welche nach unten aufschlagen und die Kohlen in die Mitte der Gicht stürzen lassen; ein einfacher Hebelmechanismus dient dazu, das Oeffnen und Schliessen der Klappen zu bewirken. Der Boden der Erzkarren dagegen hat die Form eines an einer senkrechten Stange hängenden
[Abbildung]
Fig. 147.
[Abbildung]
Fig. 148.
Kegels, welcher mit Hilfe einer Schraube oder eines Hebels gesenkt wird und die Erze rings nach den Wänden des Ofens hin vertheilt.
Den Karren für Erze pflegt man einen räumlichen Inhalt von 3--4 Hektolitern, denen für Brennstoffe einen Inhalt von 4--6 Hekto- litern zu geben.
Die aufzugichtenden Erze, Zuschläge und Brennstoffe werden ent- weder gewogen (auf einer im Möllerhause aufgestellten Centesimal- waage) oder gemessen (wobei die Gichtkarren selbst gewöhnlich als Messgefässe dienen), und man ermittelt in dem letzteren Falle von Zeit zu Zeit das Durchschnittsgewicht einer bestimmten Maasseinheit der Schmelzmaterialien, um durch eine einfache Rechnung das Gewicht der gesammten aufgegichteten Materialien zu erhalten. Letztere Methode hat den Vortheil der grösseren Einfachheit, da das jedesmalige Wägen wegfällt; und man vermeidet bei der Berechnung der Betriebsergebnisse eher die Unrichtigkeiten, welche die Schwankungen in dem Wasser- gehalte der im Freien lagernden Schmelzmaterialien bei verschiedenen Witterungsverhältnissen leicht herbeiführen. Besonders bei Verhüttung dichter, mulmiger Brauneisenerze zeigen sich in dieser Beziehung oft ganz erhebliche Abweichungen bei Regen und bei trockenem Wetter. Anderntheils lässt sich nicht leugnen, dass das specifische Gewicht der Brennstoffe, insbesondere der Holzkohlen und Koks, auch wenn sie derselben Bezugsquelle entstammen, doch häufig Schwankungen unter- liegt, man also Gefahr läuft, beim Messen statt Wägen derselben dem Hochofen per Gicht verschiedene Mengen Kohlenstoff auf die gleiche Erzmenge zuzuführen, wodurch dann selbstverständlich Aenderungen im Gange des Hochofens herbeigeführt werden.
Da der Gang des Ofens aber auch bei sorgfältigster Beachtung aller maassgebenden Verhältnisse nicht vollständig von Schwankungen frei bleibt, so lässt sich während des Betriebes nicht ein vollständig unver- ändertes Verhältniss zwischen Brennstoff und Erzsatz beibehalten, son- dern dem wechselnden Ofengange gemäss muss dieses Verhältniss ge- ändert werden. Eine derartige Aenderung würde nun ebensowohl durch Vergrösserung beziehentlich Verkleinerung der Brennstoffgichten als der Erzgichten zu erreichen sein; die Regel ist aber, die Brennstoffgichten
Die Arbeiten während des gewöhnlichen Betriebes.
welche nach unten aufschlagen und die Kohlen in die Mitte der Gicht stürzen lassen; ein einfacher Hebelmechanismus dient dazu, das Oeffnen und Schliessen der Klappen zu bewirken. Der Boden der Erzkarren dagegen hat die Form eines an einer senkrechten Stange hängenden
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Fig. 147.
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Fig. 148.
Kegels, welcher mit Hilfe einer Schraube oder eines Hebels gesenkt wird und die Erze rings nach den Wänden des Ofens hin vertheilt.
Den Karren für Erze pflegt man einen räumlichen Inhalt von 3—4 Hektolitern, denen für Brennstoffe einen Inhalt von 4—6 Hekto- litern zu geben.
Die aufzugichtenden Erze, Zuschläge und Brennstoffe werden ent- weder gewogen (auf einer im Möllerhause aufgestellten Centesimal- waage) oder gemessen (wobei die Gichtkarren selbst gewöhnlich als Messgefässe dienen), und man ermittelt in dem letzteren Falle von Zeit zu Zeit das Durchschnittsgewicht einer bestimmten Maasseinheit der Schmelzmaterialien, um durch eine einfache Rechnung das Gewicht der gesammten aufgegichteten Materialien zu erhalten. Letztere Methode hat den Vortheil der grösseren Einfachheit, da das jedesmalige Wägen wegfällt; und man vermeidet bei der Berechnung der Betriebsergebnisse eher die Unrichtigkeiten, welche die Schwankungen in dem Wasser- gehalte der im Freien lagernden Schmelzmaterialien bei verschiedenen Witterungsverhältnissen leicht herbeiführen. Besonders bei Verhüttung dichter, mulmiger Brauneisenerze zeigen sich in dieser Beziehung oft ganz erhebliche Abweichungen bei Regen und bei trockenem Wetter. Anderntheils lässt sich nicht leugnen, dass das specifische Gewicht der Brennstoffe, insbesondere der Holzkohlen und Koks, auch wenn sie derselben Bezugsquelle entstammen, doch häufig Schwankungen unter- liegt, man also Gefahr läuft, beim Messen statt Wägen derselben dem Hochofen per Gicht verschiedene Mengen Kohlenstoff auf die gleiche Erzmenge zuzuführen, wodurch dann selbstverständlich Aenderungen im Gange des Hochofens herbeigeführt werden.
Da der Gang des Ofens aber auch bei sorgfältigster Beachtung aller maassgebenden Verhältnisse nicht vollständig von Schwankungen frei bleibt, so lässt sich während des Betriebes nicht ein vollständig unver- ändertes Verhältniss zwischen Brennstoff und Erzsatz beibehalten, son- dern dem wechselnden Ofengange gemäss muss dieses Verhältniss ge- ändert werden. Eine derartige Aenderung würde nun ebensowohl durch Vergrösserung beziehentlich Verkleinerung der Brennstoffgichten als der Erzgichten zu erreichen sein; die Regel ist aber, die Brennstoffgichten
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[511/0571]
Die Arbeiten während des gewöhnlichen Betriebes.
welche nach unten aufschlagen und die Kohlen in die Mitte der Gicht
stürzen lassen; ein einfacher Hebelmechanismus dient dazu, das Oeffnen
und Schliessen der Klappen zu bewirken. Der Boden der Erzkarren
dagegen hat die Form eines an einer senkrechten Stange hängenden
[Abbildung Fig. 147.]
[Abbildung Fig. 148.]
Kegels, welcher mit Hilfe einer Schraube oder eines Hebels gesenkt
wird und die Erze rings nach den Wänden des Ofens hin vertheilt.
Den Karren für Erze pflegt man einen räumlichen Inhalt von
3—4 Hektolitern, denen für Brennstoffe einen Inhalt von 4—6 Hekto-
litern zu geben.
Die aufzugichtenden Erze, Zuschläge und Brennstoffe werden ent-
weder gewogen (auf einer im Möllerhause aufgestellten Centesimal-
waage) oder gemessen (wobei die Gichtkarren selbst gewöhnlich als
Messgefässe dienen), und man ermittelt in dem letzteren Falle von Zeit
zu Zeit das Durchschnittsgewicht einer bestimmten Maasseinheit der
Schmelzmaterialien, um durch eine einfache Rechnung das Gewicht
der gesammten aufgegichteten Materialien zu erhalten. Letztere Methode
hat den Vortheil der grösseren Einfachheit, da das jedesmalige Wägen
wegfällt; und man vermeidet bei der Berechnung der Betriebsergebnisse
eher die Unrichtigkeiten, welche die Schwankungen in dem Wasser-
gehalte der im Freien lagernden Schmelzmaterialien bei verschiedenen
Witterungsverhältnissen leicht herbeiführen. Besonders bei Verhüttung
dichter, mulmiger Brauneisenerze zeigen sich in dieser Beziehung oft
ganz erhebliche Abweichungen bei Regen und bei trockenem Wetter.
Anderntheils lässt sich nicht leugnen, dass das specifische Gewicht der
Brennstoffe, insbesondere der Holzkohlen und Koks, auch wenn sie
derselben Bezugsquelle entstammen, doch häufig Schwankungen unter-
liegt, man also Gefahr läuft, beim Messen statt Wägen derselben dem
Hochofen per Gicht verschiedene Mengen Kohlenstoff auf die gleiche
Erzmenge zuzuführen, wodurch dann selbstverständlich Aenderungen
im Gange des Hochofens herbeigeführt werden.
Da der Gang des Ofens aber auch bei sorgfältigster Beachtung aller
maassgebenden Verhältnisse nicht vollständig von Schwankungen frei
bleibt, so lässt sich während des Betriebes nicht ein vollständig unver-
ändertes Verhältniss zwischen Brennstoff und Erzsatz beibehalten, son-
dern dem wechselnden Ofengange gemäss muss dieses Verhältniss ge-
ändert werden. Eine derartige Aenderung würde nun ebensowohl durch
Vergrösserung beziehentlich Verkleinerung der Brennstoffgichten als der
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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 511. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/571>, abgerufen am 24.11.2024.
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