Eisen und Gase (Wasserstoff, Kohlenoxyd, Stickstoff).
gelegt wurden; und es ergab sich hierbei eine noch reichlichere Gas- menge als bei der gröblicheren Zerspanung. 1)
Die Zusammensetzung der Gase zeigte in allen Fällen einen reich- lichen Wasserstoffgehalt mit kleineren Mengen Stickstoff und mitunter einer geringen Beimischung von Kohlenoxyd; z. B.
[Tabelle]
Nr. 1. Bessemerschienenstahl.
" 2. Bessemerstahl zu Federn.
" 3. Bessemerschienenstahl vor Zusatz von Spiegeleisen.
" 4. Derselbe Stahl nach Zusatz von Spiegeleisen.
" 5. Dichter Stahl vor dem Schmieden.
" 6. Dichter Stahl nach dem Schmieden, wobei sich die Gasmenge, wie oben erwähnt, verringert hatte.
" 7. Martineisen von Bochum.
" 8. Englisches Hämatitroheisen (manganarm).
" 9. Roheisen von Georgs-Marienhütte (manganhaltig).
Die Versuche von Troost und Hautefeuille, Parry u. A. lehren uns, dass Gase, insbesondere Wasserstoffgas, vom festen Eisen auf- genommen und im luftleeren Raume wieder entlassen werden können; die Versuche Müller's zeigen uns die Zusammensetzung derjenigen Gase, welche vom flüssigen Eisen gelöst waren und beim Uebergange in den festen Zustand infolge ihrer geringeren Löslichkeit im festen Eisen wieder entlassen wurden. Wie die mitgetheilten Analysen er- kennen lassen, bestehen auch diese Gase vorwiegend aus Wasserstoff.
Alle diese Untersuchungen aber lassen die Frage noch unent- schieden, ob nicht von dem erstarrten Eisen auch noch Gase festgehalten werden, in wirklicher Legirung mit demselben befindlich, welche auch beim Erhitzen im luftleeren Raume ihre ursprüngliche Gasform nicht wieder annehmen.
Dass eine zuverlässige und umfassende Beantwortung dieser Frage nicht allein wissenschaftlichen sondern auch praktischen Werth besitzen würde, ergiebt sich schon aus dem über den Einfluss eines Silicium- gehaltes auf die Gasentwickelung Gesagten. Die Praxis lehrt und durch die Versuche von Troost und Hautefeuille ist es bestätigt worden, dass ein siliciumhaltiges Eisen im Allgemeinen weniger Gase beim Erstarren entlässt und deshalb dichtere Gussblöcke liefert als ein silicium- freies; aber es ist unentschieden, ob ersteres, wie Troost und Haute- feuille meinen, überhaupt weniger Gase löst, oder ob es, wie Müller annimmt, die gelösten Gase nicht wieder entlässt. In einzelnen Fällen ist auch die Beobachtung gemacht worden, dass gerade siliciumreiches Eisen reichlich Gase entwickelte 2); und man war nicht im Stande, eine andere Erklärung dafür zu finden, als dass dem jedesmaligen Siliciumgehalte auch ein bestimmter Sättigungsgrad des erstarrenden Eisens für Gase zukomme, und dass mithin eine Gasentwickelung auch
1) Iron, vol. 17, p. 414.
2) Ztschr. d. berg- und hüttenm. Ver. für Steiermark und Kärnten 1878, S. 313.
Ledebur, Handbuch. 18
Eisen und Gase (Wasserstoff, Kohlenoxyd, Stickstoff).
gelegt wurden; und es ergab sich hierbei eine noch reichlichere Gas- menge als bei der gröblicheren Zerspanung. 1)
Die Zusammensetzung der Gase zeigte in allen Fällen einen reich- lichen Wasserstoffgehalt mit kleineren Mengen Stickstoff und mitunter einer geringen Beimischung von Kohlenoxyd; z. B.
[Tabelle]
Nr. 1. Bessemerschienenstahl.
„ 2. Bessemerstahl zu Federn.
„ 3. Bessemerschienenstahl vor Zusatz von Spiegeleisen.
„ 4. Derselbe Stahl nach Zusatz von Spiegeleisen.
„ 5. Dichter Stahl vor dem Schmieden.
„ 6. Dichter Stahl nach dem Schmieden, wobei sich die Gasmenge, wie oben erwähnt, verringert hatte.
„ 7. Martineisen von Bochum.
„ 8. Englisches Hämatitroheisen (manganarm).
„ 9. Roheisen von Georgs-Marienhütte (manganhaltig).
Die Versuche von Troost und Hautefeuille, Parry u. A. lehren uns, dass Gase, insbesondere Wasserstoffgas, vom festen Eisen auf- genommen und im luftleeren Raume wieder entlassen werden können; die Versuche Müller’s zeigen uns die Zusammensetzung derjenigen Gase, welche vom flüssigen Eisen gelöst waren und beim Uebergange in den festen Zustand infolge ihrer geringeren Löslichkeit im festen Eisen wieder entlassen wurden. Wie die mitgetheilten Analysen er- kennen lassen, bestehen auch diese Gase vorwiegend aus Wasserstoff.
Alle diese Untersuchungen aber lassen die Frage noch unent- schieden, ob nicht von dem erstarrten Eisen auch noch Gase festgehalten werden, in wirklicher Legirung mit demselben befindlich, welche auch beim Erhitzen im luftleeren Raume ihre ursprüngliche Gasform nicht wieder annehmen.
Dass eine zuverlässige und umfassende Beantwortung dieser Frage nicht allein wissenschaftlichen sondern auch praktischen Werth besitzen würde, ergiebt sich schon aus dem über den Einfluss eines Silicium- gehaltes auf die Gasentwickelung Gesagten. Die Praxis lehrt und durch die Versuche von Troost und Hautefeuille ist es bestätigt worden, dass ein siliciumhaltiges Eisen im Allgemeinen weniger Gase beim Erstarren entlässt und deshalb dichtere Gussblöcke liefert als ein silicium- freies; aber es ist unentschieden, ob ersteres, wie Troost und Haute- feuille meinen, überhaupt weniger Gase löst, oder ob es, wie Müller annimmt, die gelösten Gase nicht wieder entlässt. In einzelnen Fällen ist auch die Beobachtung gemacht worden, dass gerade siliciumreiches Eisen reichlich Gase entwickelte 2); und man war nicht im Stande, eine andere Erklärung dafür zu finden, als dass dem jedesmaligen Siliciumgehalte auch ein bestimmter Sättigungsgrad des erstarrenden Eisens für Gase zukomme, und dass mithin eine Gasentwickelung auch
1) Iron, vol. 17, p. 414.
2) Ztschr. d. berg- und hüttenm. Ver. für Steiermark und Kärnten 1878, S. 313.
Ledebur, Handbuch. 18
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Eisen und Gase (Wasserstoff, Kohlenoxyd, Stickstoff).
gelegt wurden; und es ergab sich hierbei eine noch reichlichere Gas-
menge als bei der gröblicheren Zerspanung. 1)
Die Zusammensetzung der Gase zeigte in allen Fällen einen reich-
lichen Wasserstoffgehalt mit kleineren Mengen Stickstoff und mitunter
einer geringen Beimischung von Kohlenoxyd; z. B.
Nr. 1. Bessemerschienenstahl.
„ 2. Bessemerstahl zu Federn.
„ 3. Bessemerschienenstahl vor Zusatz von Spiegeleisen.
„ 4. Derselbe Stahl nach Zusatz von Spiegeleisen.
„ 5. Dichter Stahl vor dem Schmieden.
„ 6. Dichter Stahl nach dem Schmieden, wobei sich die Gasmenge, wie oben
erwähnt, verringert hatte.
„ 7. Martineisen von Bochum.
„ 8. Englisches Hämatitroheisen (manganarm).
„ 9. Roheisen von Georgs-Marienhütte (manganhaltig).
Die Versuche von Troost und Hautefeuille, Parry u. A. lehren
uns, dass Gase, insbesondere Wasserstoffgas, vom festen Eisen auf-
genommen und im luftleeren Raume wieder entlassen werden können;
die Versuche Müller’s zeigen uns die Zusammensetzung derjenigen
Gase, welche vom flüssigen Eisen gelöst waren und beim Uebergange
in den festen Zustand infolge ihrer geringeren Löslichkeit im festen
Eisen wieder entlassen wurden. Wie die mitgetheilten Analysen er-
kennen lassen, bestehen auch diese Gase vorwiegend aus Wasserstoff.
Alle diese Untersuchungen aber lassen die Frage noch unent-
schieden, ob nicht von dem erstarrten Eisen auch noch Gase festgehalten
werden, in wirklicher Legirung mit demselben befindlich, welche auch
beim Erhitzen im luftleeren Raume ihre ursprüngliche Gasform nicht
wieder annehmen.
Dass eine zuverlässige und umfassende Beantwortung dieser Frage
nicht allein wissenschaftlichen sondern auch praktischen Werth besitzen
würde, ergiebt sich schon aus dem über den Einfluss eines Silicium-
gehaltes auf die Gasentwickelung Gesagten. Die Praxis lehrt und durch
die Versuche von Troost und Hautefeuille ist es bestätigt worden,
dass ein siliciumhaltiges Eisen im Allgemeinen weniger Gase beim
Erstarren entlässt und deshalb dichtere Gussblöcke liefert als ein silicium-
freies; aber es ist unentschieden, ob ersteres, wie Troost und Haute-
feuille meinen, überhaupt weniger Gase löst, oder ob es, wie Müller
annimmt, die gelösten Gase nicht wieder entlässt. In einzelnen Fällen
ist auch die Beobachtung gemacht worden, dass gerade siliciumreiches
Eisen reichlich Gase entwickelte 2); und man war nicht im Stande,
eine andere Erklärung dafür zu finden, als dass dem jedesmaligen
Siliciumgehalte auch ein bestimmter Sättigungsgrad des erstarrenden
Eisens für Gase zukomme, und dass mithin eine Gasentwickelung auch
1) Iron, vol. 17, p. 414.
2) Ztschr. d. berg- und hüttenm. Ver. für Steiermark und Kärnten 1878, S. 313.
Ledebur, Handbuch. 18
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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/319>, abgerufen am 25.11.2024.
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