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Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 4. Leipzig u. a., 1778.

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V. Abschnitt. II. Fragment.
"mehr Galle haben, als andre Menschen." Zu dem Nationalcharakter jüdisches Gesichtes rechne
ich auch spitzes Kinn und große Lippen mit bestimmt gezeichneter Mittellinie.

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b) Aus
"ben nichts von dem tartarischen Gesichte, noch die
"eingedrückte Nase, und die kleinen Schweinsaugen,
"welche man bey ihren Nachbarn antrifft. Das geor-
"gianische
Blut ist noch schöner, als das caschemiri-
"sche.
Man findet in diesem Lande kein häßliches Ge-
"sicht, und die Natur hat hier den meisten Weibern An-
"nehmlichkeiten verliehen, welche man sonst nicht an-
"trifft. Die Männer sind gleichfalls sehr schön; sie
"haben von Natur einen guten Verstand, und würden
"zu Wissenschaften und Künsten geschickt seyn; allein
"ihre schlechte Erziehung ist Ursache, daß sie so sehr un-
"wissend und lasterhaft sind. Bey allen ihren Lastern
"sind die Georgianer dennoch höflich, leutselig und
"ernsthaft. Sie halten sehr an sich, und werden nur
"selten zornig, wiewohl sie auch unversöhnliche Feinde
"sind, wenn sie gegen jemanden einen Haß geschöpft
"haben. Die Cirkaßier und Mingrelier sind eben so
"schön als wohlgestalt. -- Es ist etwas seltenes,
"Bucklichte und Hinkende unter den Türken zu finden.
"Die Spanier sind mager und ziemlich klein; sie haben
"eine feine Leibesgestalt, einen schönen Kopf, regelmä-
"ßige Gesichtszüge, schöne Augen, Zähne, die in ziem-
"lich guter Ordnung stehen; aber ein gelbes braunes
"Gesicht. -- Man hat angemerkt, daß in einigen
"spanischen Landschaften, als um den Fluß Bidoßoa,
"die Einwohner überaus große Ohren haben." --
(Hören sie wohl besser, als kleine Ohren? Jch kenne
einen Mann von großen und rohen Ohren, der außer-
ordentlich fein höret -- und verständig ist. Sonst
habe ich besonders an Thoren vorzüglich große Ohren
bemerkt; und an sehr schwachen, empfindlichen, weib-
lichen Charaktern außerordentlich kleine.) "Jn England,
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"Deutschlands sieht man schon wenige Leute mit
"schwarzen oder braunen Haaren, und in Dännemark,
"Schweden
und Pohlen findet man deren fast gar keine.
"Nach Linnäus sind die Gothen groß von Leibe; sie
"haben gerade, gelblichte und weiße Haare, und der
"Kreis um den Stern des Auges ist bey ihnen blau-
"licht. Die Finnen haben einen fleischichten Leib,
"gelbe und lange Haare, der Kreis um den Stern ihrer
"Augen aber ist dunkelgelb." --
"Es ist eine so große Mannichfaltigkeit in dem Ge-
"schlechte der Schwarzen, als der Weißen. Sie ha-
"ben wie die Weißen ihre Tartarn und ihre Cirkaßier;
"die Einwohner von Guinea sind ungemein häßlich,
"und haben einen unerträglichen Geruch. Die in So-
"fala
und Mozambique sind schön, und riechen gar
"nicht übel. Diese zwo Gattungen Schwarzer haben
"eine größere Aehnlichkeit in den Farben, als in den
"Gesichtszügen; und ihre Haare, ihre Haut, der Ge-
"ruch ihres Leibes, ihre Sitten und Gemüthsneigungen
"sind ebenfalls sehr unterschieden. Die Mohren von
"dem grünen Vorgebürge haben bey weitem keinen so
"übeln Geruch, als die von Angola; sie haben auch
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"deten Leib; nicht so wilde Gesichtszüge, eine sanftmü-
"thigere Gemüthsart und eine ansehnlichere Gestalt.
"Die Senegaler sind unter allen Mohren die bestge-
"bildeten; lassen sich auch am leichtesten unterrichten.
"Die Nagos die leutseligsten, die Mandoegos die
"grausamsten, die Mimor die beherztesten, die eigen-
"sinnigsten und zur Verzweiflung am meisten geneigt."
(Wenn dem so ist, fürs erste nur diese Köpfe studirt,
und

V. Abſchnitt. II. Fragment.
„mehr Galle haben, als andre Menſchen.“ Zu dem Nationalcharakter juͤdiſches Geſichtes rechne
ich auch ſpitzes Kinn und große Lippen mit beſtimmt gezeichneter Mittellinie.

[Spaltenumbruch]
b) Aus
„ben nichts von dem tartariſchen Geſichte, noch die
„eingedruͤckte Naſe, und die kleinen Schweinsaugen,
„welche man bey ihren Nachbarn antrifft. Das geor-
„gianiſche
Blut iſt noch ſchoͤner, als das caſchemiri-
„ſche.
Man findet in dieſem Lande kein haͤßliches Ge-
„ſicht, und die Natur hat hier den meiſten Weibern An-
„nehmlichkeiten verliehen, welche man ſonſt nicht an-
„trifft. Die Maͤnner ſind gleichfalls ſehr ſchoͤn; ſie
„haben von Natur einen guten Verſtand, und wuͤrden
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„ſind die Georgianer dennoch hoͤflich, leutſelig und
„ernſthaft. Sie halten ſehr an ſich, und werden nur
„ſelten zornig, wiewohl ſie auch unverſoͤhnliche Feinde
„ſind, wenn ſie gegen jemanden einen Haß geſchoͤpft
„haben. Die Cirkaßier und Mingrelier ſind eben ſo
„ſchoͤn als wohlgeſtalt. — Es iſt etwas ſeltenes,
Bucklichte und Hinkende unter den Tuͤrken zu finden.
„Die Spanier ſind mager und ziemlich klein; ſie haben
„eine feine Leibesgeſtalt, einen ſchoͤnen Kopf, regelmaͤ-
„ßige Geſichtszuͤge, ſchoͤne Augen, Zaͤhne, die in ziem-
„lich guter Ordnung ſtehen; aber ein gelbes braunes
„Geſicht. — Man hat angemerkt, daß in einigen
ſpaniſchen Landſchaften, als um den Fluß Bidoßoa,
„die Einwohner uͤberaus große Ohren haben.“ —
(Hoͤren ſie wohl beſſer, als kleine Ohren? Jch kenne
einen Mann von großen und rohen Ohren, der außer-
ordentlich fein hoͤret — und verſtaͤndig iſt. Sonſt
habe ich beſonders an Thoren vorzuͤglich große Ohren
bemerkt; und an ſehr ſchwachen, empfindlichen, weib-
lichen Charaktern außerordentlich kleine.) „Jn England,
[Spaltenumbruch]Flandern, Holland, und den noͤrdlichen Laͤndern
Deutſchlands ſieht man ſchon wenige Leute mit
ſchwarzen oder braunen Haaren, und in Daͤnnemark,
„Schweden
und Pohlen findet man deren faſt gar keine.
„Nach Linnaͤus ſind die Gothen groß von Leibe; ſie
„haben gerade, gelblichte und weiße Haare, und der
„Kreis um den Stern des Auges iſt bey ihnen blau-
„licht. Die Finnen haben einen fleiſchichten Leib,
„gelbe und lange Haare, der Kreis um den Stern ihrer
„Augen aber iſt dunkelgelb.“ —
„Es iſt eine ſo große Mannichfaltigkeit in dem Ge-
„ſchlechte der Schwarzen, als der Weißen. Sie ha-
„ben wie die Weißen ihre Tartarn und ihre Cirkaßier;
„die Einwohner von Guinea ſind ungemein haͤßlich,
„und haben einen unertraͤglichen Geruch. Die in So-
„fala
und Mozambique ſind ſchoͤn, und riechen gar
„nicht uͤbel. Dieſe zwo Gattungen Schwarzer haben
„eine groͤßere Aehnlichkeit in den Farben, als in den
„Geſichtszuͤgen; und ihre Haare, ihre Haut, der Ge-
„ruch ihres Leibes, ihre Sitten und Gemuͤthsneigungen
„ſind ebenfalls ſehr unterſchieden. Die Mohren von
„dem gruͤnen Vorgebuͤrge haben bey weitem keinen ſo
„uͤbeln Geruch, als die von Angola; ſie haben auch
„eine ſchoͤnere und ſchwaͤrzere Haut, einen beſſer gebil-
„deten Leib; nicht ſo wilde Geſichtszuͤge, eine ſanftmuͤ-
„thigere Gemuͤthsart und eine anſehnlichere Geſtalt.
„Die Senegaler ſind unter allen Mohren die beſtge-
„bildeten; laſſen ſich auch am leichteſten unterrichten.
„Die Nagos die leutſeligſten, die Mandoegos die
„grauſamſten, die Mimor die beherzteſten, die eigen-
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[274/0314] V. Abſchnitt. II. Fragment. „mehr Galle haben, als andre Menſchen.“ Zu dem Nationalcharakter juͤdiſches Geſichtes rechne ich auch ſpitzes Kinn und große Lippen mit beſtimmt gezeichneter Mittellinie. b) Aus 1) 1) „ben nichts von dem tartariſchen Geſichte, noch die „eingedruͤckte Naſe, und die kleinen Schweinsaugen, „welche man bey ihren Nachbarn antrifft. Das geor- „gianiſche Blut iſt noch ſchoͤner, als das caſchemiri- „ſche. Man findet in dieſem Lande kein haͤßliches Ge- „ſicht, und die Natur hat hier den meiſten Weibern An- „nehmlichkeiten verliehen, welche man ſonſt nicht an- „trifft. Die Maͤnner ſind gleichfalls ſehr ſchoͤn; ſie „haben von Natur einen guten Verſtand, und wuͤrden „zu Wiſſenſchaften und Kuͤnſten geſchickt ſeyn; allein „ihre ſchlechte Erziehung iſt Urſache, daß ſie ſo ſehr un- „wiſſend und laſterhaft ſind. Bey allen ihren Laſtern „ſind die Georgianer dennoch hoͤflich, leutſelig und „ernſthaft. Sie halten ſehr an ſich, und werden nur „ſelten zornig, wiewohl ſie auch unverſoͤhnliche Feinde „ſind, wenn ſie gegen jemanden einen Haß geſchoͤpft „haben. Die Cirkaßier und Mingrelier ſind eben ſo „ſchoͤn als wohlgeſtalt. — Es iſt etwas ſeltenes, „Bucklichte und Hinkende unter den Tuͤrken zu finden. „Die Spanier ſind mager und ziemlich klein; ſie haben „eine feine Leibesgeſtalt, einen ſchoͤnen Kopf, regelmaͤ- „ßige Geſichtszuͤge, ſchoͤne Augen, Zaͤhne, die in ziem- „lich guter Ordnung ſtehen; aber ein gelbes braunes „Geſicht. — Man hat angemerkt, daß in einigen „ſpaniſchen Landſchaften, als um den Fluß Bidoßoa, „die Einwohner uͤberaus große Ohren haben.“ — (Hoͤren ſie wohl beſſer, als kleine Ohren? Jch kenne einen Mann von großen und rohen Ohren, der außer- ordentlich fein hoͤret — und verſtaͤndig iſt. Sonſt habe ich beſonders an Thoren vorzuͤglich große Ohren bemerkt; und an ſehr ſchwachen, empfindlichen, weib- lichen Charaktern außerordentlich kleine.) „Jn England, „Flandern, Holland, und den noͤrdlichen Laͤndern „Deutſchlands ſieht man ſchon wenige Leute mit „ſchwarzen oder braunen Haaren, und in Daͤnnemark, „Schweden und Pohlen findet man deren faſt gar keine. „Nach Linnaͤus ſind die Gothen groß von Leibe; ſie „haben gerade, gelblichte und weiße Haare, und der „Kreis um den Stern des Auges iſt bey ihnen blau- „licht. Die Finnen haben einen fleiſchichten Leib, „gelbe und lange Haare, der Kreis um den Stern ihrer „Augen aber iſt dunkelgelb.“ — „Es iſt eine ſo große Mannichfaltigkeit in dem Ge- „ſchlechte der Schwarzen, als der Weißen. Sie ha- „ben wie die Weißen ihre Tartarn und ihre Cirkaßier; „die Einwohner von Guinea ſind ungemein haͤßlich, „und haben einen unertraͤglichen Geruch. Die in So- „fala und Mozambique ſind ſchoͤn, und riechen gar „nicht uͤbel. Dieſe zwo Gattungen Schwarzer haben „eine groͤßere Aehnlichkeit in den Farben, als in den „Geſichtszuͤgen; und ihre Haare, ihre Haut, der Ge- „ruch ihres Leibes, ihre Sitten und Gemuͤthsneigungen „ſind ebenfalls ſehr unterſchieden. Die Mohren von „dem gruͤnen Vorgebuͤrge haben bey weitem keinen ſo „uͤbeln Geruch, als die von Angola; ſie haben auch „eine ſchoͤnere und ſchwaͤrzere Haut, einen beſſer gebil- „deten Leib; nicht ſo wilde Geſichtszuͤge, eine ſanftmuͤ- „thigere Gemuͤthsart und eine anſehnlichere Geſtalt. „Die Senegaler ſind unter allen Mohren die beſtge- „bildeten; laſſen ſich auch am leichteſten unterrichten. „Die Nagos die leutſeligſten, die Mandoegos die „grauſamſten, die Mimor die beherzteſten, die eigen- „ſinnigſten und zur Verzweiflung am meiſten geneigt.“ (Wenn dem ſo iſt, fuͤrs erſte nur dieſe Koͤpfe ſtudirt, und

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Zitationshilfe: Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 4. Leipzig u. a., 1778, S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente04_1778/314>, abgerufen am 24.11.2024.