Langsame Abkühlung verwandelt eine glasige Schlacke in eine steinige oder krystallinische.
Daher gewahrt man nicht selten auf der Bruchfläche grösserer erstarrter Schlackenklumpen verschiedene Structuren neben einander; äusserlich, wo rasche Abkühlung stattfand, glasige, im Innern krystal- linische.
Schlacken, welche auch bei rascher Abkühlung steinige Beschaffen- heit behalten, pflegen reich an Erden zu sein. Bei grossem Gehalte an Eisenoxyd entsteht eine derbe, dichte, mehr metall- als steinartige Bruchfläche.
Eigentliche, ausgebildete Krystalle entstehen nur bei allmählicher Abkühlung in den Drusenräumen, welche im Innern grösserer Schlacken- stücke sich bilden. Nicht alle Schlacken jedoch krystallisiren mit der- selben Leichtigkeit. Sehr kieselsäurereiche Schlacken z. B. liefern selten ausgebildete Krystalle, ein Umstand, der mit der leichten Entstehung ihrer glasigen Beschaffenheit und ihrem allmählicheren Uebergange aus einem Aggregatzustande in den andern in nahem Zusammenhange steht. Eisenoxydulreiche Schlacken krystallisiren dagegen leicht; schön aus- gebildete Krystalle finden sich auch in manchen zwischen Singulo- und Bisilikat stehenden Schlacken der Erden.
Dass dagegen häufig einzelne Bestandtheile der Schlacken sich im krystallisirten Zustande inmitten der nichtkrystallisirenden Grundmasse beim Erstarren ausscheiden und hier in Dünnschliffen mit Hilfe des Mikroskops deutlich erkennbar sind, wurde schon oben hervorgehoben.
Einzelne stark kalkerdereiche und thonerdearme Schlacken (Sub- silikate) zerfallen beim Erstarren oder -- bei etwas geringerem Kalk- gehalte -- einige Zeit nachher zu Pulver und würden demnach ihrer Structur nach als Pulverschlacken zu bezeichnen sein. Die Ursache dieses Verhaltens liegt in der Einwirkung der Feuchtigkeit und der Kohlensäure der atmosphärischen Luft. Wie beim Löschen und späteren Erhärten des gebrannten Kalkes entsteht zunächst Calciumhydroxyd, dann Carbonat. Die stark basische Beschaffenheit der Schlacken wie das starke Bestreben des Calciumoxyds (der Kalkerde), jene Verbindungen einzugehen, erklärt ausreichend diesen Vorgang. Enthält eine solche Schlacke Schwefelcalcium, so wird auch dieses unter dem Einflusse der Atmosphärilien zersetzt; Schwefelwasserstoff entweicht, Calciumsulfat wird gebildet und freier Schwefel ausgeschieden. 1)
Viele saigere Schlacken haben die Eigenschaft, beim Begiessen mit Wasser im flüssigen Zustande sich aufzublähen und vollständig poröse, bimssteinartige Structur anzunehmen (Bimssteinschlacken).
1) Man erklärt die Zersetzung folgendermaassen: Zunächst entsteht einestheils Calciumcarbonat neben Schwefelwasserstoff:
[Formel 1]
; anderntheils Calciumcarbonat neben unterschwefligsaurem Calcium:
[Formel 2]
; das gebildete unterschwefligsaure Calcium verwandelt sich unter Einwirkung des atmosphärischen Sauerstoffes in schwefelsaures Calcium (Calciumsulfat) und freien Schwefel:
[Formel 3]
;
Einiges über Schlacken.
Langsame Abkühlung verwandelt eine glasige Schlacke in eine steinige oder krystallinische.
Daher gewahrt man nicht selten auf der Bruchfläche grösserer erstarrter Schlackenklumpen verschiedene Structuren neben einander; äusserlich, wo rasche Abkühlung stattfand, glasige, im Innern krystal- linische.
Schlacken, welche auch bei rascher Abkühlung steinige Beschaffen- heit behalten, pflegen reich an Erden zu sein. Bei grossem Gehalte an Eisenoxyd entsteht eine derbe, dichte, mehr metall- als steinartige Bruchfläche.
Eigentliche, ausgebildete Krystalle entstehen nur bei allmählicher Abkühlung in den Drusenräumen, welche im Innern grösserer Schlacken- stücke sich bilden. Nicht alle Schlacken jedoch krystallisiren mit der- selben Leichtigkeit. Sehr kieselsäurereiche Schlacken z. B. liefern selten ausgebildete Krystalle, ein Umstand, der mit der leichten Entstehung ihrer glasigen Beschaffenheit und ihrem allmählicheren Uebergange aus einem Aggregatzustande in den andern in nahem Zusammenhange steht. Eisenoxydulreiche Schlacken krystallisiren dagegen leicht; schön aus- gebildete Krystalle finden sich auch in manchen zwischen Singulo- und Bisilikat stehenden Schlacken der Erden.
Dass dagegen häufig einzelne Bestandtheile der Schlacken sich im krystallisirten Zustande inmitten der nichtkrystallisirenden Grundmasse beim Erstarren ausscheiden und hier in Dünnschliffen mit Hilfe des Mikroskops deutlich erkennbar sind, wurde schon oben hervorgehoben.
Einzelne stark kalkerdereiche und thonerdearme Schlacken (Sub- silikate) zerfallen beim Erstarren oder — bei etwas geringerem Kalk- gehalte — einige Zeit nachher zu Pulver und würden demnach ihrer Structur nach als Pulverschlacken zu bezeichnen sein. Die Ursache dieses Verhaltens liegt in der Einwirkung der Feuchtigkeit und der Kohlensäure der atmosphärischen Luft. Wie beim Löschen und späteren Erhärten des gebrannten Kalkes entsteht zunächst Calciumhydroxyd, dann Carbonat. Die stark basische Beschaffenheit der Schlacken wie das starke Bestreben des Calciumoxyds (der Kalkerde), jene Verbindungen einzugehen, erklärt ausreichend diesen Vorgang. Enthält eine solche Schlacke Schwefelcalcium, so wird auch dieses unter dem Einflusse der Atmosphärilien zersetzt; Schwefelwasserstoff entweicht, Calciumsulfat wird gebildet und freier Schwefel ausgeschieden. 1)
Viele saigere Schlacken haben die Eigenschaft, beim Begiessen mit Wasser im flüssigen Zustande sich aufzublähen und vollständig poröse, bimssteinartige Structur anzunehmen (Bimssteinschlacken).
1) Man erklärt die Zersetzung folgendermaassen: Zunächst entsteht einestheils Calciumcarbonat neben Schwefelwasserstoff:
[Formel 1]
; anderntheils Calciumcarbonat neben unterschwefligsaurem Calcium:
[Formel 2]
; das gebildete unterschwefligsaure Calcium verwandelt sich unter Einwirkung des atmosphärischen Sauerstoffes in schwefelsaures Calcium (Calciumsulfat) und freien Schwefel:
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Einiges über Schlacken.
Langsame Abkühlung verwandelt eine glasige Schlacke
in eine steinige oder krystallinische.
Daher gewahrt man nicht selten auf der Bruchfläche grösserer
erstarrter Schlackenklumpen verschiedene Structuren neben einander;
äusserlich, wo rasche Abkühlung stattfand, glasige, im Innern krystal-
linische.
Schlacken, welche auch bei rascher Abkühlung steinige Beschaffen-
heit behalten, pflegen reich an Erden zu sein. Bei grossem Gehalte an
Eisenoxyd entsteht eine derbe, dichte, mehr metall- als steinartige
Bruchfläche.
Eigentliche, ausgebildete Krystalle entstehen nur bei allmählicher
Abkühlung in den Drusenräumen, welche im Innern grösserer Schlacken-
stücke sich bilden. Nicht alle Schlacken jedoch krystallisiren mit der-
selben Leichtigkeit. Sehr kieselsäurereiche Schlacken z. B. liefern selten
ausgebildete Krystalle, ein Umstand, der mit der leichten Entstehung
ihrer glasigen Beschaffenheit und ihrem allmählicheren Uebergange aus
einem Aggregatzustande in den andern in nahem Zusammenhange steht.
Eisenoxydulreiche Schlacken krystallisiren dagegen leicht; schön aus-
gebildete Krystalle finden sich auch in manchen zwischen Singulo- und
Bisilikat stehenden Schlacken der Erden.
Dass dagegen häufig einzelne Bestandtheile der Schlacken sich im
krystallisirten Zustande inmitten der nichtkrystallisirenden Grundmasse
beim Erstarren ausscheiden und hier in Dünnschliffen mit Hilfe des
Mikroskops deutlich erkennbar sind, wurde schon oben hervorgehoben.
Einzelne stark kalkerdereiche und thonerdearme Schlacken (Sub-
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Structur nach als Pulverschlacken zu bezeichnen sein. Die Ursache
dieses Verhaltens liegt in der Einwirkung der Feuchtigkeit und der
Kohlensäure der atmosphärischen Luft. Wie beim Löschen und späteren
Erhärten des gebrannten Kalkes entsteht zunächst Calciumhydroxyd,
dann Carbonat. Die stark basische Beschaffenheit der Schlacken wie
das starke Bestreben des Calciumoxyds (der Kalkerde), jene Verbindungen
einzugehen, erklärt ausreichend diesen Vorgang. Enthält eine solche
Schlacke Schwefelcalcium, so wird auch dieses unter dem Einflusse der
Atmosphärilien zersetzt; Schwefelwasserstoff entweicht, Calciumsulfat
wird gebildet und freier Schwefel ausgeschieden. 1)
Viele saigere Schlacken haben die Eigenschaft, beim Begiessen
mit Wasser im flüssigen Zustande sich aufzublähen und vollständig
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Calciumcarbonat neben Schwefelwasserstoff:
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anderntheils Calciumcarbonat neben unterschwefligsaurem Calcium:
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das gebildete unterschwefligsaure Calcium verwandelt sich unter Einwirkung des
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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/194>, abgerufen am 01.02.2025.
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