Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 4. Leipzig u. a., 1778.Fünftes Fragment. A. Etwas über das Alter. *) [Abbildung]
Derselbe Knabe, dasselbe Mädchen in verschiedenen Stufen des Alters von zehn zu zehn Jahren. a) Ein tägiges Knäbchen. c) Dasselbe im zehnten Jahre; das Auge zu nah an der Nase. b) Ein *) Wie sich in jedem Alter die menschlichen Physiog- nomien und Gestalten verändern, durch mancherley Krankheiten und Zufälle -- wäre nicht ganz überflüßi- ge Untersuchung. Jch kann nicht alles. Nur das merke ich an, daß Jünglinge von der besten Gestalt und Ge- sichtsbildung in den Jahren, wo sie mannbar zu wer- [Spaltenumbruch] den anfangen, sehr oft fatal aussehen, und ihren Ael- tern bange machen müssen. Sie dürfen aber deswegen den Muth nicht verlieren; wachen sollen über sie, aber nicht zu hart seyn gegen sie. Nach zwey Jahren wird sich die schöne Bildung wieder herstellen, wenn die Tu- gend unverletzt geblieben ist. Z z 2
Fuͤnftes Fragment. A. Etwas uͤber das Alter. *) [Abbildung]
Derſelbe Knabe, daſſelbe Maͤdchen in verſchiedenen Stufen des Alters von zehn zu zehn Jahren. a) Ein taͤgiges Knaͤbchen. c) Daſſelbe im zehnten Jahre; das Auge zu nah an der Naſe. b) Ein *) Wie ſich in jedem Alter die menſchlichen Phyſiog- nomien und Geſtalten veraͤndern, durch mancherley Krankheiten und Zufaͤlle — waͤre nicht ganz uͤberfluͤßi- ge Unterſuchung. Jch kann nicht alles. Nur das merke ich an, daß Juͤnglinge von der beſten Geſtalt und Ge- ſichtsbildung in den Jahren, wo ſie mannbar zu wer- [Spaltenumbruch] den anfangen, ſehr oft fatal ausſehen, und ihren Ael- tern bange machen muͤſſen. Sie duͤrfen aber deswegen den Muth nicht verlieren; wachen ſollen uͤber ſie, aber nicht zu hart ſeyn gegen ſie. Nach zwey Jahren wird ſich die ſchoͤne Bildung wieder herſtellen, wenn die Tu- gend unverletzt geblieben iſt. Z z 2
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Fuͤnftes Fragment.
A. Etwas uͤber das Alter. *)
[Abbildung]
Derſelbe Knabe, daſſelbe Maͤdchen in verſchiedenen Stufen des Alters von zehn zu zehn Jahren.
a) Ein taͤgiges Knaͤbchen. c) Daſſelbe im zehnten Jahre; das Auge zu nah an der Naſe.
Das Kinn um etwas zu ſpitz. e) Jm zwanzigſten Jahre. g) Jm dreyßigſten. Die Stirn und
Naſe zu gerade. Die Stirnlinie a kann nie ſo gerade werden, wie g. Die Stirnen, die im dreyßig-
ſten Jahre ſchon gerade ſind, ſind es beynahe ſchon im fuͤnften und ſechsten. i) Jm vierzigſten Jah-
re. Die Stirne wieder zu gebogen. l) Jm funfzigſten. Die Naſe zu kleinlich. n) Jm ſechzigſten.
Wahr und gut. p) Jm ſiebenzigſten. Wahr und gut. r) Jm achtzigſten. t) Jm neunzigſten. w) Jm
hundertſten. Vortrefflich.
b) Ein
*) Wie ſich in jedem Alter die menſchlichen Phyſiog-
nomien und Geſtalten veraͤndern, durch mancherley
Krankheiten und Zufaͤlle — waͤre nicht ganz uͤberfluͤßi-
ge Unterſuchung. Jch kann nicht alles. Nur das merke
ich an, daß Juͤnglinge von der beſten Geſtalt und Ge-
ſichtsbildung in den Jahren, wo ſie mannbar zu wer-
den anfangen, ſehr oft fatal ausſehen, und ihren Ael-
tern bange machen muͤſſen. Sie duͤrfen aber deswegen
den Muth nicht verlieren; wachen ſollen uͤber ſie, aber
nicht zu hart ſeyn gegen ſie. Nach zwey Jahren wird
ſich die ſchoͤne Bildung wieder herſtellen, wenn die Tu-
gend unverletzt geblieben iſt.
Z z 2
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Zitationshilfe: | Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 4. Leipzig u. a., 1778, S. 363. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente04_1778/439>, abgerufen am 18.12.2024. |