Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 4. Leipzig u. a., 1778.Stellen aus Huart. Fleisch ist überhaupt dümmer, als festes Fleisch. Das ist wahr. -- Quorum perdura caro est, ii tar-do ingenio sunt; quorum autem mollis est, ingeniosi. Arist. Lib. III. -- Welcher Widerspruch, der aber verschwindet, wenn perdura zähe und spröde, mollis fein, unschwammig -- zart, übersetzt wird. 15. Will man wissen, ob die Beschaffenheit des Gehirnes mit der Beschaffenheit des Fleisches überein- 16. Will man nun ferner, wenn die Haare von der ersten Beschaffenheit sind, unterscheiden, ob sie einen 17. Heraklit sagt: auge xere, psukhe sophotate. 18. Man wird wenig Leute von großem Verstande finden, welche eine gute Hand schreiben. -- -- Nä- Drittes Z 2
Stellen aus Huart. Fleiſch iſt uͤberhaupt duͤmmer, als feſtes Fleiſch. Das iſt wahr. — Quorum perdura caro eſt, ii tar-do ingenio ſunt; quorum autem mollis eſt, ingenioſi. Ariſt. Lib. III. — Welcher Widerſpruch, der aber verſchwindet, wenn perdura zaͤhe und ſproͤde, mollis fein, unſchwammig — zart, uͤberſetzt wird. 15. Will man wiſſen, ob die Beſchaffenheit des Gehirnes mit der Beſchaffenheit des Fleiſches uͤberein- 16. Will man nun ferner, wenn die Haare von der erſten Beſchaffenheit ſind, unterſcheiden, ob ſie einen 17. Heraklit ſagt: ἀυγη ξηρη, ψυχη σοφωτατη. 18. Man wird wenig Leute von großem Verſtande finden, welche eine gute Hand ſchreiben. — — Naͤ- Drittes Z 2
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Stellen aus Huart.
Fleiſch iſt uͤberhaupt duͤmmer, als feſtes Fleiſch. Das iſt wahr. — Quorum perdura caro eſt, ii tar-
do ingenio ſunt; quorum autem mollis eſt, ingenioſi. Ariſt. Lib. III. — Welcher Widerſpruch, der
aber verſchwindet, wenn perdura zaͤhe und ſproͤde, mollis fein, unſchwammig — zart,
uͤberſetzt wird.
15.
Will man wiſſen, ob die Beſchaffenheit des Gehirnes mit der Beſchaffenheit des Fleiſches uͤberein-
komme — ſo muß man die Haupthaare betrachten. Sind dieſe ſchwarz, ſtark, ſproͤde, und dichte, ſo zeugen
ſie von einer guten Einbildungskraft und einem guten Verſtande. — Ach! nein doch! nicht ſo allgemein
geſprochen — mir faͤllt ſogleich ein erzſchwacher Menſch, ſchwach von Natur, mit ſo einem Haare
bey — Sproͤdigkeit iſt ein fatales Wort, das nie etwas Gutes bedeutet; man mag es
anwenden, auf was man will. — Sind aber die Haare zart und weiß, ſo zeugen ſie von nichts, als einem
guten Gedaͤchtniſſe. — Auch wieder zu wenig .. Sie zeugen von einer feinen Organiſation, die Ein-
druͤcke von Bildern wenigſtens ſo gut aufnimmt, als von Zeichen der Bilder.
16.
Will man nun ferner, wenn die Haare von der erſten Beſchaffenheit ſind, unterſcheiden, ob ſie einen
guten Verſtand, oder eine gute Einbildungskraft anzeigen, ſo muß man auf das Lachen des Knaben acht haben.
Denn das Lachen iſt es, welches die Beſchaffenheit der Einbildungskraft verraͤth. — Und, thue ich
hinzu, des Verſtandes, des Herzens, der Kraft, der Liebe, des Haſſes, des Stolzes, der Demuth,
der Treue und Falſchheit. Haͤtte ich Zeichner, die auf die Umriſſe des Lachens laureten — Eine
Phyſiognomik des Lachens waͤre das intereſſanteſte Lehrbuch der Menſchenkenntniß! Wer gut
lacht, iſt gut. Man ſagt von unſerm Herrn! „Er habe nie gelacht“ — — Jch glaube es —
haͤtte er aber nie gelaͤchelt; ſo waͤre er kein Menſch geweſen. Chriſtus Laͤcheln — enthielt gewiß
die Grundlinie der einfaltvollſten Bruderguͤte!
17.
Heraklit ſagt: ἀυγη ξηρη, ψυχη σοφωτατη.
18.
Man wird wenig Leute von großem Verſtande finden, welche eine gute Hand ſchreiben. — — Naͤ-
her beſtimmt — eine ſchulmeiſteriſch regulaͤre Handſchrift.
Drittes
Z 2
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