Selbstverständlich sind für die Walzarbeit schwere Kehrwalzwerke erforderlich.
Für die Herstellung jener oben erwähnten Compoundplatten fertigt man in der soeben beschriebenen Art und Weise zunächst eine Schweiss- eisenplatte von etwa 300 mm Stärke, 3 m Länge, 1.8 m Breite und verbindet dieselbe mit einer aus weichem Martinstahle mit 0.45 Proc. Kohlenstoff gewalzten 50 mm starken Platte, so dass zwischen beiden ein Raum von 125 mm Stärke frei bleibt. Die Skizze Fig. 291 zeigt
[Abbildung]
Fig. 291.
diese Art der Verbindung. a ist die Schweisseisenplatte, b die Deckplatte aus Martinstahl; zwischen beiden ist an den Längsseiten die Leiste c einge- schoben. Der Raum d dient nun zur Aufnahme des Flussstahles, welcher etwas härter ist als die Deckplatte und etwa 0.55 Proc. Kohlenstoff enthält. Man erhitzt die verschraubten Platten zur Hellrothgluth, stellt sie aufrecht in eine entsprechend vorbereitete Gussform und giesst nun den im Martinofen erzeugten Stahl hinein. Später wird die Platte im Walzwerke auf die vorgeschriebenen Ab- messungen ausgestreckt.
3. Die Verarbeitung des Flusseisens.
Allgemeines.
Da bei der Verarbeitung des Flusseisens jene Reinigung von Schlacke ausser Betracht kommt, welche bei der Verarbeitung des Schweisseisens so wesentlich den Verlauf der Arbeit bedingt, so ist das Verfahren im Grossen und Ganzen einfacher als in dem letzteren Falle. Es kommt im Wesentlichen nur darauf an, jene prismatischen Blöcke, welche die erste Form des gegossenen Flusseisens zu bilden pflegen, zu verdichten, d. h. die in ihnen enthaltenen Hohlräume durch Zu- sammenpressen zu entfernen, und bei dieser Arbeit zugleich ihnen eine für die spätere Benutzung geeignete Form zu geben.
Das bei der Verarbeitung des Schweisseisens gewöhnlich unum- gängliche Packetiren fällt demnach bei der Verarbeitung des Fluss- eisens weg. Es ist nicht nur entbehrlich, sondern es würde sogar durch die Bildung von Schweissstellen den Werth der fertigen Waare sehr wesentlich abmindern. Die Herstellung der letzteren geschieht aus dem vollen, ungeschweissten Blocke, dessen Grösse von vorn herein dem Gewichte des zu fertigenden Stückes angepasst werden kann; und in dieser Abwesenheit aller Schweissstellen liegt ja, wie schon früher bei verschiedenen Gelegenheiten erörtert worden ist, ein wesentlicher Vorzug des Flusseisens. 1)
1) Nur in solchen Ausnahmefällen wird Flusseisen packetirt und geschweisst, wenn es mit Schweisseisen in einem und demselben Stücke vereinigt werden soll. Dieser Fall kam bis gegen das Ende der siebenziger Jahre ziemlich häufig bei der Herstellung von Eisenbahnschienen vor, deren Fuss und Steg aus Schweisseisen gebildet wurde, während der Kopf aus Bessemerstahl bestand. Wie die fertige Schiene bestand das Packet theils aus Schweisseisen theils aus Flusseisen.
Die Weiterverarbeitung des schmiedbaren Eisens.
Selbstverständlich sind für die Walzarbeit schwere Kehrwalzwerke erforderlich.
Für die Herstellung jener oben erwähnten Compoundplatten fertigt man in der soeben beschriebenen Art und Weise zunächst eine Schweiss- eisenplatte von etwa 300 mm Stärke, 3 m Länge, 1.8 m Breite und verbindet dieselbe mit einer aus weichem Martinstahle mit 0.45 Proc. Kohlenstoff gewalzten 50 mm starken Platte, so dass zwischen beiden ein Raum von 125 mm Stärke frei bleibt. Die Skizze Fig. 291 zeigt
[Abbildung]
Fig. 291.
diese Art der Verbindung. a ist die Schweisseisenplatte, b die Deckplatte aus Martinstahl; zwischen beiden ist an den Längsseiten die Leiste c einge- schoben. Der Raum d dient nun zur Aufnahme des Flussstahles, welcher etwas härter ist als die Deckplatte und etwa 0.55 Proc. Kohlenstoff enthält. Man erhitzt die verschraubten Platten zur Hellrothgluth, stellt sie aufrecht in eine entsprechend vorbereitete Gussform und giesst nun den im Martinofen erzeugten Stahl hinein. Später wird die Platte im Walzwerke auf die vorgeschriebenen Ab- messungen ausgestreckt.
3. Die Verarbeitung des Flusseisens.
Allgemeines.
Da bei der Verarbeitung des Flusseisens jene Reinigung von Schlacke ausser Betracht kommt, welche bei der Verarbeitung des Schweisseisens so wesentlich den Verlauf der Arbeit bedingt, so ist das Verfahren im Grossen und Ganzen einfacher als in dem letzteren Falle. Es kommt im Wesentlichen nur darauf an, jene prismatischen Blöcke, welche die erste Form des gegossenen Flusseisens zu bilden pflegen, zu verdichten, d. h. die in ihnen enthaltenen Hohlräume durch Zu- sammenpressen zu entfernen, und bei dieser Arbeit zugleich ihnen eine für die spätere Benutzung geeignete Form zu geben.
Das bei der Verarbeitung des Schweisseisens gewöhnlich unum- gängliche Packetiren fällt demnach bei der Verarbeitung des Fluss- eisens weg. Es ist nicht nur entbehrlich, sondern es würde sogar durch die Bildung von Schweissstellen den Werth der fertigen Waare sehr wesentlich abmindern. Die Herstellung der letzteren geschieht aus dem vollen, ungeschweissten Blocke, dessen Grösse von vorn herein dem Gewichte des zu fertigenden Stückes angepasst werden kann; und in dieser Abwesenheit aller Schweissstellen liegt ja, wie schon früher bei verschiedenen Gelegenheiten erörtert worden ist, ein wesentlicher Vorzug des Flusseisens. 1)
1) Nur in solchen Ausnahmefällen wird Flusseisen packetirt und geschweisst, wenn es mit Schweisseisen in einem und demselben Stücke vereinigt werden soll. Dieser Fall kam bis gegen das Ende der siebenziger Jahre ziemlich häufig bei der Herstellung von Eisenbahnschienen vor, deren Fuss und Steg aus Schweisseisen gebildet wurde, während der Kopf aus Bessemerstahl bestand. Wie die fertige Schiene bestand das Packet theils aus Schweisseisen theils aus Flusseisen.
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Die Weiterverarbeitung des schmiedbaren Eisens.
Selbstverständlich sind für die Walzarbeit schwere Kehrwalzwerke
erforderlich.
Für die Herstellung jener oben erwähnten Compoundplatten fertigt
man in der soeben beschriebenen Art und Weise zunächst eine Schweiss-
eisenplatte von etwa 300 mm Stärke, 3 m Länge, 1.8 m Breite und
verbindet dieselbe mit einer aus weichem Martinstahle mit 0.45 Proc.
Kohlenstoff gewalzten 50 mm starken Platte, so dass zwischen beiden
ein Raum von 125 mm Stärke frei bleibt. Die Skizze Fig. 291 zeigt
[Abbildung Fig. 291.]
diese Art der Verbindung. a ist die
Schweisseisenplatte, b die Deckplatte
aus Martinstahl; zwischen beiden ist an
den Längsseiten die Leiste c einge-
schoben. Der Raum d dient nun zur
Aufnahme des Flussstahles, welcher
etwas härter ist als die Deckplatte und
etwa 0.55 Proc. Kohlenstoff enthält. Man erhitzt die verschraubten Platten
zur Hellrothgluth, stellt sie aufrecht in eine entsprechend vorbereitete
Gussform und giesst nun den im Martinofen erzeugten Stahl hinein.
Später wird die Platte im Walzwerke auf die vorgeschriebenen Ab-
messungen ausgestreckt.
3. Die Verarbeitung des Flusseisens.
Allgemeines.
Da bei der Verarbeitung des Flusseisens jene Reinigung von
Schlacke ausser Betracht kommt, welche bei der Verarbeitung des
Schweisseisens so wesentlich den Verlauf der Arbeit bedingt, so ist das
Verfahren im Grossen und Ganzen einfacher als in dem letzteren Falle.
Es kommt im Wesentlichen nur darauf an, jene prismatischen Blöcke,
welche die erste Form des gegossenen Flusseisens zu bilden pflegen,
zu verdichten, d. h. die in ihnen enthaltenen Hohlräume durch Zu-
sammenpressen zu entfernen, und bei dieser Arbeit zugleich ihnen eine
für die spätere Benutzung geeignete Form zu geben.
Das bei der Verarbeitung des Schweisseisens gewöhnlich unum-
gängliche Packetiren fällt demnach bei der Verarbeitung des Fluss-
eisens weg. Es ist nicht nur entbehrlich, sondern es würde sogar
durch die Bildung von Schweissstellen den Werth der fertigen Waare
sehr wesentlich abmindern. Die Herstellung der letzteren geschieht
aus dem vollen, ungeschweissten Blocke, dessen Grösse von vorn
herein dem Gewichte des zu fertigenden Stückes angepasst werden
kann; und in dieser Abwesenheit aller Schweissstellen liegt ja, wie
schon früher bei verschiedenen Gelegenheiten erörtert worden ist, ein
wesentlicher Vorzug des Flusseisens. 1)
1) Nur in solchen Ausnahmefällen wird Flusseisen packetirt und geschweisst,
wenn es mit Schweisseisen in einem und demselben Stücke vereinigt werden soll.
Dieser Fall kam bis gegen das Ende der siebenziger Jahre ziemlich häufig bei der
Herstellung von Eisenbahnschienen vor, deren Fuss und Steg aus Schweisseisen
gebildet wurde, während der Kopf aus Bessemerstahl bestand. Wie die fertige Schiene
bestand das Packet theils aus Schweisseisen theils aus Flusseisen.
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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 976. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/1064>, abgerufen am 21.11.2024.
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