Dennoch würde das Eisenhüttengewerbe niemals auch nur annähernd jene ungeheure Ausdehnung erlangt haben, welche es in der Jetztzeit besitzt, wenn nicht an die Erfindung der Dampfkraft sich fünfzig Jahre später eine Anwendung derselben gereiht hätte, welche berufen war, die tiefsten Einflüsse auf Cultur und Wirthschaft der Völker zu üben: die Benutzung des Dampfes zum Eisenbahnbetriebe im Jahre 1825. Ein Netz eiserner Schienen, von Jahr zu Jahr wachsend und infolge des Verschleisses einer stetigen Ergänzung bedürftig, dehnte sich und dehnt sich noch heute allmählich über das bewohnte Festland aus; ausser den Schienen bestehen zahlreiche andere Hilfsmittel des Eisen- bahnbetriebes aus Eisen. Nunmehr war der Verwendung des Eisens ein Feld eröffnet, wie es schwerlich Jemand zuvor zu träumen gewagt hätte, ein Feld, welches sich von Jahr zu Jahr mit reissender Schnellig- keit erweiterte. Ein deutliches Bild dieser Steigerung des Bedarfs an Eisen erhält man durch Ziffern. Die jährliche Eisenproduction Gross- britanniens betrug
im Jahre 1806 243851 Tonnen (a 1000 kg)
" " 1830 678417 " "
" " 1840 1396400 " "
" " 1848 1999600 " "
" " 1854 3115880 " "
" " 1863 4510000 " "
" " 1872 6741000 " "
" " 1878 6483000 " "
" " 1879 6092000 " "
" " 1880 7872000 " "
Es ist leicht erklärlich, dass in den ersten Jahrzehnten nach der Einführung der Eisenbahnen die Zunahme der Eisenerzeugung vorzugs- weise deutlich in Grossbritannien, dem Heimathlande der Dampfkraft und dem an Materialien und Hilfsmitteln für die Eisenindustrie so überaus reichen Lande, hervortrat; allmählich aber begann auch in den übrigen Ländern ein mächtiger Aufschwung der Eisenindustrie. Bei- spielsweise betrug die Roheisenproduction der ganzen Erde in Tonnen (abgerundet):
[Tabelle]
Es ergiebt sich aus dieser Tabelle, dass unter allen eisenerzeugen- den Ländern Grossbritannien den entschiedenen Vorrang behauptet; aber sein Antheil an der Gesammtproduction der Erde verringert sich naturgemäss mehr und mehr, je stärker die Eisenindustrie auch in anderen Ländern sich ausdehnt, und beträgt z. B. im Jahre 1870 50 Proc., im Jahre 1878 46 Proc., im Jahre 1880 und 1881 43 Proc. der ge- sammten Eisenerzeugung. Das stärkste Wachsthum zeigt die Eisen-
Historisches und Statistisches.
Dennoch würde das Eisenhüttengewerbe niemals auch nur annähernd jene ungeheure Ausdehnung erlangt haben, welche es in der Jetztzeit besitzt, wenn nicht an die Erfindung der Dampfkraft sich fünfzig Jahre später eine Anwendung derselben gereiht hätte, welche berufen war, die tiefsten Einflüsse auf Cultur und Wirthschaft der Völker zu üben: die Benutzung des Dampfes zum Eisenbahnbetriebe im Jahre 1825. Ein Netz eiserner Schienen, von Jahr zu Jahr wachsend und infolge des Verschleisses einer stetigen Ergänzung bedürftig, dehnte sich und dehnt sich noch heute allmählich über das bewohnte Festland aus; ausser den Schienen bestehen zahlreiche andere Hilfsmittel des Eisen- bahnbetriebes aus Eisen. Nunmehr war der Verwendung des Eisens ein Feld eröffnet, wie es schwerlich Jemand zuvor zu träumen gewagt hätte, ein Feld, welches sich von Jahr zu Jahr mit reissender Schnellig- keit erweiterte. Ein deutliches Bild dieser Steigerung des Bedarfs an Eisen erhält man durch Ziffern. Die jährliche Eisenproduction Gross- britanniens betrug
im Jahre 1806 243851 Tonnen (à 1000 kg)
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Es ist leicht erklärlich, dass in den ersten Jahrzehnten nach der Einführung der Eisenbahnen die Zunahme der Eisenerzeugung vorzugs- weise deutlich in Grossbritannien, dem Heimathlande der Dampfkraft und dem an Materialien und Hilfsmitteln für die Eisenindustrie so überaus reichen Lande, hervortrat; allmählich aber begann auch in den übrigen Ländern ein mächtiger Aufschwung der Eisenindustrie. Bei- spielsweise betrug die Roheisenproduction der ganzen Erde in Tonnen (abgerundet):
[Tabelle]
Es ergiebt sich aus dieser Tabelle, dass unter allen eisenerzeugen- den Ländern Grossbritannien den entschiedenen Vorrang behauptet; aber sein Antheil an der Gesammtproduction der Erde verringert sich naturgemäss mehr und mehr, je stärker die Eisenindustrie auch in anderen Ländern sich ausdehnt, und beträgt z. B. im Jahre 1870 50 Proc., im Jahre 1878 46 Proc., im Jahre 1880 und 1881 43 Proc. der ge- sammten Eisenerzeugung. Das stärkste Wachsthum zeigt die Eisen-
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Historisches und Statistisches.
Dennoch würde das Eisenhüttengewerbe niemals auch nur annähernd
jene ungeheure Ausdehnung erlangt haben, welche es in der Jetztzeit
besitzt, wenn nicht an die Erfindung der Dampfkraft sich fünfzig Jahre
später eine Anwendung derselben gereiht hätte, welche berufen war,
die tiefsten Einflüsse auf Cultur und Wirthschaft der Völker zu üben:
die Benutzung des Dampfes zum Eisenbahnbetriebe im Jahre 1825.
Ein Netz eiserner Schienen, von Jahr zu Jahr wachsend und infolge
des Verschleisses einer stetigen Ergänzung bedürftig, dehnte sich und
dehnt sich noch heute allmählich über das bewohnte Festland aus;
ausser den Schienen bestehen zahlreiche andere Hilfsmittel des Eisen-
bahnbetriebes aus Eisen. Nunmehr war der Verwendung des Eisens
ein Feld eröffnet, wie es schwerlich Jemand zuvor zu träumen gewagt
hätte, ein Feld, welches sich von Jahr zu Jahr mit reissender Schnellig-
keit erweiterte. Ein deutliches Bild dieser Steigerung des Bedarfs an
Eisen erhält man durch Ziffern. Die jährliche Eisenproduction Gross-
britanniens betrug
im Jahre 1806 243851 Tonnen (à 1000 kg)
„ „ 1830 678417 „ „
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Es ist leicht erklärlich, dass in den ersten Jahrzehnten nach der
Einführung der Eisenbahnen die Zunahme der Eisenerzeugung vorzugs-
weise deutlich in Grossbritannien, dem Heimathlande der Dampfkraft
und dem an Materialien und Hilfsmitteln für die Eisenindustrie so
überaus reichen Lande, hervortrat; allmählich aber begann auch in den
übrigen Ländern ein mächtiger Aufschwung der Eisenindustrie. Bei-
spielsweise betrug die Roheisenproduction der ganzen Erde in Tonnen
(abgerundet):
Es ergiebt sich aus dieser Tabelle, dass unter allen eisenerzeugen-
den Ländern Grossbritannien den entschiedenen Vorrang behauptet;
aber sein Antheil an der Gesammtproduction der Erde verringert sich
naturgemäss mehr und mehr, je stärker die Eisenindustrie auch in
anderen Ländern sich ausdehnt, und beträgt z. B. im Jahre 1870 50 Proc.,
im Jahre 1878 46 Proc., im Jahre 1880 und 1881 43 Proc. der ge-
sammten Eisenerzeugung. Das stärkste Wachsthum zeigt die Eisen-
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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/37>, abgerufen am 25.11.2024.
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