Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Brennstoffe.
Kanäle c1 c2 c4 zuströmt und innerhalb des Ofengemäuers bereits auf
eine hohe Temperatur vorgewärmt worden war. Die Verbrennungsgase
vertheilen sich nun in eine Anzahl senkrechter, abwärts ziehender
Kanäle, deren Fortsetzung durch die unter der Sohle der Kammer liegen-
den Horizontalkanäle e e ... gebildet ist, um dann an der andern Seite
der Kammer in eben solchen Kanälen emporzusteigen und sich in der
an der rechten Seite der Zunge z befindlichen Kammer wieder zu ver-
einigen. Von hier aus gelangen sie durch den Kanal g i, dessen Durch-
gangsöffnung mit Hilfe des wassergekühlten Schiebers h regulirbar ist,
in den für sämmtliche Kammern gemeinschaftlichen Essenkanal i1.

Durch die beschriebene Anordnung der Züge, welche die ganze
Kammer umziehen und nur die schmalen Zwischenwände zwischen sich
lassen, wird die Heizfläche eine sehr grosse und beziffert sich auf
80 Proc. der gesammten Oberfläche der Kammer.

Die fertigen Koks fallen in den Raum E, um hier abzukühlen
und dann durch die mit luftdicht schliessender Thür versehene Oeff-
nung F entfernt zu werden. Der Raum E ist rings von den Luft-
kanälen c1 c2 u. s. w. umgeben, um auf diese Weise kühl erhalten zu
werden, während die durch die erwähnten Kanäle hindurchstreichende
Luft, welche, wie schon erwähnt, zur Verbrennung der Destillations-
gase bestimmt ist, erhitzt wird.

Um jene für den ununterbrochenen Betrieb in der beschriebenen
Weise erforderliche langsame Fortbewegung der Kohle nach dem Füll-
raume E hin zu bewirken, ist jedoch eine mechanische Beschickungs-
vorrichtung erforderlich, welche bei B angeordnet ist. Die Kohlen,
welche den Fülltrichter n anfüllen, fallen durch die untere Oeffnung
desselben in den Ofen und werden nun entweder durch eine sich stetig
in derselben Richtung drehende Schraube oder, wie in der Abbildung,
durch einen abwechselnd vor- und rückwärts sich bewegenden Kolben
vorwärts geschoben, während am andern Ende die Koks unter dem
Drucke der Kohlenschicht in den Raum E hineinstürzen. Die Bewegung
jenes Mechanismus kann von Hand oder von einer Transmissionswelle
aus bewirkt werden; der durch denselben auf die Beschickung aus-
geübte Druck ist in jedem Falle beträchtlich und beziffert sich auf
mindestens 3750 kg.

Wenn jene, durch die reichliche Heizfläche bewirkte starke Er-
hitzung der Retorten die Verkokung sehr magerer Kohlen ermöglicht,
welche an und für sich schon dichte Koks zu liefern befähigt sind, so
wird durch den ausgeübten mechanischen Druck während des Verkokens
ihre Dichtigkeit noch in fernerem Grade erhöht.

Der nämliche Ofen lässt sich auch mit einer Einrichtung zur Ge-
winnung von Theer, Ammoniak u. s. w. verbinden. In diesem Falle
werden die Gase statt durch den Schlitz o durch ein im Scheitel oder in
der Seitenwand des Entleerungsraumes E angebrachtes Rohr nach dem
Hauptsammelrohre für sämmtliche Kammern und in diesem, wie bei
den Carvesöfen, nach dem Condensator geleitet, um von hier nach dem
Ofen zur Heizung desselben zurückgeführt zu werden. Eine Wieder-
entzündung der Gase durch irgend eine Feuerung, wie bei den Carves-
öfen, ist bei den Oefen mit ununterbrochenem Betriebe entbehrlich, da
bei der ununterbrochenen Verbrennung der Gase und der Vermeidung

Die Brennstoffe.
Kanäle c1 c2 c4 zuströmt und innerhalb des Ofengemäuers bereits auf
eine hohe Temperatur vorgewärmt worden war. Die Verbrennungsgase
vertheilen sich nun in eine Anzahl senkrechter, abwärts ziehender
Kanäle, deren Fortsetzung durch die unter der Sohle der Kammer liegen-
den Horizontalkanäle e e … gebildet ist, um dann an der andern Seite
der Kammer in eben solchen Kanälen emporzusteigen und sich in der
an der rechten Seite der Zunge z befindlichen Kammer wieder zu ver-
einigen. Von hier aus gelangen sie durch den Kanal g i, dessen Durch-
gangsöffnung mit Hilfe des wassergekühlten Schiebers h regulirbar ist,
in den für sämmtliche Kammern gemeinschaftlichen Essenkanal i1.

Durch die beschriebene Anordnung der Züge, welche die ganze
Kammer umziehen und nur die schmalen Zwischenwände zwischen sich
lassen, wird die Heizfläche eine sehr grosse und beziffert sich auf
80 Proc. der gesammten Oberfläche der Kammer.

Die fertigen Koks fallen in den Raum E, um hier abzukühlen
und dann durch die mit luftdicht schliessender Thür versehene Oeff-
nung F entfernt zu werden. Der Raum E ist rings von den Luft-
kanälen c1 c2 u. s. w. umgeben, um auf diese Weise kühl erhalten zu
werden, während die durch die erwähnten Kanäle hindurchstreichende
Luft, welche, wie schon erwähnt, zur Verbrennung der Destillations-
gase bestimmt ist, erhitzt wird.

Um jene für den ununterbrochenen Betrieb in der beschriebenen
Weise erforderliche langsame Fortbewegung der Kohle nach dem Füll-
raume E hin zu bewirken, ist jedoch eine mechanische Beschickungs-
vorrichtung erforderlich, welche bei B angeordnet ist. Die Kohlen,
welche den Fülltrichter n anfüllen, fallen durch die untere Oeffnung
desselben in den Ofen und werden nun entweder durch eine sich stetig
in derselben Richtung drehende Schraube oder, wie in der Abbildung,
durch einen abwechselnd vor- und rückwärts sich bewegenden Kolben
vorwärts geschoben, während am andern Ende die Koks unter dem
Drucke der Kohlenschicht in den Raum E hineinstürzen. Die Bewegung
jenes Mechanismus kann von Hand oder von einer Transmissionswelle
aus bewirkt werden; der durch denselben auf die Beschickung aus-
geübte Druck ist in jedem Falle beträchtlich und beziffert sich auf
mindestens 3750 kg.

Wenn jene, durch die reichliche Heizfläche bewirkte starke Er-
hitzung der Retorten die Verkokung sehr magerer Kohlen ermöglicht,
welche an und für sich schon dichte Koks zu liefern befähigt sind, so
wird durch den ausgeübten mechanischen Druck während des Verkokens
ihre Dichtigkeit noch in fernerem Grade erhöht.

Der nämliche Ofen lässt sich auch mit einer Einrichtung zur Ge-
winnung von Theer, Ammoniak u. s. w. verbinden. In diesem Falle
werden die Gase statt durch den Schlitz o durch ein im Scheitel oder in
der Seitenwand des Entleerungsraumes E angebrachtes Rohr nach dem
Hauptsammelrohre für sämmtliche Kammern und in diesem, wie bei
den Carvèsöfen, nach dem Condensator geleitet, um von hier nach dem
Ofen zur Heizung desselben zurückgeführt zu werden. Eine Wieder-
entzündung der Gase durch irgend eine Feuerung, wie bei den Carvès-
öfen, ist bei den Oefen mit ununterbrochenem Betriebe entbehrlich, da
bei der ununterbrochenen Verbrennung der Gase und der Vermeidung

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0108" n="80"/><fw place="top" type="header">Die Brennstoffe.</fw><lb/>
Kanäle <hi rendition="#i">c</hi><hi rendition="#sub">1</hi> <hi rendition="#i">c</hi><hi rendition="#sub">2</hi> <hi rendition="#i">c</hi><hi rendition="#sub">4</hi> zuströmt und innerhalb des Ofengemäuers bereits auf<lb/>
eine hohe Temperatur vorgewärmt worden war. Die Verbrennungsgase<lb/>
vertheilen sich nun in eine Anzahl senkrechter, abwärts ziehender<lb/>
Kanäle, deren Fortsetzung durch die unter der Sohle der Kammer liegen-<lb/>
den Horizontalkanäle <hi rendition="#i">e e</hi> &#x2026; gebildet ist, um dann an der andern Seite<lb/>
der Kammer in eben solchen Kanälen emporzusteigen und sich in der<lb/>
an der rechten Seite der Zunge <hi rendition="#i">z</hi> befindlichen Kammer wieder zu ver-<lb/>
einigen. Von hier aus gelangen sie durch den Kanal <hi rendition="#i">g i</hi>, dessen Durch-<lb/>
gangsöffnung mit Hilfe des wassergekühlten Schiebers <hi rendition="#i">h</hi> regulirbar ist,<lb/>
in den für sämmtliche Kammern gemeinschaftlichen Essenkanal <hi rendition="#i">i</hi><hi rendition="#sub">1</hi>.</p><lb/>
                <p>Durch die beschriebene Anordnung der Züge, welche die ganze<lb/>
Kammer umziehen und nur die schmalen Zwischenwände zwischen sich<lb/>
lassen, wird die Heizfläche eine sehr grosse und beziffert sich auf<lb/>
80 Proc. der gesammten Oberfläche der Kammer.</p><lb/>
                <p>Die fertigen Koks fallen in den Raum <hi rendition="#i">E</hi>, um hier abzukühlen<lb/>
und dann durch die mit luftdicht schliessender Thür versehene Oeff-<lb/>
nung <hi rendition="#i">F</hi> entfernt zu werden. Der Raum <hi rendition="#i">E</hi> ist rings von den Luft-<lb/>
kanälen <hi rendition="#i">c</hi><hi rendition="#sub">1</hi> <hi rendition="#i">c</hi><hi rendition="#sub">2</hi> u. s. w. umgeben, um auf diese Weise kühl erhalten zu<lb/>
werden, während die durch die erwähnten Kanäle hindurchstreichende<lb/>
Luft, welche, wie schon erwähnt, zur Verbrennung der Destillations-<lb/>
gase bestimmt ist, erhitzt wird.</p><lb/>
                <p>Um jene für den ununterbrochenen Betrieb in der beschriebenen<lb/>
Weise erforderliche langsame Fortbewegung der Kohle nach dem Füll-<lb/>
raume <hi rendition="#i">E</hi> hin zu bewirken, ist jedoch eine mechanische Beschickungs-<lb/>
vorrichtung erforderlich, welche bei <hi rendition="#i">B</hi> angeordnet ist. Die Kohlen,<lb/>
welche den Fülltrichter <hi rendition="#i">n</hi> anfüllen, fallen durch die untere Oeffnung<lb/>
desselben in den Ofen und werden nun entweder durch eine sich stetig<lb/>
in derselben Richtung drehende Schraube oder, wie in der Abbildung,<lb/>
durch einen abwechselnd vor- und rückwärts sich bewegenden Kolben<lb/>
vorwärts geschoben, während am andern Ende die Koks unter dem<lb/>
Drucke der Kohlenschicht in den Raum <hi rendition="#i">E</hi> hineinstürzen. Die Bewegung<lb/>
jenes Mechanismus kann von Hand oder von einer Transmissionswelle<lb/>
aus bewirkt werden; der durch denselben auf die Beschickung aus-<lb/>
geübte Druck ist in jedem Falle beträchtlich und beziffert sich auf<lb/>
mindestens 3750 kg.</p><lb/>
                <p>Wenn jene, durch die reichliche Heizfläche bewirkte starke Er-<lb/>
hitzung der Retorten die Verkokung sehr magerer Kohlen ermöglicht,<lb/>
welche an und für sich schon dichte Koks zu liefern befähigt sind, so<lb/>
wird durch den ausgeübten mechanischen Druck während des Verkokens<lb/>
ihre Dichtigkeit noch in fernerem Grade erhöht.</p><lb/>
                <p>Der nämliche Ofen lässt sich auch mit einer Einrichtung zur Ge-<lb/>
winnung von Theer, Ammoniak u. s. w. verbinden. In diesem Falle<lb/>
werden die Gase statt durch den Schlitz <hi rendition="#i">o</hi> durch ein im Scheitel oder in<lb/>
der Seitenwand des Entleerungsraumes <hi rendition="#i">E</hi> angebrachtes Rohr nach dem<lb/>
Hauptsammelrohre für sämmtliche Kammern und in diesem, wie bei<lb/>
den <hi rendition="#g">Carvèsö</hi>fen, nach dem Condensator geleitet, um von hier nach dem<lb/>
Ofen zur Heizung desselben zurückgeführt zu werden. Eine Wieder-<lb/>
entzündung der Gase durch irgend eine Feuerung, wie bei den <hi rendition="#g">Carvès</hi>-<lb/>
öfen, ist bei den Oefen mit ununterbrochenem Betriebe entbehrlich, da<lb/>
bei der ununterbrochenen Verbrennung der Gase und der Vermeidung<lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[80/0108] Die Brennstoffe. Kanäle c1 c2 c4 zuströmt und innerhalb des Ofengemäuers bereits auf eine hohe Temperatur vorgewärmt worden war. Die Verbrennungsgase vertheilen sich nun in eine Anzahl senkrechter, abwärts ziehender Kanäle, deren Fortsetzung durch die unter der Sohle der Kammer liegen- den Horizontalkanäle e e … gebildet ist, um dann an der andern Seite der Kammer in eben solchen Kanälen emporzusteigen und sich in der an der rechten Seite der Zunge z befindlichen Kammer wieder zu ver- einigen. Von hier aus gelangen sie durch den Kanal g i, dessen Durch- gangsöffnung mit Hilfe des wassergekühlten Schiebers h regulirbar ist, in den für sämmtliche Kammern gemeinschaftlichen Essenkanal i1. Durch die beschriebene Anordnung der Züge, welche die ganze Kammer umziehen und nur die schmalen Zwischenwände zwischen sich lassen, wird die Heizfläche eine sehr grosse und beziffert sich auf 80 Proc. der gesammten Oberfläche der Kammer. Die fertigen Koks fallen in den Raum E, um hier abzukühlen und dann durch die mit luftdicht schliessender Thür versehene Oeff- nung F entfernt zu werden. Der Raum E ist rings von den Luft- kanälen c1 c2 u. s. w. umgeben, um auf diese Weise kühl erhalten zu werden, während die durch die erwähnten Kanäle hindurchstreichende Luft, welche, wie schon erwähnt, zur Verbrennung der Destillations- gase bestimmt ist, erhitzt wird. Um jene für den ununterbrochenen Betrieb in der beschriebenen Weise erforderliche langsame Fortbewegung der Kohle nach dem Füll- raume E hin zu bewirken, ist jedoch eine mechanische Beschickungs- vorrichtung erforderlich, welche bei B angeordnet ist. Die Kohlen, welche den Fülltrichter n anfüllen, fallen durch die untere Oeffnung desselben in den Ofen und werden nun entweder durch eine sich stetig in derselben Richtung drehende Schraube oder, wie in der Abbildung, durch einen abwechselnd vor- und rückwärts sich bewegenden Kolben vorwärts geschoben, während am andern Ende die Koks unter dem Drucke der Kohlenschicht in den Raum E hineinstürzen. Die Bewegung jenes Mechanismus kann von Hand oder von einer Transmissionswelle aus bewirkt werden; der durch denselben auf die Beschickung aus- geübte Druck ist in jedem Falle beträchtlich und beziffert sich auf mindestens 3750 kg. Wenn jene, durch die reichliche Heizfläche bewirkte starke Er- hitzung der Retorten die Verkokung sehr magerer Kohlen ermöglicht, welche an und für sich schon dichte Koks zu liefern befähigt sind, so wird durch den ausgeübten mechanischen Druck während des Verkokens ihre Dichtigkeit noch in fernerem Grade erhöht. Der nämliche Ofen lässt sich auch mit einer Einrichtung zur Ge- winnung von Theer, Ammoniak u. s. w. verbinden. In diesem Falle werden die Gase statt durch den Schlitz o durch ein im Scheitel oder in der Seitenwand des Entleerungsraumes E angebrachtes Rohr nach dem Hauptsammelrohre für sämmtliche Kammern und in diesem, wie bei den Carvèsöfen, nach dem Condensator geleitet, um von hier nach dem Ofen zur Heizung desselben zurückgeführt zu werden. Eine Wieder- entzündung der Gase durch irgend eine Feuerung, wie bei den Carvès- öfen, ist bei den Oefen mit ununterbrochenem Betriebe entbehrlich, da bei der ununterbrochenen Verbrennung der Gase und der Vermeidung

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/108
Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/108>, abgerufen am 28.11.2024.