bis zu letzterer gesenkt werden kann. Damit aber der Treibcylinder nebst Röhrenleitung u. s. w. zugänglich bleibe, muss ein ausreichend tiefer Schacht angelegt werden, in welchem der Cylinder aufgestellt wird. Hierdurch wird die ganze Anlage schwerfällig und kostspielig; und dieser Uebelstand wächst mit der Höhe des Ofens. Durch Ein- schaltung einer Umsetzung, d. h. indem man die Kolbenstange des Treibcylinders nicht unmittelbar mit der Plattform verbindet, sondern die letztere an einem Seile befestigt, welches über eine von der Kolben- stange getragene Rolle gelegt ist, lässt sich der erwähnte Nachtheil abmindern und die Hubhöhe des Treibcylinders auf die Hälfte, be- ziehentlich (durch Einschaltung von noch mehr Rollen) auf noch weniger abmindern. Man kann sogar bei einer derartigen Anordnung statt des senkrechten Treibcylinders einen horizontalen anwenden, indem man das erforderliche Seil über eine an entsprechender Stelle angebrachte Rolle führt, und solcherart die Herstellung des Schachtes ganz ent- behrlich machen; aber die Hauptvortheile der hydraulischen Aufzüge in der zuerst beschriebenen Anordnung, die unmittelbare Kraftüber- tragung und die fast vollständige Gefahrlosigkeit, gehen hierbei ver- loren. Je mehr Rollen angewendet werden, desto grösser sind die zu überwindenden Widerstände, desto ungünstiger also die Arbeitsaus- nutzung; und die Gefahr eines Seilbruches wächst ebenso wohl mit der Zahl der Rollen als der Länge des Seiles.
Während die hydraulischen Aufzüge zum Heben von Lasten auf geringere Höhen nicht selten Benutzung finden, verringert sich den geschilderten Verhältnissen zufolge ihre Zweckmässigkeit, wenn die Förderhöhe zunimmt; und es erklärt sich hieraus leicht, dass sie bei dem Betriebe der Hochöfen ziemlich vollständig ausser Anwendung gekommen sind, seitdem die Höhe der letzteren erheblich über das frühere durchschnittliche Maass hinaus gesteigert wurde.
d) Pneumatische Gichtaufzüge.
Auch diese sind, wie die hydraulischen, einfach wirkend. Als Mittel zur Bewegung dient gepresste, beziehentlich auch verdünnte Luft, welche von einem Gebläse (einer Luftpumpe) geliefert wird.
Man kennt zwei verschiedene Anordnungen solcher pneumatischen Aufzüge. Die ältere derselben, von Benjamin Gibbon stammend 1), ist in Fig. 144 auf S. 456 abgebildet. In einem wasserdicht gemauerten, mit Wasser gefüllten Schachte befindet sich der aus Eisenblech ge- fertigte Cylinder A B, auf dessen oberem Ende die Plattform befestigt ist. Durch Gegengewichte R R, an über Rollen geführten Seilen oder Ketten hängend, ist das Gewicht des Cylinders sammt Plattform bei- nahe ausgeglichen. Der Querschnitt des Cylinders ist derartig be- messen, dass derselbe sammt der Last Q gehoben wird, sobald man Luft von bestimmter Spannung in das Innere einleitet, wobei nach Hauer ein Wirkungsgrad des Aufzuges von 0.6 anzunehmen ist. Die Zuführung der Luft erfolgt durch das gekrümmte Rohr E G, dessen Mündung selbstverständlich etwas oberhalb des Wasserspiegels liegen
1) Revue universelle, vol. I, p. 285; Dingler's Polytechn. Journ., Bd. 115, S. 17.
Hydraulische und pneumatische Gichtaufzüge.
bis zu letzterer gesenkt werden kann. Damit aber der Treibcylinder nebst Röhrenleitung u. s. w. zugänglich bleibe, muss ein ausreichend tiefer Schacht angelegt werden, in welchem der Cylinder aufgestellt wird. Hierdurch wird die ganze Anlage schwerfällig und kostspielig; und dieser Uebelstand wächst mit der Höhe des Ofens. Durch Ein- schaltung einer Umsetzung, d. h. indem man die Kolbenstange des Treibcylinders nicht unmittelbar mit der Plattform verbindet, sondern die letztere an einem Seile befestigt, welches über eine von der Kolben- stange getragene Rolle gelegt ist, lässt sich der erwähnte Nachtheil abmindern und die Hubhöhe des Treibcylinders auf die Hälfte, be- ziehentlich (durch Einschaltung von noch mehr Rollen) auf noch weniger abmindern. Man kann sogar bei einer derartigen Anordnung statt des senkrechten Treibcylinders einen horizontalen anwenden, indem man das erforderliche Seil über eine an entsprechender Stelle angebrachte Rolle führt, und solcherart die Herstellung des Schachtes ganz ent- behrlich machen; aber die Hauptvortheile der hydraulischen Aufzüge in der zuerst beschriebenen Anordnung, die unmittelbare Kraftüber- tragung und die fast vollständige Gefahrlosigkeit, gehen hierbei ver- loren. Je mehr Rollen angewendet werden, desto grösser sind die zu überwindenden Widerstände, desto ungünstiger also die Arbeitsaus- nutzung; und die Gefahr eines Seilbruches wächst ebenso wohl mit der Zahl der Rollen als der Länge des Seiles.
Während die hydraulischen Aufzüge zum Heben von Lasten auf geringere Höhen nicht selten Benutzung finden, verringert sich den geschilderten Verhältnissen zufolge ihre Zweckmässigkeit, wenn die Förderhöhe zunimmt; und es erklärt sich hieraus leicht, dass sie bei dem Betriebe der Hochöfen ziemlich vollständig ausser Anwendung gekommen sind, seitdem die Höhe der letzteren erheblich über das frühere durchschnittliche Maass hinaus gesteigert wurde.
d) Pneumatische Gichtaufzüge.
Auch diese sind, wie die hydraulischen, einfach wirkend. Als Mittel zur Bewegung dient gepresste, beziehentlich auch verdünnte Luft, welche von einem Gebläse (einer Luftpumpe) geliefert wird.
Man kennt zwei verschiedene Anordnungen solcher pneumatischen Aufzüge. Die ältere derselben, von Benjamin Gibbon stammend 1), ist in Fig. 144 auf S. 456 abgebildet. In einem wasserdicht gemauerten, mit Wasser gefüllten Schachte befindet sich der aus Eisenblech ge- fertigte Cylinder A B, auf dessen oberem Ende die Plattform befestigt ist. Durch Gegengewichte R R, an über Rollen geführten Seilen oder Ketten hängend, ist das Gewicht des Cylinders sammt Plattform bei- nahe ausgeglichen. Der Querschnitt des Cylinders ist derartig be- messen, dass derselbe sammt der Last Q gehoben wird, sobald man Luft von bestimmter Spannung in das Innere einleitet, wobei nach Hauer ein Wirkungsgrad des Aufzuges von 0.6 anzunehmen ist. Die Zuführung der Luft erfolgt durch das gekrümmte Rohr E G, dessen Mündung selbstverständlich etwas oberhalb des Wasserspiegels liegen
1) Revue universelle, vol. I, p. 285; Dingler’s Polytechn. Journ., Bd. 115, S. 17.
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Hydraulische und pneumatische Gichtaufzüge.
bis zu letzterer gesenkt werden kann. Damit aber der Treibcylinder
nebst Röhrenleitung u. s. w. zugänglich bleibe, muss ein ausreichend
tiefer Schacht angelegt werden, in welchem der Cylinder aufgestellt
wird. Hierdurch wird die ganze Anlage schwerfällig und kostspielig;
und dieser Uebelstand wächst mit der Höhe des Ofens. Durch Ein-
schaltung einer Umsetzung, d. h. indem man die Kolbenstange des
Treibcylinders nicht unmittelbar mit der Plattform verbindet, sondern
die letztere an einem Seile befestigt, welches über eine von der Kolben-
stange getragene Rolle gelegt ist, lässt sich der erwähnte Nachtheil
abmindern und die Hubhöhe des Treibcylinders auf die Hälfte, be-
ziehentlich (durch Einschaltung von noch mehr Rollen) auf noch weniger
abmindern. Man kann sogar bei einer derartigen Anordnung statt des
senkrechten Treibcylinders einen horizontalen anwenden, indem man
das erforderliche Seil über eine an entsprechender Stelle angebrachte
Rolle führt, und solcherart die Herstellung des Schachtes ganz ent-
behrlich machen; aber die Hauptvortheile der hydraulischen Aufzüge
in der zuerst beschriebenen Anordnung, die unmittelbare Kraftüber-
tragung und die fast vollständige Gefahrlosigkeit, gehen hierbei ver-
loren. Je mehr Rollen angewendet werden, desto grösser sind die zu
überwindenden Widerstände, desto ungünstiger also die Arbeitsaus-
nutzung; und die Gefahr eines Seilbruches wächst ebenso wohl mit
der Zahl der Rollen als der Länge des Seiles.
Während die hydraulischen Aufzüge zum Heben von Lasten auf
geringere Höhen nicht selten Benutzung finden, verringert sich den
geschilderten Verhältnissen zufolge ihre Zweckmässigkeit, wenn die
Förderhöhe zunimmt; und es erklärt sich hieraus leicht, dass sie bei
dem Betriebe der Hochöfen ziemlich vollständig ausser Anwendung
gekommen sind, seitdem die Höhe der letzteren erheblich über das
frühere durchschnittliche Maass hinaus gesteigert wurde.
d) Pneumatische Gichtaufzüge.
Auch diese sind, wie die hydraulischen, einfach wirkend. Als
Mittel zur Bewegung dient gepresste, beziehentlich auch verdünnte
Luft, welche von einem Gebläse (einer Luftpumpe) geliefert wird.
Man kennt zwei verschiedene Anordnungen solcher pneumatischen
Aufzüge. Die ältere derselben, von Benjamin Gibbon stammend 1),
ist in Fig. 144 auf S. 456 abgebildet. In einem wasserdicht gemauerten,
mit Wasser gefüllten Schachte befindet sich der aus Eisenblech ge-
fertigte Cylinder A B, auf dessen oberem Ende die Plattform befestigt
ist. Durch Gegengewichte R R, an über Rollen geführten Seilen oder
Ketten hängend, ist das Gewicht des Cylinders sammt Plattform bei-
nahe ausgeglichen. Der Querschnitt des Cylinders ist derartig be-
messen, dass derselbe sammt der Last Q gehoben wird, sobald man
Luft von bestimmter Spannung in das Innere einleitet, wobei nach
Hauer ein Wirkungsgrad des Aufzuges von 0.6 anzunehmen ist. Die
Zuführung der Luft erfolgt durch das gekrümmte Rohr E G, dessen
Mündung selbstverständlich etwas oberhalb des Wasserspiegels liegen
1) Revue universelle, vol. I, p. 285; Dingler’s Polytechn. Journ., Bd. 115, S. 17.
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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 455. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/515>, abgerufen am 21.11.2024.
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