des Ofens verzögert werden; die Reduction beginnt später und die indirecte Reduction kann unter Umständen hierdurch eingeschränkt werden. Je weniger hoch der Ofen ist, je weniger lange mithin die Erze der Einwirkung des Gasstromes ausgesetzt bleiben, desto leichter werden die Folgen hiervon bemerkbar werden.
Jene Verbrennung von Kohlenstoff vor den Formen hat aber neben der Erzeugung von Wärme noch den andern nicht minder wichtigen Zweck, das als Reductionsmaterial erforderliche Kohlenoxyd zu liefern. Wird durch Erwärmung des Gebläsewindes ein Theil jenes Kohlen- stoffs erspart, so verringert sich naturgemäss dadurch auch die Menge des entstehenden Kohlenoxyds; es muss also bei weiterer Verringerung des Brennstoffs eine Grenze erreicht werden, wo die Menge des vor den Formen entstehenden Kohlenoxyds nicht mehr ausreichend ist, die indirecte Reduction durchzuführen1), wo also directe Reduction, gleich- bedeutend mit einem erhöhten Wärmeverbrauche (S. 224), an deren Stelle tritt. Je weniger Brennstoff schon bei kaltem Winde zur Durch- führung des Hochofenprocesses, d. h. zur Darstellung einer bestimmten Menge Roheisen erforderlich war, desto früher wird offenbar jener Zeit- punkt eintreten; bei einer leichtreducirbaren Beschickung also früher als bei einer schwerreducirbaren; bei Darstellung von gewöhnlichem silicium- und manganarmem Weisseisen früher als bei Darstellung von Graueisen oder manganreichem Roheisen, bei welchen Roheisensorten die directe Reduction von Silicium oder Mangan ohnehin einen erheb- lich grösseren Aufwand von Kohle und Wärme nothwendig macht als bei jenem.
Endlich werden aber die Vortheile jener oben erwähnten Be- schränkung des Verbrennungsprocesses auf einen kleineren Raum um so deutlicher hervortreten, je schwerer verbrennlich der angewendete Brennstoff ist; bei Anthraciten mehr als bei Koks, bei diesen mehr als bei Holzkohlen.
Aus allem dem Gesagten folgt nun, dass die Grenze der Windtemperatur, über welche hinaus eine fernere Steigerung aufhört, Nutzen zu bringen, ja, unter Umstän- den nachtheilig wirkt, um so tiefer liegt,
je kleiner der Ofen ist;
je leichter reducirbarer die Erze sind;
je weniger silicium- oder manganreich das erfolgende Roheisen werden soll;
je leichter verbrennlich der Brennstoff ist.
Die Beobachtungen der Praxis bestätigen im Wesentlichen diese Schlussfolgerungen. Während bei grossen mit Koks (Steinkohlen, An- thraciten) gespeisten Hochöfen, welche graues oder manganreiches Roh- eisen erzeugen, selbst mit einer, nur in steinernen Apparaten erreich- baren, Windtemperatur von 800°C. die Grenze des Zulässigen noch
1) Man vergegenwärtige sich, dass ohne einen Ueberschuss von Kohlenoxyd, dessen Betrag mit der Temperatur zunimmt, die Reduction zu metallischem Eisen überhaupt nicht möglich ist; und dass metallisches Eisen überhaupt nur in höheren Temperaturen entsteht. Vergl. die Bemerkung auf S. 471.
Einfluss der Winderhitzung.
des Ofens verzögert werden; die Reduction beginnt später und die indirecte Reduction kann unter Umständen hierdurch eingeschränkt werden. Je weniger hoch der Ofen ist, je weniger lange mithin die Erze der Einwirkung des Gasstromes ausgesetzt bleiben, desto leichter werden die Folgen hiervon bemerkbar werden.
Jene Verbrennung von Kohlenstoff vor den Formen hat aber neben der Erzeugung von Wärme noch den andern nicht minder wichtigen Zweck, das als Reductionsmaterial erforderliche Kohlenoxyd zu liefern. Wird durch Erwärmung des Gebläsewindes ein Theil jenes Kohlen- stoffs erspart, so verringert sich naturgemäss dadurch auch die Menge des entstehenden Kohlenoxyds; es muss also bei weiterer Verringerung des Brennstoffs eine Grenze erreicht werden, wo die Menge des vor den Formen entstehenden Kohlenoxyds nicht mehr ausreichend ist, die indirecte Reduction durchzuführen1), wo also directe Reduction, gleich- bedeutend mit einem erhöhten Wärmeverbrauche (S. 224), an deren Stelle tritt. Je weniger Brennstoff schon bei kaltem Winde zur Durch- führung des Hochofenprocesses, d. h. zur Darstellung einer bestimmten Menge Roheisen erforderlich war, desto früher wird offenbar jener Zeit- punkt eintreten; bei einer leichtreducirbaren Beschickung also früher als bei einer schwerreducirbaren; bei Darstellung von gewöhnlichem silicium- und manganarmem Weisseisen früher als bei Darstellung von Graueisen oder manganreichem Roheisen, bei welchen Roheisensorten die directe Reduction von Silicium oder Mangan ohnehin einen erheb- lich grösseren Aufwand von Kohle und Wärme nothwendig macht als bei jenem.
Endlich werden aber die Vortheile jener oben erwähnten Be- schränkung des Verbrennungsprocesses auf einen kleineren Raum um so deutlicher hervortreten, je schwerer verbrennlich der angewendete Brennstoff ist; bei Anthraciten mehr als bei Koks, bei diesen mehr als bei Holzkohlen.
Aus allem dem Gesagten folgt nun, dass die Grenze der Windtemperatur, über welche hinaus eine fernere Steigerung aufhört, Nutzen zu bringen, ja, unter Umstän- den nachtheilig wirkt, um so tiefer liegt,
je kleiner der Ofen ist;
je leichter reducirbarer die Erze sind;
je weniger silicium- oder manganreich das erfolgende Roheisen werden soll;
je leichter verbrennlich der Brennstoff ist.
Die Beobachtungen der Praxis bestätigen im Wesentlichen diese Schlussfolgerungen. Während bei grossen mit Koks (Steinkohlen, An- thraciten) gespeisten Hochöfen, welche graues oder manganreiches Roh- eisen erzeugen, selbst mit einer, nur in steinernen Apparaten erreich- baren, Windtemperatur von 800°C. die Grenze des Zulässigen noch
1) Man vergegenwärtige sich, dass ohne einen Ueberschuss von Kohlenoxyd, dessen Betrag mit der Temperatur zunimmt, die Reduction zu metallischem Eisen überhaupt nicht möglich ist; und dass metallisches Eisen überhaupt nur in höheren Temperaturen entsteht. Vergl. die Bemerkung auf S. 471.
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[473/0533]
Einfluss der Winderhitzung.
des Ofens verzögert werden; die Reduction beginnt später und die
indirecte Reduction kann unter Umständen hierdurch eingeschränkt
werden. Je weniger hoch der Ofen ist, je weniger lange mithin die
Erze der Einwirkung des Gasstromes ausgesetzt bleiben, desto leichter
werden die Folgen hiervon bemerkbar werden.
Jene Verbrennung von Kohlenstoff vor den Formen hat aber neben
der Erzeugung von Wärme noch den andern nicht minder wichtigen
Zweck, das als Reductionsmaterial erforderliche Kohlenoxyd zu liefern.
Wird durch Erwärmung des Gebläsewindes ein Theil jenes Kohlen-
stoffs erspart, so verringert sich naturgemäss dadurch auch die Menge
des entstehenden Kohlenoxyds; es muss also bei weiterer Verringerung
des Brennstoffs eine Grenze erreicht werden, wo die Menge des vor
den Formen entstehenden Kohlenoxyds nicht mehr ausreichend ist, die
indirecte Reduction durchzuführen 1), wo also directe Reduction, gleich-
bedeutend mit einem erhöhten Wärmeverbrauche (S. 224), an deren
Stelle tritt. Je weniger Brennstoff schon bei kaltem Winde zur Durch-
führung des Hochofenprocesses, d. h. zur Darstellung einer bestimmten
Menge Roheisen erforderlich war, desto früher wird offenbar jener Zeit-
punkt eintreten; bei einer leichtreducirbaren Beschickung also früher
als bei einer schwerreducirbaren; bei Darstellung von gewöhnlichem
silicium- und manganarmem Weisseisen früher als bei Darstellung von
Graueisen oder manganreichem Roheisen, bei welchen Roheisensorten
die directe Reduction von Silicium oder Mangan ohnehin einen erheb-
lich grösseren Aufwand von Kohle und Wärme nothwendig macht als
bei jenem.
Endlich werden aber die Vortheile jener oben erwähnten Be-
schränkung des Verbrennungsprocesses auf einen kleineren Raum um
so deutlicher hervortreten, je schwerer verbrennlich der angewendete
Brennstoff ist; bei Anthraciten mehr als bei Koks, bei diesen mehr als
bei Holzkohlen.
Aus allem dem Gesagten folgt nun, dass die Grenze
der Windtemperatur, über welche hinaus eine fernere
Steigerung aufhört, Nutzen zu bringen, ja, unter Umstän-
den nachtheilig wirkt, um so tiefer liegt,
je kleiner der Ofen ist;
je leichter reducirbarer die Erze sind;
je weniger silicium- oder manganreich das erfolgende
Roheisen werden soll;
je leichter verbrennlich der Brennstoff ist.
Die Beobachtungen der Praxis bestätigen im Wesentlichen diese
Schlussfolgerungen. Während bei grossen mit Koks (Steinkohlen, An-
thraciten) gespeisten Hochöfen, welche graues oder manganreiches Roh-
eisen erzeugen, selbst mit einer, nur in steinernen Apparaten erreich-
baren, Windtemperatur von 800°C. die Grenze des Zulässigen noch
1) Man vergegenwärtige sich, dass ohne einen Ueberschuss von Kohlenoxyd,
dessen Betrag mit der Temperatur zunimmt, die Reduction zu metallischem Eisen
überhaupt nicht möglich ist; und dass metallisches Eisen überhaupt nur in höheren
Temperaturen entsteht. Vergl. die Bemerkung auf S. 471.
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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 473. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/533>, abgerufen am 27.12.2024.
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