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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Der Hochofen.
breiter Zwischenraum bleiben, der entweder ganz leer bleibt oder mit
lockeren Körpern ausgefüllt wird. Lässt man den Zwischenraum zu
schmal, oder liegt die Ausfüllung desselben zu dicht, so ist ein Zer-
platzen auch des stärksten Blechmantels die Folge davon.

Endlich werden, nachdem der Schacht fertig aufgeführt ist, Rast
und Gestell eingesetzt.

Bei neueren Oefen dieser Art begnügt man sich gewöhnlich mit
einem einzigen, entsprechend starken Schachte; bei älteren Oefen findet
man nicht selten, wie bei den früheren Oefen mit Rauhmauerwerk
(vergl. Fig. 77 auf S. 338) zwei Schächte hinter einander und zwischen
denselben eine Füllung. Beide Schächte ruhen in diesem Falle auf
dem gemeinschaftlichen Tragkranze.

Die Säulen oder Ständer, welche den letzteren tragen, werden aus
Gusseisen oder aus Eisenblech gefertigt.

Der abgebildete Ofen hat 7 Windformen und geschlossene Brust.
Die Stelle der achten Windform nimmt die sogenannte Schlackenform
(Schlackenabflussöffnung) ein. Fig. 83 zeigt zugleich im Durchschnitt die
Stichöffnung für das Roheisen.


Wenn durch die vorstehend beschriebene Construction der Hoch-
öfen eine wesentliche Vereinfachung gegen früher erreicht worden war,
so bildete immerhin der bei derselben angewendete Blechmantel des
Schachtes, den man ursprünglich jedenfalls als Schutz gegen äussere
Beschädigungen angebracht hatte, einen Constructionstheil, welcher die
Zugänglichkeit des Schachtes während des Betriebes erschwerte, selbst
wenn man, wie bei dem beschriebenen Friedrich-Wilhelmshütter Hoch-
ofen, die einzelnen Blechtafeln zum Herausnehmen einrichtete, und
dessen Herstellung immerhin ziemlich erhebliche Kosten verursacht.
Bei unbefangener Beurtheilung aber wird man sich sagen, dass der
Schutz, welchen der Blechmantel den Schachtsteinen zu verleihen im
Stande ist, ebenso gut durch umgelegte eiserne Anker erreicht wer-
den kann.

Aus solcher Erwägung ging die Construction von Hochöfen mit
vollständig frei stehendem Schachte
hervor, welcher nur durch
umgelegte Anker eine Rüstung erhält. Seit Ende der sechziger Jahre
haben derartige Oefen eine immer grössere Ausdehnung gefunden und
werden voraussichtlich berufen sein, die Oefen mit Blechmantel ziem-
lich vollständig zu verdrängen.

Ein derartiger Ofen und zwar einer der ersten, welcher in dieser
Weise gebaut wurden (Hochofen Nr. 1 zu Ilsede bei Peine), ist in
Fig. 84--87 abgebildet.

Die Construction des eigentlichen Ofens wird aus der Abbildung
selbst mit hinreichender Deutlichkeit ersichtlich sein. Fig. 87 lässt die
Verankerung des Schachtes, aus umgelegten Reifen und senkrechten
Stäben bestehend, erkennen. In vielen Fällen lässt man die senkrechten
Stäbe ganz fehlen und begnügt sich, um jede dritte oder vierte Stein-
lage einen Reifen von 70--100 mm Breite, 10--20 mm Stärke zu legen.
Die Erfahrung hat gelehrt, dass eine derartige Rüstung vollständig aus-
reichend ist.

Der Hochofen.
breiter Zwischenraum bleiben, der entweder ganz leer bleibt oder mit
lockeren Körpern ausgefüllt wird. Lässt man den Zwischenraum zu
schmal, oder liegt die Ausfüllung desselben zu dicht, so ist ein Zer-
platzen auch des stärksten Blechmantels die Folge davon.

Endlich werden, nachdem der Schacht fertig aufgeführt ist, Rast
und Gestell eingesetzt.

Bei neueren Oefen dieser Art begnügt man sich gewöhnlich mit
einem einzigen, entsprechend starken Schachte; bei älteren Oefen findet
man nicht selten, wie bei den früheren Oefen mit Rauhmauerwerk
(vergl. Fig. 77 auf S. 338) zwei Schächte hinter einander und zwischen
denselben eine Füllung. Beide Schächte ruhen in diesem Falle auf
dem gemeinschaftlichen Tragkranze.

Die Säulen oder Ständer, welche den letzteren tragen, werden aus
Gusseisen oder aus Eisenblech gefertigt.

Der abgebildete Ofen hat 7 Windformen und geschlossene Brust.
Die Stelle der achten Windform nimmt die sogenannte Schlackenform
(Schlackenabflussöffnung) ein. Fig. 83 zeigt zugleich im Durchschnitt die
Stichöffnung für das Roheisen.


Wenn durch die vorstehend beschriebene Construction der Hoch-
öfen eine wesentliche Vereinfachung gegen früher erreicht worden war,
so bildete immerhin der bei derselben angewendete Blechmantel des
Schachtes, den man ursprünglich jedenfalls als Schutz gegen äussere
Beschädigungen angebracht hatte, einen Constructionstheil, welcher die
Zugänglichkeit des Schachtes während des Betriebes erschwerte, selbst
wenn man, wie bei dem beschriebenen Friedrich-Wilhelmshütter Hoch-
ofen, die einzelnen Blechtafeln zum Herausnehmen einrichtete, und
dessen Herstellung immerhin ziemlich erhebliche Kosten verursacht.
Bei unbefangener Beurtheilung aber wird man sich sagen, dass der
Schutz, welchen der Blechmantel den Schachtsteinen zu verleihen im
Stande ist, ebenso gut durch umgelegte eiserne Anker erreicht wer-
den kann.

Aus solcher Erwägung ging die Construction von Hochöfen mit
vollständig frei stehendem Schachte
hervor, welcher nur durch
umgelegte Anker eine Rüstung erhält. Seit Ende der sechziger Jahre
haben derartige Oefen eine immer grössere Ausdehnung gefunden und
werden voraussichtlich berufen sein, die Oefen mit Blechmantel ziem-
lich vollständig zu verdrängen.

Ein derartiger Ofen und zwar einer der ersten, welcher in dieser
Weise gebaut wurden (Hochofen Nr. 1 zu Ilsede bei Peine), ist in
Fig. 84—87 abgebildet.

Die Construction des eigentlichen Ofens wird aus der Abbildung
selbst mit hinreichender Deutlichkeit ersichtlich sein. Fig. 87 lässt die
Verankerung des Schachtes, aus umgelegten Reifen und senkrechten
Stäben bestehend, erkennen. In vielen Fällen lässt man die senkrechten
Stäbe ganz fehlen und begnügt sich, um jede dritte oder vierte Stein-
lage einen Reifen von 70—100 mm Breite, 10—20 mm Stärke zu legen.
Die Erfahrung hat gelehrt, dass eine derartige Rüstung vollständig aus-
reichend ist.

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[344/0394] Der Hochofen. breiter Zwischenraum bleiben, der entweder ganz leer bleibt oder mit lockeren Körpern ausgefüllt wird. Lässt man den Zwischenraum zu schmal, oder liegt die Ausfüllung desselben zu dicht, so ist ein Zer- platzen auch des stärksten Blechmantels die Folge davon. Endlich werden, nachdem der Schacht fertig aufgeführt ist, Rast und Gestell eingesetzt. Bei neueren Oefen dieser Art begnügt man sich gewöhnlich mit einem einzigen, entsprechend starken Schachte; bei älteren Oefen findet man nicht selten, wie bei den früheren Oefen mit Rauhmauerwerk (vergl. Fig. 77 auf S. 338) zwei Schächte hinter einander und zwischen denselben eine Füllung. Beide Schächte ruhen in diesem Falle auf dem gemeinschaftlichen Tragkranze. Die Säulen oder Ständer, welche den letzteren tragen, werden aus Gusseisen oder aus Eisenblech gefertigt. Der abgebildete Ofen hat 7 Windformen und geschlossene Brust. Die Stelle der achten Windform nimmt die sogenannte Schlackenform (Schlackenabflussöffnung) ein. Fig. 83 zeigt zugleich im Durchschnitt die Stichöffnung für das Roheisen. Wenn durch die vorstehend beschriebene Construction der Hoch- öfen eine wesentliche Vereinfachung gegen früher erreicht worden war, so bildete immerhin der bei derselben angewendete Blechmantel des Schachtes, den man ursprünglich jedenfalls als Schutz gegen äussere Beschädigungen angebracht hatte, einen Constructionstheil, welcher die Zugänglichkeit des Schachtes während des Betriebes erschwerte, selbst wenn man, wie bei dem beschriebenen Friedrich-Wilhelmshütter Hoch- ofen, die einzelnen Blechtafeln zum Herausnehmen einrichtete, und dessen Herstellung immerhin ziemlich erhebliche Kosten verursacht. Bei unbefangener Beurtheilung aber wird man sich sagen, dass der Schutz, welchen der Blechmantel den Schachtsteinen zu verleihen im Stande ist, ebenso gut durch umgelegte eiserne Anker erreicht wer- den kann. Aus solcher Erwägung ging die Construction von Hochöfen mit vollständig frei stehendem Schachte hervor, welcher nur durch umgelegte Anker eine Rüstung erhält. Seit Ende der sechziger Jahre haben derartige Oefen eine immer grössere Ausdehnung gefunden und werden voraussichtlich berufen sein, die Oefen mit Blechmantel ziem- lich vollständig zu verdrängen. Ein derartiger Ofen und zwar einer der ersten, welcher in dieser Weise gebaut wurden (Hochofen Nr. 1 zu Ilsede bei Peine), ist in Fig. 84—87 abgebildet. Die Construction des eigentlichen Ofens wird aus der Abbildung selbst mit hinreichender Deutlichkeit ersichtlich sein. Fig. 87 lässt die Verankerung des Schachtes, aus umgelegten Reifen und senkrechten Stäben bestehend, erkennen. In vielen Fällen lässt man die senkrechten Stäbe ganz fehlen und begnügt sich, um jede dritte oder vierte Stein- lage einen Reifen von 70—100 mm Breite, 10—20 mm Stärke zu legen. Die Erfahrung hat gelehrt, dass eine derartige Rüstung vollständig aus- reichend ist.

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 344. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/394>, abgerufen am 24.11.2024.