duld getragen, alle Schulden meines Lebens nun in die Tiefe des Meers versenkt, um Christi meines Erlösers willen mich für gerecht, für dein Kind, für einen Erben des ewigen Lebens erklärt. Ey! der unaussprechlichen Liebe! Was bin ich, Herr, daß du mein gedenkst, daß du dich mein so herzlich annimmst, daß du dich durch deinen Sohn so ge- nau und zärtlich mit mir verbunden hast. Wie elend wäre ich ohne dich! wenn ich gleich den Un- gläubigen ohne sichere Hoffnung deiner Gnade mit bangen Zweifeln mich martern, oder durch die Lügen des Aberglaubens verführt, mit einer falschen Ruhe mein Gewissen einschläfern und betrügen müßte, ohne dich recht zu kennen, ohne mich durch das Versöhn- opfer meines göttlichen Mittlers zu trösten, ohne diesen Vorschmack des ewigen Lebens je zu empfin- den. Herr! Herr! ich bin zu gering aller Barm- herzigkeit, die du an mir Armen gethan hast. Jch will den Herrn loben allezeit, sein Lob soll immerdar in meinem Munde seyn. Da dieser Elende rief, hörete es der Herr und half ihm aus aller seiner Noth. Gnädig und barmherzig ist Gott, gedul- dig und von großer Güte und Treue. Ach vergieb nur mein Vater die Schwachheit, unter welcher ich dieß wichtige Geschäfte nun vollbracht habe; ersetze durch die Wirkungen deines heiligen Geistes den Mangel meiner Andacht; bringe selbst die hei- ligen Bewegungen der kindlichen Liebe, des Dan- kes, der Jnbrunst, der neuen Vorsätze zu allem Guten in mir hervor. O Herr Jesu Christe! mein Trost und mein Heil! du hast mich mit deinem Blute erkauft, ach laß es an mir nicht verlohren seyn; du hast dich nun mit mir auf ewig verlobet; gieb nicht zu, daß mein Fleisch und Blut oder die Reizungen der Welt mich ja von deiner Liebe und Gemeinschaft losreissen: bewahre mich als ein Glied an deinem
Lei-
F 3
duld getragen, alle Schulden meines Lebens nun in die Tiefe des Meers verſenkt, um Chriſti meines Erlöſers willen mich für gerecht, für dein Kind, für einen Erben des ewigen Lebens erklärt. Ey! der unausſprechlichen Liebe! Was bin ich, Herr, daß du mein gedenkſt, daß du dich mein ſo herzlich annimmſt, daß du dich durch deinen Sohn ſo ge- nau und zärtlich mit mir verbunden haſt. Wie elend wäre ich ohne dich! wenn ich gleich den Un- gläubigen ohne ſichere Hoffnung deiner Gnade mit bangen Zweifeln mich martern, oder durch die Lügen des Aberglaubens verführt, mit einer falſchen Ruhe mein Gewiſſen einſchläfern und betrügen müßte, ohne dich recht zu kennen, ohne mich durch das Verſöhn- opfer meines göttlichen Mittlers zu tröſten, ohne dieſen Vorſchmack des ewigen Lebens je zu empfin- den. Herr! Herr! ich bin zu gering aller Barm- herzigkeit, die du an mir Armen gethan haſt. Jch will den Herrn loben allezeit, ſein Lob ſoll immerdar in meinem Munde ſeyn. Da dieſer Elende rief, hörete es der Herr und half ihm aus aller ſeiner Noth. Gnädig und barmherzig iſt Gott, gedul- dig und von großer Güte und Treue. Ach vergieb nur mein Vater die Schwachheit, unter welcher ich dieß wichtige Geſchäfte nun vollbracht habe; erſetze durch die Wirkungen deines heiligen Geiſtes den Mangel meiner Andacht; bringe ſelbſt die hei- ligen Bewegungen der kindlichen Liebe, des Dan- kes, der Jnbrunſt, der neuen Vorſätze zu allem Guten in mir hervor. O Herr Jeſu Chriſte! mein Troſt und mein Heil! du haſt mich mit deinem Blute erkauft, ach laß es an mir nicht verlohren ſeyn; du haſt dich nun mit mir auf ewig verlobet; gieb nicht zu, daß mein Fleiſch und Blut oder die Reizungen der Welt mich ja von deiner Liebe und Gemeinſchaft losreiſſen: bewahre mich als ein Glied an deinem
Lei-
F 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0087"n="85"/>
duld getragen, alle Schulden meines Lebens nun<lb/>
in die Tiefe des Meers verſenkt, um Chriſti meines<lb/>
Erlöſers willen mich für gerecht, für dein Kind,<lb/>
für einen Erben des ewigen Lebens erklärt. Ey!<lb/>
der unausſprechlichen Liebe! Was bin ich, Herr,<lb/>
daß du mein gedenkſt, daß du dich mein ſo herzlich<lb/>
annimmſt, daß du dich durch deinen Sohn ſo ge-<lb/>
nau und zärtlich mit mir verbunden haſt. Wie<lb/>
elend wäre ich ohne dich! wenn ich gleich den Un-<lb/>
gläubigen ohne ſichere Hoffnung deiner Gnade mit<lb/>
bangen Zweifeln mich martern, oder durch die Lügen<lb/>
des Aberglaubens verführt, mit einer falſchen Ruhe<lb/>
mein Gewiſſen einſchläfern und betrügen müßte, ohne<lb/>
dich recht zu kennen, ohne mich durch das Verſöhn-<lb/>
opfer meines göttlichen Mittlers zu tröſten, ohne<lb/>
dieſen Vorſchmack des ewigen Lebens je zu empfin-<lb/>
den. Herr! Herr! ich bin zu gering aller Barm-<lb/>
herzigkeit, die du an mir Armen gethan haſt. Jch<lb/>
will den Herrn loben allezeit, ſein Lob ſoll immerdar<lb/>
in meinem Munde ſeyn. Da dieſer Elende rief,<lb/>
hörete es der Herr und half ihm aus aller ſeiner<lb/>
Noth. Gnädig und barmherzig iſt Gott, gedul-<lb/>
dig und von großer Güte und Treue. Ach vergieb<lb/>
nur mein Vater die Schwachheit, unter welcher<lb/>
ich dieß wichtige Geſchäfte nun vollbracht habe;<lb/>
erſetze durch die Wirkungen deines heiligen Geiſtes<lb/>
den Mangel meiner Andacht; bringe ſelbſt die hei-<lb/>
ligen Bewegungen der kindlichen Liebe, des Dan-<lb/>
kes, der Jnbrunſt, der neuen Vorſätze zu allem<lb/>
Guten in mir hervor. O Herr Jeſu Chriſte! mein<lb/>
Troſt und mein Heil! du haſt mich mit deinem Blute<lb/>
erkauft, ach laß es an mir nicht verlohren ſeyn; du<lb/>
haſt dich nun mit mir auf ewig verlobet; gieb nicht<lb/>
zu, daß mein Fleiſch und Blut oder die Reizungen<lb/>
der Welt mich ja von deiner Liebe und Gemeinſchaft<lb/>
losreiſſen: bewahre mich als ein Glied an deinem<lb/><fwplace="bottom"type="sig">F 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">Lei-</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[85/0087]
duld getragen, alle Schulden meines Lebens nun
in die Tiefe des Meers verſenkt, um Chriſti meines
Erlöſers willen mich für gerecht, für dein Kind,
für einen Erben des ewigen Lebens erklärt. Ey!
der unausſprechlichen Liebe! Was bin ich, Herr,
daß du mein gedenkſt, daß du dich mein ſo herzlich
annimmſt, daß du dich durch deinen Sohn ſo ge-
nau und zärtlich mit mir verbunden haſt. Wie
elend wäre ich ohne dich! wenn ich gleich den Un-
gläubigen ohne ſichere Hoffnung deiner Gnade mit
bangen Zweifeln mich martern, oder durch die Lügen
des Aberglaubens verführt, mit einer falſchen Ruhe
mein Gewiſſen einſchläfern und betrügen müßte, ohne
dich recht zu kennen, ohne mich durch das Verſöhn-
opfer meines göttlichen Mittlers zu tröſten, ohne
dieſen Vorſchmack des ewigen Lebens je zu empfin-
den. Herr! Herr! ich bin zu gering aller Barm-
herzigkeit, die du an mir Armen gethan haſt. Jch
will den Herrn loben allezeit, ſein Lob ſoll immerdar
in meinem Munde ſeyn. Da dieſer Elende rief,
hörete es der Herr und half ihm aus aller ſeiner
Noth. Gnädig und barmherzig iſt Gott, gedul-
dig und von großer Güte und Treue. Ach vergieb
nur mein Vater die Schwachheit, unter welcher
ich dieß wichtige Geſchäfte nun vollbracht habe;
erſetze durch die Wirkungen deines heiligen Geiſtes
den Mangel meiner Andacht; bringe ſelbſt die hei-
ligen Bewegungen der kindlichen Liebe, des Dan-
kes, der Jnbrunſt, der neuen Vorſätze zu allem
Guten in mir hervor. O Herr Jeſu Chriſte! mein
Troſt und mein Heil! du haſt mich mit deinem Blute
erkauft, ach laß es an mir nicht verlohren ſeyn; du
haſt dich nun mit mir auf ewig verlobet; gieb nicht
zu, daß mein Fleiſch und Blut oder die Reizungen
der Welt mich ja von deiner Liebe und Gemeinſchaft
losreiſſen: bewahre mich als ein Glied an deinem
Lei-
F 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Lavater, Johann Caspar: Sammlung einiger Gebete auf die wichtigsten Angelegenheiten des menschlichen Lebens. Leipzig, 1778, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_sammlung_1778/87>, abgerufen am 26.06.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.