Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 4. Leipzig u. a., 1778.

Bild:
<< vorherige Seite
Christusbilder.
E. Christus nach Chodowiecki.
Des IV Ban-
des LVI. Ta-
fel. Nach Cho-
dowiecki. E.

Viel Adel -- aber nicht viel Kraft. Stirn und Nase -- (den untersten Theil und das
Nasenloch ausgenommen) still und groß. Das Auge fein und treu -- aber schwach.
Die Augenbraune ruhig, aber keiner großen Thaten fähig. Der Uebergang von der
Nase zum Munde so gemein bürgerlich und kalt wie möglich. Jm Munde Zartheit und Geschmack.
Das Kinn ist unbestimmt und kraftlos. Das Ohr schön -- aber nicht männlich genug. Der Um-
riß des Ober- und Hinterhauptes vortrefflich. Die Stellung und der Blick -- eines unthätig neu-
gierig, jedoch mit Ueberlegung hinaus blickenden.

Diesen Charakter hat auch, nur etwas mehr männliche Kraft, der nachstehende Umriß 1.
Das kindisch kleinlichte von der Nasenspitze zum Munde ist ärgerlich. 2. hingegen ist männlicher
und hat mehr ruhige Einfalt.

[Abbildung]
F. Vier Karrikaturumrisse von Christusgesichtern.
Des IV Ban-
des LVII.
Tafel. 4. Um-
risse von
Christus.

Vier Karrikaturen nach einem irrdenen Brustbilde, das ungleich mehr Größe und Wür-
de hat -- so unerträglich mir einige Partheyen desselben sind. Jn allen -- ist der Ju-
daismus sichtbar. Am meisten in 2. und 3. Am wenigsten in 1. Alle zu kurz, zu sehr
zusammengedrückt. 1. weitaus das edelste von allen. -- Jn allem das edelste -- die
merklich zu kurze Nasenspitze ausgenommen. Jn 1. allein noch etwas von ruhig gütiger Heiterkeit.

Wie
K k k 2
Chriſtusbilder.
E. Chriſtus nach Chodowiecki.
Des IV Ban-
des LVI. Ta-
fel. Nach Cho-
dowiecki. E.

Viel Adel — aber nicht viel Kraft. Stirn und Naſe — (den unterſten Theil und das
Naſenloch ausgenommen) ſtill und groß. Das Auge fein und treu — aber ſchwach.
Die Augenbraune ruhig, aber keiner großen Thaten faͤhig. Der Uebergang von der
Naſe zum Munde ſo gemein buͤrgerlich und kalt wie moͤglich. Jm Munde Zartheit und Geſchmack.
Das Kinn iſt unbeſtimmt und kraftlos. Das Ohr ſchoͤn — aber nicht maͤnnlich genug. Der Um-
riß des Ober- und Hinterhauptes vortrefflich. Die Stellung und der Blick — eines unthaͤtig neu-
gierig, jedoch mit Ueberlegung hinaus blickenden.

Dieſen Charakter hat auch, nur etwas mehr maͤnnliche Kraft, der nachſtehende Umriß 1.
Das kindiſch kleinlichte von der Naſenſpitze zum Munde iſt aͤrgerlich. 2. hingegen iſt maͤnnlicher
und hat mehr ruhige Einfalt.

[Abbildung]
F. Vier Karrikaturumriſſe von Chriſtusgeſichtern.
Des IV Ban-
des LVII.
Tafel. 4. Um-
riſſe von
Chriſtus.

Vier Karrikaturen nach einem irrdenen Bruſtbilde, das ungleich mehr Groͤße und Wuͤr-
de hat — ſo unertraͤglich mir einige Partheyen deſſelben ſind. Jn allen — iſt der Ju-
daismus ſichtbar. Am meiſten in 2. und 3. Am wenigſten in 1. Alle zu kurz, zu ſehr
zuſammengedruͤckt. 1. weitaus das edelſte von allen. — Jn allem das edelſte — die
merklich zu kurze Naſenſpitze ausgenommen. Jn 1. allein noch etwas von ruhig guͤtiger Heiterkeit.

Wie
K k k 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0573" n="443"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Chri&#x017F;tusbilder.</hi> </hi> </fw><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">E.</hi> Chri&#x017F;tus nach Chodowiecki.</hi> </head><lb/>
              <note place="left">Des <hi rendition="#aq">IV</hi> Ban-<lb/>
des <hi rendition="#aq">LVI.</hi> Ta-<lb/>
fel. Nach Cho-<lb/>
dowiecki. <hi rendition="#aq">E.</hi></note>
              <p><hi rendition="#in">V</hi>iel Adel &#x2014; aber nicht viel Kraft. Stirn und Na&#x017F;e &#x2014; (den unter&#x017F;ten Theil und das<lb/>
Na&#x017F;enloch ausgenommen) &#x017F;till und groß. Das Auge fein und treu &#x2014; aber &#x017F;chwach.<lb/>
Die Augenbraune ruhig, aber keiner großen Thaten fa&#x0364;hig. Der Uebergang von der<lb/>
Na&#x017F;e zum Munde &#x017F;o gemein bu&#x0364;rgerlich und kalt wie mo&#x0364;glich. Jm Munde Zartheit und Ge&#x017F;chmack.<lb/>
Das Kinn i&#x017F;t unbe&#x017F;timmt und kraftlos. Das Ohr &#x017F;cho&#x0364;n &#x2014; aber nicht ma&#x0364;nnlich genug. Der Um-<lb/>
riß des Ober- und Hinterhauptes vortrefflich. Die Stellung und der Blick &#x2014; eines untha&#x0364;tig neu-<lb/>
gierig, jedoch mit Ueberlegung hinaus blickenden.</p><lb/>
              <p>Die&#x017F;en Charakter hat auch, nur etwas mehr ma&#x0364;nnliche Kraft, der nach&#x017F;tehende Umriß 1.<lb/>
Das kindi&#x017F;ch kleinlichte von der Na&#x017F;en&#x017F;pitze zum Munde i&#x017F;t a&#x0364;rgerlich. 2. hingegen i&#x017F;t ma&#x0364;nnlicher<lb/>
und hat mehr ruhige Einfalt.</p><lb/>
              <figure/>
            </div>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">F.</hi> Vier Karrikaturumri&#x017F;&#x017F;e von Chri&#x017F;tusge&#x017F;ichtern.</hi> </head><lb/>
              <note place="left">Des <hi rendition="#aq">IV</hi> Ban-<lb/>
des <hi rendition="#aq">LVII.</hi><lb/>
Tafel. 4. Um-<lb/>
ri&#x017F;&#x017F;e von<lb/>
Chri&#x017F;tus.</note>
              <p><hi rendition="#in">V</hi>ier Karrikaturen nach einem irrdenen Bru&#x017F;tbilde, das ungleich mehr Gro&#x0364;ße und Wu&#x0364;r-<lb/>
de hat &#x2014; &#x017F;o unertra&#x0364;glich mir einige Partheyen de&#x017F;&#x017F;elben &#x017F;ind. Jn allen &#x2014; i&#x017F;t der Ju-<lb/>
daismus &#x017F;ichtbar. Am mei&#x017F;ten in 2. und 3. Am wenig&#x017F;ten in 1. Alle zu kurz, zu &#x017F;ehr<lb/>
zu&#x017F;ammengedru&#x0364;ckt. 1. weitaus das edel&#x017F;te von allen. &#x2014; Jn <hi rendition="#fr">allem</hi> das edel&#x017F;te &#x2014; die<lb/>
merklich zu kurze Na&#x017F;en&#x017F;pitze ausgenommen. Jn 1. allein noch etwas von ruhig gu&#x0364;tiger Heiterkeit.<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">K k k 2</fw><fw place="bottom" type="catch">Wie</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[443/0573] Chriſtusbilder. E. Chriſtus nach Chodowiecki. Viel Adel — aber nicht viel Kraft. Stirn und Naſe — (den unterſten Theil und das Naſenloch ausgenommen) ſtill und groß. Das Auge fein und treu — aber ſchwach. Die Augenbraune ruhig, aber keiner großen Thaten faͤhig. Der Uebergang von der Naſe zum Munde ſo gemein buͤrgerlich und kalt wie moͤglich. Jm Munde Zartheit und Geſchmack. Das Kinn iſt unbeſtimmt und kraftlos. Das Ohr ſchoͤn — aber nicht maͤnnlich genug. Der Um- riß des Ober- und Hinterhauptes vortrefflich. Die Stellung und der Blick — eines unthaͤtig neu- gierig, jedoch mit Ueberlegung hinaus blickenden. Dieſen Charakter hat auch, nur etwas mehr maͤnnliche Kraft, der nachſtehende Umriß 1. Das kindiſch kleinlichte von der Naſenſpitze zum Munde iſt aͤrgerlich. 2. hingegen iſt maͤnnlicher und hat mehr ruhige Einfalt. [Abbildung] F. Vier Karrikaturumriſſe von Chriſtusgeſichtern. Vier Karrikaturen nach einem irrdenen Bruſtbilde, das ungleich mehr Groͤße und Wuͤr- de hat — ſo unertraͤglich mir einige Partheyen deſſelben ſind. Jn allen — iſt der Ju- daismus ſichtbar. Am meiſten in 2. und 3. Am wenigſten in 1. Alle zu kurz, zu ſehr zuſammengedruͤckt. 1. weitaus das edelſte von allen. — Jn allem das edelſte — die merklich zu kurze Naſenſpitze ausgenommen. Jn 1. allein noch etwas von ruhig guͤtiger Heiterkeit. Wie K k k 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente04_1778
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente04_1778/573
Zitationshilfe: Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 4. Leipzig u. a., 1778, S. 443. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente04_1778/573>, abgerufen am 17.11.2024.