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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Die Weiterverarbeitung des schmiedbaren Eisens.
ungefähr 870 kg betragen. Für schwere Schienen, welche in dreifacher
Länge gewalzt werden, können Blöcke bis zu 1100 kg Gewicht erforder-
lich sein. Je schwerer aber die Blöcke sind, desto umfänglichere Vor-
richtungen sind zum Transportiren und Bewegen derselben beim Walzen
erforderlich.

Den Blöcken giebt man, wie gewöhnlich den Flusseisenblöcken,
die schon früher besprochene Form einer schlanken, abgestumpften,
vierseitigen Pyramide mit abgeschrägten oder abgerundeten Kanten.
Der Durchmesser der Blöcke mit bestimmtem Gewichte muss zwar von
der Grösse der vorhandenen Vorwalzen-Kaliber abhängig sein; immer-
hin kommt hierbei der schon früher besprochene Umstand in Betracht,
dass mit dem Durchmesser die Anzahl der erforderlichen Walzenstiche
zunimmt, während eine allzu bedeutende Länge die Erzielung dichter
Blöcke erschweren würde. Auch die Art der Verarbeitung -- ob mit
oder ohne Ausschmieden unter dem Hammer -- ist hierbei maass-
gebend. Gewöhnlich sind die Blöcke unten 230--320, oben 200 bis
300 mm stark.

In früherer Zeit, noch in der ersten Hälfte der siebenziger Jahre,
betrachtete man ziemlich allgemein eine dem Walzen vorausgehende
Verdichtung der Blöcke unter dem Dampfhammer als unerlässlich. Bei
diesem Verfahren werden die Blöcke gewöhnlich für nur eine Schienen-
länge in einer Stärke von ungefähr 350 mm am dicksten Ende ge-
gossen, erhitzt und unter einem Dampfhammer von 8--10 t Fall-
gewicht auf ungefähr 200 mm Stärke ausgeschmiedet. Dann lässt man sie
gewöhnlich erkalten, um die etwa entstandenen Risse besser erkennen
und mit dem Meissel ausarbeiten zu können, und giebt eine zweite Hitze,
in welcher nun der geschmiedete Block in 11--13 Stichen ausgewalzt
wird. Dieses Verfahren ist noch jetzt auf solchen Eisenwerken üblich,
wo die vorhandenen Einrichtungen das Verwalzen stärkerer Blöcke
nicht ermöglichen, wo also insbesondere Walzwerke mit schwachen
Walzendurchmessern, langsamem Gange und mit Walzenzugsmaschinen
von beschränkter Arbeitsleistung zur Verwendung stehen. Mitunter
werden noch Duowalzwerke, aus früherer Zeit überkommen, benutzt;
häufiger allerdings sind sie auch bei diesem Verfahren durch rascher
arbeitende Triowalzwerke ersetzt. Die Herstellungskosten der Schienen
bei diesem Verfahren sind jedoch wegen des erforderlichen Schmiedens
und der geringen Leistung des Walzwerkes hoch; mehr und mehr
wird dasselbe in der Jetztzeit durch billiger arbeitende Methoden ersetzt.

Zuerst auf amerikanischen Walzwerken ging man dazu über, das
Vorschmieden durch Vorwalzen der Blöcke behufs ihrer Verdichtung
zu ersetzen. Es sind also auch bei diesem Verfahren mindestens zwei
Erhitzungen erforderlich. Da die Handhabung der Blöcke beim Walzen
weniger beschwerlich als beim Schmieden ist, pflegt man dieselben in
grösseren Abmessungen -- zwei oder drei, mitunter bis zu sechs
Schienenlängen -- zu giessen und das Blockwalzwerk von vorn herein
für die Bearbeitung dieser schweren Blöcke einzurichten. Auf einzel-
nen amerikanischen Eisenwerken hat man für diesen Zweck jene oben
(S. 715) besprochenen Triowalzwerke mit verstellbaren Kalibern und
selbstthätigem Vorschub der Blöcke auf den Walztischen (S. 717) in
Benutzung; auf europäischen Walzwerken bedient man sich nicht selten

Die Weiterverarbeitung des schmiedbaren Eisens.
ungefähr 870 kg betragen. Für schwere Schienen, welche in dreifacher
Länge gewalzt werden, können Blöcke bis zu 1100 kg Gewicht erforder-
lich sein. Je schwerer aber die Blöcke sind, desto umfänglichere Vor-
richtungen sind zum Transportiren und Bewegen derselben beim Walzen
erforderlich.

Den Blöcken giebt man, wie gewöhnlich den Flusseisenblöcken,
die schon früher besprochene Form einer schlanken, abgestumpften,
vierseitigen Pyramide mit abgeschrägten oder abgerundeten Kanten.
Der Durchmesser der Blöcke mit bestimmtem Gewichte muss zwar von
der Grösse der vorhandenen Vorwalzen-Kaliber abhängig sein; immer-
hin kommt hierbei der schon früher besprochene Umstand in Betracht,
dass mit dem Durchmesser die Anzahl der erforderlichen Walzenstiche
zunimmt, während eine allzu bedeutende Länge die Erzielung dichter
Blöcke erschweren würde. Auch die Art der Verarbeitung — ob mit
oder ohne Ausschmieden unter dem Hammer — ist hierbei maass-
gebend. Gewöhnlich sind die Blöcke unten 230—320, oben 200 bis
300 mm stark.

In früherer Zeit, noch in der ersten Hälfte der siebenziger Jahre,
betrachtete man ziemlich allgemein eine dem Walzen vorausgehende
Verdichtung der Blöcke unter dem Dampfhammer als unerlässlich. Bei
diesem Verfahren werden die Blöcke gewöhnlich für nur eine Schienen-
länge in einer Stärke von ungefähr 350 mm am dicksten Ende ge-
gossen, erhitzt und unter einem Dampfhammer von 8—10 t Fall-
gewicht auf ungefähr 200 mm Stärke ausgeschmiedet. Dann lässt man sie
gewöhnlich erkalten, um die etwa entstandenen Risse besser erkennen
und mit dem Meissel ausarbeiten zu können, und giebt eine zweite Hitze,
in welcher nun der geschmiedete Block in 11—13 Stichen ausgewalzt
wird. Dieses Verfahren ist noch jetzt auf solchen Eisenwerken üblich,
wo die vorhandenen Einrichtungen das Verwalzen stärkerer Blöcke
nicht ermöglichen, wo also insbesondere Walzwerke mit schwachen
Walzendurchmessern, langsamem Gange und mit Walzenzugsmaschinen
von beschränkter Arbeitsleistung zur Verwendung stehen. Mitunter
werden noch Duowalzwerke, aus früherer Zeit überkommen, benutzt;
häufiger allerdings sind sie auch bei diesem Verfahren durch rascher
arbeitende Triowalzwerke ersetzt. Die Herstellungskosten der Schienen
bei diesem Verfahren sind jedoch wegen des erforderlichen Schmiedens
und der geringen Leistung des Walzwerkes hoch; mehr und mehr
wird dasselbe in der Jetztzeit durch billiger arbeitende Methoden ersetzt.

Zuerst auf amerikanischen Walzwerken ging man dazu über, das
Vorschmieden durch Vorwalzen der Blöcke behufs ihrer Verdichtung
zu ersetzen. Es sind also auch bei diesem Verfahren mindestens zwei
Erhitzungen erforderlich. Da die Handhabung der Blöcke beim Walzen
weniger beschwerlich als beim Schmieden ist, pflegt man dieselben in
grösseren Abmessungen — zwei oder drei, mitunter bis zu sechs
Schienenlängen — zu giessen und das Blockwalzwerk von vorn herein
für die Bearbeitung dieser schweren Blöcke einzurichten. Auf einzel-
nen amerikanischen Eisenwerken hat man für diesen Zweck jene oben
(S. 715) besprochenen Triowalzwerke mit verstellbaren Kalibern und
selbstthätigem Vorschub der Blöcke auf den Walztischen (S. 717) in
Benutzung; auf europäischen Walzwerken bedient man sich nicht selten

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[990/1078] Die Weiterverarbeitung des schmiedbaren Eisens. ungefähr 870 kg betragen. Für schwere Schienen, welche in dreifacher Länge gewalzt werden, können Blöcke bis zu 1100 kg Gewicht erforder- lich sein. Je schwerer aber die Blöcke sind, desto umfänglichere Vor- richtungen sind zum Transportiren und Bewegen derselben beim Walzen erforderlich. Den Blöcken giebt man, wie gewöhnlich den Flusseisenblöcken, die schon früher besprochene Form einer schlanken, abgestumpften, vierseitigen Pyramide mit abgeschrägten oder abgerundeten Kanten. Der Durchmesser der Blöcke mit bestimmtem Gewichte muss zwar von der Grösse der vorhandenen Vorwalzen-Kaliber abhängig sein; immer- hin kommt hierbei der schon früher besprochene Umstand in Betracht, dass mit dem Durchmesser die Anzahl der erforderlichen Walzenstiche zunimmt, während eine allzu bedeutende Länge die Erzielung dichter Blöcke erschweren würde. Auch die Art der Verarbeitung — ob mit oder ohne Ausschmieden unter dem Hammer — ist hierbei maass- gebend. Gewöhnlich sind die Blöcke unten 230—320, oben 200 bis 300 mm stark. In früherer Zeit, noch in der ersten Hälfte der siebenziger Jahre, betrachtete man ziemlich allgemein eine dem Walzen vorausgehende Verdichtung der Blöcke unter dem Dampfhammer als unerlässlich. Bei diesem Verfahren werden die Blöcke gewöhnlich für nur eine Schienen- länge in einer Stärke von ungefähr 350 mm am dicksten Ende ge- gossen, erhitzt und unter einem Dampfhammer von 8—10 t Fall- gewicht auf ungefähr 200 mm Stärke ausgeschmiedet. Dann lässt man sie gewöhnlich erkalten, um die etwa entstandenen Risse besser erkennen und mit dem Meissel ausarbeiten zu können, und giebt eine zweite Hitze, in welcher nun der geschmiedete Block in 11—13 Stichen ausgewalzt wird. Dieses Verfahren ist noch jetzt auf solchen Eisenwerken üblich, wo die vorhandenen Einrichtungen das Verwalzen stärkerer Blöcke nicht ermöglichen, wo also insbesondere Walzwerke mit schwachen Walzendurchmessern, langsamem Gange und mit Walzenzugsmaschinen von beschränkter Arbeitsleistung zur Verwendung stehen. Mitunter werden noch Duowalzwerke, aus früherer Zeit überkommen, benutzt; häufiger allerdings sind sie auch bei diesem Verfahren durch rascher arbeitende Triowalzwerke ersetzt. Die Herstellungskosten der Schienen bei diesem Verfahren sind jedoch wegen des erforderlichen Schmiedens und der geringen Leistung des Walzwerkes hoch; mehr und mehr wird dasselbe in der Jetztzeit durch billiger arbeitende Methoden ersetzt. Zuerst auf amerikanischen Walzwerken ging man dazu über, das Vorschmieden durch Vorwalzen der Blöcke behufs ihrer Verdichtung zu ersetzen. Es sind also auch bei diesem Verfahren mindestens zwei Erhitzungen erforderlich. Da die Handhabung der Blöcke beim Walzen weniger beschwerlich als beim Schmieden ist, pflegt man dieselben in grösseren Abmessungen — zwei oder drei, mitunter bis zu sechs Schienenlängen — zu giessen und das Blockwalzwerk von vorn herein für die Bearbeitung dieser schweren Blöcke einzurichten. Auf einzel- nen amerikanischen Eisenwerken hat man für diesen Zweck jene oben (S. 715) besprochenen Triowalzwerke mit verstellbaren Kalibern und selbstthätigem Vorschub der Blöcke auf den Walztischen (S. 717) in Benutzung; auf europäischen Walzwerken bedient man sich nicht selten

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 990. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/1078>, abgerufen am 23.12.2024.