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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Die Erze nebst Zuschlägen und ihre Vorbereitung für die Verhüttung.
nicht allein in den zur Verwitterung Jahre lang aufbewahrten Erz-
vorräthen ein gewisses Kapital steckt, welches, so lange die Erze nicht
ihrer Bestimmung gemäss verwendet werden, zinsenlos daliegt; andern-
theils, dass zum Verwittern so grosser Erzmengen, wie sie von moder-
nen, mit Koks betriebenen Hochöfen verarbeitet werden, ein ungeheueres
Areal erforderlich sein würde, welches ebenfalls als ein todtes Kapital
erscheinen müsste. Während man daher bei dem verhältnissmässig
schwachen Betriebe der früheren Zeit (in den ersten fünf Jahrzehnten
dieses Jahrhunderts) das Verwittern der Erze oft ganz systematisch be-
trieb, einzelne Erzhaufen nicht selten zehn Jahre hindurch und länger
den Einflüssen der Atmosphärilien aussetzte, ist das Verfahren mehr
und mehr ausser Gebrauch gekommen, je umfangreicher der Betrieb
sich gestaltete, wenn nicht etwa, wie bei den erwähnten thonschiefer-
haltigen Sphärosideriten von Südwales, in verhältnissmässig kurzer Zeit
ein bestimmter Erfolg zu erreichen ist.

Das zweite erwähnte Verfahren, das Auslaugen der Erze, be-
zweckt eine Entfernung löslicher Bestandtheile, insbesondere also gebil-
deter Sulfate, in rascherer und vollständigerer Weise als es durch das
Verwittern allein zu erreichen ist. Da solche löslichen Sulfate vor-
wiegend beim Rösten entstehen, so ist es erklärlich, dass man auch
fast nur geröstete Erze dem Verfahren unterwirft. Die Ausführung des
Verfahrens ist, den örtlichen Verhältnissen entsprechend, mehr oder
minder einfach. Gewöhnlich beschränkt man sich darauf, aus irgend
einer höher gelegenen Wasserleitung von Zeit zu Zeit Wasser über die
Erzhaufen hinweg zu leiten, um dann dasselbe, nachdem es die Sulfate
aufgenommen hat, an einer tieferen Stelle wieder abzuleiten. Von Zeit
zu Zeit wird wohl der Erzhaufen umgeschaufelt und das Verfahren
wiederholt.

In besonders systematischer Weise wurde vor mehreren Jahren
das Auslaugen auf der Adelbertshütte zu Cladno in Böhmen betrieben.
Gemauerte mit Cement ausgekleidete Behälter von 22 m Länge, 15.5 m
Breite, 2 m Tiefe dienten zur Aufnahme der Erze. Je vier solcher im
Rechteck zusammenliegender Behälter bildeten zusammen eine Gruppe
derartig, dass das Wasser, welches am Boden eintrat und am Rande
der gegenüberliegenden Seite wieder abfloss, von dem einen in den
andern Behälter hinübergeleitet wurde, wobei das frische zugeleitete
Wasser stets die am längsten ausgelaugten Erze traf. Durch Bestim-
mung des Schwefelsäuregehaltes in dem zuletzt abfliessenden Wasser
wurde der Verlauf des Processes controlirt. Nicht uninteressant ist die
Zusammensetzung des beim Eindampfen des Laugwassers bleibenden
Rückstandes. Derselbe enthielt:

[Tabelle]

Die hohen Kosten des Verfahrens haben indess später die Ein-
stellung desselben zur Folge gehabt.

In der oben beschriebenen einfacheren Ausführung ist das Aus-
laugen vorzugsweise bei solchen Eisenwerken in Anwendung, welche
geröstete, ursprünglich stark kiesige Erze (Spathe, Sphärosiderite, Mag-
neteisenerze) mit Holzkohlen verhütten, ein Umstand, der sich genügend

Die Erze nebst Zuschlägen und ihre Vorbereitung für die Verhüttung.
nicht allein in den zur Verwitterung Jahre lang aufbewahrten Erz-
vorräthen ein gewisses Kapital steckt, welches, so lange die Erze nicht
ihrer Bestimmung gemäss verwendet werden, zinsenlos daliegt; andern-
theils, dass zum Verwittern so grosser Erzmengen, wie sie von moder-
nen, mit Koks betriebenen Hochöfen verarbeitet werden, ein ungeheueres
Areal erforderlich sein würde, welches ebenfalls als ein todtes Kapital
erscheinen müsste. Während man daher bei dem verhältnissmässig
schwachen Betriebe der früheren Zeit (in den ersten fünf Jahrzehnten
dieses Jahrhunderts) das Verwittern der Erze oft ganz systematisch be-
trieb, einzelne Erzhaufen nicht selten zehn Jahre hindurch und länger
den Einflüssen der Atmosphärilien aussetzte, ist das Verfahren mehr
und mehr ausser Gebrauch gekommen, je umfangreicher der Betrieb
sich gestaltete, wenn nicht etwa, wie bei den erwähnten thonschiefer-
haltigen Sphärosideriten von Südwales, in verhältnissmässig kurzer Zeit
ein bestimmter Erfolg zu erreichen ist.

Das zweite erwähnte Verfahren, das Auslaugen der Erze, be-
zweckt eine Entfernung löslicher Bestandtheile, insbesondere also gebil-
deter Sulfate, in rascherer und vollständigerer Weise als es durch das
Verwittern allein zu erreichen ist. Da solche löslichen Sulfate vor-
wiegend beim Rösten entstehen, so ist es erklärlich, dass man auch
fast nur geröstete Erze dem Verfahren unterwirft. Die Ausführung des
Verfahrens ist, den örtlichen Verhältnissen entsprechend, mehr oder
minder einfach. Gewöhnlich beschränkt man sich darauf, aus irgend
einer höher gelegenen Wasserleitung von Zeit zu Zeit Wasser über die
Erzhaufen hinweg zu leiten, um dann dasselbe, nachdem es die Sulfate
aufgenommen hat, an einer tieferen Stelle wieder abzuleiten. Von Zeit
zu Zeit wird wohl der Erzhaufen umgeschaufelt und das Verfahren
wiederholt.

In besonders systematischer Weise wurde vor mehreren Jahren
das Auslaugen auf der Adelbertshütte zu Cladno in Böhmen betrieben.
Gemauerte mit Cement ausgekleidete Behälter von 22 m Länge, 15.5 m
Breite, 2 m Tiefe dienten zur Aufnahme der Erze. Je vier solcher im
Rechteck zusammenliegender Behälter bildeten zusammen eine Gruppe
derartig, dass das Wasser, welches am Boden eintrat und am Rande
der gegenüberliegenden Seite wieder abfloss, von dem einen in den
andern Behälter hinübergeleitet wurde, wobei das frische zugeleitete
Wasser stets die am längsten ausgelaugten Erze traf. Durch Bestim-
mung des Schwefelsäuregehaltes in dem zuletzt abfliessenden Wasser
wurde der Verlauf des Processes controlirt. Nicht uninteressant ist die
Zusammensetzung des beim Eindampfen des Laugwassers bleibenden
Rückstandes. Derselbe enthielt:

[Tabelle]

Die hohen Kosten des Verfahrens haben indess später die Ein-
stellung desselben zur Folge gehabt.

In der oben beschriebenen einfacheren Ausführung ist das Aus-
laugen vorzugsweise bei solchen Eisenwerken in Anwendung, welche
geröstete, ursprünglich stark kiesige Erze (Spathe, Sphärosiderite, Mag-
neteisenerze) mit Holzkohlen verhütten, ein Umstand, der sich genügend

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[214/0260] Die Erze nebst Zuschlägen und ihre Vorbereitung für die Verhüttung. nicht allein in den zur Verwitterung Jahre lang aufbewahrten Erz- vorräthen ein gewisses Kapital steckt, welches, so lange die Erze nicht ihrer Bestimmung gemäss verwendet werden, zinsenlos daliegt; andern- theils, dass zum Verwittern so grosser Erzmengen, wie sie von moder- nen, mit Koks betriebenen Hochöfen verarbeitet werden, ein ungeheueres Areal erforderlich sein würde, welches ebenfalls als ein todtes Kapital erscheinen müsste. Während man daher bei dem verhältnissmässig schwachen Betriebe der früheren Zeit (in den ersten fünf Jahrzehnten dieses Jahrhunderts) das Verwittern der Erze oft ganz systematisch be- trieb, einzelne Erzhaufen nicht selten zehn Jahre hindurch und länger den Einflüssen der Atmosphärilien aussetzte, ist das Verfahren mehr und mehr ausser Gebrauch gekommen, je umfangreicher der Betrieb sich gestaltete, wenn nicht etwa, wie bei den erwähnten thonschiefer- haltigen Sphärosideriten von Südwales, in verhältnissmässig kurzer Zeit ein bestimmter Erfolg zu erreichen ist. Das zweite erwähnte Verfahren, das Auslaugen der Erze, be- zweckt eine Entfernung löslicher Bestandtheile, insbesondere also gebil- deter Sulfate, in rascherer und vollständigerer Weise als es durch das Verwittern allein zu erreichen ist. Da solche löslichen Sulfate vor- wiegend beim Rösten entstehen, so ist es erklärlich, dass man auch fast nur geröstete Erze dem Verfahren unterwirft. Die Ausführung des Verfahrens ist, den örtlichen Verhältnissen entsprechend, mehr oder minder einfach. Gewöhnlich beschränkt man sich darauf, aus irgend einer höher gelegenen Wasserleitung von Zeit zu Zeit Wasser über die Erzhaufen hinweg zu leiten, um dann dasselbe, nachdem es die Sulfate aufgenommen hat, an einer tieferen Stelle wieder abzuleiten. Von Zeit zu Zeit wird wohl der Erzhaufen umgeschaufelt und das Verfahren wiederholt. In besonders systematischer Weise wurde vor mehreren Jahren das Auslaugen auf der Adelbertshütte zu Cladno in Böhmen betrieben. Gemauerte mit Cement ausgekleidete Behälter von 22 m Länge, 15.5 m Breite, 2 m Tiefe dienten zur Aufnahme der Erze. Je vier solcher im Rechteck zusammenliegender Behälter bildeten zusammen eine Gruppe derartig, dass das Wasser, welches am Boden eintrat und am Rande der gegenüberliegenden Seite wieder abfloss, von dem einen in den andern Behälter hinübergeleitet wurde, wobei das frische zugeleitete Wasser stets die am längsten ausgelaugten Erze traf. Durch Bestim- mung des Schwefelsäuregehaltes in dem zuletzt abfliessenden Wasser wurde der Verlauf des Processes controlirt. Nicht uninteressant ist die Zusammensetzung des beim Eindampfen des Laugwassers bleibenden Rückstandes. Derselbe enthielt: Die hohen Kosten des Verfahrens haben indess später die Ein- stellung desselben zur Folge gehabt. In der oben beschriebenen einfacheren Ausführung ist das Aus- laugen vorzugsweise bei solchen Eisenwerken in Anwendung, welche geröstete, ursprünglich stark kiesige Erze (Spathe, Sphärosiderite, Mag- neteisenerze) mit Holzkohlen verhütten, ein Umstand, der sich genügend

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/260>, abgerufen am 23.11.2024.