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Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 4. Leipzig u. a., 1778.

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IX. Abschnitt. III. Fragment.
Wie viel stumpfer, gerundeter der obere Theil des Profils in 2? Wie schwach der untere Theil durch
die Gedehntheit des Kinns! Das Auge, wie schwankenden Umrisses! Wie kleinlich das obere, wie
nichts das untere Augenlied. Etwas trutzig stolz mißvergnügtes hat der Mund von 3. Noch et-
was mehr Seele 4. Jn der Nase 3. ist viel Festigkeit und beynahe Größe. Nur 1. kann von
Christus Worten einige gesprochen haben. Nicht ein einziges 2. 3. 4. aber auch nur einige wenige
1. Z. E. Gieb dem, der dich bittet! und -- du bist nicht fern vom Reiche Gottes. Wäre
das Auge kecker, frischer gezeichnet, wie es die Entfernung vom schönen Profil der Nase erfordert --
so könnte dieß Gesicht vielleicht auch noch gesagt haben -- Wer an mich glaubet, der hat das
ewige Leben.

Hier die Silhouette vom Urbilde. Die Stirn ist zu gerade, der Augenknochen zu hart,
die Nase unten zu breit, zu weich der Mund -- und die Stellung zu zaghaft.

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G. Ein

IX. Abſchnitt. III. Fragment.
Wie viel ſtumpfer, gerundeter der obere Theil des Profils in 2? Wie ſchwach der untere Theil durch
die Gedehntheit des Kinns! Das Auge, wie ſchwankenden Umriſſes! Wie kleinlich das obere, wie
nichts das untere Augenlied. Etwas trutzig ſtolz mißvergnuͤgtes hat der Mund von 3. Noch et-
was mehr Seele 4. Jn der Naſe 3. iſt viel Feſtigkeit und beynahe Groͤße. Nur 1. kann von
Chriſtus Worten einige geſprochen haben. Nicht ein einziges 2. 3. 4. aber auch nur einige wenige
1. Z. E. Gieb dem, der dich bittet! und — du biſt nicht fern vom Reiche Gottes. Waͤre
das Auge kecker, friſcher gezeichnet, wie es die Entfernung vom ſchoͤnen Profil der Naſe erfordert —
ſo koͤnnte dieß Geſicht vielleicht auch noch geſagt haben — Wer an mich glaubet, der hat das
ewige Leben.

Hier die Silhouette vom Urbilde. Die Stirn iſt zu gerade, der Augenknochen zu hart,
die Naſe unten zu breit, zu weich der Mund — und die Stellung zu zaghaft.

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G. Ein
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[444/0574] IX. Abſchnitt. III. Fragment. Wie viel ſtumpfer, gerundeter der obere Theil des Profils in 2? Wie ſchwach der untere Theil durch die Gedehntheit des Kinns! Das Auge, wie ſchwankenden Umriſſes! Wie kleinlich das obere, wie nichts das untere Augenlied. Etwas trutzig ſtolz mißvergnuͤgtes hat der Mund von 3. Noch et- was mehr Seele 4. Jn der Naſe 3. iſt viel Feſtigkeit und beynahe Groͤße. Nur 1. kann von Chriſtus Worten einige geſprochen haben. Nicht ein einziges 2. 3. 4. aber auch nur einige wenige 1. Z. E. Gieb dem, der dich bittet! und — du biſt nicht fern vom Reiche Gottes. Waͤre das Auge kecker, friſcher gezeichnet, wie es die Entfernung vom ſchoͤnen Profil der Naſe erfordert — ſo koͤnnte dieß Geſicht vielleicht auch noch geſagt haben — Wer an mich glaubet, der hat das ewige Leben. Hier die Silhouette vom Urbilde. Die Stirn iſt zu gerade, der Augenknochen zu hart, die Naſe unten zu breit, zu weich der Mund — und die Stellung zu zaghaft. [Abbildung] G. Ein

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Zitationshilfe: Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 4. Leipzig u. a., 1778, S. 444. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente04_1778/574>, abgerufen am 28.11.2024.