Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 4. Leipzig u. a., 1778.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>
V. Abschnitt. IV. Fragment.
A. Franzosen.

a) Beaumarchais.*)

Des IV Ban-
des XIII. Ta-
fel. Beaumar-
chais.

Auch in der verschnittenen Copie bleibt der Charakter des französischen National-
gesichtes übrig. So wenig Gefaltetes, und dennoch so wenig große Partheyen. Jhr wer-
det kaum einen Engländer mit solchen Augen und Lippen finden.

b) Auch kaum einen mit diesem Blicke, dieser kleinlichen Nase und Lippe, worinn jedoch
viele Feinheit und Beredsamkeit Sitz und Stimme haben mag.

[Abbildung]
c) Ganz
*) [Spaltenumbruch] Trocknes Bild ohne Geist und Seele gezeichnet.
Das Auge unbestimmt, verschnitten der Mund. Der
untere Theil kann kaum ähnlich seyn. Seine Platt-
heit kann mit der Stirne und Nase nicht wohl bestehen.
Klugheit, Vernunft -- praktische aber nicht metaphy-
[Spaltenumbruch] sische Abstraktionsgabe drückt sich in dieser Stirne, die-
sem Blicke aus. Festigkeit, Hitze und Kälte -- ohne
Wärme und Liebe macht einen Hauptcharakter unsers
Bildes aus.
V. Abſchnitt. IV. Fragment.
A. Franzoſen.

a) Beaumarchais.*)

Des IV Ban-
des XIII. Ta-
fel. Beaumar-
chais.

Auch in der verſchnittenen Copie bleibt der Charakter des franzoͤſiſchen National-
geſichtes uͤbrig. So wenig Gefaltetes, und dennoch ſo wenig große Partheyen. Jhr wer-
det kaum einen Englaͤnder mit ſolchen Augen und Lippen finden.

b) Auch kaum einen mit dieſem Blicke, dieſer kleinlichen Naſe und Lippe, worinn jedoch
viele Feinheit und Beredſamkeit Sitz und Stimme haben mag.

[Abbildung]
c) Ganz
*) [Spaltenumbruch] Trocknes Bild ohne Geiſt und Seele gezeichnet.
Das Auge unbeſtimmt, verſchnitten der Mund. Der
untere Theil kann kaum aͤhnlich ſeyn. Seine Platt-
heit kann mit der Stirne und Naſe nicht wohl beſtehen.
Klugheit, Vernunft — praktiſche aber nicht metaphy-
[Spaltenumbruch] ſiſche Abſtraktionsgabe druͤckt ſich in dieſer Stirne, die-
ſem Blicke aus. Feſtigkeit, Hitze und Kaͤlte — ohne
Waͤrme und Liebe macht einen Hauptcharakter unſers
Bildes aus.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0330" n="290"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">V.</hi> Ab&#x017F;chnitt. <hi rendition="#aq">IV.</hi> Fragment.</hi> </fw><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">A.</hi> Franzo&#x017F;en.</hi> </head><lb/>
              <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#aq">a)</hi> <hi rendition="#g">Beaumarchais.</hi> </hi> <note place="foot" n="*)"><cb/>
Trocknes Bild ohne Gei&#x017F;t und Seele gezeichnet.<lb/>
Das Auge unbe&#x017F;timmt, ver&#x017F;chnitten der Mund. Der<lb/>
untere Theil kann kaum a&#x0364;hnlich &#x017F;eyn. Seine Platt-<lb/>
heit kann mit der Stirne und Na&#x017F;e nicht wohl be&#x017F;tehen.<lb/>
Klugheit, Vernunft &#x2014; prakti&#x017F;che aber nicht metaphy-<lb/><cb/>
&#x017F;i&#x017F;che Ab&#x017F;traktionsgabe dru&#x0364;ckt &#x017F;ich in die&#x017F;er Stirne, die-<lb/>
&#x017F;em Blicke aus. Fe&#x017F;tigkeit, Hitze und Ka&#x0364;lte &#x2014; ohne<lb/>
Wa&#x0364;rme und Liebe macht einen Hauptcharakter un&#x017F;ers<lb/>
Bildes aus.</note>
                </hi> </p><lb/>
              <note place="left">Des <hi rendition="#aq">IV</hi> Ban-<lb/>
des <hi rendition="#aq">XIII.</hi> Ta-<lb/>
fel. Beaumar-<lb/>
chais.</note>
              <p>Auch in der ver&#x017F;chnittenen Copie bleibt der Charakter des franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen National-<lb/>
ge&#x017F;ichtes u&#x0364;brig. So wenig Gefaltetes, und dennoch &#x017F;o wenig große Partheyen. Jhr wer-<lb/>
det kaum einen Engla&#x0364;nder mit &#x017F;olchen Augen und Lippen finden.</p><lb/>
              <p><hi rendition="#aq">b)</hi> Auch kaum einen mit die&#x017F;em Blicke, die&#x017F;er kleinlichen Na&#x017F;e und Lippe, worinn jedoch<lb/>
viele Feinheit und Bered&#x017F;amkeit Sitz und Stimme haben mag.</p><lb/>
              <figure/>
              <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">c)</hi> Ganz</fw><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[290/0330] V. Abſchnitt. IV. Fragment. A. Franzoſen. a) Beaumarchais. *) Auch in der verſchnittenen Copie bleibt der Charakter des franzoͤſiſchen National- geſichtes uͤbrig. So wenig Gefaltetes, und dennoch ſo wenig große Partheyen. Jhr wer- det kaum einen Englaͤnder mit ſolchen Augen und Lippen finden. b) Auch kaum einen mit dieſem Blicke, dieſer kleinlichen Naſe und Lippe, worinn jedoch viele Feinheit und Beredſamkeit Sitz und Stimme haben mag. [Abbildung] c) Ganz *) Trocknes Bild ohne Geiſt und Seele gezeichnet. Das Auge unbeſtimmt, verſchnitten der Mund. Der untere Theil kann kaum aͤhnlich ſeyn. Seine Platt- heit kann mit der Stirne und Naſe nicht wohl beſtehen. Klugheit, Vernunft — praktiſche aber nicht metaphy- ſiſche Abſtraktionsgabe druͤckt ſich in dieſer Stirne, die- ſem Blicke aus. Feſtigkeit, Hitze und Kaͤlte — ohne Waͤrme und Liebe macht einen Hauptcharakter unſers Bildes aus.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente04_1778
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente04_1778/330
Zitationshilfe: Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 4. Leipzig u. a., 1778, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente04_1778/330>, abgerufen am 17.11.2024.