Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Apparate zur Entziehung und Fortleitung der Gichtgase.
sobald a herausgenommen ist. Diese Einrichtung ist in Rücksicht auf
etwa erforderlich werdende Reparaturen des Kegels b nothwendig.

Es ist leicht ersichtlich, dass in der gezeichneten Stellung des
Kegels b die Gicht vollständig geschlossen ist und die Gase gezwungen
sind, in den seitlich angebrachten Gasabzug zu entweichen. In dieser
Stellung wird der Raum zwischen Trichter a c und Kegel mit den auf-
zugichtenden Materialien (Kohlen, Erzen, Zuschlägen) gefüllt. Senkt
man nun den Kegel in die punktirt gezeichnete Stellung, so stürzen
jene Materialien zunächst abwärts auf den Kegel und werden von diesem
rings herum gegen die Wand des Ofens vertheilt. Steht hierbei die Ober-
fläche der Beschickung noch tief unter der Unterkante des Kegels, so
werden die gegen die Wand anprallenden Stücke von dieser zurück
und nach der Mitte des Ofens hin geworfen werden; ist dagegen der
Kegel bis unmittelbar über die Beschickungsoberfläche gesenkt, so
werden die abgleitenden Materialien an der Wand des Ofens liegen
bleiben. Man hat hierdurch ein Mittel, die Vertheilung der Materialien
zu regeln. Im Allgemeinen wird man, da die Erze ohnehin das Be-
streben haben, nach der Mitte des Ofens hin vorzudringen, darnach
trachten, beim Aufgichten diese mehr an dem Rande, die Kohlen da-
gegen mehr in der Mitte anzuhäufen. Gichtet man also die Kohlen
zuerst auf, wo die Oberfläche der Beschickung noch niedrig steht, und
erst nach den Kohlen die Erze und Zuschläge bei entsprechend tiefer
Senkung des Kegels, so wird jener Aufgabe Genüge geleistet werden
können.

Im Uebrigen ist auch die Form des Kegels wie die Grösse der
einzelnen Brennstoffgichten (der in einem Male aufgegebenen Brenn-
stoffmengen) hierbei von Einfluss. Gewöhnlich giebt man dem Kegel
eine solche Form, dass seine Seiten einen Winkel von 90 Grad oder
wenig darüber einschliessen. Je steiler der Kegel ist, desto weniger
stark werden unter übrigens gleichen Verhältnissen die gegen die Ofen-
wand anprallenden Körper von dieser zurückgeworfen werden; andrer-
seits, je grösser die Menge der in einem Male aufgegichteten Materia-
lien ist, desto weniger stark wird eine übermässige Anhäufung der-
selben am Rande eintreten können, da die zuletzt hinabstürzenden
Körper immerhin auf der concaven Oberfläche der zuerst hinein gefalle-
nen und am Rande liegen gebliebenen Materialien nach der Mitte zu
hinrollen werden.

Die plötzliche starke Zusammenziehung des Ofenprofiles an der
Gicht bei vielen mit Parry'schem Gasfang versehenen Hochöfen (auch
bei dem abgebildeten Hochofen) erklärt sich aus dem Umstande, dass
selbstverständlich zwischen Kegel und Ofenwand ein ausreichend breiter
Zwischenraum für das Hinabfallen der Schmelzmaterialien bleiben muss,
eine allzu flache Form des Trichters a c aber, welcher ein grösserer
Gichtdurchmesser entsprechen würde, dem raschen Hinabgleiten der
Materialien beim Oeffnen nicht günstig sein würde.

Bei englischen Hochöfen wendet man zum Heben und Senken
des Kegels häufig eine hydraulische, von Whrightson construirte Vor-
richtung an. Die Kolbenstange eines senkrecht stehenden hydraulischen
Cylinders greift an das eine Ende eines um horizontale Zapfen schwin-

Die Apparate zur Entziehung und Fortleitung der Gichtgase.
sobald a herausgenommen ist. Diese Einrichtung ist in Rücksicht auf
etwa erforderlich werdende Reparaturen des Kegels b nothwendig.

Es ist leicht ersichtlich, dass in der gezeichneten Stellung des
Kegels b die Gicht vollständig geschlossen ist und die Gase gezwungen
sind, in den seitlich angebrachten Gasabzug zu entweichen. In dieser
Stellung wird der Raum zwischen Trichter a c und Kegel mit den auf-
zugichtenden Materialien (Kohlen, Erzen, Zuschlägen) gefüllt. Senkt
man nun den Kegel in die punktirt gezeichnete Stellung, so stürzen
jene Materialien zunächst abwärts auf den Kegel und werden von diesem
rings herum gegen die Wand des Ofens vertheilt. Steht hierbei die Ober-
fläche der Beschickung noch tief unter der Unterkante des Kegels, so
werden die gegen die Wand anprallenden Stücke von dieser zurück
und nach der Mitte des Ofens hin geworfen werden; ist dagegen der
Kegel bis unmittelbar über die Beschickungsoberfläche gesenkt, so
werden die abgleitenden Materialien an der Wand des Ofens liegen
bleiben. Man hat hierdurch ein Mittel, die Vertheilung der Materialien
zu regeln. Im Allgemeinen wird man, da die Erze ohnehin das Be-
streben haben, nach der Mitte des Ofens hin vorzudringen, darnach
trachten, beim Aufgichten diese mehr an dem Rande, die Kohlen da-
gegen mehr in der Mitte anzuhäufen. Gichtet man also die Kohlen
zuerst auf, wo die Oberfläche der Beschickung noch niedrig steht, und
erst nach den Kohlen die Erze und Zuschläge bei entsprechend tiefer
Senkung des Kegels, so wird jener Aufgabe Genüge geleistet werden
können.

Im Uebrigen ist auch die Form des Kegels wie die Grösse der
einzelnen Brennstoffgichten (der in einem Male aufgegebenen Brenn-
stoffmengen) hierbei von Einfluss. Gewöhnlich giebt man dem Kegel
eine solche Form, dass seine Seiten einen Winkel von 90 Grad oder
wenig darüber einschliessen. Je steiler der Kegel ist, desto weniger
stark werden unter übrigens gleichen Verhältnissen die gegen die Ofen-
wand anprallenden Körper von dieser zurückgeworfen werden; andrer-
seits, je grösser die Menge der in einem Male aufgegichteten Materia-
lien ist, desto weniger stark wird eine übermässige Anhäufung der-
selben am Rande eintreten können, da die zuletzt hinabstürzenden
Körper immerhin auf der concaven Oberfläche der zuerst hinein gefalle-
nen und am Rande liegen gebliebenen Materialien nach der Mitte zu
hinrollen werden.

Die plötzliche starke Zusammenziehung des Ofenprofiles an der
Gicht bei vielen mit Parry’schem Gasfang versehenen Hochöfen (auch
bei dem abgebildeten Hochofen) erklärt sich aus dem Umstande, dass
selbstverständlich zwischen Kegel und Ofenwand ein ausreichend breiter
Zwischenraum für das Hinabfallen der Schmelzmaterialien bleiben muss,
eine allzu flache Form des Trichters a c aber, welcher ein grösserer
Gichtdurchmesser entsprechen würde, dem raschen Hinabgleiten der
Materialien beim Oeffnen nicht günstig sein würde.

Bei englischen Hochöfen wendet man zum Heben und Senken
des Kegels häufig eine hydraulische, von Whrightson construirte Vor-
richtung an. Die Kolbenstange eines senkrecht stehenden hydraulischen
Cylinders greift an das eine Ende eines um horizontale Zapfen schwin-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0429" n="375"/><fw place="top" type="header">Die Apparate zur Entziehung und Fortleitung der Gichtgase.</fw><lb/>
sobald <hi rendition="#i">a</hi> herausgenommen ist. Diese Einrichtung ist in Rücksicht auf<lb/>
etwa erforderlich werdende Reparaturen des Kegels <hi rendition="#i">b</hi> nothwendig.</p><lb/>
                <p>Es ist leicht ersichtlich, dass in der gezeichneten Stellung des<lb/>
Kegels <hi rendition="#i">b</hi> die Gicht vollständig geschlossen ist und die Gase gezwungen<lb/>
sind, in den seitlich angebrachten Gasabzug zu entweichen. In dieser<lb/>
Stellung wird der Raum zwischen Trichter <hi rendition="#i">a c</hi> und Kegel mit den auf-<lb/>
zugichtenden Materialien (Kohlen, Erzen, Zuschlägen) gefüllt. Senkt<lb/>
man nun den Kegel in die punktirt gezeichnete Stellung, so stürzen<lb/>
jene Materialien zunächst abwärts auf den Kegel und werden von diesem<lb/>
rings herum gegen die Wand des Ofens vertheilt. Steht hierbei die Ober-<lb/>
fläche der Beschickung noch tief unter der Unterkante des Kegels, so<lb/>
werden die gegen die Wand anprallenden Stücke von dieser zurück<lb/>
und nach der Mitte des Ofens hin geworfen werden; ist dagegen der<lb/>
Kegel bis unmittelbar über die Beschickungsoberfläche gesenkt, so<lb/>
werden die abgleitenden Materialien an der Wand des Ofens liegen<lb/>
bleiben. Man hat hierdurch ein Mittel, die Vertheilung der Materialien<lb/>
zu regeln. Im Allgemeinen wird man, da die Erze ohnehin das Be-<lb/>
streben haben, nach der Mitte des Ofens hin vorzudringen, darnach<lb/>
trachten, beim Aufgichten diese mehr an dem Rande, die Kohlen da-<lb/>
gegen mehr in der Mitte anzuhäufen. Gichtet man also die Kohlen<lb/>
zuerst auf, wo die Oberfläche der Beschickung noch niedrig steht, und<lb/>
erst nach den Kohlen die Erze und Zuschläge bei entsprechend tiefer<lb/>
Senkung des Kegels, so wird jener Aufgabe Genüge geleistet werden<lb/>
können.</p><lb/>
                <p>Im Uebrigen ist auch die Form des Kegels wie die Grösse der<lb/>
einzelnen Brennstoffgichten (der in einem Male aufgegebenen Brenn-<lb/>
stoffmengen) hierbei von Einfluss. Gewöhnlich giebt man dem Kegel<lb/>
eine solche Form, dass seine Seiten einen Winkel von 90 Grad oder<lb/>
wenig darüber einschliessen. Je steiler der Kegel ist, desto weniger<lb/>
stark werden unter übrigens gleichen Verhältnissen die gegen die Ofen-<lb/>
wand anprallenden Körper von dieser zurückgeworfen werden; andrer-<lb/>
seits, je grösser die Menge der in einem Male aufgegichteten Materia-<lb/>
lien ist, desto weniger stark wird eine übermässige Anhäufung der-<lb/>
selben am Rande eintreten können, da die zuletzt hinabstürzenden<lb/>
Körper immerhin auf der concaven Oberfläche der zuerst hinein gefalle-<lb/>
nen und am Rande liegen gebliebenen Materialien nach der Mitte zu<lb/>
hinrollen werden.</p><lb/>
                <p>Die plötzliche starke Zusammenziehung des Ofenprofiles an der<lb/>
Gicht bei vielen mit <hi rendition="#g">Parry&#x2019;s</hi>chem Gasfang versehenen Hochöfen (auch<lb/>
bei dem abgebildeten Hochofen) erklärt sich aus dem Umstande, dass<lb/>
selbstverständlich zwischen Kegel und Ofenwand ein ausreichend breiter<lb/>
Zwischenraum für das Hinabfallen der Schmelzmaterialien bleiben muss,<lb/>
eine allzu flache Form des Trichters <hi rendition="#i">a c</hi> aber, welcher ein grösserer<lb/>
Gichtdurchmesser entsprechen würde, dem raschen Hinabgleiten der<lb/>
Materialien beim Oeffnen nicht günstig sein würde.</p><lb/>
                <p>Bei englischen Hochöfen wendet man zum Heben und Senken<lb/>
des Kegels häufig eine hydraulische, von <hi rendition="#g">Whrightson</hi> construirte Vor-<lb/>
richtung an. Die Kolbenstange eines senkrecht stehenden hydraulischen<lb/>
Cylinders greift an das eine Ende eines um horizontale Zapfen schwin-<lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[375/0429] Die Apparate zur Entziehung und Fortleitung der Gichtgase. sobald a herausgenommen ist. Diese Einrichtung ist in Rücksicht auf etwa erforderlich werdende Reparaturen des Kegels b nothwendig. Es ist leicht ersichtlich, dass in der gezeichneten Stellung des Kegels b die Gicht vollständig geschlossen ist und die Gase gezwungen sind, in den seitlich angebrachten Gasabzug zu entweichen. In dieser Stellung wird der Raum zwischen Trichter a c und Kegel mit den auf- zugichtenden Materialien (Kohlen, Erzen, Zuschlägen) gefüllt. Senkt man nun den Kegel in die punktirt gezeichnete Stellung, so stürzen jene Materialien zunächst abwärts auf den Kegel und werden von diesem rings herum gegen die Wand des Ofens vertheilt. Steht hierbei die Ober- fläche der Beschickung noch tief unter der Unterkante des Kegels, so werden die gegen die Wand anprallenden Stücke von dieser zurück und nach der Mitte des Ofens hin geworfen werden; ist dagegen der Kegel bis unmittelbar über die Beschickungsoberfläche gesenkt, so werden die abgleitenden Materialien an der Wand des Ofens liegen bleiben. Man hat hierdurch ein Mittel, die Vertheilung der Materialien zu regeln. Im Allgemeinen wird man, da die Erze ohnehin das Be- streben haben, nach der Mitte des Ofens hin vorzudringen, darnach trachten, beim Aufgichten diese mehr an dem Rande, die Kohlen da- gegen mehr in der Mitte anzuhäufen. Gichtet man also die Kohlen zuerst auf, wo die Oberfläche der Beschickung noch niedrig steht, und erst nach den Kohlen die Erze und Zuschläge bei entsprechend tiefer Senkung des Kegels, so wird jener Aufgabe Genüge geleistet werden können. Im Uebrigen ist auch die Form des Kegels wie die Grösse der einzelnen Brennstoffgichten (der in einem Male aufgegebenen Brenn- stoffmengen) hierbei von Einfluss. Gewöhnlich giebt man dem Kegel eine solche Form, dass seine Seiten einen Winkel von 90 Grad oder wenig darüber einschliessen. Je steiler der Kegel ist, desto weniger stark werden unter übrigens gleichen Verhältnissen die gegen die Ofen- wand anprallenden Körper von dieser zurückgeworfen werden; andrer- seits, je grösser die Menge der in einem Male aufgegichteten Materia- lien ist, desto weniger stark wird eine übermässige Anhäufung der- selben am Rande eintreten können, da die zuletzt hinabstürzenden Körper immerhin auf der concaven Oberfläche der zuerst hinein gefalle- nen und am Rande liegen gebliebenen Materialien nach der Mitte zu hinrollen werden. Die plötzliche starke Zusammenziehung des Ofenprofiles an der Gicht bei vielen mit Parry’schem Gasfang versehenen Hochöfen (auch bei dem abgebildeten Hochofen) erklärt sich aus dem Umstande, dass selbstverständlich zwischen Kegel und Ofenwand ein ausreichend breiter Zwischenraum für das Hinabfallen der Schmelzmaterialien bleiben muss, eine allzu flache Form des Trichters a c aber, welcher ein grösserer Gichtdurchmesser entsprechen würde, dem raschen Hinabgleiten der Materialien beim Oeffnen nicht günstig sein würde. Bei englischen Hochöfen wendet man zum Heben und Senken des Kegels häufig eine hydraulische, von Whrightson construirte Vor- richtung an. Die Kolbenstange eines senkrecht stehenden hydraulischen Cylinders greift an das eine Ende eines um horizontale Zapfen schwin-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/429
Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 375. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/429>, abgerufen am 05.12.2024.