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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Die Weiterverarbeitung des schmiedbaren Eisens.
gehalt des Eisens hinarbeitete, dessen Einfluss auf die Dichtigkeit der
Flusseisenblöcke schon vielfach hervorgehoben wurde, desto entbehr-
licher wurde die Anwendung eines besonderen, für die vorausgehende
Verdichtung der Blöcke bestimmten Blockwalzwerkes. Solcherart ent-
wickelte sich als Folge jener Fortschritte eine noch einfachere Methode
der Schienendarstellung: Auswalzen der Blöcke in nur einer Hitze zu
der fertigen Schiene.

Man spart solcherart eine Erhitzung und die mit derselben ver-
knüpften Kosten; dieses Verfahren, welches seit Mitte des vorigen
Jahrzehnts nach und nach auf zahlreichen Eisenwerken eingeführt
wurde, dürfte daher in nicht ferner Zeit die älteren Methoden voll-
ständig verdrängen. Zur Ausübung desselben aber sind verschiedene
Bedingungen zu erfüllen.

Zunächst müssen, wie erwähnt, die Blöcke dicht gegossen sein;
also Regelung der chemischen Zusammensetzung des Flusseisens in
solcher Weise, dass dieses Ziel erreicht wird, und zugleich Herstellung
grösserer Blöcke für doppelte Schienenlänge. Mit einem Walzwerke
früherer Construction, ausgerüstet mit einer Dampfmaschine von viel-
leicht 250 Pferdestärken oder wenig darüber, würde jedoch das Aus-
walzen der Blöcke in einer Hitze und die Herstellung brauchbarer
Schienen nicht möglich sein. Es ist bekannt, wie erheblich die Tempe-
ratur, bei welcher das Eisen verarbeitet wird, dessen Eigenschaften
beeinflusst. Die Schiene muss, damit sie nicht beim Auswalzen spröde
werde und Spannungen bekomme, noch hellrothglühend die Walzen
verlassen; das Auswalzen muss also mit möglichst grosser Beschleuni-
gung von Statten gehen. Rasch laufende Triowalzwerke, deren Walzen
bei etwa 650 mm Durchmesser 100--120 Umdrehungen per Minute
machen, also eine Umfangsgeschwindigkeit von 3.3--4 m per Secunde
besitzen, sind erforderlich. Jedes Walzwerk enthält, wie gewöhnlich,
Vor- und Fertigwalzen und das Walzstück pflegt bei doppelter Schienen-
länge in 15 Stichen ausgewalzt zu werden. Die Abbildungen Fig. 300
und 301 können als Beispiel der Kalibrirung solcher Walzen dienen. 1)
Wie man sieht, sind Blindkaliber (vergl. S. 731) nur in den Fertigwalzen
angeordnet, während in den Vorwalzen, wo es auf eine symmetrische
Form der entstehenden Querschnitte nicht ankommt, die Kaliberhälfte
der Mittelwalze ebenso wohl in der Ober- als in der Unterwalze durch
eine zweite Hälfte ergänzt wird. Bei der Verzeichnung des Fertig-
kalibers (von welchem natürlich bei der Construction der übrigen
Kaliber ausgegangen werden muss) ist das Schwindmaass des Eisens
zuzugeben. Dasselbe beträgt in diesem Falle etwa 2 Proc.; in Rück-
sicht auf die bald eintretende Erweiterung des Kalibers jedoch pflegt
man sich mit einem etwas geringeren Maasse, gewöhnlich 1,7 Proc.,
zu begnügen, damit nicht das Kaliber allzu rasch unbrauchbar werde. 2)
Aus dem prismatischen Blocke entwickelt sich beim Hindurchgehen

1) Nach F. Braune. Vergl. dessen Abhandlung unter Literatur.
2) Selbstverständlich werden die ersten Schienen in dem zu engen Kaliber
etwas zu leicht ausfallen; der Umstand ist jedoch ohne grossen Belang, da von den
Eisenbahnverwaltungen eine Gewichtstoleranz von +/- 1.5 Proc. gewährt zu werden
pflegt.

Die Weiterverarbeitung des schmiedbaren Eisens.
gehalt des Eisens hinarbeitete, dessen Einfluss auf die Dichtigkeit der
Flusseisenblöcke schon vielfach hervorgehoben wurde, desto entbehr-
licher wurde die Anwendung eines besonderen, für die vorausgehende
Verdichtung der Blöcke bestimmten Blockwalzwerkes. Solcherart ent-
wickelte sich als Folge jener Fortschritte eine noch einfachere Methode
der Schienendarstellung: Auswalzen der Blöcke in nur einer Hitze zu
der fertigen Schiene.

Man spart solcherart eine Erhitzung und die mit derselben ver-
knüpften Kosten; dieses Verfahren, welches seit Mitte des vorigen
Jahrzehnts nach und nach auf zahlreichen Eisenwerken eingeführt
wurde, dürfte daher in nicht ferner Zeit die älteren Methoden voll-
ständig verdrängen. Zur Ausübung desselben aber sind verschiedene
Bedingungen zu erfüllen.

Zunächst müssen, wie erwähnt, die Blöcke dicht gegossen sein;
also Regelung der chemischen Zusammensetzung des Flusseisens in
solcher Weise, dass dieses Ziel erreicht wird, und zugleich Herstellung
grösserer Blöcke für doppelte Schienenlänge. Mit einem Walzwerke
früherer Construction, ausgerüstet mit einer Dampfmaschine von viel-
leicht 250 Pferdestärken oder wenig darüber, würde jedoch das Aus-
walzen der Blöcke in einer Hitze und die Herstellung brauchbarer
Schienen nicht möglich sein. Es ist bekannt, wie erheblich die Tempe-
ratur, bei welcher das Eisen verarbeitet wird, dessen Eigenschaften
beeinflusst. Die Schiene muss, damit sie nicht beim Auswalzen spröde
werde und Spannungen bekomme, noch hellrothglühend die Walzen
verlassen; das Auswalzen muss also mit möglichst grosser Beschleuni-
gung von Statten gehen. Rasch laufende Triowalzwerke, deren Walzen
bei etwa 650 mm Durchmesser 100—120 Umdrehungen per Minute
machen, also eine Umfangsgeschwindigkeit von 3.3—4 m per Secunde
besitzen, sind erforderlich. Jedes Walzwerk enthält, wie gewöhnlich,
Vor- und Fertigwalzen und das Walzstück pflegt bei doppelter Schienen-
länge in 15 Stichen ausgewalzt zu werden. Die Abbildungen Fig. 300
und 301 können als Beispiel der Kalibrirung solcher Walzen dienen. 1)
Wie man sieht, sind Blindkaliber (vergl. S. 731) nur in den Fertigwalzen
angeordnet, während in den Vorwalzen, wo es auf eine symmetrische
Form der entstehenden Querschnitte nicht ankommt, die Kaliberhälfte
der Mittelwalze ebenso wohl in der Ober- als in der Unterwalze durch
eine zweite Hälfte ergänzt wird. Bei der Verzeichnung des Fertig-
kalibers (von welchem natürlich bei der Construction der übrigen
Kaliber ausgegangen werden muss) ist das Schwindmaass des Eisens
zuzugeben. Dasselbe beträgt in diesem Falle etwa 2 Proc.; in Rück-
sicht auf die bald eintretende Erweiterung des Kalibers jedoch pflegt
man sich mit einem etwas geringeren Maasse, gewöhnlich 1,7 Proc.,
zu begnügen, damit nicht das Kaliber allzu rasch unbrauchbar werde. 2)
Aus dem prismatischen Blocke entwickelt sich beim Hindurchgehen

1) Nach F. Braune. Vergl. dessen Abhandlung unter Literatur.
2) Selbstverständlich werden die ersten Schienen in dem zu engen Kaliber
etwas zu leicht ausfallen; der Umstand ist jedoch ohne grossen Belang, da von den
Eisenbahnverwaltungen eine Gewichtstoleranz von ± 1.5 Proc. gewährt zu werden
pflegt.
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[992/1080] Die Weiterverarbeitung des schmiedbaren Eisens. gehalt des Eisens hinarbeitete, dessen Einfluss auf die Dichtigkeit der Flusseisenblöcke schon vielfach hervorgehoben wurde, desto entbehr- licher wurde die Anwendung eines besonderen, für die vorausgehende Verdichtung der Blöcke bestimmten Blockwalzwerkes. Solcherart ent- wickelte sich als Folge jener Fortschritte eine noch einfachere Methode der Schienendarstellung: Auswalzen der Blöcke in nur einer Hitze zu der fertigen Schiene. Man spart solcherart eine Erhitzung und die mit derselben ver- knüpften Kosten; dieses Verfahren, welches seit Mitte des vorigen Jahrzehnts nach und nach auf zahlreichen Eisenwerken eingeführt wurde, dürfte daher in nicht ferner Zeit die älteren Methoden voll- ständig verdrängen. Zur Ausübung desselben aber sind verschiedene Bedingungen zu erfüllen. Zunächst müssen, wie erwähnt, die Blöcke dicht gegossen sein; also Regelung der chemischen Zusammensetzung des Flusseisens in solcher Weise, dass dieses Ziel erreicht wird, und zugleich Herstellung grösserer Blöcke für doppelte Schienenlänge. Mit einem Walzwerke früherer Construction, ausgerüstet mit einer Dampfmaschine von viel- leicht 250 Pferdestärken oder wenig darüber, würde jedoch das Aus- walzen der Blöcke in einer Hitze und die Herstellung brauchbarer Schienen nicht möglich sein. Es ist bekannt, wie erheblich die Tempe- ratur, bei welcher das Eisen verarbeitet wird, dessen Eigenschaften beeinflusst. Die Schiene muss, damit sie nicht beim Auswalzen spröde werde und Spannungen bekomme, noch hellrothglühend die Walzen verlassen; das Auswalzen muss also mit möglichst grosser Beschleuni- gung von Statten gehen. Rasch laufende Triowalzwerke, deren Walzen bei etwa 650 mm Durchmesser 100—120 Umdrehungen per Minute machen, also eine Umfangsgeschwindigkeit von 3.3—4 m per Secunde besitzen, sind erforderlich. Jedes Walzwerk enthält, wie gewöhnlich, Vor- und Fertigwalzen und das Walzstück pflegt bei doppelter Schienen- länge in 15 Stichen ausgewalzt zu werden. Die Abbildungen Fig. 300 und 301 können als Beispiel der Kalibrirung solcher Walzen dienen. 1) Wie man sieht, sind Blindkaliber (vergl. S. 731) nur in den Fertigwalzen angeordnet, während in den Vorwalzen, wo es auf eine symmetrische Form der entstehenden Querschnitte nicht ankommt, die Kaliberhälfte der Mittelwalze ebenso wohl in der Ober- als in der Unterwalze durch eine zweite Hälfte ergänzt wird. Bei der Verzeichnung des Fertig- kalibers (von welchem natürlich bei der Construction der übrigen Kaliber ausgegangen werden muss) ist das Schwindmaass des Eisens zuzugeben. Dasselbe beträgt in diesem Falle etwa 2 Proc.; in Rück- sicht auf die bald eintretende Erweiterung des Kalibers jedoch pflegt man sich mit einem etwas geringeren Maasse, gewöhnlich 1,7 Proc., zu begnügen, damit nicht das Kaliber allzu rasch unbrauchbar werde. 2) Aus dem prismatischen Blocke entwickelt sich beim Hindurchgehen 1) Nach F. Braune. Vergl. dessen Abhandlung unter Literatur. 2) Selbstverständlich werden die ersten Schienen in dem zu engen Kaliber etwas zu leicht ausfallen; der Umstand ist jedoch ohne grossen Belang, da von den Eisenbahnverwaltungen eine Gewichtstoleranz von ± 1.5 Proc. gewährt zu werden pflegt.

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 992. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/1080>, abgerufen am 24.12.2024.