Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 4. Leipzig u. a., 1778.I. Abschnitt. XII. Fragment. Eine Fabel. bringlich war die Unschuld -- aber rein weg war das Laster -- und das Gesicht war zur erhaben-sten Tugend geworden. Wie den geretteten Bruder ein Bruder zum ängstlich harrenden Vater zurückführt -- so brachte der Sohn das Gemählde dem Vater wieder -- Freude weinte der Va- ter -- und es ward dem Vater und dem Sohne lieber, als vorher -- und sie ließens nun keinen Augenblick mehr aus dem Gesichte. -- Jst Erklärung nöthig, Leser? -- Es ist deine Geschichte, die Geschichte aller Menschen- Des
I. Abſchnitt. XII. Fragment. Eine Fabel. bringlich war die Unſchuld — aber rein weg war das Laſter — und das Geſicht war zur erhaben-ſten Tugend geworden. Wie den geretteten Bruder ein Bruder zum aͤngſtlich harrenden Vater zuruͤckfuͤhrt — ſo brachte der Sohn das Gemaͤhlde dem Vater wieder — Freude weinte der Va- ter — und es ward dem Vater und dem Sohne lieber, als vorher — und ſie ließens nun keinen Augenblick mehr aus dem Geſichte. — Jſt Erklaͤrung noͤthig, Leſer? — Es iſt deine Geſchichte, die Geſchichte aller Menſchen- Des
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0132" n="104"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">I.</hi> Abſchnitt. <hi rendition="#aq">XII.</hi> Fragment. Eine Fabel.</hi></fw><lb/> bringlich war die Unſchuld — aber rein weg war das Laſter — und das Geſicht war zur erhaben-<lb/> ſten <hi rendition="#b">Tugend</hi> geworden. Wie den geretteten Bruder ein Bruder zum aͤngſtlich harrenden Vater<lb/> zuruͤckfuͤhrt — ſo brachte der Sohn das Gemaͤhlde dem Vater wieder — Freude weinte der Va-<lb/> ter — und es ward dem Vater und dem Sohne lieber, als vorher — und ſie ließens nun keinen<lb/> Augenblick mehr aus dem Geſichte. —</p><lb/> <p>Jſt Erklaͤrung noͤthig, Leſer? — Es iſt deine Geſchichte, die Geſchichte aller Menſchen-<lb/> geſichter, die Gott unſchuldig ſchuf — Leidenſchaften mit Zuͤgen des Laſters verteufeln — Chri-<lb/> ſtus zur Tugend und Schoͤnheit erneuert! —</p> </div> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Des</fw><lb/> </body> </text> </TEI> [104/0132]
I. Abſchnitt. XII. Fragment. Eine Fabel.
bringlich war die Unſchuld — aber rein weg war das Laſter — und das Geſicht war zur erhaben-
ſten Tugend geworden. Wie den geretteten Bruder ein Bruder zum aͤngſtlich harrenden Vater
zuruͤckfuͤhrt — ſo brachte der Sohn das Gemaͤhlde dem Vater wieder — Freude weinte der Va-
ter — und es ward dem Vater und dem Sohne lieber, als vorher — und ſie ließens nun keinen
Augenblick mehr aus dem Geſichte. —
Jſt Erklaͤrung noͤthig, Leſer? — Es iſt deine Geſchichte, die Geſchichte aller Menſchen-
geſichter, die Gott unſchuldig ſchuf — Leidenſchaften mit Zuͤgen des Laſters verteufeln — Chri-
ſtus zur Tugend und Schoͤnheit erneuert! —
Des
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |