Man benutzt dieses Verhalten wohl zur Darstellung des künstlichen Bimssteins, welcher als Schleifmittel für Holz benutzt wird. Auch hierbei wird vorhandenes Schwefelcalcium zersetzt, und derartige Bims- steinschlacken lassen oft noch nach vielen Jahren einen deutlich wahr- nehmbaren Geruch nach Schwefelwasserstoff erkennen.
Ein Eisenoxydulgehalt der Schlacke von wenigen Procenten hebt diese soeben beschriebene Eigenschaft auf.
5. Farbe.
Ausserordentlich mannigfaltig sind die Färbungen der in den Eisen- hütten dargestellten Schlacken. Zwischen dem fast reinen Porzellan- weiss bis zum Tiefschwarz sind fast alle Farbentöne in Blau, Grün, Violett, Roth u. s. w. vertreten. Selten. kommen rein gelbe Schlacken vor; deutlich rothe Schlacken finden sich mitunter, sind aber ebenfalls selten; am häufigsten sind grünliche und schwarze Schlacken.
Wie die Structur ist die Farbe der Schlacken theils eine Folge der chemischen Zusammensetzung, theils der Abkühlungsverhältnisse. Eine und dieselbe Schlacke kann vollständig verschiedene Färbung erhalten, je nachdem sie rasch abgekühlt wird und dabei glasige Structur erhält oder je nachdem sie bei verzögerter Abkühlung mit krystallinischer Bruchfläche erstarrt. So findet man nicht selten Schlacken mit grüner, glasig erstarrter Rinde und violettgrauem, krystallinischem Kern; oder violetter Kruste und weisslichgrauem Kern, u. s. f.; aber die chemische Zusammensetzung der Rinde ist die nämliche wie die des Kerns. Auch entstandene Krystalle besitzen nicht selten eine wesentlich andere Farbe als die Grundmasse, aus der sie entstanden.
Die Einflüsse, welche die verschiedenen Bestandtheile der Schlacke auf ihre Färbung ausüben, sind nur zum Theil bekannt.
Schlacken, welche frei sind von Eisen- und Manganoxyden, also nur aus Silikaten der Erden bestehen, haben durchgängig helle, weiss- liche Farben.
Ein Eisenoxydulgehalt ertheilt schon in geringen Mengen grün- liche Färbung, welche besonders in Bi- und Trisilikaten deutlich her- vortritt. Steigt der Eisengehalt, so wird die Schlacke schwarz.
Manche Schlacken zeigen auch schon bei geringem Eisenoxydul- gehalte schwarze Färbung; in diesem Falle pflegt Schwefel neben dem Eisen zugegen zu sein, und darf als wahrscheinliche Ursache der Färbung betrachtet werden.
Ein Manganoxydulgehalt neben Eisenoxydul ruft gelblichgrüne Farbentöne (gurkengrün, olivengrün) hervor, sofern kein Schwefel in erheblichen Mengen zugegen ist; sehr manganreiche Schlacken, im flüssigen Zustande der Luft ausgesetzt, laufen äusserlich schwarz an und überziehen sich mit einem irisirenden Häutchen.
Ein mässiger Mangangehalt neben wenig oder gar keinem Eisen- oxydul ruft in kieselsäurereicheren Schlacken bei Anwesenheit von Schwefel, soweit meine eigene Beobachtung reicht, blaue Farben- töne hervor. 1)
1) Dass möglicherweise die schöne blaue Farbe mancher Eisenhüttenschlacken (Hochofenschlacken) auch noch anderen Ursachen entstammen könne, soll nicht be-
Farbe.
Man benutzt dieses Verhalten wohl zur Darstellung des künstlichen Bimssteins, welcher als Schleifmittel für Holz benutzt wird. Auch hierbei wird vorhandenes Schwefelcalcium zersetzt, und derartige Bims- steinschlacken lassen oft noch nach vielen Jahren einen deutlich wahr- nehmbaren Geruch nach Schwefelwasserstoff erkennen.
Ein Eisenoxydulgehalt der Schlacke von wenigen Procenten hebt diese soeben beschriebene Eigenschaft auf.
5. Farbe.
Ausserordentlich mannigfaltig sind die Färbungen der in den Eisen- hütten dargestellten Schlacken. Zwischen dem fast reinen Porzellan- weiss bis zum Tiefschwarz sind fast alle Farbentöne in Blau, Grün, Violett, Roth u. s. w. vertreten. Selten. kommen rein gelbe Schlacken vor; deutlich rothe Schlacken finden sich mitunter, sind aber ebenfalls selten; am häufigsten sind grünliche und schwarze Schlacken.
Wie die Structur ist die Farbe der Schlacken theils eine Folge der chemischen Zusammensetzung, theils der Abkühlungsverhältnisse. Eine und dieselbe Schlacke kann vollständig verschiedene Färbung erhalten, je nachdem sie rasch abgekühlt wird und dabei glasige Structur erhält oder je nachdem sie bei verzögerter Abkühlung mit krystallinischer Bruchfläche erstarrt. So findet man nicht selten Schlacken mit grüner, glasig erstarrter Rinde und violettgrauem, krystallinischem Kern; oder violetter Kruste und weisslichgrauem Kern, u. s. f.; aber die chemische Zusammensetzung der Rinde ist die nämliche wie die des Kerns. Auch entstandene Krystalle besitzen nicht selten eine wesentlich andere Farbe als die Grundmasse, aus der sie entstanden.
Die Einflüsse, welche die verschiedenen Bestandtheile der Schlacke auf ihre Färbung ausüben, sind nur zum Theil bekannt.
Schlacken, welche frei sind von Eisen- und Manganoxyden, also nur aus Silikaten der Erden bestehen, haben durchgängig helle, weiss- liche Farben.
Ein Eisenoxydulgehalt ertheilt schon in geringen Mengen grün- liche Färbung, welche besonders in Bi- und Trisilikaten deutlich her- vortritt. Steigt der Eisengehalt, so wird die Schlacke schwarz.
Manche Schlacken zeigen auch schon bei geringem Eisenoxydul- gehalte schwarze Färbung; in diesem Falle pflegt Schwefel neben dem Eisen zugegen zu sein, und darf als wahrscheinliche Ursache der Färbung betrachtet werden.
Ein Manganoxydulgehalt neben Eisenoxydul ruft gelblichgrüne Farbentöne (gurkengrün, olivengrün) hervor, sofern kein Schwefel in erheblichen Mengen zugegen ist; sehr manganreiche Schlacken, im flüssigen Zustande der Luft ausgesetzt, laufen äusserlich schwarz an und überziehen sich mit einem irisirenden Häutchen.
Ein mässiger Mangangehalt neben wenig oder gar keinem Eisen- oxydul ruft in kieselsäurereicheren Schlacken bei Anwesenheit von Schwefel, soweit meine eigene Beobachtung reicht, blaue Farben- töne hervor. 1)
1) Dass möglicherweise die schöne blaue Farbe mancher Eisenhüttenschlacken (Hochofenschlacken) auch noch anderen Ursachen entstammen könne, soll nicht be-
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Farbe.
Man benutzt dieses Verhalten wohl zur Darstellung des künstlichen
Bimssteins, welcher als Schleifmittel für Holz benutzt wird. Auch
hierbei wird vorhandenes Schwefelcalcium zersetzt, und derartige Bims-
steinschlacken lassen oft noch nach vielen Jahren einen deutlich wahr-
nehmbaren Geruch nach Schwefelwasserstoff erkennen.
Ein Eisenoxydulgehalt der Schlacke von wenigen Procenten hebt
diese soeben beschriebene Eigenschaft auf.
5. Farbe.
Ausserordentlich mannigfaltig sind die Färbungen der in den Eisen-
hütten dargestellten Schlacken. Zwischen dem fast reinen Porzellan-
weiss bis zum Tiefschwarz sind fast alle Farbentöne in Blau, Grün,
Violett, Roth u. s. w. vertreten. Selten. kommen rein gelbe Schlacken
vor; deutlich rothe Schlacken finden sich mitunter, sind aber ebenfalls
selten; am häufigsten sind grünliche und schwarze Schlacken.
Wie die Structur ist die Farbe der Schlacken theils eine Folge der
chemischen Zusammensetzung, theils der Abkühlungsverhältnisse. Eine
und dieselbe Schlacke kann vollständig verschiedene Färbung erhalten,
je nachdem sie rasch abgekühlt wird und dabei glasige Structur erhält
oder je nachdem sie bei verzögerter Abkühlung mit krystallinischer
Bruchfläche erstarrt. So findet man nicht selten Schlacken mit grüner,
glasig erstarrter Rinde und violettgrauem, krystallinischem Kern; oder
violetter Kruste und weisslichgrauem Kern, u. s. f.; aber die chemische
Zusammensetzung der Rinde ist die nämliche wie die des Kerns. Auch
entstandene Krystalle besitzen nicht selten eine wesentlich andere Farbe
als die Grundmasse, aus der sie entstanden.
Die Einflüsse, welche die verschiedenen Bestandtheile der Schlacke
auf ihre Färbung ausüben, sind nur zum Theil bekannt.
Schlacken, welche frei sind von Eisen- und Manganoxyden, also nur
aus Silikaten der Erden bestehen, haben durchgängig helle, weiss-
liche Farben.
Ein Eisenoxydulgehalt ertheilt schon in geringen Mengen grün-
liche Färbung, welche besonders in Bi- und Trisilikaten deutlich her-
vortritt. Steigt der Eisengehalt, so wird die Schlacke schwarz.
Manche Schlacken zeigen auch schon bei geringem Eisenoxydul-
gehalte schwarze Färbung; in diesem Falle pflegt Schwefel neben dem
Eisen zugegen zu sein, und darf als wahrscheinliche Ursache der Färbung
betrachtet werden.
Ein Manganoxydulgehalt neben Eisenoxydul ruft gelblichgrüne
Farbentöne (gurkengrün, olivengrün) hervor, sofern kein Schwefel
in erheblichen Mengen zugegen ist; sehr manganreiche Schlacken,
im flüssigen Zustande der Luft ausgesetzt, laufen äusserlich schwarz an
und überziehen sich mit einem irisirenden Häutchen.
Ein mässiger Mangangehalt neben wenig oder gar keinem Eisen-
oxydul ruft in kieselsäurereicheren Schlacken bei Anwesenheit von
Schwefel, soweit meine eigene Beobachtung reicht, blaue Farben-
töne hervor. 1)
1) Dass möglicherweise die schöne blaue Farbe mancher Eisenhüttenschlacken
(Hochofenschlacken) auch noch anderen Ursachen entstammen könne, soll nicht be-
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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/195>, abgerufen am 04.12.2024.
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