Stückgrösse und auf den Umstand, dass, wie schon erwähnt wurde, häufig noch ein Zerspringen der Stücke in ganz kleine Würfel statt- findet, ist eine hohe Windpressung sogar nothwendig, um den Gasen das Durchdringen der dicht liegenden Beschickung zu ermöglichen. Man construirt deshalb die Gebläse so, dass sie im Stande sind, nöthigen- falls mit einer Pressung von 1.5 kg per qcm zu blasen, während aller- dings während des gewöhnlichen Betriebes selten eine höhere Wind- spannung als 0.6--1 kg per qcm erforderlich ist; immerhin bedeutend höher als bei den meisten mit Koks betriebenen Hochöfen.
Auch hoch getriebene Winderhitzung befördert naturgemäss die Verbrennung der Anthracite, und man ersetzt aus diesem Grunde mehr und mehr die älteren eisernen Winderhitzungsapparate durch steinerne.
Eine besondere Schwierigkeit liegt jedoch in der öfteren Ent- stehung von Versetzungen im Hochofen, gebildet durch ein Gemenge von Anthracitpulver, welches durch das Zerspringen von Anthracit- stücken entstanden war, mit Schlacken oder gesinterten Massen. Be- sonders häufig entstehen solche Versetzungen nach dem Abstiche, wenn das Gebläse abgestellt ist. Pulver, zur Hälfte aus Anthracitstaub, zur andern Hälfte aus zerfallenen Erzen bestehend, welches an den Rast- wänden ringförmig sich aufgebaut hatte, rollt dann mit einem Male vor die Formen und droht, das Feuer zu ersticken. Anwendung sehr hoch erhitzten Windes (sofern die Apparate nicht inzwischen ebenfalls abgekühlt sein sollten) und sehr starker Pressung, welche es dem Winde ermöglicht, die dicht liegenden Massen zu durchdringen, hat in solchen Fällen häufig gute Dienste gethan und die Beseitigung des Hinder- nisses zu Wege gebracht. In anderen Fällen sucht man, sofern nicht bereits Erstarrung zu einem einzigen festen Klumpen eingetreten ist, den Staub durch Kratzen und Schaufeln aus dem Ofen zu ziehen, bis die gröberen Stücke des Brennstoffs nachrutschen und der Wieder- beginn des Blasens ermöglicht ist. Liegt jedoch die Versetzung höher im Ofen, so bleibt gewöhnlich nichts Anderes übrig, als den Ofen hier aufzubrechen und nun in irgend einer Weise den "Bär" zu zerbrechen, zu schmelzen oder zum Niedergehen zu bringen.
Bei Erwägung dieser Schwierigkeiten findet man die Anwendung der a. a. O. schon erwähnten, auf nordamerikanischen Eisenwerken bis- weilen angewendeten Mittel zur Beseitigung jener Versetzungen (Sprengen mit Pulver u. s. w.) wohl erklärlich.
Der Betrieb mit Braunkohlen.
In Gegenden, wo früher die Hochöfen ausschliesslich mit Holz- kohlen betrieben wurden, Koks nur aus sehr weiten Entfernungen zu erlangen sind, Braunkohlen dagegen zu einem mässigen Preise zu beschaffen sein würden, hat man verschiedentlich Versuche angestellt, diese an Stelle von Holzkohle, beziehentlich auch an Stelle von Koks, als Brennmaterial für den Hochofenbetrieb zu benutzen.
Zwei Eigenschaften der Braunkohlen sind es hauptsächlich, welche diese Verwendung erschweren: der grosse Gas- und Wassergehalt der- selben einerseits und andererseits das Zerfallen der meisten Braunkohlen
Der Betrieb mit Anthraciten und Braunkohlen.
Stückgrösse und auf den Umstand, dass, wie schon erwähnt wurde, häufig noch ein Zerspringen der Stücke in ganz kleine Würfel statt- findet, ist eine hohe Windpressung sogar nothwendig, um den Gasen das Durchdringen der dicht liegenden Beschickung zu ermöglichen. Man construirt deshalb die Gebläse so, dass sie im Stande sind, nöthigen- falls mit einer Pressung von 1.5 kg per qcm zu blasen, während aller- dings während des gewöhnlichen Betriebes selten eine höhere Wind- spannung als 0.6—1 kg per qcm erforderlich ist; immerhin bedeutend höher als bei den meisten mit Koks betriebenen Hochöfen.
Auch hoch getriebene Winderhitzung befördert naturgemäss die Verbrennung der Anthracite, und man ersetzt aus diesem Grunde mehr und mehr die älteren eisernen Winderhitzungsapparate durch steinerne.
Eine besondere Schwierigkeit liegt jedoch in der öfteren Ent- stehung von Versetzungen im Hochofen, gebildet durch ein Gemenge von Anthracitpulver, welches durch das Zerspringen von Anthracit- stücken entstanden war, mit Schlacken oder gesinterten Massen. Be- sonders häufig entstehen solche Versetzungen nach dem Abstiche, wenn das Gebläse abgestellt ist. Pulver, zur Hälfte aus Anthracitstaub, zur andern Hälfte aus zerfallenen Erzen bestehend, welches an den Rast- wänden ringförmig sich aufgebaut hatte, rollt dann mit einem Male vor die Formen und droht, das Feuer zu ersticken. Anwendung sehr hoch erhitzten Windes (sofern die Apparate nicht inzwischen ebenfalls abgekühlt sein sollten) und sehr starker Pressung, welche es dem Winde ermöglicht, die dicht liegenden Massen zu durchdringen, hat in solchen Fällen häufig gute Dienste gethan und die Beseitigung des Hinder- nisses zu Wege gebracht. In anderen Fällen sucht man, sofern nicht bereits Erstarrung zu einem einzigen festen Klumpen eingetreten ist, den Staub durch Kratzen und Schaufeln aus dem Ofen zu ziehen, bis die gröberen Stücke des Brennstoffs nachrutschen und der Wieder- beginn des Blasens ermöglicht ist. Liegt jedoch die Versetzung höher im Ofen, so bleibt gewöhnlich nichts Anderes übrig, als den Ofen hier aufzubrechen und nun in irgend einer Weise den „Bär“ zu zerbrechen, zu schmelzen oder zum Niedergehen zu bringen.
Bei Erwägung dieser Schwierigkeiten findet man die Anwendung der a. a. O. schon erwähnten, auf nordamerikanischen Eisenwerken bis- weilen angewendeten Mittel zur Beseitigung jener Versetzungen (Sprengen mit Pulver u. s. w.) wohl erklärlich.
Der Betrieb mit Braunkohlen.
In Gegenden, wo früher die Hochöfen ausschliesslich mit Holz- kohlen betrieben wurden, Koks nur aus sehr weiten Entfernungen zu erlangen sind, Braunkohlen dagegen zu einem mässigen Preise zu beschaffen sein würden, hat man verschiedentlich Versuche angestellt, diese an Stelle von Holzkohle, beziehentlich auch an Stelle von Koks, als Brennmaterial für den Hochofenbetrieb zu benutzen.
Zwei Eigenschaften der Braunkohlen sind es hauptsächlich, welche diese Verwendung erschweren: der grosse Gas- und Wassergehalt der- selben einerseits und andererseits das Zerfallen der meisten Braunkohlen
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Der Betrieb mit Anthraciten und Braunkohlen.
Stückgrösse und auf den Umstand, dass, wie schon erwähnt wurde,
häufig noch ein Zerspringen der Stücke in ganz kleine Würfel statt-
findet, ist eine hohe Windpressung sogar nothwendig, um den Gasen
das Durchdringen der dicht liegenden Beschickung zu ermöglichen.
Man construirt deshalb die Gebläse so, dass sie im Stande sind, nöthigen-
falls mit einer Pressung von 1.5 kg per qcm zu blasen, während aller-
dings während des gewöhnlichen Betriebes selten eine höhere Wind-
spannung als 0.6—1 kg per qcm erforderlich ist; immerhin bedeutend
höher als bei den meisten mit Koks betriebenen Hochöfen.
Auch hoch getriebene Winderhitzung befördert naturgemäss die
Verbrennung der Anthracite, und man ersetzt aus diesem Grunde
mehr und mehr die älteren eisernen Winderhitzungsapparate durch
steinerne.
Eine besondere Schwierigkeit liegt jedoch in der öfteren Ent-
stehung von Versetzungen im Hochofen, gebildet durch ein Gemenge
von Anthracitpulver, welches durch das Zerspringen von Anthracit-
stücken entstanden war, mit Schlacken oder gesinterten Massen. Be-
sonders häufig entstehen solche Versetzungen nach dem Abstiche, wenn
das Gebläse abgestellt ist. Pulver, zur Hälfte aus Anthracitstaub, zur
andern Hälfte aus zerfallenen Erzen bestehend, welches an den Rast-
wänden ringförmig sich aufgebaut hatte, rollt dann mit einem Male vor
die Formen und droht, das Feuer zu ersticken. Anwendung sehr hoch
erhitzten Windes (sofern die Apparate nicht inzwischen ebenfalls
abgekühlt sein sollten) und sehr starker Pressung, welche es dem Winde
ermöglicht, die dicht liegenden Massen zu durchdringen, hat in solchen
Fällen häufig gute Dienste gethan und die Beseitigung des Hinder-
nisses zu Wege gebracht. In anderen Fällen sucht man, sofern nicht
bereits Erstarrung zu einem einzigen festen Klumpen eingetreten ist,
den Staub durch Kratzen und Schaufeln aus dem Ofen zu ziehen, bis
die gröberen Stücke des Brennstoffs nachrutschen und der Wieder-
beginn des Blasens ermöglicht ist. Liegt jedoch die Versetzung höher
im Ofen, so bleibt gewöhnlich nichts Anderes übrig, als den Ofen hier
aufzubrechen und nun in irgend einer Weise den „Bär“ zu zerbrechen,
zu schmelzen oder zum Niedergehen zu bringen.
Bei Erwägung dieser Schwierigkeiten findet man die Anwendung
der a. a. O. schon erwähnten, auf nordamerikanischen Eisenwerken bis-
weilen angewendeten Mittel zur Beseitigung jener Versetzungen (Sprengen
mit Pulver u. s. w.) wohl erklärlich.
Der Betrieb mit Braunkohlen.
In Gegenden, wo früher die Hochöfen ausschliesslich mit Holz-
kohlen betrieben wurden, Koks nur aus sehr weiten Entfernungen zu
erlangen sind, Braunkohlen dagegen zu einem mässigen Preise zu
beschaffen sein würden, hat man verschiedentlich Versuche angestellt,
diese an Stelle von Holzkohle, beziehentlich auch an Stelle von Koks,
als Brennmaterial für den Hochofenbetrieb zu benutzen.
Zwei Eigenschaften der Braunkohlen sind es hauptsächlich, welche
diese Verwendung erschweren: der grosse Gas- und Wassergehalt der-
selben einerseits und andererseits das Zerfallen der meisten Braunkohlen
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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 549. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/609>, abgerufen am 22.12.2024.
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