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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Verlauf des Hochofenprocesses.

Während dieser beginnenden Sinterung der schlackenbildenden
Körper hat nun das reducirte Eisen infolge seiner Berührung mit
glühenden Kohlen mehr und mehr Kohlenstoff aufgenommen und da-
durch seine Schmelztemperatur erniedrigt; es beginnt ebenfalls zu
schmelzen (Schmelztemperatur 1100--1200 Grad). Es ist wahrschein-
lich, dass das Eisen, ehe es diejenige Menge Kohlenstoff aufgenommen
hat, welche ihm die Eigenschaft als Roheisen verleiht, bereits zu er-
weichen beginnt und in diesem Zustande schon einen Theil jener
Körper aufnimmt, welche später durch die Analyse nachgewiesen wer-
den. Silicium kann, wie schon auf S. 241 hervorgehoben wurde, bei
Gegenwart von Eisen durch Kohle ohne Schmelzung reducirt werden;
es erklärt sich hieraus, dass leicht reducirbare Eisenerze, welche mit
Quarzkrystallen grob durchwachsen oder auch nur gemengt sind --
manche Rotheisenerze, Rasenerze u. a. m. --, sich besonders zur Her-
stellung siliciumreichen Roheisens eignen. Auch Mangan in kleineren
Mengen wird schon, ehe vollständige Schmelzung eingetreten ist, redu-
cirt und vom Eisen aufgenommen werden können, da die Reductions-
temperatur desselben. um so tiefer liegt, je mehr metallisches Eisen
zugegen ist, um sich mit dem reducirten Mangan zu legiren (S. 252).
Dass Phosphor, Schwefel, Kupfer und andere verhältnissmässig leicht
reducirbare Körper ebenfalls schon in dieser Zone der Erweichung,
wie sie sich am treffendsten bezeichnen lässt, mit dem Eisen sich ver-
einigen, unterliegt keinem Zweifel.

Je weiter nun aber die schmelzenden Massen nach unten rücken,
einer desto höheren Temperatur werden sie ausgesetzt, desto mehr
steigert sich infolge davon die Verwandtschaft des Kohlenstoffs zu dem
Sauerstoff der noch anwesenden Oxyde. Aus der schon gebildeten
Schlacke wird durch die weissglühenden Kohlen noch Eisen reducirt;
ebenso unter günstigen Verhältnissen Silicium und Mangan. Der Um-
stand, dass Eisen leichter reducirbar ist, als die beiden zuletzt genannten
Körper, erklärt es, dass, sofern eine eisenreiche Schlacke entstanden
war, ein silicium- oder manganreiches Eisen nicht gebildet werden
kann; der Silicium- oder Mangangehalt selbst würde sogar bei der
Berührung zwischen Schlacke und Eisen als Reductionsmittel für den
Eisenoxydulgehalt der ersteren dienen.

Je höher die Temperatur im Schmelzraume ist, desto grössere
Mengen jener Körper werden hier noch reducirt. Die Reduction des
Mangans erfolgt leichter und vollständiger aus stark basischer Schlacke;
Silicium wird zwar aus einer kieselsäurereicheren Schlacke, sofern die-
selbe nicht grössere Mengen Eisenoxydul enthält, leichter als aus basi-
scher reducirt werden; aber auch basische Beschickungen liefern silicium-
haltiges Eisen, sofern die Temperatur hoch genug ist (S. 242).

Endlich gelangen die geschmolzenen Massen in den Verbrennungs-
raum des Ofens, tropfen hier -- wie sich durch die Formen beobachten
lässt -- zwischen den weissglühenden Kohlen hindurch und sammeln
sich im Herde, das Roheisen zu unterst, die Schlacke zu oberst.



Ledebur, Handbuch. 30
Verlauf des Hochofenprocesses.

Während dieser beginnenden Sinterung der schlackenbildenden
Körper hat nun das reducirte Eisen infolge seiner Berührung mit
glühenden Kohlen mehr und mehr Kohlenstoff aufgenommen und da-
durch seine Schmelztemperatur erniedrigt; es beginnt ebenfalls zu
schmelzen (Schmelztemperatur 1100—1200 Grad). Es ist wahrschein-
lich, dass das Eisen, ehe es diejenige Menge Kohlenstoff aufgenommen
hat, welche ihm die Eigenschaft als Roheisen verleiht, bereits zu er-
weichen beginnt und in diesem Zustande schon einen Theil jener
Körper aufnimmt, welche später durch die Analyse nachgewiesen wer-
den. Silicium kann, wie schon auf S. 241 hervorgehoben wurde, bei
Gegenwart von Eisen durch Kohle ohne Schmelzung reducirt werden;
es erklärt sich hieraus, dass leicht reducirbare Eisenerze, welche mit
Quarzkrystallen grob durchwachsen oder auch nur gemengt sind —
manche Rotheisenerze, Rasenerze u. a. m. —, sich besonders zur Her-
stellung siliciumreichen Roheisens eignen. Auch Mangan in kleineren
Mengen wird schon, ehe vollständige Schmelzung eingetreten ist, redu-
cirt und vom Eisen aufgenommen werden können, da die Reductions-
temperatur desselben. um so tiefer liegt, je mehr metallisches Eisen
zugegen ist, um sich mit dem reducirten Mangan zu legiren (S. 252).
Dass Phosphor, Schwefel, Kupfer und andere verhältnissmässig leicht
reducirbare Körper ebenfalls schon in dieser Zone der Erweichung,
wie sie sich am treffendsten bezeichnen lässt, mit dem Eisen sich ver-
einigen, unterliegt keinem Zweifel.

Je weiter nun aber die schmelzenden Massen nach unten rücken,
einer desto höheren Temperatur werden sie ausgesetzt, desto mehr
steigert sich infolge davon die Verwandtschaft des Kohlenstoffs zu dem
Sauerstoff der noch anwesenden Oxyde. Aus der schon gebildeten
Schlacke wird durch die weissglühenden Kohlen noch Eisen reducirt;
ebenso unter günstigen Verhältnissen Silicium und Mangan. Der Um-
stand, dass Eisen leichter reducirbar ist, als die beiden zuletzt genannten
Körper, erklärt es, dass, sofern eine eisenreiche Schlacke entstanden
war, ein silicium- oder manganreiches Eisen nicht gebildet werden
kann; der Silicium- oder Mangangehalt selbst würde sogar bei der
Berührung zwischen Schlacke und Eisen als Reductionsmittel für den
Eisenoxydulgehalt der ersteren dienen.

Je höher die Temperatur im Schmelzraume ist, desto grössere
Mengen jener Körper werden hier noch reducirt. Die Reduction des
Mangans erfolgt leichter und vollständiger aus stark basischer Schlacke;
Silicium wird zwar aus einer kieselsäurereicheren Schlacke, sofern die-
selbe nicht grössere Mengen Eisenoxydul enthält, leichter als aus basi-
scher reducirt werden; aber auch basische Beschickungen liefern silicium-
haltiges Eisen, sofern die Temperatur hoch genug ist (S. 242).

Endlich gelangen die geschmolzenen Massen in den Verbrennungs-
raum des Ofens, tropfen hier — wie sich durch die Formen beobachten
lässt — zwischen den weissglühenden Kohlen hindurch und sammeln
sich im Herde, das Roheisen zu unterst, die Schlacke zu oberst.



Ledebur, Handbuch. 30
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[465/0525] Verlauf des Hochofenprocesses. Während dieser beginnenden Sinterung der schlackenbildenden Körper hat nun das reducirte Eisen infolge seiner Berührung mit glühenden Kohlen mehr und mehr Kohlenstoff aufgenommen und da- durch seine Schmelztemperatur erniedrigt; es beginnt ebenfalls zu schmelzen (Schmelztemperatur 1100—1200 Grad). Es ist wahrschein- lich, dass das Eisen, ehe es diejenige Menge Kohlenstoff aufgenommen hat, welche ihm die Eigenschaft als Roheisen verleiht, bereits zu er- weichen beginnt und in diesem Zustande schon einen Theil jener Körper aufnimmt, welche später durch die Analyse nachgewiesen wer- den. Silicium kann, wie schon auf S. 241 hervorgehoben wurde, bei Gegenwart von Eisen durch Kohle ohne Schmelzung reducirt werden; es erklärt sich hieraus, dass leicht reducirbare Eisenerze, welche mit Quarzkrystallen grob durchwachsen oder auch nur gemengt sind — manche Rotheisenerze, Rasenerze u. a. m. —, sich besonders zur Her- stellung siliciumreichen Roheisens eignen. Auch Mangan in kleineren Mengen wird schon, ehe vollständige Schmelzung eingetreten ist, redu- cirt und vom Eisen aufgenommen werden können, da die Reductions- temperatur desselben. um so tiefer liegt, je mehr metallisches Eisen zugegen ist, um sich mit dem reducirten Mangan zu legiren (S. 252). Dass Phosphor, Schwefel, Kupfer und andere verhältnissmässig leicht reducirbare Körper ebenfalls schon in dieser Zone der Erweichung, wie sie sich am treffendsten bezeichnen lässt, mit dem Eisen sich ver- einigen, unterliegt keinem Zweifel. Je weiter nun aber die schmelzenden Massen nach unten rücken, einer desto höheren Temperatur werden sie ausgesetzt, desto mehr steigert sich infolge davon die Verwandtschaft des Kohlenstoffs zu dem Sauerstoff der noch anwesenden Oxyde. Aus der schon gebildeten Schlacke wird durch die weissglühenden Kohlen noch Eisen reducirt; ebenso unter günstigen Verhältnissen Silicium und Mangan. Der Um- stand, dass Eisen leichter reducirbar ist, als die beiden zuletzt genannten Körper, erklärt es, dass, sofern eine eisenreiche Schlacke entstanden war, ein silicium- oder manganreiches Eisen nicht gebildet werden kann; der Silicium- oder Mangangehalt selbst würde sogar bei der Berührung zwischen Schlacke und Eisen als Reductionsmittel für den Eisenoxydulgehalt der ersteren dienen. Je höher die Temperatur im Schmelzraume ist, desto grössere Mengen jener Körper werden hier noch reducirt. Die Reduction des Mangans erfolgt leichter und vollständiger aus stark basischer Schlacke; Silicium wird zwar aus einer kieselsäurereicheren Schlacke, sofern die- selbe nicht grössere Mengen Eisenoxydul enthält, leichter als aus basi- scher reducirt werden; aber auch basische Beschickungen liefern silicium- haltiges Eisen, sofern die Temperatur hoch genug ist (S. 242). Endlich gelangen die geschmolzenen Massen in den Verbrennungs- raum des Ofens, tropfen hier — wie sich durch die Formen beobachten lässt — zwischen den weissglühenden Kohlen hindurch und sammeln sich im Herde, das Roheisen zu unterst, die Schlacke zu oberst. Ledebur, Handbuch. 30

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 465. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/525>, abgerufen am 23.12.2024.