Eisen und Gase (Wasserstoff, Kohlenoxyd, Stickstoff.)
Unter ganz denselben Verhältnissen im Kohlenoxydgasstrome ge- glüht enthielten die Eisensorten:
[Tabelle]
Aus allen diesen Versuchen ergiebt sich, dass alles schlackenfreie Eisen (Spiegeleisen, Holzkohlengusseisen, Gussstahl) weit grössere Mengen Wasserstoff als andere Gase nicht alleim beim Erstarren zurück- zuhalten, sondern auch später wieder aufzunehmen vermag. Da 500 g Eisen einen Rauminhalt von ca. 65 ccm besitzen, so war das Verhältniss der gefundenen Gasmenge zu dem räumlichen Inhalte des Eisens
[Tabelle]
Beim Schmiedeeisen wurde, wie erwähnt, die Richtigkeit der Er- mittelungen zweifellos durch die Anwesenheit von Schlacke getrübt, welche Kohlenoxyd erzeugte 1); bei dem Gussstahl ist beim Schmieden wohl ein Theil des gelösten oder eingeschlossenen Gases verdrängt worden, während der geschmiedete Stahl auch durch seine grössere Dichtigkeit an der Aufnahme reichlicherer Gasmengen verhindert wurde.
Die Herren Troost und Hautefeuille wiesen fernerhin nach, dass Gusseisen in einem Wasserstoffstrome mit ruhiger Oberfläche flüssig erhalten werden kann; vermindert man aber rasch die Gas- spannung, so tritt eine Gasentwickelung ein, wobei Metallkügelchen umhergeschleudert werden; und wenn hierbei zugleich die Temperatur erniedrigt wird, so erstarrt das Metall während der Gasentwickelung und ein förmliches Spratzen wird sichtbar. Enthält das Eisen aber Phosphor oder Silicium, so wird die Erscheinung merklich abgeschwächt; bei siliciumhaltigem Eisen liess sich erst beim Abkühlen im luftleeren Raume ein schwaches Spratzen hervorbringen.
Es lässt sich hieraus entweder schliessen, dass siliciumhaltiges Eisen überhaupt weniger Gas auflöst; oder auch, dass von demselben das gelöste Gas weniger leicht entlassen wird.
Parry fand bei mehreren Versuchen 2), dass graues Roheisen fähig sei, die zwanzigfache Menge seines eigenen Rauminhaltes Wasserstoff- gas aufzunehmen, welches beim Erhitzen im luftleeren Raume in Vermischung mit wechselnden Mengen von Kohlenoxyd wieder abge- geben wird.
1) Die Herren Troost und Hautefeuille machen selbst auf diese Reaction zwischen Eisenoxyd und Kohlenstoff aufmerksam (Compt. rend. t. 76, p. 565), setzen aber voraus, dass dieselbe bei der angewendeten Temperatur von 800 Grad C. noch nicht eintrete.
2) Vergl. Literatur.
Eisen und Gase (Wasserstoff, Kohlenoxyd, Stickstoff.)
Unter ganz denselben Verhältnissen im Kohlenoxydgasstrome ge- glüht enthielten die Eisensorten:
[Tabelle]
Aus allen diesen Versuchen ergiebt sich, dass alles schlackenfreie Eisen (Spiegeleisen, Holzkohlengusseisen, Gussstahl) weit grössere Mengen Wasserstoff als andere Gase nicht alleim beim Erstarren zurück- zuhalten, sondern auch später wieder aufzunehmen vermag. Da 500 g Eisen einen Rauminhalt von ca. 65 ccm besitzen, so war das Verhältniss der gefundenen Gasmenge zu dem räumlichen Inhalte des Eisens
[Tabelle]
Beim Schmiedeeisen wurde, wie erwähnt, die Richtigkeit der Er- mittelungen zweifellos durch die Anwesenheit von Schlacke getrübt, welche Kohlenoxyd erzeugte 1); bei dem Gussstahl ist beim Schmieden wohl ein Theil des gelösten oder eingeschlossenen Gases verdrängt worden, während der geschmiedete Stahl auch durch seine grössere Dichtigkeit an der Aufnahme reichlicherer Gasmengen verhindert wurde.
Die Herren Troost und Hautefeuille wiesen fernerhin nach, dass Gusseisen in einem Wasserstoffstrome mit ruhiger Oberfläche flüssig erhalten werden kann; vermindert man aber rasch die Gas- spannung, so tritt eine Gasentwickelung ein, wobei Metallkügelchen umhergeschleudert werden; und wenn hierbei zugleich die Temperatur erniedrigt wird, so erstarrt das Metall während der Gasentwickelung und ein förmliches Spratzen wird sichtbar. Enthält das Eisen aber Phosphor oder Silicium, so wird die Erscheinung merklich abgeschwächt; bei siliciumhaltigem Eisen liess sich erst beim Abkühlen im luftleeren Raume ein schwaches Spratzen hervorbringen.
Es lässt sich hieraus entweder schliessen, dass siliciumhaltiges Eisen überhaupt weniger Gas auflöst; oder auch, dass von demselben das gelöste Gas weniger leicht entlassen wird.
Parry fand bei mehreren Versuchen 2), dass graues Roheisen fähig sei, die zwanzigfache Menge seines eigenen Rauminhaltes Wasserstoff- gas aufzunehmen, welches beim Erhitzen im luftleeren Raume in Vermischung mit wechselnden Mengen von Kohlenoxyd wieder abge- geben wird.
1) Die Herren Troost und Hautefeuille machen selbst auf diese Reaction zwischen Eisenoxyd und Kohlenstoff aufmerksam (Compt. rend. t. 76, p. 565), setzen aber voraus, dass dieselbe bei der angewendeten Temperatur von 800 Grad C. noch nicht eintrete.
2) Vergl. Literatur.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0317"n="271"/><fwplace="top"type="header">Eisen und Gase (Wasserstoff, Kohlenoxyd, Stickstoff.)</fw><lb/><p>Unter ganz denselben Verhältnissen im Kohlenoxydgasstrome ge-<lb/>
glüht enthielten die Eisensorten:<lb/><table><row><cell/></row></table></p><p>Aus allen diesen Versuchen ergiebt sich, dass alles schlackenfreie<lb/>
Eisen (Spiegeleisen, Holzkohlengusseisen, Gussstahl) weit grössere<lb/>
Mengen Wasserstoff als andere Gase nicht alleim beim Erstarren zurück-<lb/>
zuhalten, sondern auch später wieder aufzunehmen vermag. Da 500 g<lb/>
Eisen einen Rauminhalt von ca. 65 ccm besitzen, so war das Verhältniss<lb/>
der gefundenen Gasmenge zu dem räumlichen Inhalte des Eisens<lb/><table><row><cell/></row></table></p><p>Beim Schmiedeeisen wurde, wie erwähnt, die Richtigkeit der Er-<lb/>
mittelungen zweifellos durch die Anwesenheit von Schlacke getrübt,<lb/>
welche Kohlenoxyd erzeugte <noteplace="foot"n="1)">Die Herren <hirendition="#g">Troost</hi> und <hirendition="#g">Hautefeuille</hi> machen selbst auf diese Reaction<lb/>
zwischen Eisenoxyd und Kohlenstoff aufmerksam (Compt. rend. t. 76, p. 565), setzen<lb/>
aber voraus, dass dieselbe bei der angewendeten Temperatur von 800 Grad C. noch<lb/>
nicht eintrete.</note>; bei dem Gussstahl ist beim Schmieden<lb/>
wohl ein Theil des gelösten oder eingeschlossenen Gases verdrängt<lb/>
worden, während der geschmiedete Stahl auch durch seine grössere<lb/>
Dichtigkeit an der Aufnahme reichlicherer Gasmengen verhindert wurde.</p><lb/><p>Die Herren <hirendition="#g">Troost</hi> und <hirendition="#g">Hautefeuille</hi> wiesen fernerhin nach,<lb/>
dass Gusseisen in einem Wasserstoffstrome mit ruhiger Oberfläche<lb/>
flüssig erhalten werden kann; vermindert man aber rasch die Gas-<lb/>
spannung, so tritt eine Gasentwickelung ein, wobei Metallkügelchen<lb/>
umhergeschleudert werden; und wenn hierbei zugleich die Temperatur<lb/>
erniedrigt wird, so erstarrt das Metall während der Gasentwickelung<lb/>
und ein förmliches Spratzen wird sichtbar. Enthält das Eisen aber<lb/>
Phosphor oder Silicium, so wird die Erscheinung merklich abgeschwächt;<lb/>
bei siliciumhaltigem Eisen liess sich erst beim Abkühlen im luftleeren<lb/>
Raume ein schwaches Spratzen hervorbringen.</p><lb/><p>Es lässt sich hieraus entweder schliessen, dass siliciumhaltiges<lb/>
Eisen überhaupt weniger Gas auflöst; oder auch, dass von demselben<lb/>
das gelöste Gas weniger leicht entlassen wird.</p><lb/><p><hirendition="#g">Parry</hi> fand bei mehreren Versuchen <noteplace="foot"n="2)">Vergl. Literatur.</note>, dass graues Roheisen fähig<lb/>
sei, die zwanzigfache Menge seines eigenen Rauminhaltes Wasserstoff-<lb/>
gas aufzunehmen, welches beim Erhitzen im luftleeren Raume in<lb/>
Vermischung mit wechselnden Mengen von Kohlenoxyd wieder abge-<lb/>
geben wird.</p><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[271/0317]
Eisen und Gase (Wasserstoff, Kohlenoxyd, Stickstoff.)
Unter ganz denselben Verhältnissen im Kohlenoxydgasstrome ge-
glüht enthielten die Eisensorten:
Aus allen diesen Versuchen ergiebt sich, dass alles schlackenfreie
Eisen (Spiegeleisen, Holzkohlengusseisen, Gussstahl) weit grössere
Mengen Wasserstoff als andere Gase nicht alleim beim Erstarren zurück-
zuhalten, sondern auch später wieder aufzunehmen vermag. Da 500 g
Eisen einen Rauminhalt von ca. 65 ccm besitzen, so war das Verhältniss
der gefundenen Gasmenge zu dem räumlichen Inhalte des Eisens
Beim Schmiedeeisen wurde, wie erwähnt, die Richtigkeit der Er-
mittelungen zweifellos durch die Anwesenheit von Schlacke getrübt,
welche Kohlenoxyd erzeugte 1); bei dem Gussstahl ist beim Schmieden
wohl ein Theil des gelösten oder eingeschlossenen Gases verdrängt
worden, während der geschmiedete Stahl auch durch seine grössere
Dichtigkeit an der Aufnahme reichlicherer Gasmengen verhindert wurde.
Die Herren Troost und Hautefeuille wiesen fernerhin nach,
dass Gusseisen in einem Wasserstoffstrome mit ruhiger Oberfläche
flüssig erhalten werden kann; vermindert man aber rasch die Gas-
spannung, so tritt eine Gasentwickelung ein, wobei Metallkügelchen
umhergeschleudert werden; und wenn hierbei zugleich die Temperatur
erniedrigt wird, so erstarrt das Metall während der Gasentwickelung
und ein förmliches Spratzen wird sichtbar. Enthält das Eisen aber
Phosphor oder Silicium, so wird die Erscheinung merklich abgeschwächt;
bei siliciumhaltigem Eisen liess sich erst beim Abkühlen im luftleeren
Raume ein schwaches Spratzen hervorbringen.
Es lässt sich hieraus entweder schliessen, dass siliciumhaltiges
Eisen überhaupt weniger Gas auflöst; oder auch, dass von demselben
das gelöste Gas weniger leicht entlassen wird.
Parry fand bei mehreren Versuchen 2), dass graues Roheisen fähig
sei, die zwanzigfache Menge seines eigenen Rauminhaltes Wasserstoff-
gas aufzunehmen, welches beim Erhitzen im luftleeren Raume in
Vermischung mit wechselnden Mengen von Kohlenoxyd wieder abge-
geben wird.
1) Die Herren Troost und Hautefeuille machen selbst auf diese Reaction
zwischen Eisenoxyd und Kohlenstoff aufmerksam (Compt. rend. t. 76, p. 565), setzen
aber voraus, dass dieselbe bei der angewendeten Temperatur von 800 Grad C. noch
nicht eintrete.
2) Vergl. Literatur.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/317>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.