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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Die Herstellung der Eisenbahnschienen.
Schienen einen Mangangehalt bis zu 1.1 Proc. geben, findet man in
gut bewährten amerikanischen Schienen mitunter weniger als 0.3 Proc.

In Rücksicht auf die erwähnten Einflüsse eines hohen Silicium-
gehaltes dagegen strebt man mitunter dahin, ein siliciumarmes Eisen
zu verwenden. Dudley1), welcher eine grosse Zahl Schienen der
Pennsylvaniabahn untersuchte, fand folgende durchschnittliche Zusam-
mensetzung der als gut bewährten Schienen:

Kohlenstoff     0.334 Proc.
Silicium     0.060 "
Phosphor     0.078 "
Mangan     0.491 "

und glaubt auf Grund dieser Untersuchungen als anzustrebendes Ziel
bei der Herstellung folgende Zusammensetzung vorschlagen zu müssen:

Kohlenstoff 0.25--0.35, durchschnittlich 0.30 Proc.
Silicium nicht über 0.04 Proc.
Phosphor " " 0.10 "
Mangan     0.30--0.40, durchschnittlich 0.35 Proc.

Eine derartige Schlussfolgerung ist zweifelhaft einseitig, weil sich
die Untersuchungen, auf welche sich dieselbe stützt, nur auf die
Schienen eines einzelnen Gebietes erstreckten.

Aber auch viele englische Eisenhüttenleute halten einen Silicium-
gehalt für nachtheilig. Eine auf verschiedenen englischen Eisen-
werken angewendete Vorschrift für die anzustrebende Zusammen-
setzung ist folgende: 2)

Kohlenstoff     0.30--0.45 Proc.
Silicium     0.06 "
Phosphor     0.06 "
Mangan     unbestimmt.

Diesen Vorschriften steht jedoch ein Umstand gegenüber, welcher
in sehr vielen Fällen die Erzielung eines höheren Siliciumgehaltes als
wünschenswerth erscheinen lassen dürfte; es ist dieses die schon ver-
schiedentlich berührte Thatsache, dass dichte Flusseisenblöcke weit
leichter aus einem Eisen erfolgen, dessen Siliciumgehalt einige Zehntel
Procente beträgt als aus einem solchen, dessen Zusammensetzung der
obigen Vorschrift entspricht. Eine gut haltbare Schiene aber lässt sich
mit Sicherheit nur aus einem dicht gegossenen Blocke walzen; bei
Verarbeitung eines undichten Blockes ist stets zu befürchten, dass
infolge unvollständigen Zusammenschweissens der undichten Stellen die
Schiene bei der Verarbeitung unganze Stellen, Längsrisse bekomme.
In jedem Falle muss der Kohlenstoffgehalt um so niedriger sein, je
höher der Siliciumgehalt ist; und hierbei kommt dann der fernere,
schon auf S. 247 besprochene Umstand in Betracht, dass der nach-
theilige Einfluss des anwesenden Phosphorgehaltes um so weniger be-
merkbar auftritt, je weniger Kohlenstoff neben dem Phosphor im Eisen
anwesend ist.

1) Vergl. Literatur.
2) Vergl. unter Literatur die Abhandlung von Snelus.
63*

Die Herstellung der Eisenbahnschienen.
Schienen einen Mangangehalt bis zu 1.1 Proc. geben, findet man in
gut bewährten amerikanischen Schienen mitunter weniger als 0.3 Proc.

In Rücksicht auf die erwähnten Einflüsse eines hohen Silicium-
gehaltes dagegen strebt man mitunter dahin, ein siliciumarmes Eisen
zu verwenden. Dudley1), welcher eine grosse Zahl Schienen der
Pennsylvaniabahn untersuchte, fand folgende durchschnittliche Zusam-
mensetzung der als gut bewährten Schienen:

Kohlenstoff     0.334 Proc.
Silicium     0.060 „
Phosphor     0.078 „
Mangan     0.491 „

und glaubt auf Grund dieser Untersuchungen als anzustrebendes Ziel
bei der Herstellung folgende Zusammensetzung vorschlagen zu müssen:

Kohlenstoff 0.25—0.35, durchschnittlich 0.30 Proc.
Silicium nicht über 0.04 Proc.
Phosphor „ „ 0.10 „
Mangan     0.30—0.40, durchschnittlich 0.35 Proc.

Eine derartige Schlussfolgerung ist zweifelhaft einseitig, weil sich
die Untersuchungen, auf welche sich dieselbe stützt, nur auf die
Schienen eines einzelnen Gebietes erstreckten.

Aber auch viele englische Eisenhüttenleute halten einen Silicium-
gehalt für nachtheilig. Eine auf verschiedenen englischen Eisen-
werken angewendete Vorschrift für die anzustrebende Zusammen-
setzung ist folgende: 2)

Kohlenstoff     0.30—0.45 Proc.
Silicium     0.06 „
Phosphor     0.06 „
Mangan     unbestimmt.

Diesen Vorschriften steht jedoch ein Umstand gegenüber, welcher
in sehr vielen Fällen die Erzielung eines höheren Siliciumgehaltes als
wünschenswerth erscheinen lassen dürfte; es ist dieses die schon ver-
schiedentlich berührte Thatsache, dass dichte Flusseisenblöcke weit
leichter aus einem Eisen erfolgen, dessen Siliciumgehalt einige Zehntel
Procente beträgt als aus einem solchen, dessen Zusammensetzung der
obigen Vorschrift entspricht. Eine gut haltbare Schiene aber lässt sich
mit Sicherheit nur aus einem dicht gegossenen Blocke walzen; bei
Verarbeitung eines undichten Blockes ist stets zu befürchten, dass
infolge unvollständigen Zusammenschweissens der undichten Stellen die
Schiene bei der Verarbeitung unganze Stellen, Längsrisse bekomme.
In jedem Falle muss der Kohlenstoffgehalt um so niedriger sein, je
höher der Siliciumgehalt ist; und hierbei kommt dann der fernere,
schon auf S. 247 besprochene Umstand in Betracht, dass der nach-
theilige Einfluss des anwesenden Phosphorgehaltes um so weniger be-
merkbar auftritt, je weniger Kohlenstoff neben dem Phosphor im Eisen
anwesend ist.

1) Vergl. Literatur.
2) Vergl. unter Literatur die Abhandlung von Snelus.
63*
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[987/1075] Die Herstellung der Eisenbahnschienen. Schienen einen Mangangehalt bis zu 1.1 Proc. geben, findet man in gut bewährten amerikanischen Schienen mitunter weniger als 0.3 Proc. In Rücksicht auf die erwähnten Einflüsse eines hohen Silicium- gehaltes dagegen strebt man mitunter dahin, ein siliciumarmes Eisen zu verwenden. Dudley 1), welcher eine grosse Zahl Schienen der Pennsylvaniabahn untersuchte, fand folgende durchschnittliche Zusam- mensetzung der als gut bewährten Schienen: Kohlenstoff 0.334 Proc. Silicium 0.060 „ Phosphor 0.078 „ Mangan 0.491 „ und glaubt auf Grund dieser Untersuchungen als anzustrebendes Ziel bei der Herstellung folgende Zusammensetzung vorschlagen zu müssen: Kohlenstoff 0.25—0.35, durchschnittlich 0.30 Proc. Silicium nicht über 0.04 Proc. Phosphor „ „ 0.10 „ Mangan 0.30—0.40, durchschnittlich 0.35 Proc. Eine derartige Schlussfolgerung ist zweifelhaft einseitig, weil sich die Untersuchungen, auf welche sich dieselbe stützt, nur auf die Schienen eines einzelnen Gebietes erstreckten. Aber auch viele englische Eisenhüttenleute halten einen Silicium- gehalt für nachtheilig. Eine auf verschiedenen englischen Eisen- werken angewendete Vorschrift für die anzustrebende Zusammen- setzung ist folgende: 2) Kohlenstoff 0.30—0.45 Proc. Silicium 0.06 „ Phosphor 0.06 „ Mangan unbestimmt. Diesen Vorschriften steht jedoch ein Umstand gegenüber, welcher in sehr vielen Fällen die Erzielung eines höheren Siliciumgehaltes als wünschenswerth erscheinen lassen dürfte; es ist dieses die schon ver- schiedentlich berührte Thatsache, dass dichte Flusseisenblöcke weit leichter aus einem Eisen erfolgen, dessen Siliciumgehalt einige Zehntel Procente beträgt als aus einem solchen, dessen Zusammensetzung der obigen Vorschrift entspricht. Eine gut haltbare Schiene aber lässt sich mit Sicherheit nur aus einem dicht gegossenen Blocke walzen; bei Verarbeitung eines undichten Blockes ist stets zu befürchten, dass infolge unvollständigen Zusammenschweissens der undichten Stellen die Schiene bei der Verarbeitung unganze Stellen, Längsrisse bekomme. In jedem Falle muss der Kohlenstoffgehalt um so niedriger sein, je höher der Siliciumgehalt ist; und hierbei kommt dann der fernere, schon auf S. 247 besprochene Umstand in Betracht, dass der nach- theilige Einfluss des anwesenden Phosphorgehaltes um so weniger be- merkbar auftritt, je weniger Kohlenstoff neben dem Phosphor im Eisen anwesend ist. 1) Vergl. Literatur. 2) Vergl. unter Literatur die Abhandlung von Snelus. 63*

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 987. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/1075>, abgerufen am 23.12.2024.