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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Der Hochofenbetrieb.
schlagsmengen. Aus dem Koksverbrauche ergiebt sich die erfolgende
Aschenmenge und man hat dann nur nöthig, aus der Tabelle zu ent-
nehmen, welche Menge eines entgegengesetzt zusammengesetzten Erzes
oder Zuschlages zur Verschlackung derselben erforderlich ist.

Es möge z. B. die Verhüttung der oben für Singulosilikatschlacke be-
rechneten, aus 19.59 Gewichtsthln. Liaserz und 12.72 Gewichtsthln. Spath-
eisenstein bestehenden Beschickung mit Koks bewirkt werden, deren
Aschengehalt 10 Proc. beträgt, und die chemische Zusammensetzung
der Koksasche entspreche den in Horizontalreihe 5 der früheren Tabelle
enthaltenen Ziffern. 32.21 Gewichtsthle. Beschickung werden zu ihrer
Verhüttung etwa 12 kg Koks erfordern, welche 1.2 kg Asche liefern.
Bei Singulosilikatbildung sind 7.2 Gewichtsthle. Koksasche 1 Säure-
äquivalent (Rubrik 19), 1.2 Gewichtsthle. Koksasche mithin 1/6 Aequi-
valent. Es ist also 1/6 basisches Aequivalent zur Verschlackung der
Koksasche erforderlich; benutzt man hierzu wiederum den Spatheisen-
stein, so würden demnach noch 1/6 . 12.72 = 2.12 Gewichtsthle. Spath-
eisenstein mehr, als oben berechnet wurde, in die Beschickung geführt
werden müssen, und dieselbe besteht dann aus

19.59 Gewichtstheilen Liaserz
14.84 " Spatheisenstein.

Hält man es aus irgend einem Grunde für zweckmässiger, die
Verschlackung nicht durch Vermehrung des Spatheisensteines, sondern
durch einen besonderen Zuschlag von Kalkstein zu bewirken, dessen
Zusammensetzung u. s. w. in der Horizontalreihe 4 aufgeführt ist, so
würden, da das Aequivalent desselben für Singulosilikatbildung = 7.31
ist (Rubrik 18), 1/6 . 7.31 = 1.22 Gewichtsthle. Kalkstein der Beschickung
zugeschlagen werden müssen.

In derselben Weise, wie es in dem vorstehenden Beispiele für
eine Beschickung aus nur zwei Erzen entwickelt wurde, lässt sich eine
Beschickung aus beliebig vielen Erzen und Zuschlägen zusammen-
setzen, sofern man auch hier die Regel befolgt, dass die Summe
sämmtlicher Säureäquivalente sich zu der Summe sämmt-
licher basischen Aequivalente verhält, wie es die durch
den Silicirungsgrad der zu bildenden Schlacke angege-
bene Verhältnisszahl vorschreibt
. Je ein basisches Aequivalent
muss bei Singulosilikatbildung durch ein, bei Bisilikatbildung durch
zwei, bei Zweidrittelsilikatbildung durch 2/3 Säureäquivalente gedeckt
werden; u. s. f. Treten hierbei mehrere basische oder mehrere saure
Schmelzmaterialien neben einander auf, so muss das zweckmässigste
gegenseitige Verhältniss derselben unter einander nach ihren sonstigen
Eigenthümlichkeiten bemessen werden. Hierher gehört ihr verschiedener
Thonerdegehalt in Rücksicht auf den Umstand, dass dieser weder zu
beträchtlich noch zu gering ausfallen darf, wenn die Schlacke nicht zu
strengflüssig werden soll, und dass es demnach wünschenswerth ist,
das Verhältniss desselben zu den übrigen Basen in möglichste Ueber-
einstimmung mit der gewählten Normalschlacke zu bringen; dasselbe
ist hinsichtlich des Verhältnisses der Magnesia zur Kalkerde der Fall.
Sodann kommt der Eisengehalt der berechneten Beschickung in Betracht

Der Hochofenbetrieb.
schlagsmengen. Aus dem Koksverbrauche ergiebt sich die erfolgende
Aschenmenge und man hat dann nur nöthig, aus der Tabelle zu ent-
nehmen, welche Menge eines entgegengesetzt zusammengesetzten Erzes
oder Zuschlages zur Verschlackung derselben erforderlich ist.

Es möge z. B. die Verhüttung der oben für Singulosilikatschlacke be-
rechneten, aus 19.59 Gewichtsthln. Liaserz und 12.72 Gewichtsthln. Spath-
eisenstein bestehenden Beschickung mit Koks bewirkt werden, deren
Aschengehalt 10 Proc. beträgt, und die chemische Zusammensetzung
der Koksasche entspreche den in Horizontalreihe 5 der früheren Tabelle
enthaltenen Ziffern. 32.21 Gewichtsthle. Beschickung werden zu ihrer
Verhüttung etwa 12 kg Koks erfordern, welche 1.2 kg Asche liefern.
Bei Singulosilikatbildung sind 7.2 Gewichtsthle. Koksasche 1 Säure-
äquivalent (Rubrik 19), 1.2 Gewichtsthle. Koksasche mithin ⅙ Aequi-
valent. Es ist also ⅙ basisches Aequivalent zur Verschlackung der
Koksasche erforderlich; benutzt man hierzu wiederum den Spatheisen-
stein, so würden demnach noch ⅙ . 12.72 = 2.12 Gewichtsthle. Spath-
eisenstein mehr, als oben berechnet wurde, in die Beschickung geführt
werden müssen, und dieselbe besteht dann aus

19.59 Gewichtstheilen Liaserz
14.84 „ Spatheisenstein.

Hält man es aus irgend einem Grunde für zweckmässiger, die
Verschlackung nicht durch Vermehrung des Spatheisensteines, sondern
durch einen besonderen Zuschlag von Kalkstein zu bewirken, dessen
Zusammensetzung u. s. w. in der Horizontalreihe 4 aufgeführt ist, so
würden, da das Aequivalent desselben für Singulosilikatbildung = 7.31
ist (Rubrik 18), ⅙ . 7.31 = 1.22 Gewichtsthle. Kalkstein der Beschickung
zugeschlagen werden müssen.

In derselben Weise, wie es in dem vorstehenden Beispiele für
eine Beschickung aus nur zwei Erzen entwickelt wurde, lässt sich eine
Beschickung aus beliebig vielen Erzen und Zuschlägen zusammen-
setzen, sofern man auch hier die Regel befolgt, dass die Summe
sämmtlicher Säureäquivalente sich zu der Summe sämmt-
licher basischen Aequivalente verhält, wie es die durch
den Silicirungsgrad der zu bildenden Schlacke angege-
bene Verhältnisszahl vorschreibt
. Je ein basisches Aequivalent
muss bei Singulosilikatbildung durch ein, bei Bisilikatbildung durch
zwei, bei Zweidrittelsilikatbildung durch ⅔ Säureäquivalente gedeckt
werden; u. s. f. Treten hierbei mehrere basische oder mehrere saure
Schmelzmaterialien neben einander auf, so muss das zweckmässigste
gegenseitige Verhältniss derselben unter einander nach ihren sonstigen
Eigenthümlichkeiten bemessen werden. Hierher gehört ihr verschiedener
Thonerdegehalt in Rücksicht auf den Umstand, dass dieser weder zu
beträchtlich noch zu gering ausfallen darf, wenn die Schlacke nicht zu
strengflüssig werden soll, und dass es demnach wünschenswerth ist,
das Verhältniss desselben zu den übrigen Basen in möglichste Ueber-
einstimmung mit der gewählten Normalschlacke zu bringen; dasselbe
ist hinsichtlich des Verhältnisses der Magnesia zur Kalkerde der Fall.
Sodann kommt der Eisengehalt der berechneten Beschickung in Betracht

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[530/0590] Der Hochofenbetrieb. schlagsmengen. Aus dem Koksverbrauche ergiebt sich die erfolgende Aschenmenge und man hat dann nur nöthig, aus der Tabelle zu ent- nehmen, welche Menge eines entgegengesetzt zusammengesetzten Erzes oder Zuschlages zur Verschlackung derselben erforderlich ist. Es möge z. B. die Verhüttung der oben für Singulosilikatschlacke be- rechneten, aus 19.59 Gewichtsthln. Liaserz und 12.72 Gewichtsthln. Spath- eisenstein bestehenden Beschickung mit Koks bewirkt werden, deren Aschengehalt 10 Proc. beträgt, und die chemische Zusammensetzung der Koksasche entspreche den in Horizontalreihe 5 der früheren Tabelle enthaltenen Ziffern. 32.21 Gewichtsthle. Beschickung werden zu ihrer Verhüttung etwa 12 kg Koks erfordern, welche 1.2 kg Asche liefern. Bei Singulosilikatbildung sind 7.2 Gewichtsthle. Koksasche 1 Säure- äquivalent (Rubrik 19), 1.2 Gewichtsthle. Koksasche mithin ⅙ Aequi- valent. Es ist also ⅙ basisches Aequivalent zur Verschlackung der Koksasche erforderlich; benutzt man hierzu wiederum den Spatheisen- stein, so würden demnach noch ⅙ . 12.72 = 2.12 Gewichtsthle. Spath- eisenstein mehr, als oben berechnet wurde, in die Beschickung geführt werden müssen, und dieselbe besteht dann aus 19.59 Gewichtstheilen Liaserz 14.84 „ Spatheisenstein. Hält man es aus irgend einem Grunde für zweckmässiger, die Verschlackung nicht durch Vermehrung des Spatheisensteines, sondern durch einen besonderen Zuschlag von Kalkstein zu bewirken, dessen Zusammensetzung u. s. w. in der Horizontalreihe 4 aufgeführt ist, so würden, da das Aequivalent desselben für Singulosilikatbildung = 7.31 ist (Rubrik 18), ⅙ . 7.31 = 1.22 Gewichtsthle. Kalkstein der Beschickung zugeschlagen werden müssen. In derselben Weise, wie es in dem vorstehenden Beispiele für eine Beschickung aus nur zwei Erzen entwickelt wurde, lässt sich eine Beschickung aus beliebig vielen Erzen und Zuschlägen zusammen- setzen, sofern man auch hier die Regel befolgt, dass die Summe sämmtlicher Säureäquivalente sich zu der Summe sämmt- licher basischen Aequivalente verhält, wie es die durch den Silicirungsgrad der zu bildenden Schlacke angege- bene Verhältnisszahl vorschreibt. Je ein basisches Aequivalent muss bei Singulosilikatbildung durch ein, bei Bisilikatbildung durch zwei, bei Zweidrittelsilikatbildung durch ⅔ Säureäquivalente gedeckt werden; u. s. f. Treten hierbei mehrere basische oder mehrere saure Schmelzmaterialien neben einander auf, so muss das zweckmässigste gegenseitige Verhältniss derselben unter einander nach ihren sonstigen Eigenthümlichkeiten bemessen werden. Hierher gehört ihr verschiedener Thonerdegehalt in Rücksicht auf den Umstand, dass dieser weder zu beträchtlich noch zu gering ausfallen darf, wenn die Schlacke nicht zu strengflüssig werden soll, und dass es demnach wünschenswerth ist, das Verhältniss desselben zu den übrigen Basen in möglichste Ueber- einstimmung mit der gewählten Normalschlacke zu bringen; dasselbe ist hinsichtlich des Verhältnisses der Magnesia zur Kalkerde der Fall. Sodann kommt der Eisengehalt der berechneten Beschickung in Betracht

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 530. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/590>, abgerufen am 28.11.2024.