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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Der Hochofen.

Beispiele von Hochofenprofilen. Die Abbildungen Fig. 61--74
zeigen eine Reihe neuerer Hochofenprofile von Oefen, welche zum
grossen Theile noch jetzt im Betriebe sind und wenigstens theilweise
schon in Vorstehendem erwähnt wurden. Einer besonderen Erläuterung
werden die Abbildungen nicht bedürfen.

Anordnung der Formöffnungen. Von der Höhe der Formöffnungen
über dem Boden ist die Menge des Roheisens abhängig, welche ange-
sammelt werden kann, ehe zum Abstiche geschritten wird; aber für
den Hochofenprocess selbst, d. h. für die Reduction und Schmelzung,
geht offenbar diese Höhe verloren und anderntheils, je höher die Form-
öffnungen liegen, desto schwieriger wird es sein, den Boden des Herdes
genügend warm zu erhalten, damit nicht das angesammelte Roheisen
theilweise erstarre. Je grösser die Production des Hochofens ist, desto
höher können die Formen liegen; bei Weisseisendarstellung deshalb im
Allgemeinen höher als beim Betriebe auf Graueisen oder Eisenmangan;
bei Oefen mit geschlossener Brust höher als bei solchen mit offener
Brust. Bei grösseren Hochöfen findet man diese Abmessung gleich
1--1.3 m, bei kleineren Oefen für Holzkohlenbetrieb und mit offener
Brust gewöhnlich nicht über 0.5 m.

In alter Zeit, noch in der Mitte dieses Jahrhunderts, waren Holz-
kohlenhochöfen mit einer einzigen Windform nicht selten. Je grösser
aber der Ofen ist, eine desto grössere Zahl von Formen macht sich
erforderlich. Man befördert durch Vertheilung des Windes auf mehrere
Formen einestheils die Gleichmässigkeit der Verbrennung innerhalb des
Ofenquerschnittes; und anderntheils, indem man die Oberfläche des
eintretenden Windes durch diese Vertheilung in einzelne Strahlen ver-
grössert, erleichtert man die Berührung mit dem Brennstoff und be-
fördert die Raschheit der Verbrennung, d. h. man beschränkt den
Raum, wo noch freier Sauerstoff oder Kohlensäure, die im ersten Augen-
blicke gebildet sein könnte, sich finden, auf engere Grenzen. In diesem
raschen Verschwinden allen freien Sauerstoffs wie der Kohlensäure liegt
eine wesentliche Förderung des Hochofenprocesses.

Aus diesem Grunde wendet man in der Jetztzeit auch bei den
kleinsten Hochöfen mindestens zwei, häufiger noch drei Windformen
an; bei grösseren Oefen findet man fünf bis sieben, bei einzelnen
schottischen Hochöfen sogar zwölf Formen. Eine Grenze für die Ver-
mehrung der Formen ist immerhin durch den Umstand gegeben, dass
die Durchbrechung des Gestellmauerwerks durch die Formöffnung eine
Schwächung der Standfestigkeit desselben zur Folge hat; mit anderen
Worten: zwischen den einzelnen Formen muss ein ausreichend starker
Steinkörper zum Tragen der darüber befindlichen Theile bleiben. Man
wird in den meisten Fällen eine ganz passende Zahl bekommen, ohne
das Mauerwerk zu sehr zu schwächen, wenn man den Oefen mit ge-
schlossener Brust so viele Formöffnungen giebt, als der Umfang des
Gestelles (im Innern) in Metern beträgt (also z. B. bei einem Gestell
von 1.8 m lichter Weite oder 1.8 . 3.14 = 5.6 m Umfang 5--6 Formen),
Oefen mit offener Brust, bei welchen die Brustöffnung einen Theil des
ganzen Umfangs einnimmt, eine Formöffnung weniger als den Oefen
mit geschlossener Brust, in allen Fällen aber mindestens zwei Form-
öffnungen anbringt.

Der Hochofen.

Beispiele von Hochofenprofilen. Die Abbildungen Fig. 61—74
zeigen eine Reihe neuerer Hochofenprofile von Oefen, welche zum
grossen Theile noch jetzt im Betriebe sind und wenigstens theilweise
schon in Vorstehendem erwähnt wurden. Einer besonderen Erläuterung
werden die Abbildungen nicht bedürfen.

Anordnung der Formöffnungen. Von der Höhe der Formöffnungen
über dem Boden ist die Menge des Roheisens abhängig, welche ange-
sammelt werden kann, ehe zum Abstiche geschritten wird; aber für
den Hochofenprocess selbst, d. h. für die Reduction und Schmelzung,
geht offenbar diese Höhe verloren und anderntheils, je höher die Form-
öffnungen liegen, desto schwieriger wird es sein, den Boden des Herdes
genügend warm zu erhalten, damit nicht das angesammelte Roheisen
theilweise erstarre. Je grösser die Production des Hochofens ist, desto
höher können die Formen liegen; bei Weisseisendarstellung deshalb im
Allgemeinen höher als beim Betriebe auf Graueisen oder Eisenmangan;
bei Oefen mit geschlossener Brust höher als bei solchen mit offener
Brust. Bei grösseren Hochöfen findet man diese Abmessung gleich
1—1.3 m, bei kleineren Oefen für Holzkohlenbetrieb und mit offener
Brust gewöhnlich nicht über 0.5 m.

In alter Zeit, noch in der Mitte dieses Jahrhunderts, waren Holz-
kohlenhochöfen mit einer einzigen Windform nicht selten. Je grösser
aber der Ofen ist, eine desto grössere Zahl von Formen macht sich
erforderlich. Man befördert durch Vertheilung des Windes auf mehrere
Formen einestheils die Gleichmässigkeit der Verbrennung innerhalb des
Ofenquerschnittes; und anderntheils, indem man die Oberfläche des
eintretenden Windes durch diese Vertheilung in einzelne Strahlen ver-
grössert, erleichtert man die Berührung mit dem Brennstoff und be-
fördert die Raschheit der Verbrennung, d. h. man beschränkt den
Raum, wo noch freier Sauerstoff oder Kohlensäure, die im ersten Augen-
blicke gebildet sein könnte, sich finden, auf engere Grenzen. In diesem
raschen Verschwinden allen freien Sauerstoffs wie der Kohlensäure liegt
eine wesentliche Förderung des Hochofenprocesses.

Aus diesem Grunde wendet man in der Jetztzeit auch bei den
kleinsten Hochöfen mindestens zwei, häufiger noch drei Windformen
an; bei grösseren Oefen findet man fünf bis sieben, bei einzelnen
schottischen Hochöfen sogar zwölf Formen. Eine Grenze für die Ver-
mehrung der Formen ist immerhin durch den Umstand gegeben, dass
die Durchbrechung des Gestellmauerwerks durch die Formöffnung eine
Schwächung der Standfestigkeit desselben zur Folge hat; mit anderen
Worten: zwischen den einzelnen Formen muss ein ausreichend starker
Steinkörper zum Tragen der darüber befindlichen Theile bleiben. Man
wird in den meisten Fällen eine ganz passende Zahl bekommen, ohne
das Mauerwerk zu sehr zu schwächen, wenn man den Oefen mit ge-
schlossener Brust so viele Formöffnungen giebt, als der Umfang des
Gestelles (im Innern) in Metern beträgt (also z. B. bei einem Gestell
von 1.8 m lichter Weite oder 1.8 . 3.14 = 5.6 m Umfang 5—6 Formen),
Oefen mit offener Brust, bei welchen die Brustöffnung einen Theil des
ganzen Umfangs einnimmt, eine Formöffnung weniger als den Oefen
mit geschlossener Brust, in allen Fällen aber mindestens zwei Form-
öffnungen anbringt.

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[336/0382] Der Hochofen. Beispiele von Hochofenprofilen. Die Abbildungen Fig. 61—74 zeigen eine Reihe neuerer Hochofenprofile von Oefen, welche zum grossen Theile noch jetzt im Betriebe sind und wenigstens theilweise schon in Vorstehendem erwähnt wurden. Einer besonderen Erläuterung werden die Abbildungen nicht bedürfen. Anordnung der Formöffnungen. Von der Höhe der Formöffnungen über dem Boden ist die Menge des Roheisens abhängig, welche ange- sammelt werden kann, ehe zum Abstiche geschritten wird; aber für den Hochofenprocess selbst, d. h. für die Reduction und Schmelzung, geht offenbar diese Höhe verloren und anderntheils, je höher die Form- öffnungen liegen, desto schwieriger wird es sein, den Boden des Herdes genügend warm zu erhalten, damit nicht das angesammelte Roheisen theilweise erstarre. Je grösser die Production des Hochofens ist, desto höher können die Formen liegen; bei Weisseisendarstellung deshalb im Allgemeinen höher als beim Betriebe auf Graueisen oder Eisenmangan; bei Oefen mit geschlossener Brust höher als bei solchen mit offener Brust. Bei grösseren Hochöfen findet man diese Abmessung gleich 1—1.3 m, bei kleineren Oefen für Holzkohlenbetrieb und mit offener Brust gewöhnlich nicht über 0.5 m. In alter Zeit, noch in der Mitte dieses Jahrhunderts, waren Holz- kohlenhochöfen mit einer einzigen Windform nicht selten. Je grösser aber der Ofen ist, eine desto grössere Zahl von Formen macht sich erforderlich. Man befördert durch Vertheilung des Windes auf mehrere Formen einestheils die Gleichmässigkeit der Verbrennung innerhalb des Ofenquerschnittes; und anderntheils, indem man die Oberfläche des eintretenden Windes durch diese Vertheilung in einzelne Strahlen ver- grössert, erleichtert man die Berührung mit dem Brennstoff und be- fördert die Raschheit der Verbrennung, d. h. man beschränkt den Raum, wo noch freier Sauerstoff oder Kohlensäure, die im ersten Augen- blicke gebildet sein könnte, sich finden, auf engere Grenzen. In diesem raschen Verschwinden allen freien Sauerstoffs wie der Kohlensäure liegt eine wesentliche Förderung des Hochofenprocesses. Aus diesem Grunde wendet man in der Jetztzeit auch bei den kleinsten Hochöfen mindestens zwei, häufiger noch drei Windformen an; bei grösseren Oefen findet man fünf bis sieben, bei einzelnen schottischen Hochöfen sogar zwölf Formen. Eine Grenze für die Ver- mehrung der Formen ist immerhin durch den Umstand gegeben, dass die Durchbrechung des Gestellmauerwerks durch die Formöffnung eine Schwächung der Standfestigkeit desselben zur Folge hat; mit anderen Worten: zwischen den einzelnen Formen muss ein ausreichend starker Steinkörper zum Tragen der darüber befindlichen Theile bleiben. Man wird in den meisten Fällen eine ganz passende Zahl bekommen, ohne das Mauerwerk zu sehr zu schwächen, wenn man den Oefen mit ge- schlossener Brust so viele Formöffnungen giebt, als der Umfang des Gestelles (im Innern) in Metern beträgt (also z. B. bei einem Gestell von 1.8 m lichter Weite oder 1.8 . 3.14 = 5.6 m Umfang 5—6 Formen), Oefen mit offener Brust, bei welchen die Brustöffnung einen Theil des ganzen Umfangs einnimmt, eine Formöffnung weniger als den Oefen mit geschlossener Brust, in allen Fällen aber mindestens zwei Form- öffnungen anbringt.

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 336. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/382>, abgerufen am 23.11.2024.