ganreichere Erze eignen sich demnach mehr für Weisseisendarstellung, während manganarme für beide Zwecke brauchbar sind, häufig aber, besonders bei grösserem Thonerdegehalte, mehr die Graueisen- als die Weisseisendarstellung befördern. Von solchen Erwägungen muss zu- nächst die Benutzung der zur Verfügung stehenden Erze abhängig sein.
Berechnung der Beschickung.
Wie oben erläutert wurde, ist die Entstehung bestimmter Roh- eisensorten geknüpft an die Bildungs- und Schmelztemperatur der mit- erfolgenden Schlacke; die erste Aufgabe für die Darstellung einer be- stimmten Roheisensorte muss also sein, die Beschickung in solcher Weise zusammenzusetzen, dass eine Schlacke von der entsprechenden Beschaffenheit, d. i. von der richtigen chemischen Zusammensetzung erfolgt.
Dieses Ziel lässt sich, wie es früher ganz allgemein geschah, auf empirischem Wege erreichen, indem man verschiedene Beschickungen versuchsweise -- am sichersten zunächst im Tiegel -- schmilzt, bis der gewünschte Erfolg erreicht ist. Rascher gelangt man durch Berechnung, d. h. auf stöchiometrischem Wege, zum Ziele.
Für die Benutzung des letzteren Weges muss man sich klar darüber sein, welche Zusammensetzung der Schlacke die geeignetste für die Darstellung dieser oder jener Roheisensorte unter den gegebenen Verhältnissen (Betrieb mit Holzkohlen oder Koks, Anwendung stärker oder weniger stark erhitzten Windes u. s. w.) ist. Zuverlässige Ana- lysen von Hochofenschlacken, welche unter bestimmten Betriebsverhält- nissen gefallen waren, müssen daher die Grundlage der Berechnung in allen diesen Fällen bilden, indem man darnach trachtet, die Beschickung in solcher Weise zusammenzustellen, dass eine der gewählten Normal- schlacke möglichst ähnliche Schlacke erfolgt. 1) Da es nun aber bei der ziemlich grossen Zahl der in den Hochofenschlacken auftretenden Körper und der Mannigfaltigkeit in der Zusammensetzung der verhütteten Materialien unmöglich sein würde, aus vorhandenen Erzen und Zu- schlägen eine Beschickung zu berechnen, deren Zusammensetzung in allen Stücken genau mit derjenigen einer gegebenen Normalschlacke übereinstimmt, so begnügt man sich, eine Schlacke zu bilden, welche wenigstens in den wesentlichsten, die Schmelzbarkeit bedingenden Um- ständen jene Uebereinstimmung zeigt. Hierher gehört vor allen Dingen das Verhältniss der Kieselsäure zu den Basen; in zweiter Reihe das Verhältniss der Thonerde zu den stärkeren Basen (Kalkerde und Mag- nesia); endlich auch, wenn irgend möglich, das gegenseitige Verhältniss der beiden zuletzt genannten Basen. Es lässt sich in der Praxis häufig die Beobachtung machen, dass dieses gegenseitige Verhältniss von Kalk- erde und Magnesia keineswegs gleichgültig für die Schmelzbarkeit der Schlacke ist; eine Schlacke mit höherem Magnesia- und geringerem
1) Einige solcher Analysen sind unten bei der Besprechung der Beschickungs- verhältnisse für einzelne Roheisensorten mitgetheilt.
Berechnung der Beschickung.
ganreichere Erze eignen sich demnach mehr für Weisseisendarstellung, während manganarme für beide Zwecke brauchbar sind, häufig aber, besonders bei grösserem Thonerdegehalte, mehr die Graueisen- als die Weisseisendarstellung befördern. Von solchen Erwägungen muss zu- nächst die Benutzung der zur Verfügung stehenden Erze abhängig sein.
Berechnung der Beschickung.
Wie oben erläutert wurde, ist die Entstehung bestimmter Roh- eisensorten geknüpft an die Bildungs- und Schmelztemperatur der mit- erfolgenden Schlacke; die erste Aufgabe für die Darstellung einer be- stimmten Roheisensorte muss also sein, die Beschickung in solcher Weise zusammenzusetzen, dass eine Schlacke von der entsprechenden Beschaffenheit, d. i. von der richtigen chemischen Zusammensetzung erfolgt.
Dieses Ziel lässt sich, wie es früher ganz allgemein geschah, auf empirischem Wege erreichen, indem man verschiedene Beschickungen versuchsweise — am sichersten zunächst im Tiegel — schmilzt, bis der gewünschte Erfolg erreicht ist. Rascher gelangt man durch Berechnung, d. h. auf stöchiometrischem Wege, zum Ziele.
Für die Benutzung des letzteren Weges muss man sich klar darüber sein, welche Zusammensetzung der Schlacke die geeignetste für die Darstellung dieser oder jener Roheisensorte unter den gegebenen Verhältnissen (Betrieb mit Holzkohlen oder Koks, Anwendung stärker oder weniger stark erhitzten Windes u. s. w.) ist. Zuverlässige Ana- lysen von Hochofenschlacken, welche unter bestimmten Betriebsverhält- nissen gefallen waren, müssen daher die Grundlage der Berechnung in allen diesen Fällen bilden, indem man darnach trachtet, die Beschickung in solcher Weise zusammenzustellen, dass eine der gewählten Normal- schlacke möglichst ähnliche Schlacke erfolgt. 1) Da es nun aber bei der ziemlich grossen Zahl der in den Hochofenschlacken auftretenden Körper und der Mannigfaltigkeit in der Zusammensetzung der verhütteten Materialien unmöglich sein würde, aus vorhandenen Erzen und Zu- schlägen eine Beschickung zu berechnen, deren Zusammensetzung in allen Stücken genau mit derjenigen einer gegebenen Normalschlacke übereinstimmt, so begnügt man sich, eine Schlacke zu bilden, welche wenigstens in den wesentlichsten, die Schmelzbarkeit bedingenden Um- ständen jene Uebereinstimmung zeigt. Hierher gehört vor allen Dingen das Verhältniss der Kieselsäure zu den Basen; in zweiter Reihe das Verhältniss der Thonerde zu den stärkeren Basen (Kalkerde und Mag- nesia); endlich auch, wenn irgend möglich, das gegenseitige Verhältniss der beiden zuletzt genannten Basen. Es lässt sich in der Praxis häufig die Beobachtung machen, dass dieses gegenseitige Verhältniss von Kalk- erde und Magnesia keineswegs gleichgültig für die Schmelzbarkeit der Schlacke ist; eine Schlacke mit höherem Magnesia- und geringerem
1) Einige solcher Analysen sind unten bei der Besprechung der Beschickungs- verhältnisse für einzelne Roheisensorten mitgetheilt.
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[523/0583]
Berechnung der Beschickung.
ganreichere Erze eignen sich demnach mehr für Weisseisendarstellung,
während manganarme für beide Zwecke brauchbar sind, häufig aber,
besonders bei grösserem Thonerdegehalte, mehr die Graueisen- als die
Weisseisendarstellung befördern. Von solchen Erwägungen muss zu-
nächst die Benutzung der zur Verfügung stehenden Erze abhängig sein.
Berechnung der Beschickung.
Wie oben erläutert wurde, ist die Entstehung bestimmter Roh-
eisensorten geknüpft an die Bildungs- und Schmelztemperatur der mit-
erfolgenden Schlacke; die erste Aufgabe für die Darstellung einer be-
stimmten Roheisensorte muss also sein, die Beschickung in solcher
Weise zusammenzusetzen, dass eine Schlacke von der entsprechenden
Beschaffenheit, d. i. von der richtigen chemischen Zusammensetzung
erfolgt.
Dieses Ziel lässt sich, wie es früher ganz allgemein geschah, auf
empirischem Wege erreichen, indem man verschiedene Beschickungen
versuchsweise — am sichersten zunächst im Tiegel — schmilzt, bis der
gewünschte Erfolg erreicht ist. Rascher gelangt man durch Berechnung,
d. h. auf stöchiometrischem Wege, zum Ziele.
Für die Benutzung des letzteren Weges muss man sich klar
darüber sein, welche Zusammensetzung der Schlacke die geeignetste
für die Darstellung dieser oder jener Roheisensorte unter den gegebenen
Verhältnissen (Betrieb mit Holzkohlen oder Koks, Anwendung stärker
oder weniger stark erhitzten Windes u. s. w.) ist. Zuverlässige Ana-
lysen von Hochofenschlacken, welche unter bestimmten Betriebsverhält-
nissen gefallen waren, müssen daher die Grundlage der Berechnung in
allen diesen Fällen bilden, indem man darnach trachtet, die Beschickung
in solcher Weise zusammenzustellen, dass eine der gewählten Normal-
schlacke möglichst ähnliche Schlacke erfolgt. 1) Da es nun aber bei der
ziemlich grossen Zahl der in den Hochofenschlacken auftretenden Körper
und der Mannigfaltigkeit in der Zusammensetzung der verhütteten
Materialien unmöglich sein würde, aus vorhandenen Erzen und Zu-
schlägen eine Beschickung zu berechnen, deren Zusammensetzung in
allen Stücken genau mit derjenigen einer gegebenen Normalschlacke
übereinstimmt, so begnügt man sich, eine Schlacke zu bilden, welche
wenigstens in den wesentlichsten, die Schmelzbarkeit bedingenden Um-
ständen jene Uebereinstimmung zeigt. Hierher gehört vor allen Dingen
das Verhältniss der Kieselsäure zu den Basen; in zweiter Reihe das
Verhältniss der Thonerde zu den stärkeren Basen (Kalkerde und Mag-
nesia); endlich auch, wenn irgend möglich, das gegenseitige Verhältniss
der beiden zuletzt genannten Basen. Es lässt sich in der Praxis häufig
die Beobachtung machen, dass dieses gegenseitige Verhältniss von Kalk-
erde und Magnesia keineswegs gleichgültig für die Schmelzbarkeit der
Schlacke ist; eine Schlacke mit höherem Magnesia- und geringerem
1) Einige solcher Analysen sind unten bei der Besprechung der Beschickungs-
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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 523. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/583>, abgerufen am 23.11.2024.
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