A. Feuerfeste Materialien mit Kieselsäure als Grundbestandtheil.
Quadersandstein, aus Quarzkörnchen mit thonigem Bindemittel bestehend, bildet ein geschätztes Zustellungsmaterial für Holzkohlen- hochöfen und andere Zwecke, wo der Stein nicht mit einer allzu basi- schen Schlacke (welche denselben durch Auflösung von Kieselsäure angreifen würde) in Berührung kommt. Zu vermeiden sind Steine mit sogenannten eisenschüssigen, durch ihre braune Farbe kenntlichen Stellen. Beim Einbauen der Steine ist Rücksicht darauf zu nehmen, dass die Lagerungsflächen (Spaltungsflächen) normal gegen das Ofen- innere gerichtet sind, weil sonst leicht ein Abspalten der Stücke beim Erhitzen eintritt.
Puddingstein, abgerundete, nuss- bis faustgrosse Concretionen, oder Gerölle von Feuerstein mit feuerstein- oder hornsteinartigem Bindemittel verkittet. Derselbe kommt vorwiegend in England und Belgien vor und wird dort als feuerfestes Material benutzt.
Kieselschiefer, ein schiefriges, im Wesentlichen aus Quarzkörnern bestehendes Gestein von weissgrauer Farbe. Ein als Ofenbaumaterial besonders geschätztes Vorkommniss desselben wird in der Gegend von Brieg in Schlesien gefunden und mit Vorliebe für den Bau von Herd- flammöfen, insbesondere der Decke derselben, verwendet.
Granit mit ca. 72 Proc. Kieselsäure, 16 Proc. Thonerde, daneben Eisen, Kalkerde, Magnesia und Alkalien enthaltend, ist mitunter, wenn auch selten, als feuerfestes Material benutzt worden.
Ganister, ein bei Sheffield unter den Steinkohlenschichten sowie in der Gegend von Düsseldorf vorkommendes Gestein mit 1--7 Proc. Thonerde und Eisenoxyd, übrigens aus feinen Quarzkörnern bestehend, wird vielfach als Material zum Auskleiden der Bessemerbirnen be- nutzt. Gewöhnlich wird er für diesen Zweck zerkleint, mit wenig Thon als Bindemittel vermengt, mit Wasser angefeuchtet und, wie oben erwähnt, durch Einstampfen verarbeitet.
Dinassteine. Diese aus Quarzkörnern künstlich hergestellten, ausserordentlich werthvollen Steine für alle Zwecke, wo eine sehr hohe Temperatur entwickelt wird, ohne dass chemische Einflüsse, insbesondere die Einwirkung basischer Körper, sich geltend machen können, ver- danken ihren Namen dem Umstande, dass das ursprünglich für ihre Anfertigung benutzte Material von dem Dinasfelsen im Thale von Neath in Glamorganshire stammt. Sie bestehen aus Quarzkörnern -- der eigentliche Dinasquarz enthält 97 Proc. Kieselsäure --, welche durch Mahlen des Quarzfelsens gewonnen, dann mit sehr wenig gebranntem Kalk (ca. 1 Proc.) und Wasser vermischt, zu Steinen geformt und ge- brannt werden.
B. Feuerfeste Materialien mit Thonerde als Grundbestandtheil.
Bauxit. Dieses, vorwiegend in Frankreich1) vorkommende Mineral enthält 50--65 Proc. Thonerde, 35--10 Proc. Eisenoxyd, daneben Kiesel-
1) Der Name stammt von dem Fundorte Baux bei Arles.
Die feuerfesten Materialien.
A. Feuerfeste Materialien mit Kieselsäure als Grundbestandtheil.
Quadersandstein, aus Quarzkörnchen mit thonigem Bindemittel bestehend, bildet ein geschätztes Zustellungsmaterial für Holzkohlen- hochöfen und andere Zwecke, wo der Stein nicht mit einer allzu basi- schen Schlacke (welche denselben durch Auflösung von Kieselsäure angreifen würde) in Berührung kommt. Zu vermeiden sind Steine mit sogenannten eisenschüssigen, durch ihre braune Farbe kenntlichen Stellen. Beim Einbauen der Steine ist Rücksicht darauf zu nehmen, dass die Lagerungsflächen (Spaltungsflächen) normal gegen das Ofen- innere gerichtet sind, weil sonst leicht ein Abspalten der Stücke beim Erhitzen eintritt.
Puddingstein, abgerundete, nuss- bis faustgrosse Concretionen, oder Gerölle von Feuerstein mit feuerstein- oder hornsteinartigem Bindemittel verkittet. Derselbe kommt vorwiegend in England und Belgien vor und wird dort als feuerfestes Material benutzt.
Kieselschiefer, ein schiefriges, im Wesentlichen aus Quarzkörnern bestehendes Gestein von weissgrauer Farbe. Ein als Ofenbaumaterial besonders geschätztes Vorkommniss desselben wird in der Gegend von Brieg in Schlesien gefunden und mit Vorliebe für den Bau von Herd- flammöfen, insbesondere der Decke derselben, verwendet.
Granit mit ca. 72 Proc. Kieselsäure, 16 Proc. Thonerde, daneben Eisen, Kalkerde, Magnesia und Alkalien enthaltend, ist mitunter, wenn auch selten, als feuerfestes Material benutzt worden.
Ganister, ein bei Sheffield unter den Steinkohlenschichten sowie in der Gegend von Düsseldorf vorkommendes Gestein mit 1—7 Proc. Thonerde und Eisenoxyd, übrigens aus feinen Quarzkörnern bestehend, wird vielfach als Material zum Auskleiden der Bessemerbirnen be- nutzt. Gewöhnlich wird er für diesen Zweck zerkleint, mit wenig Thon als Bindemittel vermengt, mit Wasser angefeuchtet und, wie oben erwähnt, durch Einstampfen verarbeitet.
Dinassteine. Diese aus Quarzkörnern künstlich hergestellten, ausserordentlich werthvollen Steine für alle Zwecke, wo eine sehr hohe Temperatur entwickelt wird, ohne dass chemische Einflüsse, insbesondere die Einwirkung basischer Körper, sich geltend machen können, ver- danken ihren Namen dem Umstande, dass das ursprünglich für ihre Anfertigung benutzte Material von dem Dinasfelsen im Thale von Neath in Glamorganshire stammt. Sie bestehen aus Quarzkörnern — der eigentliche Dinasquarz enthält 97 Proc. Kieselsäure —, welche durch Mahlen des Quarzfelsens gewonnen, dann mit sehr wenig gebranntem Kalk (ca. 1 Proc.) und Wasser vermischt, zu Steinen geformt und ge- brannt werden.
B. Feuerfeste Materialien mit Thonerde als Grundbestandtheil.
Bauxit. Dieses, vorwiegend in Frankreich1) vorkommende Mineral enthält 50—65 Proc. Thonerde, 35—10 Proc. Eisenoxyd, daneben Kiesel-
1) Der Name stammt von dem Fundorte Baux bei Arles.
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Die feuerfesten Materialien.
A. Feuerfeste Materialien mit Kieselsäure als Grundbestandtheil.
Quadersandstein, aus Quarzkörnchen mit thonigem Bindemittel
bestehend, bildet ein geschätztes Zustellungsmaterial für Holzkohlen-
hochöfen und andere Zwecke, wo der Stein nicht mit einer allzu basi-
schen Schlacke (welche denselben durch Auflösung von Kieselsäure
angreifen würde) in Berührung kommt. Zu vermeiden sind Steine mit
sogenannten eisenschüssigen, durch ihre braune Farbe kenntlichen
Stellen. Beim Einbauen der Steine ist Rücksicht darauf zu nehmen,
dass die Lagerungsflächen (Spaltungsflächen) normal gegen das Ofen-
innere gerichtet sind, weil sonst leicht ein Abspalten der Stücke beim
Erhitzen eintritt.
Puddingstein, abgerundete, nuss- bis faustgrosse Concretionen,
oder Gerölle von Feuerstein mit feuerstein- oder hornsteinartigem
Bindemittel verkittet. Derselbe kommt vorwiegend in England und
Belgien vor und wird dort als feuerfestes Material benutzt.
Kieselschiefer, ein schiefriges, im Wesentlichen aus Quarzkörnern
bestehendes Gestein von weissgrauer Farbe. Ein als Ofenbaumaterial
besonders geschätztes Vorkommniss desselben wird in der Gegend von
Brieg in Schlesien gefunden und mit Vorliebe für den Bau von Herd-
flammöfen, insbesondere der Decke derselben, verwendet.
Granit mit ca. 72 Proc. Kieselsäure, 16 Proc. Thonerde, daneben
Eisen, Kalkerde, Magnesia und Alkalien enthaltend, ist mitunter, wenn
auch selten, als feuerfestes Material benutzt worden.
Ganister, ein bei Sheffield unter den Steinkohlenschichten sowie
in der Gegend von Düsseldorf vorkommendes Gestein mit 1—7 Proc.
Thonerde und Eisenoxyd, übrigens aus feinen Quarzkörnern bestehend,
wird vielfach als Material zum Auskleiden der Bessemerbirnen be-
nutzt. Gewöhnlich wird er für diesen Zweck zerkleint, mit wenig
Thon als Bindemittel vermengt, mit Wasser angefeuchtet und, wie oben
erwähnt, durch Einstampfen verarbeitet.
Dinassteine. Diese aus Quarzkörnern künstlich hergestellten,
ausserordentlich werthvollen Steine für alle Zwecke, wo eine sehr hohe
Temperatur entwickelt wird, ohne dass chemische Einflüsse, insbesondere
die Einwirkung basischer Körper, sich geltend machen können, ver-
danken ihren Namen dem Umstande, dass das ursprünglich für ihre
Anfertigung benutzte Material von dem Dinasfelsen im Thale von Neath
in Glamorganshire stammt. Sie bestehen aus Quarzkörnern — der
eigentliche Dinasquarz enthält 97 Proc. Kieselsäure —, welche durch
Mahlen des Quarzfelsens gewonnen, dann mit sehr wenig gebranntem
Kalk (ca. 1 Proc.) und Wasser vermischt, zu Steinen geformt und ge-
brannt werden.
B. Feuerfeste Materialien mit Thonerde als Grundbestandtheil.
Bauxit. Dieses, vorwiegend in Frankreich 1) vorkommende Mineral
enthält 50—65 Proc. Thonerde, 35—10 Proc. Eisenoxyd, daneben Kiesel-
1) Der Name stammt von dem Fundorte Baux bei Arles.
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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/177>, abgerufen am 22.12.2024.
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