Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Oefen und feuerfesten Materialien.
der Esse. Durch Drehung der Haube um 90 Grad findet, wie leicht
zu ermessen ist, Umsteuerung statt. Der Rand der Haube taucht in
eine mit Wasser oder Theer gefüllte Rinne, wodurch vollständige Dich-
tung erzielt ist.

Die Ziegeln aus feuerfester Masse, welche den Inhalt der Regene-
ratoren bilden, werden in horizontalen, sich kreuzenden Lagen über
einander aufgestellt (Fig. 25). Gewöhnliche prismatische Chamotteziegel,

[Abbildung] Fig. 25.
welche auf die lange Kante gestellt wer-
den, lassen sich ganz gut dafür benutzen.
Der Zwischenraum zwischen zwei be-
nachbarten Ziegeln entspricht einer Ziegel-
stärke, so dass also der räumliche Inhalt
des Regenerators zur Hälfte mit Ziegeln
ausgefüllt ist, während die andere Hälfte
für den Durchzug der Gase bleibt. Häufig
stellt man, wie in der Abbildung, die
Ziegel so auf, dass sie in den über ein-
ander befindlichen Reihen gegen ein-
ander versetzt sind. Die Gase werden
dadurch gezwungen, in Krümmungen
aufzusteigen beziehentlich sich abwärts
zu bewegen, und ihr Weg wird dadurch
verlängert.

Die Wirkung der Regeneratoren ist
leicht verständlich. Wenn der Ofen angeheizt wird, treffen Luft und
Gas im kalten Zustande auf einander. Die Verbrennung geht schwieriger
von statten, die Verbrennungstemperatur ist verhältnissmässig niedrig,
der Herd wird ungenügend erhitzt, zumal da erst in den Regeneratoren
die Verbrennung vollendet wird. Von der abziehenden Wärme nehmen
die Regeneratoren einen beträchtlichen Theil auf; immerhin geht ihre
Erhitzung ziemlich langsam vorwärts, da das Gewicht der zu erhitzen-
den Steine wie auch ihre specifische Wärme (0.23 für höhere Tempera-
turen) nicht unbedeutend ist. In keinem Falle darf auch die Abküh-
lung der Gase so weit getrieben werden, dass die Temperatur derselben
bei ihrem Eintritte in die Esse weniger als 150 Grad C. beträgt, weil
sonst die Zugwirkung der Esse zu gering sein würde.

Nach einiger Zeit wird umgesteuert. Gas und Luft ziehen durch
die erwärmten Regeneratoren nach dem Herde, nehmen hierbei Wärme
auf und treffen demzufolge im erwärmten Zustande auf einander. Die
Verbrennung geht leichter von statten, die Flamme wird kürzer, heisser,
die Temperatur auf dem Herde steigt. Inzwischen werden die beiden
anderen Regeneratoren erhitzt; je mehr Wärme aber in den ersten
beiden bei einer gewissen Temperatur aufgespeichert war, je grösser also
das Gewicht der in ihnen enthaltenen, wärmeaufnehmenden Steine ist,
je länger es gewährt hatte, bis sie jene Temperatur angenommen hatten,
desto langsamer wird auch diese Temperatur sich wieder verringern,
während sie von Gas und Luft erhitzt werden. In jedem Falle wird aufs
Neue umgesteuert, sobald eine erhebliche Abnahme der Temperatur
eintritt. Die Regeneratoren nehmen frische Wärme auf und werden
jetzt stärker erhitzt als zuvor, da sie ohnehin schon eine beträchtliche

Die Oefen und feuerfesten Materialien.
der Esse. Durch Drehung der Haube um 90 Grad findet, wie leicht
zu ermessen ist, Umsteuerung statt. Der Rand der Haube taucht in
eine mit Wasser oder Theer gefüllte Rinne, wodurch vollständige Dich-
tung erzielt ist.

Die Ziegeln aus feuerfester Masse, welche den Inhalt der Regene-
ratoren bilden, werden in horizontalen, sich kreuzenden Lagen über
einander aufgestellt (Fig. 25). Gewöhnliche prismatische Chamotteziegel,

[Abbildung] Fig. 25.
welche auf die lange Kante gestellt wer-
den, lassen sich ganz gut dafür benutzen.
Der Zwischenraum zwischen zwei be-
nachbarten Ziegeln entspricht einer Ziegel-
stärke, so dass also der räumliche Inhalt
des Regenerators zur Hälfte mit Ziegeln
ausgefüllt ist, während die andere Hälfte
für den Durchzug der Gase bleibt. Häufig
stellt man, wie in der Abbildung, die
Ziegel so auf, dass sie in den über ein-
ander befindlichen Reihen gegen ein-
ander versetzt sind. Die Gase werden
dadurch gezwungen, in Krümmungen
aufzusteigen beziehentlich sich abwärts
zu bewegen, und ihr Weg wird dadurch
verlängert.

Die Wirkung der Regeneratoren ist
leicht verständlich. Wenn der Ofen angeheizt wird, treffen Luft und
Gas im kalten Zustande auf einander. Die Verbrennung geht schwieriger
von statten, die Verbrennungstemperatur ist verhältnissmässig niedrig,
der Herd wird ungenügend erhitzt, zumal da erst in den Regeneratoren
die Verbrennung vollendet wird. Von der abziehenden Wärme nehmen
die Regeneratoren einen beträchtlichen Theil auf; immerhin geht ihre
Erhitzung ziemlich langsam vorwärts, da das Gewicht der zu erhitzen-
den Steine wie auch ihre specifische Wärme (0.23 für höhere Tempera-
turen) nicht unbedeutend ist. In keinem Falle darf auch die Abküh-
lung der Gase so weit getrieben werden, dass die Temperatur derselben
bei ihrem Eintritte in die Esse weniger als 150 Grad C. beträgt, weil
sonst die Zugwirkung der Esse zu gering sein würde.

Nach einiger Zeit wird umgesteuert. Gas und Luft ziehen durch
die erwärmten Regeneratoren nach dem Herde, nehmen hierbei Wärme
auf und treffen demzufolge im erwärmten Zustande auf einander. Die
Verbrennung geht leichter von statten, die Flamme wird kürzer, heisser,
die Temperatur auf dem Herde steigt. Inzwischen werden die beiden
anderen Regeneratoren erhitzt; je mehr Wärme aber in den ersten
beiden bei einer gewissen Temperatur aufgespeichert war, je grösser also
das Gewicht der in ihnen enthaltenen, wärmeaufnehmenden Steine ist,
je länger es gewährt hatte, bis sie jene Temperatur angenommen hatten,
desto langsamer wird auch diese Temperatur sich wieder verringern,
während sie von Gas und Luft erhitzt werden. In jedem Falle wird aufs
Neue umgesteuert, sobald eine erhebliche Abnahme der Temperatur
eintritt. Die Regeneratoren nehmen frische Wärme auf und werden
jetzt stärker erhitzt als zuvor, da sie ohnehin schon eine beträchtliche

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0158" n="118"/><fw place="top" type="header">Die Oefen und feuerfesten Materialien.</fw><lb/>
der Esse. Durch Drehung der Haube um 90 Grad findet, wie leicht<lb/>
zu ermessen ist, Umsteuerung statt. Der Rand der Haube taucht in<lb/>
eine mit Wasser oder Theer gefüllte Rinne, wodurch vollständige Dich-<lb/>
tung erzielt ist.</p><lb/>
                <p>Die Ziegeln aus feuerfester Masse, welche den Inhalt der Regene-<lb/>
ratoren bilden, werden in horizontalen, sich kreuzenden Lagen über<lb/>
einander aufgestellt (Fig. 25). Gewöhnliche prismatische Chamotteziegel,<lb/><figure><head>Fig. 25.</head></figure><lb/>
welche auf die lange Kante gestellt wer-<lb/>
den, lassen sich ganz gut dafür benutzen.<lb/>
Der Zwischenraum zwischen zwei be-<lb/>
nachbarten Ziegeln entspricht einer Ziegel-<lb/>
stärke, so dass also der räumliche Inhalt<lb/>
des Regenerators zur Hälfte mit Ziegeln<lb/>
ausgefüllt ist, während die andere Hälfte<lb/>
für den Durchzug der Gase bleibt. Häufig<lb/>
stellt man, wie in der Abbildung, die<lb/>
Ziegel so auf, dass sie in den über ein-<lb/>
ander befindlichen Reihen gegen ein-<lb/>
ander versetzt sind. Die Gase werden<lb/>
dadurch gezwungen, in Krümmungen<lb/>
aufzusteigen beziehentlich sich abwärts<lb/>
zu bewegen, und ihr Weg wird dadurch<lb/>
verlängert.</p><lb/>
                <p>Die Wirkung der Regeneratoren ist<lb/>
leicht verständlich. Wenn der Ofen angeheizt wird, treffen Luft und<lb/>
Gas im kalten Zustande auf einander. Die Verbrennung geht schwieriger<lb/>
von statten, die Verbrennungstemperatur ist verhältnissmässig niedrig,<lb/>
der Herd wird ungenügend erhitzt, zumal da erst in den Regeneratoren<lb/>
die Verbrennung vollendet wird. Von der abziehenden Wärme nehmen<lb/>
die Regeneratoren einen beträchtlichen Theil auf; immerhin geht ihre<lb/>
Erhitzung ziemlich langsam vorwärts, da das Gewicht der zu erhitzen-<lb/>
den Steine wie auch ihre specifische Wärme (0.<hi rendition="#sub">23</hi> für höhere Tempera-<lb/>
turen) nicht unbedeutend ist. In keinem Falle darf auch die Abküh-<lb/>
lung der Gase so weit getrieben werden, dass die Temperatur derselben<lb/>
bei ihrem Eintritte in die Esse weniger als 150 Grad C. beträgt, weil<lb/>
sonst die Zugwirkung der Esse zu gering sein würde.</p><lb/>
                <p>Nach einiger Zeit wird umgesteuert. Gas und Luft ziehen durch<lb/>
die erwärmten Regeneratoren nach dem Herde, nehmen hierbei Wärme<lb/>
auf und treffen demzufolge im erwärmten Zustande auf einander. Die<lb/>
Verbrennung geht leichter von statten, die Flamme wird kürzer, heisser,<lb/>
die Temperatur auf dem Herde steigt. Inzwischen werden die beiden<lb/>
anderen Regeneratoren erhitzt; je mehr Wärme aber in den ersten<lb/>
beiden bei einer gewissen Temperatur aufgespeichert war, je grösser also<lb/>
das Gewicht der in ihnen enthaltenen, wärmeaufnehmenden Steine ist,<lb/>
je länger es gewährt hatte, bis sie jene Temperatur angenommen hatten,<lb/>
desto langsamer wird auch diese Temperatur sich wieder verringern,<lb/>
während sie von Gas und Luft erhitzt werden. In jedem Falle wird aufs<lb/>
Neue umgesteuert, sobald eine erhebliche Abnahme der Temperatur<lb/>
eintritt. Die Regeneratoren nehmen frische Wärme auf und werden<lb/>
jetzt stärker erhitzt als zuvor, da sie ohnehin schon eine beträchtliche<lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[118/0158] Die Oefen und feuerfesten Materialien. der Esse. Durch Drehung der Haube um 90 Grad findet, wie leicht zu ermessen ist, Umsteuerung statt. Der Rand der Haube taucht in eine mit Wasser oder Theer gefüllte Rinne, wodurch vollständige Dich- tung erzielt ist. Die Ziegeln aus feuerfester Masse, welche den Inhalt der Regene- ratoren bilden, werden in horizontalen, sich kreuzenden Lagen über einander aufgestellt (Fig. 25). Gewöhnliche prismatische Chamotteziegel, [Abbildung Fig. 25.] welche auf die lange Kante gestellt wer- den, lassen sich ganz gut dafür benutzen. Der Zwischenraum zwischen zwei be- nachbarten Ziegeln entspricht einer Ziegel- stärke, so dass also der räumliche Inhalt des Regenerators zur Hälfte mit Ziegeln ausgefüllt ist, während die andere Hälfte für den Durchzug der Gase bleibt. Häufig stellt man, wie in der Abbildung, die Ziegel so auf, dass sie in den über ein- ander befindlichen Reihen gegen ein- ander versetzt sind. Die Gase werden dadurch gezwungen, in Krümmungen aufzusteigen beziehentlich sich abwärts zu bewegen, und ihr Weg wird dadurch verlängert. Die Wirkung der Regeneratoren ist leicht verständlich. Wenn der Ofen angeheizt wird, treffen Luft und Gas im kalten Zustande auf einander. Die Verbrennung geht schwieriger von statten, die Verbrennungstemperatur ist verhältnissmässig niedrig, der Herd wird ungenügend erhitzt, zumal da erst in den Regeneratoren die Verbrennung vollendet wird. Von der abziehenden Wärme nehmen die Regeneratoren einen beträchtlichen Theil auf; immerhin geht ihre Erhitzung ziemlich langsam vorwärts, da das Gewicht der zu erhitzen- den Steine wie auch ihre specifische Wärme (0.23 für höhere Tempera- turen) nicht unbedeutend ist. In keinem Falle darf auch die Abküh- lung der Gase so weit getrieben werden, dass die Temperatur derselben bei ihrem Eintritte in die Esse weniger als 150 Grad C. beträgt, weil sonst die Zugwirkung der Esse zu gering sein würde. Nach einiger Zeit wird umgesteuert. Gas und Luft ziehen durch die erwärmten Regeneratoren nach dem Herde, nehmen hierbei Wärme auf und treffen demzufolge im erwärmten Zustande auf einander. Die Verbrennung geht leichter von statten, die Flamme wird kürzer, heisser, die Temperatur auf dem Herde steigt. Inzwischen werden die beiden anderen Regeneratoren erhitzt; je mehr Wärme aber in den ersten beiden bei einer gewissen Temperatur aufgespeichert war, je grösser also das Gewicht der in ihnen enthaltenen, wärmeaufnehmenden Steine ist, je länger es gewährt hatte, bis sie jene Temperatur angenommen hatten, desto langsamer wird auch diese Temperatur sich wieder verringern, während sie von Gas und Luft erhitzt werden. In jedem Falle wird aufs Neue umgesteuert, sobald eine erhebliche Abnahme der Temperatur eintritt. Die Regeneratoren nehmen frische Wärme auf und werden jetzt stärker erhitzt als zuvor, da sie ohnehin schon eine beträchtliche

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/158
Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/158>, abgerufen am 28.11.2024.