erlangt hat. Sollten Versetzungen im Ofen entstanden sein, so müssen dieselben in der vorstehend beschriebenen Art und Weise beseitigt werden.
Zur Vornahme von Arbeiten im Innern des Ofenschach- tes (Losbrechen sogenannten Zinkschwammes, Auswechseln schadhaft gewordener Steine und dergleichen) giebt man einige schwächere Erz- gichten als gewöhnlich, zuletzt zweckmässigerweise einige Schlacken- gichten und lässt dann die Beschickung, ohne weiter aufzugichten, bis zu der erforderlichen Tiefe niedergehen. Nun wird das Gebläse abgestellt, die Formen u. s. w., wie oben erwähnt, geschlossen und auf die Be- schickungsoberfläche eine Decke feingepochter Hochofenschlacke ge- schüttet, um das Aufsteigen der kohlenoxydreichen Gase möglichst zu hindern. Beansprucht die erforderliche Arbeit längere Zeit, so ist es empfehlenswerth, durch einen oder mehrere auf der Gicht aufgestellte Exhaustoren die Gase aus dem Schachte unmittelbar über der Be- schickungsoberfläche abzusaugen. Auch ein öfterer Wechsel der im Schachte beschäftigten Arbeiter ist nothwendig, um sie vor der längeren Einwirkung der Ofengase zu schützen. Auf diese Weise hat man selbst einen grossen Theil der gesammten Schachtmauerung eines Hochofens erneuert, ohne denselben auszublasen. 1)
Soll wegen allzu ausgedehnter Beschädigungen der Ofenzustellung, welche eine fortgesetzte Benachtheiligung des Ofenganges zur Folge haben, der Ofen neu zugestellt werden, oder soll aus irgend einem andern Grunde der Hochofenbetrieb eingestellt werden, so erfolgt das Ausblasen des Hochofens.
An und für sich ist diese Arbeit sehr einfach. Man hört mit Auf- gichten auf, bläst so lange, bis vor den Formen keine schmelzenden Massen mehr erscheinen, bricht dann den Ofen unten auf (durch Ent- fernung des Wallsteines oder bei geschlossener Brust eines Gestell- steines), räumt mit langen Eisenkrücken die noch im Innern befind- lichen glühenden, halbgeschmolzenen Massen aus und lässt ihn erkalten.
Bei einem derartigen Niederblasen aber entwickelt sich aus der Gicht des Ofens eine immer länger und heisser werdende Flamme, da die aufsteigenden Gase nicht mehr von frisch aufgeschütteten Materialien abgekühlt werden und die Widerstände, welche der Wind im Ofen findet, sich immer mehr verringern. Die Gichtverschlüsse müssen, um vor Zerstörung durch die Flamme bewahrt zu bleiben, abgenommen werden, und in Gegenden, wo das Ausblasen noch in dieser Weise bewirkt wird, ist es üblich, zuvor in der ganzen Umgegend Kunde davon zu geben, damit nicht bei Nacht durch den weithin leuchtenden Feuerschein Feueralarm entstehe.
Durch ein sehr einfaches, seit Ende der sechziger Jahre ziemlich allgemein angewendetes Mittel ist man jedoch im Stande, der Entwicke- lung dieser Flamme vorzubeugen und dadurch auch den Ofenschacht
1) Vergl. unter Literatur: Burgers, Einbau eines neuen Schachtes u. s. w., Wochenschr. d. Ver. deutsch. Ing. 1879, S. 354.
Der Hochofenbetrieb.
erlangt hat. Sollten Versetzungen im Ofen entstanden sein, so müssen dieselben in der vorstehend beschriebenen Art und Weise beseitigt werden.
Zur Vornahme von Arbeiten im Innern des Ofenschach- tes (Losbrechen sogenannten Zinkschwammes, Auswechseln schadhaft gewordener Steine und dergleichen) giebt man einige schwächere Erz- gichten als gewöhnlich, zuletzt zweckmässigerweise einige Schlacken- gichten und lässt dann die Beschickung, ohne weiter aufzugichten, bis zu der erforderlichen Tiefe niedergehen. Nun wird das Gebläse abgestellt, die Formen u. s. w., wie oben erwähnt, geschlossen und auf die Be- schickungsoberfläche eine Decke feingepochter Hochofenschlacke ge- schüttet, um das Aufsteigen der kohlenoxydreichen Gase möglichst zu hindern. Beansprucht die erforderliche Arbeit längere Zeit, so ist es empfehlenswerth, durch einen oder mehrere auf der Gicht aufgestellte Exhaustoren die Gase aus dem Schachte unmittelbar über der Be- schickungsoberfläche abzusaugen. Auch ein öfterer Wechsel der im Schachte beschäftigten Arbeiter ist nothwendig, um sie vor der längeren Einwirkung der Ofengase zu schützen. Auf diese Weise hat man selbst einen grossen Theil der gesammten Schachtmauerung eines Hochofens erneuert, ohne denselben auszublasen. 1)
Soll wegen allzu ausgedehnter Beschädigungen der Ofenzustellung, welche eine fortgesetzte Benachtheiligung des Ofenganges zur Folge haben, der Ofen neu zugestellt werden, oder soll aus irgend einem andern Grunde der Hochofenbetrieb eingestellt werden, so erfolgt das Ausblasen des Hochofens.
An und für sich ist diese Arbeit sehr einfach. Man hört mit Auf- gichten auf, bläst so lange, bis vor den Formen keine schmelzenden Massen mehr erscheinen, bricht dann den Ofen unten auf (durch Ent- fernung des Wallsteines oder bei geschlossener Brust eines Gestell- steines), räumt mit langen Eisenkrücken die noch im Innern befind- lichen glühenden, halbgeschmolzenen Massen aus und lässt ihn erkalten.
Bei einem derartigen Niederblasen aber entwickelt sich aus der Gicht des Ofens eine immer länger und heisser werdende Flamme, da die aufsteigenden Gase nicht mehr von frisch aufgeschütteten Materialien abgekühlt werden und die Widerstände, welche der Wind im Ofen findet, sich immer mehr verringern. Die Gichtverschlüsse müssen, um vor Zerstörung durch die Flamme bewahrt zu bleiben, abgenommen werden, und in Gegenden, wo das Ausblasen noch in dieser Weise bewirkt wird, ist es üblich, zuvor in der ganzen Umgegend Kunde davon zu geben, damit nicht bei Nacht durch den weithin leuchtenden Feuerschein Feueralarm entstehe.
Durch ein sehr einfaches, seit Ende der sechziger Jahre ziemlich allgemein angewendetes Mittel ist man jedoch im Stande, der Entwicke- lung dieser Flamme vorzubeugen und dadurch auch den Ofenschacht
1) Vergl. unter Literatur: Burgers, Einbau eines neuen Schachtes u. s. w., Wochenschr. d. Ver. deutsch. Ing. 1879, S. 354.
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Der Hochofenbetrieb.
erlangt hat. Sollten Versetzungen im Ofen entstanden sein, so müssen
dieselben in der vorstehend beschriebenen Art und Weise beseitigt
werden.
Zur Vornahme von Arbeiten im Innern des Ofenschach-
tes (Losbrechen sogenannten Zinkschwammes, Auswechseln schadhaft
gewordener Steine und dergleichen) giebt man einige schwächere Erz-
gichten als gewöhnlich, zuletzt zweckmässigerweise einige Schlacken-
gichten und lässt dann die Beschickung, ohne weiter aufzugichten, bis
zu der erforderlichen Tiefe niedergehen. Nun wird das Gebläse abgestellt,
die Formen u. s. w., wie oben erwähnt, geschlossen und auf die Be-
schickungsoberfläche eine Decke feingepochter Hochofenschlacke ge-
schüttet, um das Aufsteigen der kohlenoxydreichen Gase möglichst zu
hindern. Beansprucht die erforderliche Arbeit längere Zeit, so ist es
empfehlenswerth, durch einen oder mehrere auf der Gicht aufgestellte
Exhaustoren die Gase aus dem Schachte unmittelbar über der Be-
schickungsoberfläche abzusaugen. Auch ein öfterer Wechsel der im
Schachte beschäftigten Arbeiter ist nothwendig, um sie vor der längeren
Einwirkung der Ofengase zu schützen. Auf diese Weise hat man selbst
einen grossen Theil der gesammten Schachtmauerung eines Hochofens
erneuert, ohne denselben auszublasen. 1)
Soll wegen allzu ausgedehnter Beschädigungen der Ofenzustellung,
welche eine fortgesetzte Benachtheiligung des Ofenganges zur Folge
haben, der Ofen neu zugestellt werden, oder soll aus irgend einem
andern Grunde der Hochofenbetrieb eingestellt werden, so erfolgt das
Ausblasen des Hochofens.
An und für sich ist diese Arbeit sehr einfach. Man hört mit Auf-
gichten auf, bläst so lange, bis vor den Formen keine schmelzenden
Massen mehr erscheinen, bricht dann den Ofen unten auf (durch Ent-
fernung des Wallsteines oder bei geschlossener Brust eines Gestell-
steines), räumt mit langen Eisenkrücken die noch im Innern befind-
lichen glühenden, halbgeschmolzenen Massen aus und lässt ihn erkalten.
Bei einem derartigen Niederblasen aber entwickelt sich aus der
Gicht des Ofens eine immer länger und heisser werdende Flamme, da
die aufsteigenden Gase nicht mehr von frisch aufgeschütteten Materialien
abgekühlt werden und die Widerstände, welche der Wind im Ofen
findet, sich immer mehr verringern. Die Gichtverschlüsse müssen, um
vor Zerstörung durch die Flamme bewahrt zu bleiben, abgenommen
werden, und in Gegenden, wo das Ausblasen noch in dieser Weise
bewirkt wird, ist es üblich, zuvor in der ganzen Umgegend Kunde
davon zu geben, damit nicht bei Nacht durch den weithin leuchtenden
Feuerschein Feueralarm entstehe.
Durch ein sehr einfaches, seit Ende der sechziger Jahre ziemlich
allgemein angewendetes Mittel ist man jedoch im Stande, der Entwicke-
lung dieser Flamme vorzubeugen und dadurch auch den Ofenschacht
1) Vergl. unter Literatur: Burgers, Einbau eines neuen Schachtes u. s. w.,
Wochenschr. d. Ver. deutsch. Ing. 1879, S. 354.
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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 520. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/580>, abgerufen am 23.11.2024.
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