisen (20 Proc. Mangan) steigt der Koksverbrauch auf 1500—1800 kg Koks, bei Dar- stellung von Eisenmangan mit hohem Mangangehalt bis auf 3000 kg und darüber. Der Brennstoffverbrauch beim Betriebe von Anthracithochöfen stellt sich dem der Kokshochöfen annähernd gleich, sofern den Eigenthüm- lichkeiten des Brennstoffes bei der Anlage und Betriebsführung gebüh- rend Rechnung getragen ist. e) Selbstkosten des erzeugten Roheisens. Insofern von den Selbstkosten und dem Verhältnisse derselben zu dem Verkaufspreise des Roheisens in erster Reihe das Gedeihen eines Hochofenwerkes ab- hängt, bilden dieselben das wichtigste aller Betriebsergebnisse, zugleich aber auch dasjenige, dessen genaue Ermittelung am wenigsten einfach ist. Diese Selbstkosten setzen sich aus folgenden Einzelwerthen zu- sammen. 1. Ausgabe für die Erze zur Darstellung einer be- stimmten Menge (1000 kg) Roheisen. Die Menge der verbrauchten Erze für die verschiedenen Roheisensorten ergiebt das Schmelzbuch, den Preis der einzelnen Erzsorten incl. der Ausgaben für Frachten, Abladen u. s. w. das Contobuch. Falls die Erze geröstet werden, müssen natürlicherweise auch die Kosten hierfür in Betracht gezogen werden. Im Allgemeinen wird sich der Preis nach dem Eisengehalte und dem Gehalte an nachtheiligen Bestandtheilen richten; und je eisenreicher das Erz ist, desto weiter lässt sich dasselbe verfrachten, ohne wegen übermässiger Vertheuerung für den Hochofenprocess unbrauchbar zu werden. 2. Ausgabe für Zuschläge (Kalkstein) 3. Ausgabe für Brennstoffe ergeben sich aus den- selben Büchern wie 1. 4. Löhne. Der Gesammtbetrag der gezahlten Löhne lässt sich unschwer aus den Lohntabellen oder dem Contobuche entnehmen; der auf die Gewichtseinheit des dargestellten Roheisens entfallende Betrag ergiebt sich dann leicht durch Rechnung. Letzterer hängt zwar zum Theil von örtlichen Verhältnissen, d. h. von den üblichen Lohnsätzen am Orte des Hochofenwerkes, weit mehr aber von der Leistung des Hochofens ab. Je grösser die letztere ist, desto niedriger fallen die Löhne per Gewichtseinheit des dargestellten Roheisens aus. Aus diesem Grunde sind trotz der in England üblichen hohen Lohnsätze die dort per Tonne Roheisen gezahlten Löhne durchschnittlich nicht höher als bei deutschen Hochofenwerken; der Betrieb von Holzkohlenhochöfen erfordert durchschnittlich höhere Löhne per Tonne Roheisen als der Betrieb von Kokshochöfen, die Darstellung des grauen Roheisens oder

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 560. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/620>, abgerufen am 23.11.2024.