Ueber Verbrennung, Reduction, Wärmeerzeugung und Wärmeabgabe.
verbunden; und die nämliche Wärmemenge kommt wieder im entgegen- gesetzten Sinne in Betracht, wenn die Verbindung zerlegt wird. Bei der Vereinigung (Legirung) von Eisen mit Mangan oder dieser Metalle mit Kohle, Silicium, Phosphor, Schwefel u. s. w., Vereinigungen, welche eine hochwichtige Rolle in der Metallurgie des Eisens spielen, bei der Entstehung und Zerlegung von Silicaten, Phosphaten u. s. w., bei der Zerlegung der Hydroxyde und Carbonate des Eisens und Mangans, welche wichtige Erzgattungen bilden, und in ähnlichen Fällen findet unzweifelhaft nicht selten Entwickelung oder Verbrauch von Wärme statt; aber unsere Kenntniss derselben ist ziemlich gleich Null, und der alte Spruch: "unser Wissen ist Stückwerk" bewahrheitet sich kaum in einem anderen Gebiete der Eisenhüttenkunde so deutlich als hier.
Die Ziffern für die Verbrennungswärme der wichtigsten bei der Darstellung des Eisens in Betracht kommenden Körper sind, soweit unsere jetzige Kenntniss es gestattet, in Folgendem zusammengestellt.
Kohlenstoff. Nach dem verschiedenen Molekularzustande der Kohle (Graphit, Holzkohle, Diamant u. s. w.) ist, wie Favre und Silbermann fanden 1), die Verbrennungswärme derselben nicht immer genau die nämliche und schwankt bei der Verbrennung zu Kohlensäure zwischen 7770 und 8080 W.-E. Der immerhin nicht sehr beträchtliche Unterschied kann bei den calorimetrischen Berechnungen eisenhütten- männischer Processe um so weniger in Betracht kommen, als es sich hierbei aus den schon berührten Gründen überhaupt nur um Annähe- rungsergebnisse handeln kann, und man kann deshalb folgende Ziffern für derartige Berechnungen benutzen:
1 kg Kohlenstoff (im festen Zustande) entwickelt:
bei der Verbrennung mit 4/3 kg Sauerstoff zu 7/3 kg Kohlenoxyd 2473 W.-E.
" " " " 8/3 " " " 11/3 " Kohlensäure 8080 "
In beiden Fällen, es mag Verbrennung zu Kohlenoxyd oder zu Kohlensäure stattfinden, ist eine Vergasung des Kohlenstoffes erforderlich, welche einen Wärmeverbrauch erheischt. Hieraus erklärt sich der grosse Unterschied in der Wärmeleistung, je nachdem das eine oder andere Verbrennungserzeugniss gebildet wird. Nimmt man an -- was in diesem Falle annähernd richtig sein dürfte --, dass gleiche Sauerstoffmengen gleiche Wärmemengen entwickeln, so ergiebt sich durch eine einfache Rechnung die Vergasungswärme des Kohlenstoffes gleich 3134 W.-E.; und es entwickelt alsdann 1 kg gasförmiger Kohlenstoff:
bei seiner Verbrennung zu Kohlenoxyd 2473 + 3134 = 5607 W.-E.
" " " " Kohlensäure 8080 + 3134 = 11214 "
Kohlenoxyd. Die Wärmeentwickelung bei der Verbrennung des- selben lässt sich aus dem Vorausgehenden ableiten. Da 7/3 kg Kohlen- oxyd bei der Verbrennung zu Kohlensäure 8080 -- 2473 = 5607 W.-E. (der Verbrennungswärme von 1 kg gasförmigem Kohlenstoffe ent- sprechend) entwickeln, so liefert
1 kg Kohlenoxyd bei der Verbrennung mit 4/7 kg Sauerstoff zu 11/7 kg Kohlensäure 2403 W.-E. 2)
1) Annales de chimie et de physique, serie III, tome XXXIV.
2) Nach Berthelot liefern 7/3 kg Kohlenoxyd 5683 W.-E.; also 1 kg 2436 W.-E. Ann. de chimie et de physique, serie V, tome XIII, p. 13.
Ueber Verbrennung, Reduction, Wärmeerzeugung und Wärmeabgabe.
verbunden; und die nämliche Wärmemenge kommt wieder im entgegen- gesetzten Sinne in Betracht, wenn die Verbindung zerlegt wird. Bei der Vereinigung (Legirung) von Eisen mit Mangan oder dieser Metalle mit Kohle, Silicium, Phosphor, Schwefel u. s. w., Vereinigungen, welche eine hochwichtige Rolle in der Metallurgie des Eisens spielen, bei der Entstehung und Zerlegung von Silicaten, Phosphaten u. s. w., bei der Zerlegung der Hydroxyde und Carbonate des Eisens und Mangans, welche wichtige Erzgattungen bilden, und in ähnlichen Fällen findet unzweifelhaft nicht selten Entwickelung oder Verbrauch von Wärme statt; aber unsere Kenntniss derselben ist ziemlich gleich Null, und der alte Spruch: „unser Wissen ist Stückwerk“ bewahrheitet sich kaum in einem anderen Gebiete der Eisenhüttenkunde so deutlich als hier.
Die Ziffern für die Verbrennungswärme der wichtigsten bei der Darstellung des Eisens in Betracht kommenden Körper sind, soweit unsere jetzige Kenntniss es gestattet, in Folgendem zusammengestellt.
Kohlenstoff. Nach dem verschiedenen Molekularzustande der Kohle (Graphit, Holzkohle, Diamant u. s. w.) ist, wie Favre und Silbermann fanden 1), die Verbrennungswärme derselben nicht immer genau die nämliche und schwankt bei der Verbrennung zu Kohlensäure zwischen 7770 und 8080 W.-E. Der immerhin nicht sehr beträchtliche Unterschied kann bei den calorimetrischen Berechnungen eisenhütten- männischer Processe um so weniger in Betracht kommen, als es sich hierbei aus den schon berührten Gründen überhaupt nur um Annähe- rungsergebnisse handeln kann, und man kann deshalb folgende Ziffern für derartige Berechnungen benutzen:
1 kg Kohlenstoff (im festen Zustande) entwickelt:
bei der Verbrennung mit 4/3 kg Sauerstoff zu 7/3 kg Kohlenoxyd 2473 W.-E.
„ „ „ „ 8/3 „ „ „ 11/3 „ Kohlensäure 8080 „
In beiden Fällen, es mag Verbrennung zu Kohlenoxyd oder zu Kohlensäure stattfinden, ist eine Vergasung des Kohlenstoffes erforderlich, welche einen Wärmeverbrauch erheischt. Hieraus erklärt sich der grosse Unterschied in der Wärmeleistung, je nachdem das eine oder andere Verbrennungserzeugniss gebildet wird. Nimmt man an — was in diesem Falle annähernd richtig sein dürfte —, dass gleiche Sauerstoffmengen gleiche Wärmemengen entwickeln, so ergiebt sich durch eine einfache Rechnung die Vergasungswärme des Kohlenstoffes gleich 3134 W.-E.; und es entwickelt alsdann 1 kg gasförmiger Kohlenstoff:
bei seiner Verbrennung zu Kohlenoxyd 2473 + 3134 = 5607 W.-E.
„ „ „ „ Kohlensäure 8080 + 3134 = 11214 „
Kohlenoxyd. Die Wärmeentwickelung bei der Verbrennung des- selben lässt sich aus dem Vorausgehenden ableiten. Da 7/3 kg Kohlen- oxyd bei der Verbrennung zu Kohlensäure 8080 — 2473 = 5607 W.-E. (der Verbrennungswärme von 1 kg gasförmigem Kohlenstoffe ent- sprechend) entwickeln, so liefert
1 kg Kohlenoxyd bei der Verbrennung mit 4/7 kg Sauerstoff zu 11/7 kg Kohlensäure 2403 W.-E. 2)
1) Annales de chimie et de physique, série III, tome XXXIV.
2) Nach Berthelot liefern 7/3 kg Kohlenoxyd 5683 W.-E.; also 1 kg 2436 W.-E. Ann. de chimie et de physique, série V, tome XIII, p. 13.
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Ueber Verbrennung, Reduction, Wärmeerzeugung und Wärmeabgabe.
verbunden; und die nämliche Wärmemenge kommt wieder im entgegen-
gesetzten Sinne in Betracht, wenn die Verbindung zerlegt wird. Bei
der Vereinigung (Legirung) von Eisen mit Mangan oder dieser Metalle
mit Kohle, Silicium, Phosphor, Schwefel u. s. w., Vereinigungen, welche
eine hochwichtige Rolle in der Metallurgie des Eisens spielen, bei der
Entstehung und Zerlegung von Silicaten, Phosphaten u. s. w., bei der
Zerlegung der Hydroxyde und Carbonate des Eisens und Mangans,
welche wichtige Erzgattungen bilden, und in ähnlichen Fällen findet
unzweifelhaft nicht selten Entwickelung oder Verbrauch von Wärme
statt; aber unsere Kenntniss derselben ist ziemlich gleich Null, und der
alte Spruch: „unser Wissen ist Stückwerk“ bewahrheitet sich kaum in
einem anderen Gebiete der Eisenhüttenkunde so deutlich als hier.
Die Ziffern für die Verbrennungswärme der wichtigsten bei der
Darstellung des Eisens in Betracht kommenden Körper sind, soweit
unsere jetzige Kenntniss es gestattet, in Folgendem zusammengestellt.
Kohlenstoff. Nach dem verschiedenen Molekularzustande der
Kohle (Graphit, Holzkohle, Diamant u. s. w.) ist, wie Favre und
Silbermann fanden 1), die Verbrennungswärme derselben nicht immer
genau die nämliche und schwankt bei der Verbrennung zu Kohlensäure
zwischen 7770 und 8080 W.-E. Der immerhin nicht sehr beträchtliche
Unterschied kann bei den calorimetrischen Berechnungen eisenhütten-
männischer Processe um so weniger in Betracht kommen, als es sich
hierbei aus den schon berührten Gründen überhaupt nur um Annähe-
rungsergebnisse handeln kann, und man kann deshalb folgende Ziffern
für derartige Berechnungen benutzen:
1 kg Kohlenstoff (im festen Zustande) entwickelt:
bei der Verbrennung mit 4/3 kg Sauerstoff zu 7/3 kg Kohlenoxyd 2473 W.-E.
„ „ „ „ 8/3 „ „ „ 11/3 „ Kohlensäure 8080 „
In beiden Fällen, es mag Verbrennung zu Kohlenoxyd oder zu
Kohlensäure stattfinden, ist eine Vergasung des Kohlenstoffes erforderlich,
welche einen Wärmeverbrauch erheischt. Hieraus erklärt sich der grosse
Unterschied in der Wärmeleistung, je nachdem das eine oder andere
Verbrennungserzeugniss gebildet wird. Nimmt man an — was in diesem
Falle annähernd richtig sein dürfte —, dass gleiche Sauerstoffmengen
gleiche Wärmemengen entwickeln, so ergiebt sich durch eine einfache
Rechnung die Vergasungswärme des Kohlenstoffes gleich 3134 W.-E.;
und es entwickelt alsdann 1 kg gasförmiger Kohlenstoff:
bei seiner Verbrennung zu Kohlenoxyd 2473 + 3134 = 5607 W.-E.
„ „ „ „ Kohlensäure 8080 + 3134 = 11214 „
Kohlenoxyd. Die Wärmeentwickelung bei der Verbrennung des-
selben lässt sich aus dem Vorausgehenden ableiten. Da 7/3 kg Kohlen-
oxyd bei der Verbrennung zu Kohlensäure 8080 — 2473 = 5607 W.-E.
(der Verbrennungswärme von 1 kg gasförmigem Kohlenstoffe ent-
sprechend) entwickeln, so liefert
1 kg Kohlenoxyd bei der Verbrennung mit 4/7 kg Sauerstoff zu
11/7 kg Kohlensäure 2403 W.-E. 2)
1) Annales de chimie et de physique, série III, tome XXXIV.
2) Nach Berthelot liefern 7/3 kg Kohlenoxyd 5683 W.-E.; also 1 kg 2436 W.-E.
Ann. de chimie et de physique, série V, tome XIII, p. 13.
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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/48>, abgerufen am 27.11.2024.
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