Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 4. Leipzig u. a., 1778.X. Abschnitt. VI. Fragment. Jch verbitte mir aufs ehrerbietigste die Zusendung aller Silhouetten und Zeichnungen, um sie zu beur- Und auch noch dieß. Wen es um des Werkes selbst willen gereuet hat, es gekauft zu haben; wer mit seinem Namen Allen, die mir auf irgend eine Weise zur Beförderung und Vervollkommnung meines Werkes behol- Aber auch euch danke ich, aufrichtige und unaufrichtige, witzelnde und gallichte, lachende und lächeln- Jch habe Fragmente geliefert, und konnte nichts mehr liefern. Wer einen Plan oder System, oder etwas vollständiges von mir fordert, weiß nicht, was er fordert; und
X. Abſchnitt. VI. Fragment. Jch verbitte mir aufs ehrerbietigſte die Zuſendung aller Silhouetten und Zeichnungen, um ſie zu beur- Und auch noch dieß. Wen es um des Werkes ſelbſt willen gereuet hat, es gekauft zu haben; wer mit ſeinem Namen Allen, die mir auf irgend eine Weiſe zur Befoͤrderung und Vervollkommnung meines Werkes behol- Aber auch euch danke ich, aufrichtige und unaufrichtige, witzelnde und gallichte, lachende und laͤcheln- Jch habe Fragmente geliefert, und konnte nichts mehr liefern. Wer einen Plan oder Syſtem, oder etwas vollſtaͤndiges von mir fordert, weiß nicht, was er fordert; und
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X. Abſchnitt. VI. Fragment.
Jch verbitte mir aufs ehrerbietigſte die Zuſendung aller Silhouetten und Zeichnungen, um ſie zu beur-
theilen. Jch gab mich nie fuͤr einen Beantworter aus — darum darf ich mir die Fragen verbitten. Auch lei-
det’s weder meine Muße, noch mein, fuͤr mich hinlaͤngliches, aber nicht fuͤr alle Briefporte zureichendes, Aus-
kommen.
Und auch noch dieß.
Wen es um des Werkes ſelbſt willen gereuet hat, es gekauft zu haben; wer mit ſeinem Namen
an mich ſchreibt — du haſt mich betrogen, und dein Werk war des Lichtes nicht werth — der ſende
ſein Exemplar an den Verleger, der ihm in meinem Namen den Werth zuruͤckerlegen wird.
Allen, die mir auf irgend eine Weiſe zur Befoͤrderung und Vervollkommnung meines Werkes behol-
fen geweſen, es ſey durch Einſendung von gebrauchten oder nicht gebrauchten Zeichnungen oder Silhouetten, oder
durch Darleihung, auch wohl Geſchenke von Buͤchern und Portraͤten, oder durch Auszuͤge, oder durch Privat-
Briefe, oder durch oͤffentliche Beurtheilungen — ſage ich hiemit den aufrichtigſten Dank — vor allen aber
dir Zimmermann, Anfaͤnger und Urheber dieſer Fragmente — Euch Geßner, Sturz, Herder, Wagler,
Merk, Nuͤſcheler, Lenz, Kaufmann, Fuͤeßli, Klockenbring, Sulzer — auch Jhnen beſonders Cho-
dowiecki, Pfenninger und Lips — und ſo manchen andern, deren Namen ich nicht nennen darf! Moͤchte
der Gebrauch, den ich von Eurer Huͤlfe gemacht habe, meinem Werke allen den Werth gegeben haben, der es
gegen alle Stuͤrme ſichern kann!
Aber auch euch danke ich, aufrichtige und unaufrichtige, witzelnde und gallichte, lachende und laͤcheln-
de Gegner der Phyſiognomik, die ihr mich geſpannt und geſpornt habt, mein moͤglichſtes zu thun, und einer
Beſtimmtheit nachzujagen, die uͤber alle Mißdeutungen erhaben waͤre! — Mehr Dank verdientet ihr, wenn
ihr, was ich ſo oft und ſo vergeblich wuͤnſchte, wo nicht Namen gegen Namen, doch Fakta gegen Fakta ge-
ſetzt haͤttet; wenn eure Bemuͤhungen weniger offenbar nur wider die Perſon des Phyſiognomikers, die euch nie
beleidigte, und zu vieljaͤhrigen Beleidigungen ſtille ſchwieg — und ſtille ſchweigen wird — wenn eure Bemuͤ-
hungen, ſage ich, weniger offenbar wider die euch unbekannte Perſon des Verfaſſers, und mehr gegen die
Phyſiognomik gerichtet geweſen waͤren!
Jch habe Fragmente geliefert, und konnte nichts mehr liefern.
Wer einen Plan oder Syſtem, oder etwas vollſtaͤndiges von mir fordert, weiß nicht, was er fordert;
weiß nicht, von wem er’s fordert, und verdiente wahrlich kein Wort Entſchuldigung auf ſeine Forderung.
Wie unendlich vergraben in Schutt und Wuſt iſt das wenige Wahre und Beſtimmte, das ſeit Jahrhunder-
ten bis auf dieſe Stunde druͤber geſchrieben worden! Wie unermeßlich viel iſt’s, was zu ſuchen und zu finden
und
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