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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Die Erze. Spatheisensteine.
unzersetzten Zustande aus Eisencarbonat F Ce O3 mit 48.2 Proc. Eisen
(61.9 Proc. Fe O) bestehen; fast regelmässig jedoch enthält das Erz neben
dem Eisencarbonate kleinere oder grössere Mengen von isomorphen
Carbonaten des Mangans, Calciums oder Magnesiums, und der gesammte
Eisengehalt des Erzes ist daher stets niedriger, als derselbe obiger
Formel gemäss sein müsste.

Der Spatheisenstein krystallisirt rhomboedrisch, theils grob- theils
feinkörnig oder derb. Selten erscheint er in trauben- oder nieren-
förmigen Bildungen und wird dann bisweilen Sphärosiderit (im
engeren Sinne) genannt. Die Farbe des frischen, unzersetzten Erzes
ist gelblich weiss (Weisserz, unreifer Eisenspath); an der Luft aber und
unter dem Einflusse der Feuchtigkeit verwandelt es sich theilweise in
Eisenhydroxyd und nimmt dabei allmählich eine dunkle, braune, auch
wohl blauschwarze Farbe an (Braunerz, Blauerz, reifer Eisenspath).

Der Spatheisenstein tritt in häufig sehr mächtigen Gängen und
Lagern in älteren Formationen bis zum Buntsandstein auf. Berühmt
schon seit Alters sind die Spatheisenstein-Vorkommnisse des Sieger-
landes; andere für die Eisenindustrie wichtige Fundstätten in Deutsch-
land sind Thüringen (Schmalkalden, Kamsdorf), das sächsische Voigt-
land, der Harz (Gegend von Stolberg). In der österreichischen Monarchie
liefern vorzugsweise die Alpenländer (Hüttenberg, Lölling) sowie Ungarn
grosse Mengen von Spatheisenstein. Auch in Frankreich und Spanien
treten einige, wenn auch den deutschen und österreichischen Vorkomm-
nissen gegenüber unbedeutendere Vorkommnisse auf; ziemlich arm an
Spatheisensteinen dagegen ist Grossbritannien und Nordamerika.

Beimengungen des Spatheisensteines, welche bei seiner Verhüttung
Beachtung verdienen, damit sie nicht schädliche Einflüsse auf die
Qualität des daraus erzeugten Roheisens ausüben, sind Kiese, neben
dem Eisenkies insbesondere Kupferkies; ferner Bleiglanz, Schwerspath,
Zinkspath, Galmei; sehr selten dagegen enthält der Spatheisenstein
erhebliche Mengen von Phosphaten.

Diese letztere Eigenschaft erhebt denselben zu einem der vorzüg-
lichsten Materialien für Herstellung phosphorreinen Eisens; die Leicht-
reducirbarkeit des Erzes, besonders im gerösteten Zustande 1), erleichtert
wesentlich die Verhüttung desselben, und der selten ganz fehlende
Mangangehalt weist auf die Verwendung desselben zur Erzeugung
manganhaltiger Eisensorten hin (Weisseisen, Spiegeleisen, Bessemerroh-
eisen). Da nun solche manganhaltige Roheisensorten auch schon in
früherer Zeit ein geschätztes Material für die Stahldarstellung bildeten,
so erklärt sich hieraus, dass nicht allein der Spatheisenstein selbst in
einzelnen Gegenden "Stahlstein" genannt wird, sondern dass man auch
die Fundstätten desselben nicht selten mit demselben Beiworte bezeich-
nete (Stahlberg bei Müsen im Siegenschen u. a.).

1) Die Zersetzung roher Spatheisensteine findet erst in einer Temperatur von
ca. 800°C. statt (Versuche von P. Tunner, mitgetheilt im Jahrbuche der Berg-
akademieen zu Leoben u. s. w. Bd. X, S. 494), während die Reduction kohlensäure-
freier Erze schon in erheblich niedrigerer Temperatur beginnt.

Die Erze. Spatheisensteine.
unzersetzten Zustande aus Eisencarbonat F Ce O3 mit 48.2 Proc. Eisen
(61.9 Proc. Fe O) bestehen; fast regelmässig jedoch enthält das Erz neben
dem Eisencarbonate kleinere oder grössere Mengen von isomorphen
Carbonaten des Mangans, Calciums oder Magnesiums, und der gesammte
Eisengehalt des Erzes ist daher stets niedriger, als derselbe obiger
Formel gemäss sein müsste.

Der Spatheisenstein krystallisirt rhomboedrisch, theils grob- theils
feinkörnig oder derb. Selten erscheint er in trauben- oder nieren-
förmigen Bildungen und wird dann bisweilen Sphärosiderit (im
engeren Sinne) genannt. Die Farbe des frischen, unzersetzten Erzes
ist gelblich weiss (Weisserz, unreifer Eisenspath); an der Luft aber und
unter dem Einflusse der Feuchtigkeit verwandelt es sich theilweise in
Eisenhydroxyd und nimmt dabei allmählich eine dunkle, braune, auch
wohl blauschwarze Farbe an (Braunerz, Blauerz, reifer Eisenspath).

Der Spatheisenstein tritt in häufig sehr mächtigen Gängen und
Lagern in älteren Formationen bis zum Buntsandstein auf. Berühmt
schon seit Alters sind die Spatheisenstein-Vorkommnisse des Sieger-
landes; andere für die Eisenindustrie wichtige Fundstätten in Deutsch-
land sind Thüringen (Schmalkalden, Kamsdorf), das sächsische Voigt-
land, der Harz (Gegend von Stolberg). In der österreichischen Monarchie
liefern vorzugsweise die Alpenländer (Hüttenberg, Lölling) sowie Ungarn
grosse Mengen von Spatheisenstein. Auch in Frankreich und Spanien
treten einige, wenn auch den deutschen und österreichischen Vorkomm-
nissen gegenüber unbedeutendere Vorkommnisse auf; ziemlich arm an
Spatheisensteinen dagegen ist Grossbritannien und Nordamerika.

Beimengungen des Spatheisensteines, welche bei seiner Verhüttung
Beachtung verdienen, damit sie nicht schädliche Einflüsse auf die
Qualität des daraus erzeugten Roheisens ausüben, sind Kiese, neben
dem Eisenkies insbesondere Kupferkies; ferner Bleiglanz, Schwerspath,
Zinkspath, Galmei; sehr selten dagegen enthält der Spatheisenstein
erhebliche Mengen von Phosphaten.

Diese letztere Eigenschaft erhebt denselben zu einem der vorzüg-
lichsten Materialien für Herstellung phosphorreinen Eisens; die Leicht-
reducirbarkeit des Erzes, besonders im gerösteten Zustande 1), erleichtert
wesentlich die Verhüttung desselben, und der selten ganz fehlende
Mangangehalt weist auf die Verwendung desselben zur Erzeugung
manganhaltiger Eisensorten hin (Weisseisen, Spiegeleisen, Bessemerroh-
eisen). Da nun solche manganhaltige Roheisensorten auch schon in
früherer Zeit ein geschätztes Material für die Stahldarstellung bildeten,
so erklärt sich hieraus, dass nicht allein der Spatheisenstein selbst in
einzelnen Gegenden „Stahlstein“ genannt wird, sondern dass man auch
die Fundstätten desselben nicht selten mit demselben Beiworte bezeich-
nete (Stahlberg bei Müsen im Siegenschen u. a.).

1) Die Zersetzung roher Spatheisensteine findet erst in einer Temperatur von
ca. 800°C. statt (Versuche von P. Tunner, mitgetheilt im Jahrbuche der Berg-
akademieen zu Leoben u. s. w. Bd. X, S. 494), während die Reduction kohlensäure-
freier Erze schon in erheblich niedrigerer Temperatur beginnt.
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[159/0199] Die Erze. Spatheisensteine. unzersetzten Zustande aus Eisencarbonat F Ce O3 mit 48.2 Proc. Eisen (61.9 Proc. Fe O) bestehen; fast regelmässig jedoch enthält das Erz neben dem Eisencarbonate kleinere oder grössere Mengen von isomorphen Carbonaten des Mangans, Calciums oder Magnesiums, und der gesammte Eisengehalt des Erzes ist daher stets niedriger, als derselbe obiger Formel gemäss sein müsste. Der Spatheisenstein krystallisirt rhomboedrisch, theils grob- theils feinkörnig oder derb. Selten erscheint er in trauben- oder nieren- förmigen Bildungen und wird dann bisweilen Sphärosiderit (im engeren Sinne) genannt. Die Farbe des frischen, unzersetzten Erzes ist gelblich weiss (Weisserz, unreifer Eisenspath); an der Luft aber und unter dem Einflusse der Feuchtigkeit verwandelt es sich theilweise in Eisenhydroxyd und nimmt dabei allmählich eine dunkle, braune, auch wohl blauschwarze Farbe an (Braunerz, Blauerz, reifer Eisenspath). Der Spatheisenstein tritt in häufig sehr mächtigen Gängen und Lagern in älteren Formationen bis zum Buntsandstein auf. Berühmt schon seit Alters sind die Spatheisenstein-Vorkommnisse des Sieger- landes; andere für die Eisenindustrie wichtige Fundstätten in Deutsch- land sind Thüringen (Schmalkalden, Kamsdorf), das sächsische Voigt- land, der Harz (Gegend von Stolberg). In der österreichischen Monarchie liefern vorzugsweise die Alpenländer (Hüttenberg, Lölling) sowie Ungarn grosse Mengen von Spatheisenstein. Auch in Frankreich und Spanien treten einige, wenn auch den deutschen und österreichischen Vorkomm- nissen gegenüber unbedeutendere Vorkommnisse auf; ziemlich arm an Spatheisensteinen dagegen ist Grossbritannien und Nordamerika. Beimengungen des Spatheisensteines, welche bei seiner Verhüttung Beachtung verdienen, damit sie nicht schädliche Einflüsse auf die Qualität des daraus erzeugten Roheisens ausüben, sind Kiese, neben dem Eisenkies insbesondere Kupferkies; ferner Bleiglanz, Schwerspath, Zinkspath, Galmei; sehr selten dagegen enthält der Spatheisenstein erhebliche Mengen von Phosphaten. Diese letztere Eigenschaft erhebt denselben zu einem der vorzüg- lichsten Materialien für Herstellung phosphorreinen Eisens; die Leicht- reducirbarkeit des Erzes, besonders im gerösteten Zustande 1), erleichtert wesentlich die Verhüttung desselben, und der selten ganz fehlende Mangangehalt weist auf die Verwendung desselben zur Erzeugung manganhaltiger Eisensorten hin (Weisseisen, Spiegeleisen, Bessemerroh- eisen). Da nun solche manganhaltige Roheisensorten auch schon in früherer Zeit ein geschätztes Material für die Stahldarstellung bildeten, so erklärt sich hieraus, dass nicht allein der Spatheisenstein selbst in einzelnen Gegenden „Stahlstein“ genannt wird, sondern dass man auch die Fundstätten desselben nicht selten mit demselben Beiworte bezeich- nete (Stahlberg bei Müsen im Siegenschen u. a.). 1) Die Zersetzung roher Spatheisensteine findet erst in einer Temperatur von ca. 800°C. statt (Versuche von P. Tunner, mitgetheilt im Jahrbuche der Berg- akademieen zu Leoben u. s. w. Bd. X, S. 494), während die Reduction kohlensäure- freier Erze schon in erheblich niedrigerer Temperatur beginnt.

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/199>, abgerufen am 24.11.2024.