Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 3. Leipzig u. a., 1777.

Bild:
<< vorherige Seite
Vermischte Porträte.
b) Umriß. Fr.
Des III. Ban-
des CIV.
Tafel. Fr.

Diese schief zurückgehende, beynahe Linealgerade Stirne -- eine beynah uneroberliche
Mauer -- deren Profil einer halben ägyptischen Pyramide gleich wäre.

An der Spitze der Nase fehlt der in der Natur gewiß nicht fehlende Ausdruck von
Großheit.

Das Kinn, allein betrachtet, hat etwas sehr feines, gutes und edles -- So aber ist's
im Zusammenhange mit der in ihrer Art so Einzigen Stirne zu kleinlich.

Alle eigentliche Lippen des Mundes sind kleinlich und wenig merkbar -- wo die Lippen
oder das Pallium der Zähne länglicht, und nicht hohl im Profile sind.

Etwas mehr Anmuth, dafür etwas weniger Großheit und mehr Kleinlichkeit hat dieser,
obgleich mit äußerster Sorgfalt durchgezeichnete, Umriß.



Beschluß.
Phys. Fragm. III Versuch. Y y
Vermiſchte Portraͤte.
b) Umriß. Fr.
Des III. Ban-
des CIV.
Tafel. Fr.

Dieſe ſchief zuruͤckgehende, beynahe Linealgerade Stirne — eine beynah uneroberliche
Mauer — deren Profil einer halben aͤgyptiſchen Pyramide gleich waͤre.

An der Spitze der Naſe fehlt der in der Natur gewiß nicht fehlende Ausdruck von
Großheit.

Das Kinn, allein betrachtet, hat etwas ſehr feines, gutes und edles — So aber iſt’s
im Zuſammenhange mit der in ihrer Art ſo Einzigen Stirne zu kleinlich.

Alle eigentliche Lippen des Mundes ſind kleinlich und wenig merkbar — wo die Lippen
oder das Pallium der Zaͤhne laͤnglicht, und nicht hohl im Profile ſind.

Etwas mehr Anmuth, dafuͤr etwas weniger Großheit und mehr Kleinlichkeit hat dieſer,
obgleich mit aͤußerſter Sorgfalt durchgezeichnete, Umriß.



Beſchluß.
Phyſ. Fragm. III Verſuch. Y y
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0575" n="353"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Vermi&#x017F;chte Portra&#x0364;te.</hi> </fw><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#aq">b)</hi> <hi rendition="#g">Umriß. <hi rendition="#aq">Fr.</hi></hi> </hi> </head><lb/>
            <note place="left">Des <hi rendition="#aq">III.</hi> Ban-<lb/>
des <hi rendition="#aq">CIV.</hi><lb/>
Tafel. <hi rendition="#aq">Fr.</hi></note>
            <p><hi rendition="#in">D</hi>ie&#x017F;e &#x017F;chief zuru&#x0364;ckgehende, beynahe Linealgerade Stirne &#x2014; eine beynah uneroberliche<lb/>
Mauer &#x2014; deren Profil einer halben a&#x0364;gypti&#x017F;chen Pyramide gleich wa&#x0364;re.</p><lb/>
            <p>An der Spitze der Na&#x017F;e fehlt der in der Natur gewiß nicht fehlende Ausdruck von<lb/>
Großheit.</p><lb/>
            <p>Das <hi rendition="#fr">Kinn, allein</hi> betrachtet, hat etwas &#x017F;ehr feines, gutes und edles &#x2014; So aber i&#x017F;t&#x2019;s<lb/>
im Zu&#x017F;ammenhange mit der in ihrer Art &#x017F;o Einzigen Stirne zu kleinlich.</p><lb/>
            <p>Alle <hi rendition="#fr">eigentliche Lippen</hi> des Mundes &#x017F;ind kleinlich und wenig merkbar &#x2014; wo die Lippen<lb/>
oder das Pallium der Za&#x0364;hne la&#x0364;nglicht, und nicht hohl im Profile &#x017F;ind.</p><lb/>
            <p>Etwas mehr Anmuth, dafu&#x0364;r etwas weniger Großheit und mehr Kleinlichkeit hat die&#x017F;er,<lb/>
obgleich mit a&#x0364;ußer&#x017F;ter Sorgfalt durchgezeichnete, Umriß.</p>
          </div>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">Phy&#x017F;. Fragm.</hi><hi rendition="#aq">III</hi><hi rendition="#fr">Ver&#x017F;uch.</hi> Y y</fw>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Be&#x017F;chluß.</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[353/0575] Vermiſchte Portraͤte. b) Umriß. Fr. Dieſe ſchief zuruͤckgehende, beynahe Linealgerade Stirne — eine beynah uneroberliche Mauer — deren Profil einer halben aͤgyptiſchen Pyramide gleich waͤre. An der Spitze der Naſe fehlt der in der Natur gewiß nicht fehlende Ausdruck von Großheit. Das Kinn, allein betrachtet, hat etwas ſehr feines, gutes und edles — So aber iſt’s im Zuſammenhange mit der in ihrer Art ſo Einzigen Stirne zu kleinlich. Alle eigentliche Lippen des Mundes ſind kleinlich und wenig merkbar — wo die Lippen oder das Pallium der Zaͤhne laͤnglicht, und nicht hohl im Profile ſind. Etwas mehr Anmuth, dafuͤr etwas weniger Großheit und mehr Kleinlichkeit hat dieſer, obgleich mit aͤußerſter Sorgfalt durchgezeichnete, Umriß. Beſchluß. Phyſ. Fragm. III Verſuch. Y y

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente03_1777
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente03_1777/575
Zitationshilfe: Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 3. Leipzig u. a., 1777, S. 353. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente03_1777/575>, abgerufen am 17.11.2024.