Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 4. Leipzig u. a., 1778.

Bild:
<< vorherige Seite
Aehnlichkeit der Aeltern und Kinder.
Beylage B.
[Abbildung]

Vater und Mutter, Sohn und Tochter. Jm Vater ist der Uebergang von der Nasenspitze
zum Munde merklich verfehlt. Nicht des Vaters, der Mutter sonderbare Stirn ist in Sohn und
Tochter übergegangen. Beyde haben auch, wie die übrigen vier verstorbenen Kinder, der Mutter
blaue Augen, tingirt mit des Vaters Lebhaftigkeit. Besonders aber haben sich die schwachen, hohen,
geschweiften Augenbraunen der Mutter fortgeerbt. Die Knochenfestigkeit und das Feuer haben
die Kinder vom Vater; von der Mutter das sanfte Phlegma, Weichheit, und Zartheit; von bey-
den die Feinheit der Nerven. Da bey Vater und Mutter die Oberlippe etwas vorsteht, so haben
und hatten alle Kinder vorstehende Oberlippen.

Hier noch zwey nicht gleich genaue Gränzumrisse von Vater und Mutter -- Beyläufig
merke ich an, daß ich glaube, daß sich aus solchen Zusammenstellungen derselben Gesichtslinien wohl
einmal eine brauchbare Gesichtsformtabelle finden ließe.

[Abbildung]

Beylage
Phys. Fragm. IV Versuch. U u
Aehnlichkeit der Aeltern und Kinder.
Beylage B.
[Abbildung]

Vater und Mutter, Sohn und Tochter. Jm Vater iſt der Uebergang von der Naſenſpitze
zum Munde merklich verfehlt. Nicht des Vaters, der Mutter ſonderbare Stirn iſt in Sohn und
Tochter uͤbergegangen. Beyde haben auch, wie die uͤbrigen vier verſtorbenen Kinder, der Mutter
blaue Augen, tingirt mit des Vaters Lebhaftigkeit. Beſonders aber haben ſich die ſchwachen, hohen,
geſchweiften Augenbraunen der Mutter fortgeerbt. Die Knochenfeſtigkeit und das Feuer haben
die Kinder vom Vater; von der Mutter das ſanfte Phlegma, Weichheit, und Zartheit; von bey-
den die Feinheit der Nerven. Da bey Vater und Mutter die Oberlippe etwas vorſteht, ſo haben
und hatten alle Kinder vorſtehende Oberlippen.

Hier noch zwey nicht gleich genaue Graͤnzumriſſe von Vater und Mutter — Beylaͤufig
merke ich an, daß ich glaube, daß ſich aus ſolchen Zuſammenſtellungen derſelben Geſichtslinien wohl
einmal eine brauchbare Geſichtsformtabelle finden ließe.

[Abbildung]

Beylage
Phyſ. Fragm. IV Verſuch. U u
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0397" n="337"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Aehnlichkeit der Aeltern und Kinder.</hi> </fw><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Beylage</hi> <hi rendition="#aq">B.</hi> </hi> </head><lb/>
              <figure/>
              <p>Vater und Mutter, Sohn und Tochter. Jm Vater i&#x017F;t der Uebergang von der Na&#x017F;en&#x017F;pitze<lb/>
zum Munde merklich verfehlt. Nicht des Vaters, der Mutter &#x017F;onderbare Stirn i&#x017F;t in Sohn und<lb/>
Tochter u&#x0364;bergegangen. Beyde haben auch, wie die u&#x0364;brigen vier ver&#x017F;torbenen Kinder, der Mutter<lb/>
blaue Augen, tingirt mit des Vaters Lebhaftigkeit. Be&#x017F;onders aber haben &#x017F;ich die &#x017F;chwachen, hohen,<lb/>
ge&#x017F;chweiften Augenbraunen der Mutter fortgeerbt. Die <hi rendition="#fr">Knochenfe&#x017F;tigkeit</hi> und das <hi rendition="#fr">Feuer</hi> haben<lb/>
die Kinder vom Vater; von der Mutter das &#x017F;anfte Phlegma, Weichheit, und Zartheit; von bey-<lb/>
den die Feinheit der Nerven. Da bey Vater und Mutter die Oberlippe etwas vor&#x017F;teht, &#x017F;o haben<lb/>
und hatten alle Kinder vor&#x017F;tehende Oberlippen.</p><lb/>
              <p>Hier noch zwey nicht gleich genaue Gra&#x0364;nzumri&#x017F;&#x017F;e von Vater und Mutter &#x2014; Beyla&#x0364;ufig<lb/>
merke ich an, daß ich glaube, daß &#x017F;ich aus &#x017F;olchen Zu&#x017F;ammen&#x017F;tellungen der&#x017F;elben Ge&#x017F;ichtslinien wohl<lb/>
einmal eine brauchbare Ge&#x017F;ichtsformtabelle finden ließe.</p><lb/>
              <figure/>
            </div>
            <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">Phy&#x017F;. Fragm.</hi><hi rendition="#aq">IV</hi><hi rendition="#fr">Ver&#x017F;uch.</hi> U u</fw>
            <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Beylage</hi> </fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[337/0397] Aehnlichkeit der Aeltern und Kinder. Beylage B. [Abbildung] Vater und Mutter, Sohn und Tochter. Jm Vater iſt der Uebergang von der Naſenſpitze zum Munde merklich verfehlt. Nicht des Vaters, der Mutter ſonderbare Stirn iſt in Sohn und Tochter uͤbergegangen. Beyde haben auch, wie die uͤbrigen vier verſtorbenen Kinder, der Mutter blaue Augen, tingirt mit des Vaters Lebhaftigkeit. Beſonders aber haben ſich die ſchwachen, hohen, geſchweiften Augenbraunen der Mutter fortgeerbt. Die Knochenfeſtigkeit und das Feuer haben die Kinder vom Vater; von der Mutter das ſanfte Phlegma, Weichheit, und Zartheit; von bey- den die Feinheit der Nerven. Da bey Vater und Mutter die Oberlippe etwas vorſteht, ſo haben und hatten alle Kinder vorſtehende Oberlippen. Hier noch zwey nicht gleich genaue Graͤnzumriſſe von Vater und Mutter — Beylaͤufig merke ich an, daß ich glaube, daß ſich aus ſolchen Zuſammenſtellungen derſelben Geſichtslinien wohl einmal eine brauchbare Geſichtsformtabelle finden ließe. [Abbildung] Beylage Phyſ. Fragm. IV Verſuch. U u

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente04_1778
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente04_1778/397
Zitationshilfe: Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 4. Leipzig u. a., 1778, S. 337. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente04_1778/397>, abgerufen am 17.11.2024.