Lavater, Johann Caspar: Sammlung einiger Gebete auf die wichtigsten Angelegenheiten des menschlichen Lebens. Leipzig, 1778.dir und mir gestellt hättest, der die Strafen, die nen
dir und mir geſtellt hätteſt, der die Strafen, die nen
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0079" n="77"/> dir und mir geſtellt hätteſt, der die Strafen, die<lb/> mich treffen ſollten, zu tragen übernommen, und<lb/> mich durch ſeinen Tod mit der ewigen Gerechtigkeit<lb/> verſöhnet hat. Nun denn der Unſchuldige ward ein<lb/> Fluch für mich. Nun darf ich vor der Strafe mich<lb/> nicht weiter fürchten: denn Gott hat alle Schuld<lb/> von meinem Haupte genommen. Es iſt nichts Ver-<lb/> dammliches mehr an denen, die in Chriſto Jeſu ſind.<lb/> Wer will die Auserwählten Gottes beſchuldigen?<lb/> Gott iſt hie, der gerecht macht. Wer will verdam-<lb/> men? Chriſtus iſt hie, der für mich geſtorben iſt,<lb/> der mich bey dem Vater itzt noch vertritt. Darum<lb/> erhebt meine Seele den Herrn, und mein Geiſt<lb/> freuet ſich Gottes meines Heilandes. Wie lieblich<lb/> ſind die Stimmen der Boten, die da Friede verkün-<lb/> digen! wie lieblich die Stimme meines göttlichen<lb/> Freundes: meinen Frieden laſſe ich; meinen Frieden<lb/> gebe ich euch: euer Herz erſchrecke nicht und fürchte<lb/> ſich nicht. Nein! nicht mehr erſchrecken: ich darf<lb/> nun mit voller Freudigkeit zu meinem Gott treten;<lb/> ich darf nun in Chriſti Namen alles, was gut mir<lb/> iſt, bitten: Fürchte dich nur nicht, (ſpricht der<lb/> Herr) ich bin mit dir; weiche nur nicht mehr, ich<lb/> bin dein Gott; ich ſtärke dich, ich helfe dir, ich er-<lb/> halte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit.<lb/> Friede, Friede ſey mit dir! ſpricht der Herr. Er-<lb/> fülle dieß dein Wort an meiner Seele, du Vater<lb/> aller Barmherzigkeit! Nimm alle Zweifel aus mir<lb/> hinweg, die meine Ruhe in dir ſtöhren und mich<lb/> deiner Hülfe unfähig machen könnten. Lehre mich<lb/> den Frieden, welchen du nun in mir wieder herge-<lb/> ſtellt haſt, höher ſchätzen, denn alles, was die Welt<lb/> in ſich hält; daß ich nicht durch neue vorſetzliche<lb/> Sünden mein Gewiſſen verwunde; daß ich in dir<lb/> bleibe, und du in mir; daß ich bey allen Kümmer-<lb/> niſſen dieſes Lebens doch in dir Friede, in dir mei-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">nen</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [77/0079]
dir und mir geſtellt hätteſt, der die Strafen, die
mich treffen ſollten, zu tragen übernommen, und
mich durch ſeinen Tod mit der ewigen Gerechtigkeit
verſöhnet hat. Nun denn der Unſchuldige ward ein
Fluch für mich. Nun darf ich vor der Strafe mich
nicht weiter fürchten: denn Gott hat alle Schuld
von meinem Haupte genommen. Es iſt nichts Ver-
dammliches mehr an denen, die in Chriſto Jeſu ſind.
Wer will die Auserwählten Gottes beſchuldigen?
Gott iſt hie, der gerecht macht. Wer will verdam-
men? Chriſtus iſt hie, der für mich geſtorben iſt,
der mich bey dem Vater itzt noch vertritt. Darum
erhebt meine Seele den Herrn, und mein Geiſt
freuet ſich Gottes meines Heilandes. Wie lieblich
ſind die Stimmen der Boten, die da Friede verkün-
digen! wie lieblich die Stimme meines göttlichen
Freundes: meinen Frieden laſſe ich; meinen Frieden
gebe ich euch: euer Herz erſchrecke nicht und fürchte
ſich nicht. Nein! nicht mehr erſchrecken: ich darf
nun mit voller Freudigkeit zu meinem Gott treten;
ich darf nun in Chriſti Namen alles, was gut mir
iſt, bitten: Fürchte dich nur nicht, (ſpricht der
Herr) ich bin mit dir; weiche nur nicht mehr, ich
bin dein Gott; ich ſtärke dich, ich helfe dir, ich er-
halte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit.
Friede, Friede ſey mit dir! ſpricht der Herr. Er-
fülle dieß dein Wort an meiner Seele, du Vater
aller Barmherzigkeit! Nimm alle Zweifel aus mir
hinweg, die meine Ruhe in dir ſtöhren und mich
deiner Hülfe unfähig machen könnten. Lehre mich
den Frieden, welchen du nun in mir wieder herge-
ſtellt haſt, höher ſchätzen, denn alles, was die Welt
in ſich hält; daß ich nicht durch neue vorſetzliche
Sünden mein Gewiſſen verwunde; daß ich in dir
bleibe, und du in mir; daß ich bey allen Kümmer-
niſſen dieſes Lebens doch in dir Friede, in dir mei-
nen
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