Die Erze nebst Zuschlägen und ihre Vorbereitung für die Verhüttung.
in die Gicht des Ofens eingeschütteten Erze nach unten stattfindet und auf diese Weise ein ununterbrochener Betrieb des Ofens möglich ist; die Verbrennungsgase aber, welche in dem unteren Theile des Ofens, wo die Luft Zutritt hat, gebildet werden, steigen empor und begegnen den niederrückenden Erzen. Diese entgegengesetzte, allen direct wirken- den Schachtöfen eigenthümliche Bewegungsrichtung der wärmeauf- nehmenden und wärmeabgebenden Körper befördert aber früheren Dar- legungen zufolge (S. 26) in hohem Maasse die Wärmeausnutzung; und da sämmtliche in die Gicht eingeschütteten Erze auch denselben Weg zurücklegen, also der Erhitzung in dem gleichen Maasse aus- gesetzt sind, so ist die Röstung durchschnittlich auch gleichmässiger als in Haufen und Stadeln.
Diese Vortheile der Ofenröstung -- ununterbrochener Betrieb, ge- ringer Brennstoffverbrauch und grössere Gleichmässigkeit in der Be- schaffenheit der gerösteten Erze -- lassen dieselbe als die bei weitem vollkommenste aller Röstmethoden erscheinen, so dass in der Jetztzeit die Ofenröstung die Regel bildet, während Haufen- und Stadelröstung zu den Ausnahmen zählen.
Verwendet man festes Brennmaterial -- Kohlenklein -- zum Rösten, so wird dasselbe in abwechselnden Schichten mit dem Erze in die Gicht eingeschüttet und sinkt wie dieses abwärts, um allmählich durch den aufsteigenden Luftstrom verbrannt zu werden; verwendet man Gase (Gichtgase des Hochofens, Generatorgase), so werden dieselben durch entsprechend angeordnete Oeffnungen im unteren Theile des Ofens ein- geleitet. Die Verbrennungsluft lässt man gewöhnlich durch die zum Ziehen der Erze bestimmten Oeffnungen zutreten; sie muss hierbei zwischen den noch warmen Erzstücken hindurch ihren Weg nehmen, kühlt diese ab und führt die aufgenommene Wärme in den Ofen zurück. Nicht selten jedoch ordnet man ausser diesen Oeffnungen noch beson- dere Luftzuführungsöffnungen an, insbesondere dann, wenn eine stark oxydirende Röstung beabsichtigt ist. Der Luftzug wird fast immer durch den Ofen selbst, welcher hierbei als Esse wirkt, hervorgerufen; nur in wenigen Ausnahmefällen -- bei dicht liegenden Erzen in hohen Oefen -- hat man den kostspieligeren Gebläsewind zur Anwendung gebracht.
Gasfeuerung hat vor der Feuerung mit festen Brennstoffen ausser den früher schon erwähnten allgemeineren Annehmlichkeiten in diesem Falle noch den Vorzug voraus, dass die Erze nicht durch Asche der Brennstoffe verunreinigt werden; und bei der Aufgabe, eine annähernd vollständige Entschweflung kiesiger Erze herbeizuführen, giebt sie leichter die Möglichkeit, die hierfür erforderliche hohe Temperatur bei stark oxydirender Gasatmosphäre herbeizuführen. Wenn trotzdem die Gas- feuerung der Röstöfen nicht ganz so häufig als die Feuerung mit festem Brennmaterial angetroffen wird, so ist der Grund dafür zum grossen Theile in dem Umstande zu suchen, dass jenes Kohlenklein, welches in dem letzteren Falle als Brennstoff zu dienen pflegt, auf den meisten Eisenwerken fast kostenlos zu haben ist, seine Umwand- lung in brennbares Gas dagegen nicht ohne Ausgabe für Anlage und Wartung der betreffenden Gaserzeuger zu bewerkstelligen sein würde, deren Betrag nicht immer im Einklange zu dem erreichten
Die Erze nebst Zuschlägen und ihre Vorbereitung für die Verhüttung.
in die Gicht des Ofens eingeschütteten Erze nach unten stattfindet und auf diese Weise ein ununterbrochener Betrieb des Ofens möglich ist; die Verbrennungsgase aber, welche in dem unteren Theile des Ofens, wo die Luft Zutritt hat, gebildet werden, steigen empor und begegnen den niederrückenden Erzen. Diese entgegengesetzte, allen direct wirken- den Schachtöfen eigenthümliche Bewegungsrichtung der wärmeauf- nehmenden und wärmeabgebenden Körper befördert aber früheren Dar- legungen zufolge (S. 26) in hohem Maasse die Wärmeausnutzung; und da sämmtliche in die Gicht eingeschütteten Erze auch denselben Weg zurücklegen, also der Erhitzung in dem gleichen Maasse aus- gesetzt sind, so ist die Röstung durchschnittlich auch gleichmässiger als in Haufen und Stadeln.
Diese Vortheile der Ofenröstung — ununterbrochener Betrieb, ge- ringer Brennstoffverbrauch und grössere Gleichmässigkeit in der Be- schaffenheit der gerösteten Erze — lassen dieselbe als die bei weitem vollkommenste aller Röstmethoden erscheinen, so dass in der Jetztzeit die Ofenröstung die Regel bildet, während Haufen- und Stadelröstung zu den Ausnahmen zählen.
Verwendet man festes Brennmaterial — Kohlenklein — zum Rösten, so wird dasselbe in abwechselnden Schichten mit dem Erze in die Gicht eingeschüttet und sinkt wie dieses abwärts, um allmählich durch den aufsteigenden Luftstrom verbrannt zu werden; verwendet man Gase (Gichtgase des Hochofens, Generatorgase), so werden dieselben durch entsprechend angeordnete Oeffnungen im unteren Theile des Ofens ein- geleitet. Die Verbrennungsluft lässt man gewöhnlich durch die zum Ziehen der Erze bestimmten Oeffnungen zutreten; sie muss hierbei zwischen den noch warmen Erzstücken hindurch ihren Weg nehmen, kühlt diese ab und führt die aufgenommene Wärme in den Ofen zurück. Nicht selten jedoch ordnet man ausser diesen Oeffnungen noch beson- dere Luftzuführungsöffnungen an, insbesondere dann, wenn eine stark oxydirende Röstung beabsichtigt ist. Der Luftzug wird fast immer durch den Ofen selbst, welcher hierbei als Esse wirkt, hervorgerufen; nur in wenigen Ausnahmefällen — bei dicht liegenden Erzen in hohen Oefen — hat man den kostspieligeren Gebläsewind zur Anwendung gebracht.
Gasfeuerung hat vor der Feuerung mit festen Brennstoffen ausser den früher schon erwähnten allgemeineren Annehmlichkeiten in diesem Falle noch den Vorzug voraus, dass die Erze nicht durch Asche der Brennstoffe verunreinigt werden; und bei der Aufgabe, eine annähernd vollständige Entschweflung kiesiger Erze herbeizuführen, giebt sie leichter die Möglichkeit, die hierfür erforderliche hohe Temperatur bei stark oxydirender Gasatmosphäre herbeizuführen. Wenn trotzdem die Gas- feuerung der Röstöfen nicht ganz so häufig als die Feuerung mit festem Brennmaterial angetroffen wird, so ist der Grund dafür zum grossen Theile in dem Umstande zu suchen, dass jenes Kohlenklein, welches in dem letzteren Falle als Brennstoff zu dienen pflegt, auf den meisten Eisenwerken fast kostenlos zu haben ist, seine Umwand- lung in brennbares Gas dagegen nicht ohne Ausgabe für Anlage und Wartung der betreffenden Gaserzeuger zu bewerkstelligen sein würde, deren Betrag nicht immer im Einklange zu dem erreichten
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[196/0236]
Die Erze nebst Zuschlägen und ihre Vorbereitung für die Verhüttung.
in die Gicht des Ofens eingeschütteten Erze nach unten stattfindet und
auf diese Weise ein ununterbrochener Betrieb des Ofens möglich ist;
die Verbrennungsgase aber, welche in dem unteren Theile des Ofens,
wo die Luft Zutritt hat, gebildet werden, steigen empor und begegnen
den niederrückenden Erzen. Diese entgegengesetzte, allen direct wirken-
den Schachtöfen eigenthümliche Bewegungsrichtung der wärmeauf-
nehmenden und wärmeabgebenden Körper befördert aber früheren Dar-
legungen zufolge (S. 26) in hohem Maasse die Wärmeausnutzung;
und da sämmtliche in die Gicht eingeschütteten Erze auch denselben
Weg zurücklegen, also der Erhitzung in dem gleichen Maasse aus-
gesetzt sind, so ist die Röstung durchschnittlich auch gleichmässiger
als in Haufen und Stadeln.
Diese Vortheile der Ofenröstung — ununterbrochener Betrieb, ge-
ringer Brennstoffverbrauch und grössere Gleichmässigkeit in der Be-
schaffenheit der gerösteten Erze — lassen dieselbe als die bei weitem
vollkommenste aller Röstmethoden erscheinen, so dass in der Jetztzeit
die Ofenröstung die Regel bildet, während Haufen- und Stadelröstung
zu den Ausnahmen zählen.
Verwendet man festes Brennmaterial — Kohlenklein — zum Rösten,
so wird dasselbe in abwechselnden Schichten mit dem Erze in die Gicht
eingeschüttet und sinkt wie dieses abwärts, um allmählich durch den
aufsteigenden Luftstrom verbrannt zu werden; verwendet man Gase
(Gichtgase des Hochofens, Generatorgase), so werden dieselben durch
entsprechend angeordnete Oeffnungen im unteren Theile des Ofens ein-
geleitet. Die Verbrennungsluft lässt man gewöhnlich durch die zum
Ziehen der Erze bestimmten Oeffnungen zutreten; sie muss hierbei
zwischen den noch warmen Erzstücken hindurch ihren Weg nehmen,
kühlt diese ab und führt die aufgenommene Wärme in den Ofen zurück.
Nicht selten jedoch ordnet man ausser diesen Oeffnungen noch beson-
dere Luftzuführungsöffnungen an, insbesondere dann, wenn eine stark
oxydirende Röstung beabsichtigt ist. Der Luftzug wird fast immer
durch den Ofen selbst, welcher hierbei als Esse wirkt, hervorgerufen;
nur in wenigen Ausnahmefällen — bei dicht liegenden Erzen in hohen
Oefen — hat man den kostspieligeren Gebläsewind zur Anwendung
gebracht.
Gasfeuerung hat vor der Feuerung mit festen Brennstoffen ausser
den früher schon erwähnten allgemeineren Annehmlichkeiten in diesem
Falle noch den Vorzug voraus, dass die Erze nicht durch Asche der
Brennstoffe verunreinigt werden; und bei der Aufgabe, eine annähernd
vollständige Entschweflung kiesiger Erze herbeizuführen, giebt sie leichter
die Möglichkeit, die hierfür erforderliche hohe Temperatur bei stark
oxydirender Gasatmosphäre herbeizuführen. Wenn trotzdem die Gas-
feuerung der Röstöfen nicht ganz so häufig als die Feuerung mit
festem Brennmaterial angetroffen wird, so ist der Grund dafür zum
grossen Theile in dem Umstande zu suchen, dass jenes Kohlenklein,
welches in dem letzteren Falle als Brennstoff zu dienen pflegt, auf
den meisten Eisenwerken fast kostenlos zu haben ist, seine Umwand-
lung in brennbares Gas dagegen nicht ohne Ausgabe für Anlage
und Wartung der betreffenden Gaserzeuger zu bewerkstelligen sein
würde, deren Betrag nicht immer im Einklange zu dem erreichten
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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/236>, abgerufen am 28.11.2024.
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