dingung zur Erzielung einer vollständigen Verbrennung bleibt somit unerfüllt. Auch eine gewöhnliche Rostfeuerung würde bei sehr hoch gesteigerter Temperatur, in welcher rasch der zutretende Sauerstoff zur Kohlenoxydgasbildung verzehrt wird, zum Gasgenerator werden, wenn nicht in der Wirklichkeit infolge des allmählichen Verbrennens der Kohlenstücke die Zwischenräume zwischen denselben immer beträcht- licher würden, die Menge des unverzehrt hindurchgehenden, mit dem auf- steigenden Kohlenoxyd sich mischenden Sauerstoffes demnach immer mehr zunähme; und wenn nicht andererseits jede Aufschüttung frischen Brenn- stoffes auf den Rost wieder eine Temperaturerniedrigung nach sich zöge.
3. Innige Mischung der Brennstoffe mit der Verbren- nungsluft erleichtert die vollständige Verbrennung. Die Gründe hierfür sind leicht einzusehen. Wie bei jedem anderen chemischen Vorgange wird die Vereinigung durch eine ausgedehnte gegenseitige Berührung befördert, welche durch innige Mischung hervor- gerufen wird. Daher verbrennen gasförmige Brennstoffe, welche sich ohne Schwierigkeit mit der Verbrennungsluft mischen lassen, durch- schnittlich leichter und mit geringerem erforderlichen Luftüberschusse als feste; ähnlich wie gasförmige Brennstoffe verhalten sich staubförmige, welche, mit Luft innig gemischt, in den Verbrennungsraum eingeführt werden (vergl. Crampton's Puddelofen in Abtheilung III).
4. Eine Verdünnung der chemisch thätigen Stoffe (Sauerstoff einerseits, Kohlenstoff und Wasserstoff ande- rerseits) erschwert die vollständige Verbrennung.
Die atmosphärische Luft besteht bekanntlich aus ungefähr 77 Ge- wichtstheilen Stickstoff und nur 23 Gewichtstheilen Sauerstoff. Letzterer gelangt also in stark verdünntem Zustande zur Wirkung und hieraus erklärt sich die weit kräftigere Wirkung reinen Sauerstoffgases. Ver- brennt aber ein Körper mit Flamme, d. h. unter Entwickelung und Fortbewegung brennbarer Gase, so wird an irgend einer Stelle der Flamme der noch vorhandene Sauerstoff um so stärker auch mit den bereits entstandenen Verbrennungserzeugnissen incl. des bei der bereits stattgehabten Verbrennung zurückgebliebenen Stickstoffes verdünnt sein, je weiter diese Stelle vom Entzündungspunkte, d. h. von der Wurzel der Flamme, entfernt ist. Die Verbrennung würde also nach der Spitze der Flamme zu immer schwieriger werden, wenn sie nicht andererseits durch die nach derselben Richtung hin stattfindende Zu- nahme der Temperatur -- eine Folge der bereits stattgehabten theil- weisen Verbrennung -- befördert würde. Trotzdem erhält man, wie bekannt, nicht selten eine an der Spitze schmauchende Flamme, wenn man nicht besondere Kunstgriffe anwendet, um die Verbrennung an dieser Stelle zu erleichtern.
Aus dem benachtheiligenden Einflusse der Verdünnung der ver- brennenden Körper durch andere Stoffe folgt auch, dass jeder Luft- überschuss, obschon nach Lehrsatz 1) für die vollständige Verbrennung unerlässlich, doch in anderer Hinsicht erschwerend auf dieselbe einwirkt; oder dass, mit anderen Worten, eine Grenze für diesen Luftüberschuss gegeben ist, abhängig von der Beschaffenheit des Brennstoffes, der Feuerung u. s. w., über welche hinaus die Vollständigkeit der Ver- brennung durch einen weiteren Ueberschuss leiden würde.
Ledebur Handbuch. 2
Vollständige und unvollständige Verbrennung.
dingung zur Erzielung einer vollständigen Verbrennung bleibt somit unerfüllt. Auch eine gewöhnliche Rostfeuerung würde bei sehr hoch gesteigerter Temperatur, in welcher rasch der zutretende Sauerstoff zur Kohlenoxydgasbildung verzehrt wird, zum Gasgenerator werden, wenn nicht in der Wirklichkeit infolge des allmählichen Verbrennens der Kohlenstücke die Zwischenräume zwischen denselben immer beträcht- licher würden, die Menge des unverzehrt hindurchgehenden, mit dem auf- steigenden Kohlenoxyd sich mischenden Sauerstoffes demnach immer mehr zunähme; und wenn nicht andererseits jede Aufschüttung frischen Brenn- stoffes auf den Rost wieder eine Temperaturerniedrigung nach sich zöge.
3. Innige Mischung der Brennstoffe mit der Verbren- nungsluft erleichtert die vollständige Verbrennung. Die Gründe hierfür sind leicht einzusehen. Wie bei jedem anderen chemischen Vorgange wird die Vereinigung durch eine ausgedehnte gegenseitige Berührung befördert, welche durch innige Mischung hervor- gerufen wird. Daher verbrennen gasförmige Brennstoffe, welche sich ohne Schwierigkeit mit der Verbrennungsluft mischen lassen, durch- schnittlich leichter und mit geringerem erforderlichen Luftüberschusse als feste; ähnlich wie gasförmige Brennstoffe verhalten sich staubförmige, welche, mit Luft innig gemischt, in den Verbrennungsraum eingeführt werden (vergl. Crampton’s Puddelofen in Abtheilung III).
4. Eine Verdünnung der chemisch thätigen Stoffe (Sauerstoff einerseits, Kohlenstoff und Wasserstoff ande- rerseits) erschwert die vollständige Verbrennung.
Die atmosphärische Luft besteht bekanntlich aus ungefähr 77 Ge- wichtstheilen Stickstoff und nur 23 Gewichtstheilen Sauerstoff. Letzterer gelangt also in stark verdünntem Zustande zur Wirkung und hieraus erklärt sich die weit kräftigere Wirkung reinen Sauerstoffgases. Ver- brennt aber ein Körper mit Flamme, d. h. unter Entwickelung und Fortbewegung brennbarer Gase, so wird an irgend einer Stelle der Flamme der noch vorhandene Sauerstoff um so stärker auch mit den bereits entstandenen Verbrennungserzeugnissen incl. des bei der bereits stattgehabten Verbrennung zurückgebliebenen Stickstoffes verdünnt sein, je weiter diese Stelle vom Entzündungspunkte, d. h. von der Wurzel der Flamme, entfernt ist. Die Verbrennung würde also nach der Spitze der Flamme zu immer schwieriger werden, wenn sie nicht andererseits durch die nach derselben Richtung hin stattfindende Zu- nahme der Temperatur — eine Folge der bereits stattgehabten theil- weisen Verbrennung — befördert würde. Trotzdem erhält man, wie bekannt, nicht selten eine an der Spitze schmauchende Flamme, wenn man nicht besondere Kunstgriffe anwendet, um die Verbrennung an dieser Stelle zu erleichtern.
Aus dem benachtheiligenden Einflusse der Verdünnung der ver- brennenden Körper durch andere Stoffe folgt auch, dass jeder Luft- überschuss, obschon nach Lehrsatz 1) für die vollständige Verbrennung unerlässlich, doch in anderer Hinsicht erschwerend auf dieselbe einwirkt; oder dass, mit anderen Worten, eine Grenze für diesen Luftüberschuss gegeben ist, abhängig von der Beschaffenheit des Brennstoffes, der Feuerung u. s. w., über welche hinaus die Vollständigkeit der Ver- brennung durch einen weiteren Ueberschuss leiden würde.
Ledebur Handbuch. 2
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[17/0045]
Vollständige und unvollständige Verbrennung.
dingung zur Erzielung einer vollständigen Verbrennung bleibt somit
unerfüllt. Auch eine gewöhnliche Rostfeuerung würde bei sehr hoch
gesteigerter Temperatur, in welcher rasch der zutretende Sauerstoff zur
Kohlenoxydgasbildung verzehrt wird, zum Gasgenerator werden, wenn
nicht in der Wirklichkeit infolge des allmählichen Verbrennens der
Kohlenstücke die Zwischenräume zwischen denselben immer beträcht-
licher würden, die Menge des unverzehrt hindurchgehenden, mit dem auf-
steigenden Kohlenoxyd sich mischenden Sauerstoffes demnach immer mehr
zunähme; und wenn nicht andererseits jede Aufschüttung frischen Brenn-
stoffes auf den Rost wieder eine Temperaturerniedrigung nach sich zöge.
3. Innige Mischung der Brennstoffe mit der Verbren-
nungsluft erleichtert die vollständige Verbrennung. Die
Gründe hierfür sind leicht einzusehen. Wie bei jedem anderen
chemischen Vorgange wird die Vereinigung durch eine ausgedehnte
gegenseitige Berührung befördert, welche durch innige Mischung hervor-
gerufen wird. Daher verbrennen gasförmige Brennstoffe, welche sich
ohne Schwierigkeit mit der Verbrennungsluft mischen lassen, durch-
schnittlich leichter und mit geringerem erforderlichen Luftüberschusse
als feste; ähnlich wie gasförmige Brennstoffe verhalten sich staubförmige,
welche, mit Luft innig gemischt, in den Verbrennungsraum eingeführt
werden (vergl. Crampton’s Puddelofen in Abtheilung III).
4. Eine Verdünnung der chemisch thätigen Stoffe
(Sauerstoff einerseits, Kohlenstoff und Wasserstoff ande-
rerseits) erschwert die vollständige Verbrennung.
Die atmosphärische Luft besteht bekanntlich aus ungefähr 77 Ge-
wichtstheilen Stickstoff und nur 23 Gewichtstheilen Sauerstoff. Letzterer
gelangt also in stark verdünntem Zustande zur Wirkung und hieraus
erklärt sich die weit kräftigere Wirkung reinen Sauerstoffgases. Ver-
brennt aber ein Körper mit Flamme, d. h. unter Entwickelung und
Fortbewegung brennbarer Gase, so wird an irgend einer Stelle der
Flamme der noch vorhandene Sauerstoff um so stärker auch mit den
bereits entstandenen Verbrennungserzeugnissen incl. des bei der bereits
stattgehabten Verbrennung zurückgebliebenen Stickstoffes verdünnt sein,
je weiter diese Stelle vom Entzündungspunkte, d. h. von der Wurzel
der Flamme, entfernt ist. Die Verbrennung würde also nach der
Spitze der Flamme zu immer schwieriger werden, wenn sie nicht
andererseits durch die nach derselben Richtung hin stattfindende Zu-
nahme der Temperatur — eine Folge der bereits stattgehabten theil-
weisen Verbrennung — befördert würde. Trotzdem erhält man, wie
bekannt, nicht selten eine an der Spitze schmauchende Flamme, wenn
man nicht besondere Kunstgriffe anwendet, um die Verbrennung an
dieser Stelle zu erleichtern.
Aus dem benachtheiligenden Einflusse der Verdünnung der ver-
brennenden Körper durch andere Stoffe folgt auch, dass jeder Luft-
überschuss, obschon nach Lehrsatz 1) für die vollständige Verbrennung
unerlässlich, doch in anderer Hinsicht erschwerend auf dieselbe einwirkt;
oder dass, mit anderen Worten, eine Grenze für diesen Luftüberschuss
gegeben ist, abhängig von der Beschaffenheit des Brennstoffes, der
Feuerung u. s. w., über welche hinaus die Vollständigkeit der Ver-
brennung durch einen weiteren Ueberschuss leiden würde.
Ledebur Handbuch. 2
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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/45>, abgerufen am 26.11.2024.
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